Selbst ist der Mann

  • Ersteller des Themas sound of silence
  • Erstellungsdatum

buaaa!!!

Leute! ich bin verrückt, das stimmt wie mit spax verschraubt und mit schaumleim verleimt. unser kollege da ist aber.... huuuiiii!!!!

also... wenn du dieses instrument wieder spielbar machst, dann... komme ich zu dir dir die hand zu geben! und verstehe das nicht wie eine beleidigung bitte! du hast ein ziemmlich altes und kaputtes ding herumstehen und leider sehr wenig wissen von klavierbau und restaurierung. aber! eine totall spannende geschichte! und! KOLLEGEN!! ich würde diese kiste auch restaurieren. je kaputter desto spannender!!!

weiter: knochenleim verträgt keine große hitze und (luft)feuchtigkeit; sauna=die krakse weghauen
würme: wenn man eih flüssiges gift werwendet, bringt man eher sich um als die ficher. die dämpfe kommen noch 5-10 jahrelang raus und sind ziemmlich gefährlich in einem raum, vergasen bringt die ficher um, ist aber gar keine garantie, dass sie nicht wieder kommen. (ich (bin ausgebildeter restaurator für holz, polychromierte plastik und gemälde; arbeite als klavierrestaurator) lasse die würme in ruhe; die die drinnen sind werden bald weggehen, und wenn das holz in einem trockenem raum steht, ist die möglichkeit, dass sie wieder kommen, gering).

wenn weitere fragen hast... einfach sagen, ja?!

das könnte eine hilfe sein: https://www.clavio.de/forum/klavier...64-restaurierung-meines-1876-77-fluegels.html

p.s.: ich verstehe total deine leidenschaft und bin auf deiner seite!
lg, emmanuel
 
Der nächste Schritt

Hallo,

das mit der Hand geben lässt sich machen, wenn/wann ichs denn schaffe. Wie ich schon sagte: die Kiste steht jetzt im Hohen Norden. Die Entfernung Stettin - Paris ungefähr Richtung Nordpol. Holzwürmer gibts hier (noch) nichts. Also lass ich die Tierchen im Holz drin. Das Klavier stand 10 Jahre in einem trockenen Hausflur in Norddeutschland. Hoffentlich sind alle ausgezogen. Ich kann ja hier nicht als Deutscher eine Gaskammer bauen. Die jagen mich hier aus naheliegenden Gründen. Ein Aufschrei würde durch die Presse gehen, wenn ein ungeliebter Nachbar das Spitz kriegt.

Ganz Recht, von Restaurieren verstehe ich (noch)wenig. Deshalb schreibe ich hier und taste mich heran.

Der nächste Schritt ist grundsätzlicher Art. Was will ich erhalten, was tausche ich aus. Stört es mich z.B. eine authentische Resonanzbodenfläche, die noch gut erhalten ist neben einem neuen Farbaufbau zu sehen. Es muss nicht alles neu sein. Verwende ich alte Arbeitstechniken und Materialien wie z.B. Knochenleim oder verwende zeitgemässe Produkte. Was mache ich z.B. mit angerosteten Eisenschrauben. Mit der Drahtbuerste und Schleifpapier säubern oder durch Messingschrauben ersetzen. Das Klavier hat anscheinend eine nussnbaune Schellackpolitur und einen späteren dunkelbrauen partiellen schlecht gemachten Anstrich. Alles mit Spiritus versuchen runterzuholen und dann mit Schellack neu.

Fragen ueber Fragen. Der Weg ist das Ziel. Auch das ist richtig.

Heute nehme ich alles Saiten ab und säubere die Stege und die Stimmnägel mit einer Messingdrahtbuerste. Die Saiten sind alle fast durchgerostet. 5 Bass Saiten mit Kupfer umsponnen, Die will ich wieder verwenden. Wenigstens versuchen.

Gruss nach Graz: SOS
 
Laaaaaaangsam!!!

Hallo SOS,
ich hoffe meine Botschaft erreicht dich noch rechtzeitig.
Wenn du die Saiten abnimmst, musst du zuvor feststellen, welche Dickenmaße (Stärke) sie haben, damit du hinterher die richtigen wieder aufziehen kannst. Meistens sind die Maße in Form von Nummern auf dem Klangsteg vermerkt. Auch dann musst du noch feststellen, ob die Nummern jeweils von rechts nach links oder von links nach rechts bei der jeweils ersten Saite einer Dickengruppe vermerkt sind. Du brauchst also eine zuverlässige Schieblehre, oder besser noch, eine Mikrometerschraube.

