Sex sells - legitim bei Pianistinnen?

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Ohne Worte ;-)

Amazon.com: Sir Adrian Boult; New Philharmonia Orchestra / Ambrosian Singers. Holst / the Planets.Girl Cover LP: Music
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Die erotischten Cover kann man übrigens bei Martha Argerich finden :) Und mE hat das mehr Klasse als bei den vielen Jungstars heute.

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Heute habe ich einen bissigen Aphorismus gelesen, der gut zu diesem Thread passt:
"Worauf es ankäme, wären Kunst, Philosophie und Liebe. Bezahlt werden Kitsch, Technik und Prostitution."
(Thomas Lehr: Größenwahn passt in die kleinste Hütte, München 2012, S. 32)
 
"Worauf es ankäme, wären Kunst, Philosophie und Liebe. Bezahlt werden Kitsch, Technik und Prostitution."
(Thomas Lehr: Größenwahn passt in die kleinste Hütte, München 2012, S. 32)
Eine tolle Aussage, die es genau auf den Punkt bringt!

Die letzten drei Tage gab es einen sprunghaften Anstieg an Besuchern auf meinem Blog. Das machte mich neuigierig und so bin ich dann nach einer kleinen Recherche in diesem Forum gelandet. Vielen Dank (vor allem an Zoel), dass dieses Thema hier aufgegriffen und diskutiert wird.

"Sex sells" ist natürlich eine bekannte und altbewährte Verkaufsstrategie. Doch wann muss sie angewandt werden? - Entweder wenn das Produkt von minderwertiger Qualität ist und trotzdem verkauft werden will, oder wenn der Konsument an diesem Produkt einfach nicht interessiert ist. Was von diesen zwei Möglichkeiten auf die o.g. jungen Pianistinnen besser zutrifft, das darf jeder für sich selbst beantworten. Meiner Meinung nach, unterscheidet sich das von Fall zu Fall. (Im Übrigen meine ich nicht Yuja Wang in meinem Artikel, sondern eine andere mit asiatischen Wurzeln, die in Deutschland sehr bekannt ist.)

In meinem Artikel kritisiere ich auch gar nicht in erster Linie die Pianistinnen, sondern eher die Gesellschaft, die "Konsumenten". Die Musiker und ihre Manager wollen eben, wie schon hier erwähnt, Geld verdienen - daran ist nichts verwerflich. Doch anscheinend ist ohne "Sex" eben kein Geld zu verdienen.

Ich stimme zu, dass Martha Argerich eine Pianistin mit großer erotischer Ausstrahlung war, doch stand diese Erotik nie im Vordergrund. Man hat ihre Aufnahmen nicht gekauft, um ihren Körper zu bewundern. Hätte sie eine Homepage gehabt, würde diese nicht zum überwiegenden Teil aus dem Bereich "Gallerie" bestehen mit zahlreichen und Eindeutiges suggerierenden Fotos, und sie wäre sicherlich nicht auf die Idee gekommen, bei Stefan Raab aufzutreten, wo auch Playboy-Models eingeladen werden: Olga Scheps im Talk - Videos - TV total (besonders die Passage um 02:08 finde ich bemerkenswert)
Im Vergleich dazu Watch Videos Online | TV total - 15.04.2008 - Fiona Erdmann | Veoh.com

Solche Auftritte sind ja kein Zufall, sondern PR-Strategie. Die Pianistinnen werden dazu sicherlich auch nicht gezwungen - sie müssen nur dazu bereit sein und, sagen wir mal so, auch optisch geeignet.

Und da sind wir bei einem anderen Punkt, der hier noch nicht beleuchtet wurde: Es gibt herausragende PianistInnen der jüngeren Generation, die man nicht auf den Covers der Klassik-Magazine findet. Es existieren auch keine Promotionvideos von ihnen, sie sind nicht bei namhaften CD-Labels und dem breiten Publikum sind sie völlig unbekannt. Hier zwei Beispiele: Alexej Gorlatch und Sofia Gulyak. Beide sind aus meiner Sicht bewundernswerte Musiker, die in einer anderen Liga spielen, als die oben genannten. Sie sind auch Preisträger renommiertester Wettbewerbe. Man fragt sich, warum sie unbekannt sind..?

Die Problematik besteht darin, dass sich nun zweitklassige (in einigen Fällen auch drittklassige) Qualität, die aber optisch ansprechender ist, durchsetzt, wogegen erstklassige Musiker verdrängt werden. Soll man das in Ordnung finden?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die Problematik besteht darin, dass sich nun zweitklassige (in einigen Fällen auch drittklassige) Qualität, die aber optisch ansprechender ist, durchsetzt, wogegen erstklassige Musiker verdrängt werden. Soll man das in Ordnung finden?

