Sitzposition vor Klavier

O

Otscho

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13. Dez. 2010
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Hallo zusammen,

ich dachte eigentlich das wäre ein öfters gefragtes Thema, habe im Forum aber nichts dazu gefunden.
Es geht um die Sitzposition vor dem Klavier.

Ich spiele nun seit etwa einem halben Jahr, das ganze erstmal autodidaktisch.
Momentan übe ich zwei Stücke mit unterschiedlicher Tonlage. Bei einem sitze ich exakt mittig vor dem Klavier, beim anderen rutsche ich etwas nach links, da das für mich dann angenehmer ist.

Aber:
Ich merke beim zurückwechseln in die Mitte, dass ich dann die Position der Tasten beim ersten Stück nicht mehr so gut im Gefühl habe, öfters mal daneben greife, etc. und längere Zeit brauche, um mich wieder umzugewöhnen.
Darum meine Frage:
Sollte man immer gleich vor dem Klavier sitzen um auch immer das gleiche Gefühl für die Position der Tasten zu haben, oder ist es ok, die Sitzposition an die Tonlage des Stückes anzupassen, so dass man bequemer greifen kann?
 
Also wenn es ein Stück in generell tiefer Tonlage ist, dann kannst du ruhig ein paar cm nach links. Wenn du in einem Stück aber zwischendurch mal nach rechts oder links rutschen musst, ist das sehr ungünstig. Das Optimum ist natürlich mittig und mit dem Oberkörper nach links + rechts lehnen. Meistens ist es dazu am besten, das linke Bein etwas angewinkelt zu haben (abstützen auf den Zehen), so ist es oft leichter nach links und rechts zu neigen, als wenn der Fuß mit Ferse auf dem Boden ist.
 
Ich kann auch empfehlen , evt. einen Stuhl mit Rueckenlehne zu nehmen, dies war vor langer Zeit ueblich . Es kammen dann die Klavierbaenke, man hat festgestellt das viele Pianisten grosse Probleme am Ruecken haben die durch die Baenke ohne Rueckenstuetze entstehen. Es ist angenehm so ferne sich dies beim spielen ergibt, kurz anzulehen dies wirkt entspannend. Guld hatte so einen Stuhl, Richter und viel andere Pianisten, als Beispiel auch Myra Hess YouTube - ‪Beethoven 'Appassionata', 1st mvt: Dame Myra Hess (1945)‬‏, ich moechte betonen es ist jedem seine Angelegenheit, aber es ist empfehlenswert


Cordialement

Destenay
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hallo,

ich kenne das Problem mit der Sitzposition auch - es ergibt sich zwangsläufig irgendwann, z.B. wenn man mit der rechten Hand in tieferen Lagen zu spielen hat. Ich will damit sagen, es fällt nunmal viel leichter, wenn man dann nach links verrutscht sitzt.

Sicher gehört die Fähigkeit, in allen Lagen zu spielen, letztlich zum Klavierspiel selbst dazu, und kann erlernt werden - wie man so vieles beim Klavierspielen erlernen muß (und kann!) mit der Zeit.
Ich habe, soweit ich mich erinnere, bisher noch keinen Konzertpianist auf seinem Stuhl nach rechts/links rutschen sehen. Man scheint eine feste Sitzpostion einzuhalten, und den "Rest" mit Oberkörper, und eben über lange Übung, zu machen.

Ich selbst, habe dieses Problem für mich seit längerer Zeit auf andere Weise gelöst:

Ich habe mir einen Untersatz gebaut, auf dem die Klavierbank nach rechts und links verschiebbar ist. Dieser Untersatz ist so beschaffen, daß er sich einerseits nicht allzu schwer verschieben läßt, andererseits aber dann wieder gewissenmaßen leicht "einrastet", sodaß man nach dem Verschieben dann wieder zu einer festen Sitzposition findet.
Auch und insbesondere während des Spiels nutze ich diese Verschiebbarkeit gegebenenfalls aus.

Das klappt bei mir gut, aber der Vollständigkeit halber muß ich eventuelle Nachahmer gleich warnen: Vorsicht, Unfallgefahr! Auch beim Sturz von einem wackeligen Stuhl kann man sich üble Verletzungen zuziehen (mir selbst ist noch nichts passiert). Käufliche Produkte dieser Art scheint es nicht zu geben.

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Das sinnvollste ist aber bestimmt, da werden mir wohl die Profis, KL's et consorten zustimmen, sein Klavierspiel schrittweise zu entwickeln - sprich, erst mal in "kanonischen" Lagen spielen lernen, die Extreme rechts/links kommen dann mit schwereren Stücken - wobei eben dann eine geeignete Handgelenkhaltung, Oberkörperhaltung, oder was alles diesbezüglich dazugehören mag, gefordert ist und erlernt wird, -

Schönen Gruß, Dreiklang
 
Ich habe, soweit ich mich erinnere, bisher noch keinen Konzertpianist auf seinem Stuhl nach rechts/links rutschen sehen. Man scheint eine feste Sitzpostion einzuhalten, und den "Rest" mit Oberkörper, und eben über lange Übung, zu machen.

Sehr richtig beobachtet, und das hat auch seinen Grund.

Wenn man keinen festen Sitzpunkt in Links-Rechts-Richtung hat, dann kann man sich nicht blind die Lage der Töne einprägen und wird immer hingucken müssen. Das hat Otscho ja auch offensichtlich bereits gemerkt. Man wird dadurch ständig gehandicapt bleiben.

Man nehme sich also stets einen bestimmten Ton (das mittlere D bevorzuge ich, aber es geht natürlich genauso auch das C oder E), der für einen immer genau in der Mitte liegt.

Wichtig für entspanntes Spielenkönnen in extremen Lagen ist übrigens auch, daß man nicht zu nah dran sitzt (beliebter Fehler unerfahrener Spieler)! Denn hat der Oberkörper genug Abstand (auch Nach-Hinten-Neigen des Oberkörpers ist übrigens beim Spielen erlaubt, man gucke sich z.B. mal Wilhelm-Kempff-Videos an!), so kann z.B. beim Weit-Links-Spielen der rechte Arm viel bequemer am Körper vorbeikommen und wird nicht so komisch eingequetscht.

LG,
Hasenbein
 
Hallo Hasenbein,

danke für Deine Antwort, und die sehr fundiert und einleuchtend klingenden Tips! Vor diesem Hintergrund erscheint mir mein "Rollstuhl" wirklich denkbar ungeeignet. Er ist aus dem Wunsch heraus entstanden, schwere Stücke (die keineswegs mit meiner Technik korrelierten) zu Üben - weil sie mir eben klanglich so gut gefielen. So hatte ich zumindest den Faktor "extreme Lage" etwas entschärft, und in gewissem Maße meine Freude daran.

Nun - dank des Forums, habe ich diese Strategie ja vor Monaten grundlegend geändert, und befasse mich mit leichteren Stücken, die nicht so sehr weit außerhalb meiner gefühlten Reichweite liegen.

Das schönste daran ist, daß ich in Summe daran tatsächlich mehr Spaß habe - und sogar deutlich länger und intensiver übe! - als früher, wo ich auf eine inadequate Weise versucht habe, mein Klavierspiel zu verbessern.

Schönen Gruß, Dreiklang.
 

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