Für die Bassaiten benötigst du die Maße jedes einzelnen Ton-Chores zur Neufertigung. Also die alten nicht wegwerfen!! Und merken, wo sie hingehören!

Gruß
Martin
PianoCandle


... damit aus Klang kein Krach wird
 
Tonfolge, Stimmschema

Ich spekuliere natürlich weiterhin über das Alter und die Herkunft meines "Freundes".

Der handchriftliche Vermerk auf dem Resonanzboden "Angerscheidt a paris" lässt stark vermuten, dass das Klavier in Paris gebaut wurde. Die Mechanik mit dem Aufdruck "Schwander" kann auch bei einer Modernisierung später eingebaut worden sein.

Alle runden Stahlsaiten, ausser der Basslage und der unteren Mittellage haben 0,775 mm, also Nr. 9.

Die Tonfolge ist oberhalb der Stimmnägel eingestanzt, z.T. schlecht zu erkennen. 85 Töne, 5 sind nicht belegt oder wurden später reduziert. Die Hämmer auch. Die Saitenbespannung geht mit C los.

Ich schreibe Mal das Ergebnis auf. Es geht mit A los und hört mit A auf:

A, ?, B, C, #, D, #, E, F, #, G, #

A, #, B, C, #, D,#, E, F,# G ,#

A, #, B, C, #, ?, ?, ?, ?, #, G, #

A, #, B, C, #, D, ?, ?,?, ?, #

usw, plus A

Lassen sich an Hand dieser Tonfolge bzw. Stimmschemas irgendwelche Rückschlüsse auf Herkunft oder Alter ziehen? Ich dachte immer zu einer Oktave gehören 8 Volltöne. Ich zähle nur 7. Ich bin kein Musiker und lasse mich gerne kindgerecht aufklären. # heisst wohl Halbton oder.

Gut schill und grill beim Fussballkrimi:cool:, um in dem neudeutschen Sprachschema zu bleiben: SOS
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Rückschluss auf Herkunft ja. Aber nur seeehr grob: Das Klavier kommt nicht aus Deutschland oder dem deutschsprachigen Bereich. Denn dort wurde/wird der Ton, der bei dir "B" heißt, stets als "H" bezeichnet.

Saitenstärke 9? Das ist aber dünn! Heutige Klaviere skalieren den Blanksaitenbezug ca. zwischen den Stärken 20 und 13...

Eine "Oktave" besteht rechnerisch aus 7 Ganztönen mit 6 Schritten daziwschen vom 1. bis zum letzten Ton, wobei der letzte der gleiche wie der erste ist, nur eben eine Oktave höher... etwas verwirrend, das. Musikalisch sind's 7 Schritte, davon 2 Halbtonschritte... oder 12 Halbtonschritte für insgesamt 13 Tasten................ :confused:

Gruß
Martin
PianoCandle
 
Hab grad nochmal geschaut - Saitendraht 9 hat Durchmesser 0,57 mm. Heute jedenfalls. Wenn du irgendwo die 9 vermerkt siehst, lässt das auf eine andere/frühere Numerierungs-Kondition schließen.

-m-
 
Hallo SOS,

Angerscheid wurde 1853 gegründet - somit ist das Klavier nicht so alt als ich dachte. Die Mechanik ist mit Sicherheit Original. Sozusagen um die Ecke besorgt ;)

Du brauchst gezogene Saiten aus Eisen, also kein heutiges Saitenmaterial. Wenn nichts vernünftiges über die restlichen Saiten heraus kommt, bzw. keine Vermerke am Steg vorhanden sind, musst Du eine neue Saitenberechnung durchführen. Die Saitenspannung würde ich auf Grund der Konstruktion mit etwa 8 Tonnen ansetzen. Die kupferumsponnen Saiten kannst Du getrost fort werfen - die wurden später eingesetzt.