Hallo Konstantin Semilakovs,

schön, einen weiteren Berufspianisten und mehrfachen Preisträger hier im Forum zu haben, ein herzliches Willkommen.

Die Thematik scheint Dich ja sehr zu beschäftigen (wie auch Dein satirischer Beitrag "Die Klaviergöttin" zeigt). Was soll man zu der rhetorischen Frage, ob man das in Ordnung finden soll, sagen? Ändern kann man es eh nicht. Eventuell werden ja neue Liebhaber für die klassische Klaviermusik auf diesem Wege gewonnen und dass Pianistinnen, die nur ein attraktives Äußeres mit sexy Outfit und kein Können zu bieten haben, langfristig Erfolg haben werden bezweifle ich. Warum sollen für die leider oftmals noch mit dem Elitärstempel versehene klassische Musik andere Gesetze gelten als zum Beispiel für die Popmusik? Es gibt ja auch bessere Sängerinnen als Madonna:-).

Gruß
Christian
 
Es freut mich sehr, dass der Autor des Blogartikels, der diesen Thread angeregt hat, sich nun auch selbst zu Wort meldet! Herzlich willkommen im Forum, semilakovs!

Die Problematik besteht darin, dass sich nun zweitklassige (in einigen Fällen auch drittklassige) Qualität, die aber optisch ansprechender ist, durchsetzt, wogegen erstklassige Musiker verdrängt werden. Soll man das in Ordnung finden?
Das ist genau das Problem, hat mich auch schon immer gestört. Ich konnte es nur bis jetzt nicht so klar auf den Punkt bringen.
Ich habe mir ein paar YT-Videos von Sofya Gulyak angeschaut. Es ist doch wirklich beschämend für die Szene der Klavierbegeisterten, wenn jemand, der so Klavier spielen kann, unbekannt bleibt, nur weil er nicht dem gängigen Schönheitsideal (schlank etc.) entspricht.
 
Heute habe ich einen bissigen Aphorismus gelesen, der gut zu diesem Thread passt:
"Worauf es ankäme, wären Kunst, Philosophie und Liebe. Bezahlt werden Kitsch, Technik und Prostitution."
(Thomas Lehr: Größenwahn passt in die kleinste Hütte, München 2012, S. 32)

Und wenn´s nicht bezahlt werden würde, wäre es keine Prostitution. Was für ein Kleverle.

Ich stimme zu, dass Martha Argerich eine Pianistin mit großer erotischer Ausstrahlung war, doch stand diese Erotik nie im Vordergrund. Man hat ihre Aufnahmen nicht gekauft, um ihren Körper zu bewundern. Hätte sie eine Homepage gehabt, würde diese nicht zum überwiegenden Teil aus dem Bereich "Gallerie" bestehen mit zahlreichen und Eindeutiges suggerierenden Fotos, und sie wäre sicherlich nicht auf die Idee gekommen, bei Stefan Raab aufzutreten, wo auch Playboy-Models eingeladen werden: Olga Scheps im Talk - Videos - TV total (besonders die Passage um 02:08 finde ich bemerkenswert)
Im Vergleich dazu Watch Videos Online | TV total - 15.04.2008 - Fiona Erdmann | Veoh.com

Solche Auftritte sind ja kein Zufall, sondern PR-Strategie. Die Pianistinnen werden dazu sicherlich auch nicht gezwungen - sie müssen nur dazu bereit sein und, sagen wir mal so, auch optisch geeignet.

Und da sind wir bei einem anderen Punkt, der hier noch nicht beleuchtet wurde: Es gibt herausragende PianistInnen der jüngeren Generation, die man nicht auf den Covers der Klassik-Magazine findet. Es existieren auch keine Promotionvideos von ihnen, sie sind nicht bei namhaften CD-Labels und dem breiten Publikum sind sie völlig unbekannt. Hier zwei Beispiele: Alexej Gorlatch und Sofia Gulyak. Beide sind aus meiner Sicht bewundernswerte Musiker, die in einer anderen Liga spielen, als die oben genannten. Sie sind auch Preisträger renommiertester Wettbewerbe. Man fragt sich, warum sie unbekannt sind..?

