Spielen mit Gefuehl

  • Ersteller des Themas Normalo
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Ist es normal, dass man so ein Stueck drei bis vier Wochen lang ueben muss, bis man es souveraen vortragen kann, oder gehoere ich da eher zu den langsamen Lernern?
Leider habe ich die entsprechende Stelle nicht gefunden, daher: Was meinst Du mit "so ein Stueck" für ein Stück?

Grundsätzlich arbeite ich eher deutlich länger als 3-4 Wochen an einem Stück. Souverän vortragen kann ich trotzdem fast nix.
 
Ist es normal, dass man so ein Stueck drei bis vier Wochen lang ueben muss, bis man es souveraen vortragen kann, oder gehoere ich da eher zu den langsamen Lernern?
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Ist es normal, dass man so ein Stueck drei bis vier Wochen lang ueben muss, bis man es souveraen vortragen kann, oder gehoere ich da eher zu den langsamen Lernern?
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Ich brauche in der Regel deutlich länger als 3 - 4 Wochen und nicht immer kann ich dann das Stück souverän vortragen. Die Dauer ist Abhängig vom Schwierigkeitsgrad des Stückes. Bei manchen Stück bleiben "Stolpersteine" bestehen. Das ist für mich ein Grund ein solches Stück später noch einmal als Übungsstück zu wiederhole.
 
Lustig(?), hier ausgerechnet die Kinderszenen einzubringen für so nen Spruch "Lebenslanges-Lernen-ist-Blabla".

Im Gegenteil: Professionelle Pianisten dürfen sich ganz ehrenhaft ihr Leben lang damit abmühen. Es geht nicht nur um falsche Tasten.

Allein zum ersten Stück (Fremde Länder...) gibt es hier einen längeren Thread.

Wers mal ausprobieren mag: das notorische C-Dur-Präludium ("Ave Maria") von Bach fehlerfrei vorzuspielen und so, dass die Zuhörer nicht ab der Mitte wegnicken und duldsam dem Ende entgegen weghören.

("Kenner" warten sogar schon die erlösende F-Dur-Harmonie (drittletzter Takt) ab und "freuen" sich, dass es gleich vorbei sein wird...)

Ars longa, vita brevis.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist auch keine schlechte Übung, beim Spiel des Bach- Präludiums das Ave Maria von Gounod mitzusingen oder zu pfeifen.
 
Vollkommen unterschätztes Stück! Konnte ich auf Anhieb vom Blatt spielen, aber bis es perlend flüssig, gleichmäßig und halbwegs interessant anhörbar ist, werde ich mehr als 3-4 Wochen brauchen.

Sprichst du jetzt wirklich von der Bach/ Gounod Fassung für Klavier mit dem integrierten "Ave Maria" oder meinst du das C-Dur Präludium, so wie es im Notenbüchlein der AMB steht.

Gerlernt habe ich das Präludium vor gut 1,5 Jahren, ich feile immer wieder am Klang, der noch immer meilenweit von dem entfernt ist, wie Bach klingen sollte und es bei anderen auch klingt.:cry2: :blöd: ;-)

Soviel zu dem in 3-4 Wochen vorspielreif. :lol:
 
Das stimmt, aber wenn jemand es einfach ÜBERHAUPT nicht kennt, seine Emotionen mal zu zeigen (also in anderen Worten einfach eine Schlaftablette ist) und zudem noch generell sehr konventionell und brav lebt, dann ist eher nicht zu erwarten, dass er plötzlich beim Musikmachen wer weiß was für Emotionen zu erzeugen vermag.

Dazu gesagt werden muss, dass ohnehin nur sehr wenige Klavierschüler dahin gelangen, tatsächlich Emotionen mit ihrem Spiel zu transportieren. Die Ursachen dafür sind vielfältig.
Das muss nicht unbedingt der entscheidende Punkt sein. Es schaffen viele jüngere Leute, die sehr „konventionell und brav“ leben, gefühlvoll und musikalisch zu spielen, das ist ja unabhängig voneinander.
 