LG
Michael
 
So ein Topic lässt Petz (soferne er überhaupt noch dazukommt in dieses Forum reinzuschauen) seine Schatzkiste am Dachboden :idea: suchen, entstauben, ausgraben und zu inspizieren - ich glaub ich fand nämlich noch eine passende Klavierrolle für Dich...:floet:
Die stammt aus meinem Erstlingsklavier (Fabrikat E. Mohrherr 18irgendwas in Innsbruck gebaut) war aber schon ein Kreuzsaiter mit Unterdämpfungsmechanik und Teilgußpanzerrahmen; Piano hab ich vor gut 30 Jahren geschlachtet aber eben noch dieses eine Exemplar lagernd...:D

Befestigungsplattenmaß: 54 x 54 x 7 mm
Runder Schwenklagerteil oberhalb der Anschraubplatte Dm 20 mm, 22 mm hoch.
Maß Rollenlauffläche - Unterkante Befestigungsplatte 36 mm.
Rollendurchmesser 30 mm.

Kann leider keine Digicam an meinem Oldtimer - PC anschließen und so hab ich sie mal auf den Scanner gelegt.

Wenn sie passen sollte bitte per PN Deine Adresse und ich schick sie Dir raus.

Bez. Holzwürmer würd ich mir einen entsprechend großen Plastikverpackungssack organisieren (fällt manchmal in Möbelhäusern ab) und das Piano darin einpacken und begasen denn solange die Biester noch leben schwächen sie nicht nur weiterhin die (auch tragende) Holzstruktur sondern kommen unter Umständen auf die Idee, daß ihnen nämlich was anderes in Deiner Wohnung auch noch schmecken könnte...
motz.gif
 

Anhänge

  • Mohrherr_Rolle01.jpg
    Mohrherr_Rolle01.jpg
    39,5 KB · Aufrufe: 38
  • Mohrherr_Rolle02.jpg
    Mohrherr_Rolle02.jpg
    25,5 KB · Aufrufe: 28
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Danke Petz und Martin für eure Rollenangebote. Ihr seid sicher nicht beleidigt, wenn ich noch weiter nach einer Passenden suche. Die Höhe der Mohrherr Rolle geht nicht. Da muesste ich etwas auffuttern, wo ich doch sehr um eine Orginalherstellung bemüht bin. Aber wer weiss, vielleicht melde ich mich nochmal in dieser Angelegenheit bei euch.

So eine Rolle suche ich : Rolle610.jpg

Ich schätze Mal, dass meine vierte Rolle seinerzeit beim Transport einfach in einer zerbröselten und aufgeweichten Holzdiele knietief steckengeblieben ist und keiner hats gemerkt. 40 Jahre verordnetes Dachreparaturverbot an historischen Häusern der Herren Walter, Erich und sonstiger schwachköpfiger Brigadisten haben meinem Klavier den Holzwurm beschert. 100 Jahre stand das Piano wahrscheinlich seinen Mann/Frau um dann sein Dasein auf einem kaputten Dachboden zu fristen.

Angerscheid a paris 1853. Mich wuerde sehr interessieren, wo man das nachlesen kann oder ob es einen Internetlink gibt.

Tasten610.jpg Waagbalken610.jpg

Schwander610.jpg

Das habe ich nicht gewusst, dass die Saitennummern sind geändert haben. Ich hatte in einem Jahn Katalog von 1952 nachgeschaut. Die Sucht Verständliches und Bewährtes zu verändern. Das begreife ich nicht. Ueberbordwerfen heisst ja nicht unbedingt Fortschritt. Kilogramm, Kilonewton, Kilopond usw........Wer soll da noch durchblicken.

Der Waagbalken steht jetzt in der heissen Sonne vor einer weissen Wand, um den Käfern einzuheizen. Beim Sonnenbaden vor UV schuetzen rät SOS
 
Danke Petz und Martin für eure Rollenangebote. Ihr seid sicher nicht beleidigt, wenn ich noch weiter nach einer Passenden suche. Die Höhe der Mohrherr Rolle geht nicht. Da muesste ich etwas auffuttern, wo ich doch sehr um eine Orginalherstellung bemüht bin. Aber wer weiss, vielleicht melde ich mich nochmal in dieser Angelegenheit bei euch.

So eine Rolle suche ich : Den Anhang 3315 betrachten

Ich schätze Mal, dass meine vierte Rolle seinerzeit beim Transport einfach in einer zerbröselten und aufgeweichten Holzdiele knietief steckengeblieben ist und keiner hats gemerkt. 40 Jahre verordnetes Dachreparaturverbot an historischen Häusern der Herren Walter, Erich und sonstiger schwachköpfiger Brigadisten haben meinem Klavier den Holzwurm beschert. 100 Jahre stand das Piano wahrscheinlich seinen Mann/Frau um dann sein Dasein auf einem kaputten Dachboden zu fristen.

