Sigismond Thalberg zum 200. Geburtstag

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pianovirus

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Heute vor 200 Jahren wurde Sigismond Thalberg geboren. Grund genug für eine kleine Würdigung des ehemals berühmten Pianisten und Komponisten, der heute etwas im Schatten von Liszt steht. Oft taucht der Name Thalberg nämlich nur im Zusammenhang mit dem berühmten "Klavierduell" zwischen ihm und Liszt in Paris am 31. März 1837 auf - hier ein nettes kurzes Radiofeature, das ich gerade durch Zufall gefunden habe.

Aber auch in seinen Kompositionen ist heute noch viel zu finden. Ich wollte hier kurz für eine Sammlung werben, die besonders für Amateure und Klavierlehrer interessant sein könnte. Aber natürlich gibt es auch viele große Konzertwerke von ihm. Troubadix (der wohl auch ein Fan ist :) ) hat neulich schon etwas zu letzteren geschrieben, z.B. hier.

Also: Thalbergs "Etüden"-Sammlung "L’Art du Chant appliqué au Piano" op. 70 (das meiste davon gibt es auf IMSLP) ist eine Sammlung von 25 technischen relativ einfachen Transkriptionen (im Vergleich zu seinen großen Opernparaphrasen). Anders als in vielen Etüdenwerken anderer Komponisten geht es Thalberg hier (wie der Titel schon nahelegt) explizit um die Entwicklung eines kantablen Klavierspiels. In einem Vorwort (s. die 10 Punkte auf dieser Seite) gibt er auch Tipps, wie dieses zu erreichen sei.

Zitat von Centro Thalberg:
Thalberg's L'art du chant stands apart as one of the earliest examples of piano pedagogy which directed the performer's attention toward tone production rather than virtuosic technique

Trotz des Fehlens von virtuosem Glitzer (den es in seinen großen Werken zuhauf gibt) scheint Thalberg übrigens mit diesen Bearbeitungen auch im Konzert eindrucksvolle Erfolge gefeiert zu haben:
Zitat von Centro Thalberg:
But his transcription of Beethoven's Adelaide, and of the Quartet from I Puritani, (simply played from his book: L’Art du Chant appliqué au Piano,) gave us the most unalloyed delight. It was the perfect transfer of a vocal melody (without any of the personal drawbacks) to the strings of an instrument. We fear we shall never wish to hear Adelaide sung again, for it never sang itself so purely, so tenderly and sweetly as under Thalberg's fingers. (Dwight’s Journal of Music)

Ich habe aus dieser Sammlung bisher (mit großer Freude!) die Bearbeitungen von Voi Che Sapete und Adelaide gespielt. Wunderschön ist u.a. auch die Bearbeitung von Casta Diva, die ich auch einmal spielen möchte.

Hier gibt es einen guten Artikel über dieses op. 70. Vielleicht findet ja der/die eine oder andere Gefallen daran und hat sogar Lust, sich mit einem der Stücke näher zu beschäftigen! :)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Troubadix (der wohl auch ein Fan ist :) )...

Lieber Pianovirus,
das ist er in der Tat! :) Leider war das Feedback damals eher negativ, Thalberg scheint bei der Fachwelt wenig angesehen zu sein. Sicher ist nicht alles gut was er gemacht hat, dennoch gibt es einige Stücke von ihm, die mich berühren und an denen ich mich nicht satt hören kann. So finde ich zum Beispiel seine Fantasie über Don Pasquale oder Moses sehr schön. Toll ist auch seine Norma-Fantasie und mein Lieblingsstück von ihm ist die Fantasie über die Barcarolle aus dem Liebestrank (für beides kein Youtube-Video verfügbar, Noten gibt es auf IMSLP). Ein Leckerbissen (sieht zum Beispiel auch Wolters so) sind seine sehr schwierigen Etüden op.26 (da kann man hier mal reinhören). Ich liebe einfach das bei ihm stets mitschwingende italienische Flair.

Auch op.70 finde ich sehr schön. Besonders gefallen mir da "A te, o cara" und "Casta Diva" was auch das einzige ist, was ich je von ihm gespielt habe.

Freut mich, dass es hier doch noch jemanden gibt, der ihn mag!

Viele Grüße!
 

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