Die Problematik besteht darin, dass sich nun zweitklassige (in einigen Fällen auch drittklassige) Qualität, die aber optisch ansprechender ist, durchsetzt, wogegen erstklassige Musiker verdrängt werden. Soll man das in Ordnung finden?
Also bitte, welche erstklassigen Musiker werden denn so von zweit- und drittklassigen Kollegen verdrängt? Beispiele wären angebracht!
Ich kenne allerhöchstens Versuche, mit "optischen" Reizen über das musikalische Unvermögen hinwegzutäuschen. Aber es bleibt eben bei Versuchen.
Es gibt niemanden, der sich Aufnahmen klassischer Musik kauft, um darin die Körper der Darbietenden zu bewundern. Mir ist in dieser Hinsicht auch noch kein einziges Video untergekommen, dass das für ein solches Publikum interessant sein könnte. Da gibt´s andere, einschlägig bekannte Kanäle, die auch frequentiert werden, wie ich meine.
Die Problematik besteht darin, dass sobald eine attraktive Pianistin im Minikleid mit Absätzen auf die Bühne geht, die Qualität der musikalischen Darbietung keine Rolle mehr zu spielen scheint. Denn die kann ja offensichtlich nur zweit- oder drittklassig sein, sonst wäre die ja gar nicht auf die Bühne gekommen.
Das ist zumindest chauvinistisch, wenn nicht sogar sexistisch. Und eine Neiddebatte auf pseudointektuell-hohem Niveau.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Also bitte, welche erstklassigen Musiker werden denn so von zweit- und drittklassigen Kollegen verdrängt? Beispiele wären angebracht!
In jeder deutschen Musikhochschule findest du PianistInnen, die auf dem Niveau von Olga Scheps, Khatia Buniatishvilli und Lola Astanova spielen.
Die Problematik besteht darin, dass sobald eine attraktive Pianistin im Minikleid mit Absätzen auf die Bühne geht, die Qualität der musikalischen Darbietung keine Rolle mehr zu spielen scheint. Denn die kann ja offensichtlich nur zweit- oder drittklassig sein, sonst wäre die ja gar nicht auf die Bühne gekommen.
Die Miniröcke von Yuja Wang sind wirklich sehr kurz, doch sie war bereits eine virtuose und anerkannte Pianistin, bevor sie begann, auf sich mit diesem Kleidungsstil aufmerksam zu machen.
Die Erscheinung von Khatia Buniatishvilli (Khatia Buniatishvili - Schumann: Klavierkonzert und Khatia Buniatishvili - You Love Me?) jedoch ist einfach geschmacklos. Oder soll man das anziehend und zur Musik passend finden? Meiner Meinung nach äußert sich ihr schlechter Geschmack auch in ihrem Klavierspiel (Khatia Buniatishvili plays Chopin).

@Zoel
Zitat von Zoel:
Es ist doch wirklich beschämend für die Szene der Klavierbegeisterten, wenn jemand, der so Klavier spielen kann, unbekannt bleibt, nur weil er nicht dem gängigen Schönheitsideal (schlank etc.) entspricht.
Für die Szene der Klaviermusik-Begeisterten ist es auch sicherlich beschämend, denn diese haben intellektuelle und ästhetische Ansprüche und schätzen die klassische Musik als höchstes Gut. Es geht ihnen mehr um Inhalt und nicht um die Verpackung. Doch diejenigen, die diese Wertschätzung nicht empfinden, betrachten die Musik als ein Produkt, das nach gängigen marktwirtschaftlichen Regeln verkauft werden soll.
Um es mal überspitzt zu formulieren: Angenommen, die Bibel will keiner mehr kaufen. Damit der Verlag nicht pleite geht, kommt er auf die Idee, zur Bibel eine Playboy-Ausgabe einzuschweißen. Das wäre doch dann auch legitim, oder?
 
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Jetzt versteh ich gar nichts mehr. Wann ist denn das Abendkleid zur unpassenden Garderobe für Konzertauftritte geworden? Hab ich da was verpasst?
 

Sagt ein Mann! Ich staune...

Um ihr Spiel zu beurteilen fehlt mir noch die Erfahrung aber ihr Aussehen kann ich sehr wohl einschätzen. Ihr Kleid finde ich überhaupt nicht geschmacklos. Diese Frau hat etwas (ich bin sehr sicher zu wissen was es ist) und genau das scheint einige Männer zu verunsichern. Sie hat eine tolle Figur und nackt sind nur ihr Rücken und ihre Arme. Das ist bei Abendkleidern doch nichts ungewöhnliches.

Nur mal so am Rande: Ich stehe nicht auf Frauen; der Verdacht könnte ja leicht aufkommen so wie ich über sie schreibe.
 