Angerscheid a paris 1853. Mich wuerde sehr interessieren, wo man das nachlesen kann oder ob es einen Internetlink gibt.

Den Anhang 3316 betrachten Den Anhang 3317 betrachten

Den Anhang 3318 betrachten

Das habe ich nicht gewusst, dass die Saitennummern sind geändert haben. Ich hatte in einem Jahn Katalog von 1952 nachgeschaut. Die Sucht Verständliches und Bewährtes zu verändern. Das begreife ich nicht. Ueberbordwerfen heisst ja nicht unbedingt Fortschritt. Kilogramm, Kilonewton, Kilopond usw........Wer soll da noch durchblicken.

Der Waagbalken steht jetzt in der heissen Sonne vor einer weissen Wand, um den Käfern einzuheizen. Beim Sonnenbaden vor UV schuetzen rät SOS

Hallo SOS,

Saiten für Dein Klavier werden schon seit hundert Jahren nicht mehr in Neuinstrumente verbaut, daher findet man nichts in Katalogen aus den 50er Jahren. Gezogene Eisensaiten hat man bis etwa 1870 verwendet. Solche kann man mit 25kg spannen und dann klingen sie gut. Macht man das mit heutigem modernen Saitenstahl eiert das erbärmlich, ist ziemlich unstimmbar und klingt wie eine Katze, der man auf den Schwanz gestiegen ist. Heutige Saiten benötigen etwa 70kg Spannung, damit sie zum klingen kommen. Der Fachhandel bietet historisches Saitenmaterial an.

Angerscheid hab ich aus dem Klavierlexikon mit knapp 1000 Seiten und mind. 11.000 eingetragene Erzeuger- und Handelsbetriebe.
klavierlexikon.jpg


LG
Michael
 
Danke für den detailierten Saitenbelastungstipp. Da bin ich jetzt wieder etwas schlauer. Also die Klassifizierung der Saitendurchmesser hat sich nicht geändert. Ich bin wohl mit meinen trüben Augen in die falsche Spalte geraten. Ich nehme alles zurueck und behaupte das Gegenteil.:p

In Vorbereitung meiner Klavierrestaurierung hatte ich mir bei ebay eine Riesenkiste aus einem Klavierbauernachlass ersteigert. Hämmer, Filze, Werkzeuge, alles was das Bastlerherz begehrt. 50ziger Jahre rum. Falls mal jemand ein Spezialwerkzeug braucht, das ich nicht benötige, einfach melden. Ich stöber dann die Sachen durch. Saiten sind auch dabei. Kann man von aussen erkennen, ob eine Saite gezogen ist. Wenn sie nicht gezogen ist, ist sie dann geschliffen? Oder gibt es auch ungezogene runde Saiten?:confused:

:cool:SOS

Ach ja, das hatte ich vergessen. Eisen oder Stahl, das ist doch ein feiner Unterschied oder?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Saiten sind auch dabei. Kann man von aussen erkennen, ob eine Saite gezogen ist. Wenn sie nicht gezogen ist, ist sie dann geschliffen? Oder gibt es auch ungezogene runde Saiten?:confused:

:cool:SOS

Ach ja, das hatte ich vergessen. Eisen oder Stahl, das ist doch ein feiner Unterschied oder?

Es kommt auf die Legierung an. Optisch unterscheiden sich die Saiten kaum.

Es gibt im Handel z.b. hier - die Röslau Saiten, welche auch als Gussstahlsaiten bekannt sind (die hast Du mit ziemlicher Sicherheit) - dann die PureSound Saiten - für weniger Zugkräfte (Instrumente um 1880) und Eisendrahtsaiten als auch Messingdrahtsaiten für historische Klaviere, sowie Phosphor-Bronze Saitendraht.

LG
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Danke Petz und Martin für eure Rollenangebote. Ihr seid sicher nicht beleidigt, wenn ich noch weiter nach einer Passenden suche. Die Höhe der Mohrherr Rolle geht nicht. Da muesste ich etwas auffuttern, wo ich doch sehr um eine Orginalherstellung bemüht bin. Aber wer weiss, vielleicht melde ich mich nochmal in dieser Angelegenheit bei euch.
Kein Problem und falls Du wider Erwarten doch nix besseres finden solltest könnt ich Dir notfalls (da im Besitz einer Drehbank) einen Distanzring und einen längeren Niet machen damit zumindest die Höhe ohne zusätzliche Holzeinlage passte; in dem Falle meld Dich bitte einfach.
Andere Variante wär ja noch, aus Martin´s Rolle und meiner "aus zwei mach eins" zu basteln falls sein Rollenunterteil stimmiger wär und es nur um die quadratische Montageplatte der Mohrherrolle ginge.
 