Es ist auch keine schlechte Übung, beim Spiel des Bach- Präludiums das Ave Maria von Gounod mitzusingen oder zu pfeifen.
Hm, so als Kontrast-Übung vielleicht, denn die Gliederung der Bach-Begleitung ist nicht überall mit der des Gounod-Melos' deckungsgleich (ist aber vielleicht auf eigene Weise reizvoll) und es muss in die Bach-Begleitung noch ein zusätzlicher Takt eingefügt werden.
 
Das 1. Präludium aus dem Wohltemperierten Clavier ist der scheinbar harmlose Beginn einer wunderbaren Überforderung.😉
Wie gesagt: Es ist zumindest eine Frasierungshilfe, Gounods Ave Maria dabei zu singen. Protestanten dürfen auch summen oder pfeifen. :007:

Sorry StefanN, hab dein Post erst jetzt gelesen.
Dein Einwand ist berechtigt, aber wenn man dran denkt, lässt es sich händeln.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Normalo Ein kontroverser Ansatz meinerseits:

Ich finde auch, dass Emotionalität zwar einen der größten Bereiche der Musik ausmacht, aber Musik ist interessanterweise noch viel mehr. Neben klassischen Phrasierungen und romantisierenden Klangexplosionen gibt es auch Musik von Menschen, die mit diesen Dingen wenig anfangen konnten.
Dementsprechen wäre mein Tipp: Stärke deine Stärken. Und spiele erstmal noch einige technische Stücke, die eben nicht besonders viel Tonfärbung und Linienbildung benötigen. Wenn man dann einzelne Aspekte anvisiert, um diese Stücke entsprechend zu verändern, zu bearbeiten und damit zu spielen beginnt, dann bekommt man Freude an der Arbeit MIT der Musik und hat nicht diesen Druck, sich etwas Notwendiges aneignen und abrufen zu müssen. Und dann wird man auch sensibler für die Bedürfnisse von Werken wie Chopin oder Beethoven.

Bei dem Stichwort Phrasierung habe ich z.B. gute Erfahrungen mit Bartoks Microkosmos gemacht. Da sind viele kleine Stücke, die auch ohne große "Emotionalität" eine ganz interessante Wirkung entfalten können, aber eben durch ihre Phrasierung ein ganz neues Verständnis von möglichen Klangverbindungen fördern. Natürlich muss man sich auf so ein Abenteuer aber einlassen können ;). Wenn man dann sogar noch weiter Richtung serieller Musik schaut, kann man schöne philosophische Ansätze diesbezüglich finden. (Gefühl/Expression vs vollkommene Kontrolle?)

Darüber hinaus habe ich bei diesem Thema immer wieder einen Spruch meines ehemaligen Gesangslehrer im Kopf:
Sinngemäß: "Die Musik, die Abfolge der Töne an sich hat schon eine Wirkung. Du brauchst manchmal gar nicht mehr machen, als sie wiederzugeben."
Natürlich ist dies mit Vorsicht zu betrachten und führt einem auf professionellem Niveau nicht wirklich weiter.
Aber ich denke ein wenig Wahrheit ist darin schon enhalten. Manchmal ist weniger mehr!
 

so ein Stueck drei bis vier Wochen lang ueben muss, bis man es souveraen vortragen kann, oder gehoere ich da eher zu den langsamen Lernern?
Mit Beethovens op. 111 habe ich etwa 20 Jahre gelebt, bevor ich es gespielt habe. Ich bilde mir bis heute nicht ein, dieses Stück zu 'können '!
Ich bin also ein extremer Langsam-Lerner.
Nach etwa 4 Jahren Klavierunterricht habe ich den Mephisto Walzer von Liszt in einigen Wochen gelernt, bin ich ein Schnelllerner??
 