Gegen das Kleid von Katia Buniatishvili bei dem Schumann-Konzert ist ja nichts einzuwenden. Für eine Party ist es absolut passend. Aber nicht für eine Solistin in einem klassischen Konzert. Noch dazu die eindeutigen Bewegungen und Posen. Es wirkt einfach lächerlich.

Und sicher gibt es weitaus bessere Pianistinnen als sie, was das Video mit Chopins op. 10 Nr. 12 zeigt. Fehler über Fehler, schlampig runtergenudelt, aber wenigstens die Posen und die Mimik wurden gut gelernt.

Die einen machen Geschäfte, die anderen Kultur:-)
 

Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten. ;)

Für die Szene der Klaviermusik-Begeisterten ist es auch sicherlich beschämend, denn diese haben intellektuelle und ästhetische Ansprüche und schätzen die klassische Musik als höchstes Gut. Es geht ihnen mehr um Inhalt und nicht um die Verpackung.

Warum sollten sie sich dann über die "Verpackung" aufregen ? :confused:

Wie schon oben gesagt: Man sollte das alles nicht zu verbissen sehen, sonst ist die "Szene der Klaviermusik-Begeisterten" (zu der ich mich bisher auch gezählt habe) schnell als humorlos abgestempelt und keiner will mehr dazu gehören ...

Gruß
Rubato
 
Über Geschmack läßt sich bekanntlich streiten.
Richtig, es gibt guten und schlechten.

Warum sollten sie sich dann über die "Verpackung" aufregen ? :confused:
Ich stimme dir vollkommen zu, über die Verpackung sollte man sich nicht aufregen. Doch wie ich eben schon erwähnte, rege ich mich auch nicht über die Pianistinnen und ihre Erscheinung auf (sie tun das, was sie können und wollen), sondern über die Rezeption dieser Pianistinnen als Elite der Klavierkunst und entsprechende Darstellung in den Medien.

Wie schon oben gesagt: Man sollte das alles nicht zu verbissen sehen, sonst ist die "Szene der Klaviermusik-Begeisterten" (zu der ich mich bisher auch gezählt habe) schnell als humorlos abgestempelt und keiner will mehr dazu gehören...
Ich weiß nicht, welchen Beruf du ausübst. Als Klassik-Liebhaber zum Beispiel kann man diese Diskussion sicher gelassener und mit Humor sehen. Ich bin jedoch von den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in der klassischen Musikbranche als Konzertpianist direkt betroffen und hoffe auf Verständnis, wenn mich das Thema ernsthaft beschäftigt.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Nochmals zur Diskussion um die beiden Abendkleider von Kathia B. Es geht um Authentizität. Dazu muss man Kathia B. kennen oder zu kennen glauben. Nun trifft weder das eine oder das andere auf mich zu. Würde Helene G. (die ich zu "verstehen" glaube), solch ein Kleid tragen, wäre das ein NoGo! Aber vielleicht ist ja Kathia solch ein wilder Feger? Dann soll sie auch so auftreten. Wenn nicht, dann werden das die Leute schon merken. Zumindest die mit Gefühl und Gespür. Der Rest ist eh wurscht.

Zum Vergleich: Richtig authentisch ist das Zappelmädchen Hiromi Uehara - die kann anziehn was sie will - ich kaufs ihr ab.
 
Da kann ich Fisherman nur beipflichten. Wenn die Leidenschaft zur Musik authentisch und nicht aufgesetzt ist kann das ganze selbst mit der seriösesten Kleidung hocherotisch sein. Beispiel

Kleidung wird hier zur Nebensache wie diese Stiefel hier bei Viktoriya Yermolyeva.
 
Ich stimme zu, dass Martha Argerich eine Pianistin mit großer erotischer Ausstrahlung war, doch stand diese Erotik nie im Vordergrund.

Kleidung wird hier zur Nebensache wie diese Stiefel hier bei

Aus meiner Sicht ist das ganz einfach: von mir aus kann jeder anziehen, was er will, solange die Musik im Vordergrund steht. Wenn vorwiegend über die Kleidung geschrieben wird anstatt über die künstlerische Interpretation, dann scheint da ein gewisses Missverhältnis vorzuliegen....... .

Tzimon Barto mit offenem Hemd beim Klavierabend hat auch was, doch seine künstlerische Leistung zählt:

Schwarzenegger am Klavier - Nachrichten Welt Print - DIE WELT

Wie Marlene sagte:

Wenn sich visuelle und auditive Wahrnehmung vereinen kann der Gesamteindruck doch nur ein besserer sein.