Kein Problem und falls Du wider Erwarten doch nix besseres finden solltest könnt ich Dir notfalls (da im Besitz einer Drehbank) einen Distanzring und einen längeren Niet machen damit zumindest die Höhe ohne zusätzliche Holzeinlage passte; in dem Falle meld Dich bitte einfach.
Andere Variante wär ja noch, aus Martin´s Rolle und meiner "aus zwei mach eins" zu basteln falls sein Rollenunterteil stimmiger wär und es nur um die quadratische Montageplatte der Mohrherrolle ginge.

Petz, Hut ab vor deinem Einsatz, echt klasse!
Leider geht die Symbiose deiner und meiner Rolle noch schlechter als deine allein. Die Bodenfreiheit meines Rollenträgers bis Unterfläche Platte beträgt nur 32 mm.

Aber SOS, lass langsam angehen. Gut möglich dass sich noch was findet. Falls nicht, dann machst du halt irgendwann die unterfütterte Ersatzrolle hinten ans Klavier. Das ist auf jeden Fall besser als nichts, weil das Klavier dann wieder auf allen "Beinen" steht. Übrigens musst du sowieso damit rechnen, dass das Klavier auf vier Rollen uneben steht, auch wenn alle Rollen gleich sind. Und dass du, je nach Stellplatz, eine Rolle durch Unterfütterung nivellieren musst.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und Klang spielt eine große ;)Rolle
 
Danke Meister Petz für dein ungewöhnliche Hilfsbereitschaft. Vielleicht kann ich mich irgendwie und irgendwann einmal revanchieren. Das gilt natuerlich auch für alle, die sich hier einschalten.:kuss:

Je tiefer man einsteigt, umso mehr Fragen kommen. Um nicht den Ueberblick zu verlieren, muss ich mich konzentrieren. Ich will die jetzt Saitengeschichte wiederum ansprechen.

Ich halte einmal fest: Die derzeitige Bespannung besteht vom Ton C bis
a``` aus verrostetem Runddraht mit Querschnitt 0,775 mm. Das könnte Stahldraht verrostet sein oder aber auch Eisendraht 0,75(Baumgartl Masz) mit einer Rostschicht. Nehmen wir einmal an, die jetzige Bespannung ist nicht die Urspruengliche, sondern z.B. später in Stettin hinzugefuegt worden. Dass das Klavier umgebaut bzw. modernisiert wurde, steht ziemlich fest. Da gibt es Hinweise. Die Frage ist, warum werden 2/3 aller Saiten mit ein und demselben Durchmesser gewählt. Materialmangel, Unfähigkeit Saitenberechnungen durchzufuehren? Wie kann man so eine Bespannung stimmen? Oder waren die Ansprueche damals andere. Die 6 Bassseiten, die noch vorhanden waren, sind kupferumwickelt. Wenn das nicht die Orginalsaiten sind, was hatte man 1855 fuer die Basslage genommen. Die dicksten gezogenen Eisendrähte?

Ich habe einen Schuhkarton voll Röslau Saitenrollen. Rote und blaue Verpackung. Was heisst das. Gussstahl steht auf beiden Etiketten drauf. Vom Querschnitt her, können die Saiten nicht gezogen sein oder?
Röslau610.jpg

Ich merke schon, es wird wissentschaftlich und kompliziert.
Authensität ist fuer mich wichtig. Ich möchte mich an den Ursprung halten. Also Bespannung mit rundem gezogenen Eisendraht einschl. der Basslage. Abstufung des Querschnitts gemäsz einer aufzustellenden Saitenberechnung. Wurde auch 1855 so verfahren. Ist Eisendraht immer gezogen oder muss man das hinterfragen? Wie im Bild ersichtlich war der Diskant 3chorig bezogen. Die Stimmnägel sind entfernt worden. Ebenso erkennt man noch einen schwachen Abdruck auf den Stegen. Könnte das Orginal gewesen sein? Was könnten die Beweggruende gewesen sein, um die 3chorigkeit im Diskant wieder zu reduzieren?Stimmnägel610.jpg

Unter den Bohrungen sind noch ein paar kleinere im grösseren Abstand. Was könnte da gewesen sein?:confused:

Wen ich nerve, der geht ein Bier trinken:p SOS
 
Hallo SOS,

Natürlich wurde das Instrument umgebaut. Es war einst teilweise 3-chörig wie Du bereits geschrieben hast. Wenn jemand falsche Saiten eingebaut hat, dann entweder aus Unvernunft, Materialmangel oder beidem. Jedenfalls wusste der gute Mann, dass die neueren Saiten, die er eingebaut hat eher zu höherer Spannung führen, sodass er schlicht nur 2 Chöre bezog. Das waren vermutlich seine Beweggründe.

