Silie am letzten Chor vor Diskantspreize nicht plan - kann man was unternehmen?

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17. Aug. 2009
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Hallo,

An meinem Ibach (Typ B, 112 cm, 1970, höchstwahrscheinlich hier in Südafrika gefertigt), gibt es so einige "Schönheitsfehler", von denen zum Glück nur wenige den Klang beeinträchtigen. Ein solcher ist, dass die Silie im letzten Chor vor der Diskantspreize (fis'') nicht ganz plan ist, sondern unter der rechten Saite in Richtung Stimmstock wegfällt, so dass diese Saite kaum vom Hammer angeschlagen wird - und das, obwohl die Hammerköpfe vermutlich noch nie abgezogen wurden, so dass dieser Kopf eigentlich auf den unebenen Chor eingespielt sein sollte...

Die Platte wurde hier wohl nicht sehr genau gegossen, bzw. das Schleifen der Silie konnte diesen Fehler nicht ausgleichen. Die rechte Saite rutscht wegen dem Winkel sogar eigenständig (spätestems beim Spielen) nach rechts zurück, wenn man sie etwas nach links geschoben hatte.

Nahe der Diskantspreize gibt es ohnehin einige klangliche Auffälligkeiten, aber dieser Ton klingt besonders dünn. Daher überlege ich, ob man die Silie an dieser Stelle entweder aufbauen kann, oder einkerben und einen Bronze- oder Messingstab einlegen kann, so dass der gesamte Chor wieder flächig unter dem Scheitel liegt.

Andernfalls müsste man den Scheitel vom Hammer schräg feilen, dass er rechts merkbar weiter hervorsteht als in der Mitte und links.

Falls das Anliegen nicht klar ist, kann ich (Makro-)Bilder und ein Video der einzelnen Saiten dieses Chores nachreichen, aber ich denke, das Problem sollte verständlich sein.

Was meinen die Experten: was lässt sich hier am besten unternehmen?

Freundliche Grüße,
Mark
 
Wie extrem ist der Abfall in der Silie denn?
Da es sich ja nur um einen Chor dreht, hätte ich spontan dazu geraten den Hammer auf Chor zu feilen und, fertig :-).
LG Fine
 
Hallo Fine,

Das kann ich schlecht sagen - ich müsste nachmessen, bzw. werde gelegentlich nachmessen.

Ganz grob geschätzt, würde ich sagen: es handelt sich um mindestens einen viertel mm, wenn nicht sogar halben mm oder mehr.
 
Ich sehe da ein kleines Problem mit nem Messingstab. Wie willst du den einsetzten? Und mit welchem Aufwand? Es müßten ja paar Chore runter um erstmal an die Stelle zu kommen. Bisschen Platz brauchts ja nun mal zum arbeiten. Anscheinend war es ja schon an der rohen Platte als sie noch nicht im Klavier verbaut war nicht recht möglich die Silie korrekt zu bearbeiten.
Also ich würde den Hammerscheitel dem Chor anpassen und gut is. Alles andere denke ich ist so bisschen " Mit Kanonen auf Spatzen schießen"

Gruß
Martin
 
Wie extrem ist der Abfall in der Silie denn?
Da es sich ja nur um einen Chor dreht, hätte ich spontan dazu geraten den Hammer auf Chor zu feilen und, fertig :-).

Muß man recht häufig machen, daß die Saiten mitunter nicht alle auf der gleichen Höhe sind kommt des öfteren mal vor - warum also jetzt die gesamte akustische Anlage zerlegen wenn sie ansonsten völlig in Ordnung ist ? Das die Saiten nicht immer so ganz auf der gleichen Höhe sind, habe ich durchaus auch schon bei höher wertigen Instrumenten erlebt. Nun sind die abweichungen aber in der Regel so gering daß die Äbschrägung des HK optisch nicht bemerkt wird, klanglich allerdings eine deutliche Verbesserung mit sich bringt.
Wenn die Saite nach rechts wegschnellt, ist auch zu überlegen ob man nicht mal den Druckstab anzieht.