Für mich vereint es sich nicht, wenn die Optik im Vordergrund steht. Erotik und Attraktivität sind verschieden, die Balance sollte gewahrt werden. Der Sehsinn des Menschen ist sehr dominant und bei einem Konzert, bei dem es vorrangig um das Hören geht (so hoffe ich doch), sollte sich die Optik diesem Ziel anpassen.

Liebe Grüße

chiarina
 
...Ich weiß nicht, welchen Beruf du ausübst. Als Klassik-Liebhaber zum Beispiel kann man diese Diskussion sicher gelassener und mit Humor sehen. Ich bin jedoch von den Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in der klassischen Musikbranche als Konzertpianist direkt betroffen und hoffe auf Verständnis, wenn mich das Thema ernsthaft beschäftigt.

Erwischt - ich bin natürlich kein Profi-Musiker und spreche genau aus der von Dir genannten Sicht des Klassik-Liebhabers ;). Ich kann auch Dein Problem verstehen, wenn Musiker nicht nach Ihrer "fachlichen" (künstlerischen) Kompetenz beurteilt bzw. engagiert werden, sondern aus anderen (optischen, ...) Gründen. Sicher ist das bedauerlich, es wäre aber ein Wunder, wäre es anders. Die reine Fachkompetenz ist sehr oft nicht das zentrale Kriterium für beruflichen Erfolg, sondern i.d.R. ist es ein schwer zu definierendes Gesamtpaket aus fachlichem (künstlerischem) Können, sozialer Kompetenz, Akquisitionsgeschick, Auftreten, Aussehen, Beziehungen und Netzwerken, etc., bis hin zur Körpergröße (große Menschen sind genau wie gutaussehende Menschen beruflich erfolgreicher, gibts auch Studien dazu -> z.B. mal schauen in Die Zeit, Archiv). Der Großteil des Publikums wird die Feinheiten in der Ausführung zwischen verschiedenen Pianisten nicht vollständig erfassen können, den zusätzlichen visuellen Eindruck bekommen sie aber natürlich leicht mit. Kann man gut finden oder nicht, aber die Welt ist halt (auch in anderen beruflichen Umfeldern) nicht so ideal wie sie (vielleicht ?) sein sollte. :(

Gruß
Rubato
 
Für mich vereint es sich nicht, wenn die Optik im Vordergrund steht. Erotik und Attraktivität sind verschieden, die Balance sollte gewahrt werden. Der Sehsinn des Menschen ist sehr dominant und bei einem Konzert, bei dem es vorrangig um das Hören geht (so hoffe ich doch), sollte sich die Optik diesem Ziel anpassen.

Jetzt frage ich mal ganz provokant: Warum machen die Herren die Augen nicht zu, wenn sie ein Minikleid derart aus der Fassung bringt, dass sie der Musik nicht mehr folgen können? Oder die Frauen, wenn es sie stört oder sie eifersüchtig sind ;).

Und andersherum: Dann müsste man auch all die Pianist/inn/en vom Podium verbannen (oder wahlweise zum Schönheitschirurgen, zum Orthopäden, zum Bewegungstherapeuten, dem Herrenausstatter oder in den Schönheitssalon schicken), die durch ihr Aussehen oder ihre Art den einen oder anderen abstoßen/ablenken/ärgern/beleidigen könnten. Aber da zählt dann plötzlich die Kunst, und das Aussehen oder die Körpersprache sind zweitrangig.

Ich saß mal in einem Konzert, da fand ich den Pianisten äußerlich und in seiner ganzen Art einfach nur abstoßend. Aber die Musik, die er gemacht hat, war so ergreifend, dass das dann egal war. Der hätte sich in seiner Optik nie der wunderbaren Musik anpassen können. Also: Augen zu und genießen. Für das eine wie für das andere Extrem ;).

lavendel
 
Jetzt frage ich mal ganz provokant: Warum machen die Herren die Augen nicht zu, wenn sie ein Minikleid derart aus der Fassung bringt, dass sie der Musik nicht mehr folgen können? Oder die Frauen, wenn es sie stört oder sie eifersüchtig sind ;).

Ich habe bewusst in meinem letzten Beitrag nicht von bestimmter Garderobe gesprochen. Es kommt auf die Haltung an, mit der die Kleidung getragen wird, ob nun hochgeschlossen oder sonstwas. Die Geigerin Julia Fischer trägt durchaus auch offene Kleider. Bei ihr allerdings würde man überhaupt nicht auf die Idee (!) kommen, solch einen Faden wie diesen zu verfassen.

Liebe Grüße

chiarina
 
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