Wie ich schon erwähnt habe, ist dies ein museales Stück. Ich tippe auf gezogene Eisensaiten wie aus dem Katalog. Das Material ist weniger dicht als die Gussstahlsaiten.
Im Einzelfall spreche ich mich in solchen Angelegenheiten mit einem Museumsrestaurator ab. Der hat da mehr Erfahrung.

Wie man eine Saitenberechnung durchführt gibts hier für den schlauen Rechnertyp oder aber man hat computergestützte Programme, minimens / mensurix
3. Variante - ein einfacher Rechenschieber zur Saitenberechnung - nur finde ich den Link nicht auf die Schnelle.

LG
Michael
 
Danke Meister Petz für deine ungewöhnliche Hilfsbereitschaft.
Nix zu danken denn da ist auch insoferne etwas Egoismus dahinter weil es mir lieber ist, die Mohrerrolle kann sich eventuell unter einem Klavier wieder nützlich machen als das sie am Dachboden weiterhin vergammelt...;)
Aber andererseits keine Angst denn ich bin ein alter Sammler und schmeiß sowieso nix weg was irgendwie nochmals nützlich werden könnte sonst hätt ich die nämlich sicher nicht mehr; falls ich sie nicht irgendwann für ein anderes instrument brauchen sollte kannst Du mich vermutlich in 20 Jahren immer noch danach fragen...:D
 
Holzarten 1850

Hallo,

eine Ferndiagnose ist immer schlecht erstellt. Vielleicht gibt es ja aber grundsätzliche Uberlegungen bei der Verwendung von Holz im historischen Klavierbau. Es geht konkret um ein verwurmtes Brett im unteren hinteren Rastenbereich. Ich meine Buche, evtl. Rotbuche. Der Schreiner meint Buche, also Weissbuche. Das Klavier scheint in Paris gebaut, ca. 1850. Gibt es da Rotbuche. Ansich schraube ich die Restaurierungsansprueche nicht so riesig hoch. Aber wenn ich schon die Wahl habe......

Dann das Brett unter den Pedalen. Total zerfressen. Der Schreiner meint Birke. Helles Holz, Pappel ist es nicht. Die Frage ist: was war üblich damals. Erle vielleicht. Man weiss wohl kaum, was die Franzosen in ihrem Wald für Bäume hatten, damals. Oder?

Rasten.jpg
 
hmmmm... es ist alles möglich wenn das material knapp wird und teuer ist... dann verwendet mam das was man hat... und früher war das material ,so wie so das teuerste, deshalb hat man viel "rezikliert" und man hat nicht wirklich geschaut was für holz, wo verwendet wird (außer wenn ein bestimmtet holz verwendet sein muss...).
rasten und sockel sind normal aus nadelholz gemacht... ich weiß zwar nicht was für hölzer die französen haben, kann mir aber schwer vorstellen, daß ein sockel aur birke oder erle gebaut wird... pappel.... keine ahnung. vielleicht. mach mal fotos!
lg
ennamuel
 
Holzarten 1850

Ja, da wurde genommen, was greifbar und preiswert war. Jedenfalls was das Klaviergehäuse angeht. Und die späteren "Modernisten haben ihren Teil dazu beigesteuert. Also ist das Ziel: "orginalgetreue Restauration" wohl Fehl am Platz. Ich habe einige Einzelstücke durchgemessen und gewogen und komme da auf 0,44 g/ccm. Das scheint Pappelholz zu sein. Das möchte ich für die verwurmten Teile nicht mehr verwenden. Es geht hauptsächlich um den Unterbau, da wo die Pedaleinrichtung sich befindet und um "Futter/Lagerhölzer im Bereich Tastatur/Mechanik. Was nimmt man da. Fichte, Ahorn, Buche? Danke für einen Tipp.

LG: SOS
 

Zurück
Top Bottom