Viele Grüße

Styx
 
Hallo Mark,

Ich würde zunächst die Saiten mit dem Saitenheber etwas zurecht biegen, wenns arg ist...

LG
Michael
 
Eben, Toni, genau an den Dremel dachte ich. Die drei Saiten vom fis'' und die rechte vom f'' gedachte ich zu lockern. Dann mit dem Dremel eine Furche in die Silie schleifen und den Messingstab inklusive Dicke und oberem Radius anpassen. Im Grunde würde er links mit der Silie plangeschliffen sein, wie eine Füllung im Zahn. Rechts würde er etwas hochstehen. Ggf. dachte ich, zur ersten Befestigung, bis die Saiten unter Spannung sind, etwas Flüssigmetall zu verwenden.

@ Styx: Wiegesagt, der viertel mm mag auch viel mehr sein - ich wollt's nur nicht überdramatisieren.

@ Michael: die rechte Saite mit dem Heber in Richtung Hammerkopf zu heben/ziehen, habe ich schon versucht. (Sanft, versteht sich.) Einen Unterschied habe ich nicht beobachtet. Aber vielleicht muss ich mit etwas mehr Überzeugung drangehen. Gut, ich mache mal Makrobilder und messe mit Haarlineal und Fühlerlehre die Abweichung nach.

@ Faden: OK, wenn solches Feilen legitim ist, selbst wenn der Hammerkopf sichtbar schräg ist, kann ich's freilich versuchen. Die Optik hinterher stört mich weniger als der Klang jetzt. Ich frage mich nur: warum hat sich der Hammerkopf über 40 Jahre nicht dem Chor angepasst? Der Vorbesitzer spielte viel und regelmäßig Klavier!

Bilder und weiterer Bericht folgen!

Es grüßt,
Mark
P.S.: es müssen ALLE Hammerköpfe abgezogen werden. Da bin ich nur noch nicht drangegangen.
 

@ Michael: die rechte Saite mit dem Heber in Richtung Hammerkopf zu heben/ziehen, habe ich schon versucht. (Sanft, versteht sich.) Einen Unterschied habe ich nicht beobachtet. Aber vielleicht muss ich mit etwas mehr Überzeugung drangehen. Gut, ich mache mal Makrobilder und messe mit Haarlineal und Fühlerlehre die Abweichung nach.
Hallo Mark,

Tja - mit "Sanft" kommt man da nicht weiter... Man muss ganz Nahe der Silie gezogen/gedrückt werden, je nach Notwendigkeit - aber mit viel Kraft und Überzeugung.
Nun warte ich auf die Bilder!

LG
Michael
 
Servus, Michael,

Hmm, Drücken geht ja noch, aber zum Ziehen muss da erstmal ein gescheiter, starker Haken her. Sowas habe ich mir bisher noch nicht zugelegt oder gemacht.

Ab morgen bin ich bis So. im Urlaub und kann mich mal mit der Kamera und Messwerkzeug ans Klavier setzen.

Gruß,
Klimperer der Zarte :)
 
Hallo,

Nur eine kurze Rückmeldung: der Chor liegt fast plan - es ist eher eine optische Täuschung. Die Silie fällt erst rechts von der rechten Saite deutlich zurück. Lediglich ist das Profil der Silie unter der rechten Saite nicht schön rundlich, sondern ziemlich scharf/kantig. Fotos habe ich, aber sie sagen nicht sehr viel aus - ich zeige sie vielleicht gelegentlich. Das Profil lässt sich per Kamera (zweidimensional) kaum festhalten.