@Normalo : Eine gute Übung für Spiel 'mit Gefühl' ist es, zunächst mit dem Elementaren Reaktionen auf Intervalle zu beginnen.
Spiele mal in der Mittellage c-h eine große Septime und beobachte Deine Reaktion! Sofort auflösen in die Okave?
Dann prüfe Deine Reaktionen auf diese Septime in verschiedenen Lautstärken vom weichen Pianissimo bis zu gestochenen Fortissimo. Dann variiere die Lautstärke der beiden Töne. Unten laut und oben leise, beide gleichlaut, oben lauter usw. etc. ... .
Mit anderen Intervallen mit Akkorden, mit den Klängen, die in den Stücken vorkommen weiterführen und immer wieder Deine emotionale Reaktion genießen.
Ebenso prüfen, wie Du auf elementare Rhythmen in allen Tempi reagierst und dann auf komplexere musikalische Reize und Abläufe.
 
Ich habe auch sehr oft das Problem, zu wenig Ausdruck in mein Klavierspiel zu legen. Bei mir ist die Ursache allerdings, dass ich mich nicht richtig traue! In meinem Kopf mache ich es, nur für den Zuhörer ist da viel zu wenig, um es auch wahrzunehmen, was ich eigentlich ausdrücken will. Es ist fast so, als ob ich Angst hätte, mit dem Audruck zu übertreiben und somit genau das Gegenteil erreiche. Vor allem, wenn ich jemandem vorspiele. Alleine klappt es viel besser, mich richtig reinzulegen und da geht auch mein ganzer Körper viel mehr mit. Wenn ich es dann im Unterricht vorspiele, sitze ich eher stocksteif da und bin gehemmt. Was natürlich den Eindruck meines Könnens bei der KL ein bisschen ins falsche Licht rückt.. :016:
 
Hast Du mit der KL darüber gesprochen? Wenn Du ihr das erklärst/erzählst (musst ja nicht ins Detail gehen bzgl. Deiner Mutter, wenn das Dir unangenehm ist), kann alleine das schon einiges an Blockaden lösen.
Ich glaube, dass Du Angst davor hast, zu viel von Dir zu "preiszugeben", bzw. Dich durch Dein Spiel "verletzlich" zu zeigen. Oder liege ich falsch?
 
Mann ey, jetzt hab ich hier ne halbe Stunde lang geschrieben und dann stuerzt Firefox ab... Sorry, dass ich eure gut gemeinten Ideen jetzt nicht nochmal kommentiere. Ich hab gestern ein Video von mir gemacht, wenn ich das hier hochgeladen kriege, dann mach ich das nachher.
 
Es scheint für manche Profis geradezu ein Gebot ihrer Professionalität zu sein, sich jeglichen Sentiments zu enthalten und auch das Gefühl, sofern erforderlich, wie nach Rezept als Gewürz oder gar Geschmacksverstärker einzustreuen. Es ist sicherlich nicht einfach, mit heißem Herzen zu spielen und gleichzeitig einen kühlen Kopf zu behalten. Letzteres darf aber nicht zum Schaden des Gefühls dominieren.
 
Wichtig ist eine gute Interpretation. Die muss fundiert sein. Gefühle ändern sich je nach Situation. Trotzdem kann ich meine Interpretation nicht davon abhängig machen, ob ich mich gerade getrennt habe oder frisch verliebt bin.
Im Gefühl gefangen zu sein ist falsch, aber ein passendes Gefühl wie als Gewürz einzustreuen oder sich in das "richtige" Gefühl zu versetzen ist OK.
 
Da gibt es unterschiedlichste Herangehensweisen. Neben den kühlen Profis sagen andere, dass man am Limit spielen muss, sonst klingt der Auftritt langweilig. Jeder Auftritt ein Risiko.
Horowitz hat einmal über ein Stück von Rachmaninoff gesagt: "Ich kann es natürlich auch fehlerfrei spielen, aber dann ist es nicht mehr musikalisch." (Keine Garantie für den exakten Wortlaut)
Andere spielen nur das, worauf sie von sich aus Lust haben. Das kann sich halt nicht jeder professionelle Musiker leisten...
 

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