Beim Zupfen der Saiten fiel mir aber auf, dass der Chor, abgesehen vom Scheitel anpassen, ohnehin problematisch ist, vor allem die linke und rechte Saite: nicht sehr hell, und auch der Nachhall ist recht kurz. Ich habe dann versucht, die Saiten mit einem Messingstift besser auf den Steg zu setzen, aber das hat keinen Unterschied gemacht. Dann habe ich die linke Saite, die laut Haarlineal etwas zu nahe an der Mechanik stand, kurz unterhalb der Silie mit demselben Messingstift gerieben und gedrückt, was aber den Ton eher noch dumpfer gemacht hat. :( Dann noch den Hammerscheitel etwas besser angepasst, und eine Klangprobe gemacht. Bei gespieltem Ton ist der Unterschied nicht so deutlich wie bei gezupftem, aber trotzdem noch hörbar. Weniger singend/hell, und kürzerer Nachhall. Das g'', direkt rechts der Spreize, hat übrigens keine solchen Probleme. Ich würde aber sagen, dass das fis'', also der Problemton, sich etwas verbessert hat.

Ich lasse es erstmal so - habe derzeit genug anderes um die Ohren...

Vielen Dank für alle Ratschläge, Mitlesen usw.

Grüße aus Pretoria,
Mark
 
Hier noch schnell die Bilder nachgereicht:

Ansicht direkt von vorn - man sieht, dass die Silie am fis'' nur grob bearbeitet wurde:
Silie1.jpg


Ansicht von schräg oben in Richtung Resonanzboden. Die Umlenkung vom f'' ist relativ rund, die vom fis'' schartig:
Silie2.jpg


Ansicht von unten in Richtung Stimmstock. Die Silie fällt nach rechts weg:
Silie3.jpg


Stahllineal auf den Chören, mit Beleuchtung von hinten. Die Silie ist etwas hohl, also liegt das Lineal nur auf den extremen Tönen auf. In der eingestrichenen Oktave war zwischen Lineal und Chören ca. 1-2 mm Platz. Trotzdem sieht man, dass die linke Saite vom fis'' etwas hervorsteht:
Silie4.jpg


Das habe ich ja aber nun am Scheitel ausgeglichen. Ich vermute also, dass die klanglichen Probleme am Steg oder Resonanzboden (Rippe?) liegen - oder etwa an der schartigen Silie?

Gruß,
Mark
 
Hallo Mark,

Die Kante an der Silie kannst Du vielleicht etwas runder feilen, aber ich glaube das Problem des schnellen Abklingens liegt eher an weniger Saitendruck oder ganz allgemein dem Spreizenton. Ist der Steg dort tief eingeschnitten? Um Klang zu bekommen könnte man eventuell eine Stegbrücke an der Rückseite des Resonanzbodens montieren.

LG
Michael
 
Hallo Michael,

Ja, der Steg ist relativ tief eingeschnitten.
HauptstegDiskantRahmenst%25C3%25BCtze.jpg


Interessant, dass der Nachbarton, gerade rechts der Spreize, keine solchen Porbleme hat.

Aber an diesem Klavier ist das alles noch ziemlich unauffällig, wenn ich nicht gerade mit dem Stimmer-Ohr hinhöre. Da ist die Diskantspreize an meinem Zimmermann eine ganz andere Baustelle, der ich mich im nächsten Urlaub mal widmen will. Knallig-blechern, mit einem Reso-Riss direkt an der Stelle, wo der Steg eingeschnitten ist...

Ciao,
Mark
 
Hallo Mark,
...und der Rahmen liegt nicht an irgendwo am Steg?
Das sieht auf dem Bild fast so aus!

LG
Michael
 
Hallo Michael,

Das letzte Bild ist ein kleiner Ausschnitt einer Aufnahme des gesamten Diskants, die aus wesentlich größerer Entfernung gemacht wurde - ist also etwas "tele-komprimiert". Mir ist nicht bewusst, dass der Steg irgendwo anliegt, aber ich schaue gelegentlich nochmal nach.

Ciao,
Mark
 
Moin Mark,

es kann natürlich auch an der Aufnahme liegen, nur vom Photo her macht es den Anschein daß der Steg ned ordentlich gearbeitet wurde, so scheinen mir auf diesem Photo die Stegstifte ein wenig ungleichmäßig was mich mutmaßen läßt die Ursache des Mißtones wäre möglicherweise eher im Stegbereich statt an den Silen zu suchen .

Viele Grüße

Styx
 

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