Schumann Kleine Romanze op. 68, Waldszenen ec.: Pedal oder nicht

Üben auf jeden Fall ohne.
Offenbar ist es auch ohne Pedal OK. für Konzerte und mir gefällt es auch besser.
 
Pedal ist wie Schminke. Benutze es so, daß man nicht merkt, daß es das Pedal ist, das die Musik verschönert. Dick aufgetragenes Makeup macht häßlich.
In beiden Klangbeispielen wird mit Pedal gespielt.
Allerdings finde ich beide Einspielungen sehr häßlich und wenig romantisch.
Auf die Trennung der beiden nachschlagenden Akkorde besonderen Wert zu legen, ist meiner Meinung nach unsinnig. Ich finde, sie sollen ineinander weben. Aber das ist sicherlich auch Geschmackssache.
 
So schlecht finde ich die erste nicht, aber wahrscheinlich liegt das daran, dass ich sie so gut nie gespielt habe.:-)
Dein Vergleich mit der Schminke ist sehr gut und einleuchtend. Genau wie viel Pedal sind auch Rubati, wie sie manchmal im Übermaß zum Beispiel von Lang Lang eingesetzt werden, gleichsam wie Tünche.
 
Benutze es so, daß man nicht merkt, daß es das Pedal ist, das die Musik verschönert.
Also dezentes Pedal gerade bei mehrstimmiger Musik in einer Hand, ganz gewählt und vor allem "so kurz" wie möglich, um eben nicht einen Hall-Effekt zu erzeugen, ist vor allem auch noch eins: Handschonend (Gruß an Hasenbein!)

Um mal den Begriff Fingerpedal einzuwerfen, ist die behutsame Kombination mit Fußpedal wohl die Lösung (siehe Gedan Pedal 1, www.piano-e-forte.de)
Zitat:
upload_2019-3-28_22-15-32.png
 
Eine Godowsky Ausgabe der Waldszenen von Schumann zeigt folgende Pedalanweisung...
upload_2019-3-28_22-36-40.png

was ist davon zu halten...
 
Sehr gut ist die Empfehlung: "Fingerpedal". Man macht es in Ansätzen automatisch, wenn man das Pedal einmal ganz weglässt.
Spätestens dann merkt man, wo es unverzichtbar ist.

Hässlich finde ich, wenn ein Schlussakkord durch loslassen des Pedals ausklingt. Es wird oft gemacht, auch von Profis.
 
Nein, das geht nicht anders, hätte ich vielleicht spezifizieren sollen. Ich meinte Akkorde, die man ohne Pedal halten kann, so lange wie nötig und notiert, aber nicht die Hände schon herunter und das Pedal beendet den Klang.
Das kann auch mein persönlicher Geschmack sein.
 
Im ersten Video wird nicht weniger Pedal genommen als im zweiten - am hören könntest (solltest!) du noch arbeiten...

"XY nimmt fast kein Pedal, deshalb klingt es so toll und durchsichtig" oder ähnlicher Blödsinn: dieses und ähnliches Blabla verdanken wir Rezensenten/Autoren, die weder richtig hören können noch tatsächlich was vom Klavier spielen verstehen. Leider hat sich diese Fehlinformation in zahllosen Laienköpfen festgesetzt...
Das Gegenteil ist der Fall: spielen ohne Pedal ist am modernen Flügel (seit ca 1830 spätestens) die Ausnahme! Lediglich rasantes Zeug mit vielen Harmoniewechseln (Mussorgski Kükenballett) oder explizite staccato Etüden (Prokovev Suggestion partienweise) wird überwiegend ohne Pedal gespielt.

Die Durchsichtigkeit und "Klarheit" entsteht, wenn bei richtigem Pedalgebrauch ZUGLEICH die Klangdifferenzierung korrekt ist.

...dass vieles bei Hobbyspielern matschig und verschwommen klingt, liegt weniger am Pedaleinsatz als am Unvermögen, Klangschichten zu differenzieren.

...ja Blabla Bach barock Blabla - dass die 1. Invention kein Pedal benötigt, ist selbstverständlich, sagt aber nichts über romantische Klaviersachen!
 

Nein, das geht nicht anders, hätte ich vielleicht spezifizieren sollen. Ich meinte Akkorde, die man ohne Pedal halten kann, so lange wie nötig und notiert, aber nicht die Hände schon herunter und das Pedal beendet den Klang.
Das kann auch mein persönlicher Geschmack sein.
Was macht der Geiger, wenn er einen Ton beendet? Was endet zuerst, das Vibrato oder der Bogenstrich?
Natürlich hängt es von der gewollten Klangfarbe ab, aber in der Regel vibriert der Streicher noch kurz nach, wenn der Bogen seine Arbeit schon abgeschlossen hat, denn der Ton klingt ja noch etwas nach.
Es klingt wie eine Lüge, wenn ein schöner blühender Ton ohne Not und Absicht plötzlich am Ende flach wird. Dann kann man ihn gar nicht ernst nehmen.
Ähnlich am Klavier.
Läßt man die Finger länger in den Tasten - also mit heruntergdrückten Tasten - als den Fuß auf dem Pedal, geschieht folgendes:
Zunächst - wenn das Pedal noch getreten ist - klingt der Akkord in voller Schönheit, alle Obertöne können frei schwingen, weil durch das Pedal ja die Dämpfung aufgehoben ist und jeder, der möchte mitschwingen darf. Läßt man dann das Pedal los, die Finger aber noch in ihrem Akkord, dann klingen plötzlich nur noch die Saiten nach, deren Tasten heruntergedrückt sind. Der Klang wird also klein.
Das ist meistens nicht wünschenswert. Die Lösung ist folgende:
  • Akkord mit Pedal spielen.
  • Finger lösen sich von den Tasten, bleiben aber darüber (die Musik klingt ja noch)
  • Wenn der Fuß feinfühlig die Dämpfung wieder auf die Saiten läßt (also das Pedal losläßt), lösen sich auch die Hände von den Tasten.
Spielt man einen schwungvollen Schlussakkord, dann bleiben die Hände möglicherweise wegen des Spielschwungs nicht an der Taste.
Aber den Klang beendet immer der Fuß, nicht die Hand - es sei denn, man will es genau so.

Was man natürlich nie tun sollte ist: Fuß wird auf dem Pedal vergessen, Pianist lächelt ins Publikum und heischt nach Applaus. Das ist Sünde und vernichtet jeden schönen Klang:dizzy::-)
 
@Tastatula
Sehr schön erklärt!
 
Was macht der Geiger, wenn er einen Ton beendet? Was endet zuerst, das Vibrato oder der Bogenstrich?
Natürlich hängt es von der gewollten Klangfarbe ab, aber in der Regel vibriert der Streicher noch kurz nach, wenn der Bogen seine Arbeit schon abgeschlossen hat, denn der Ton klingt ja noch etwas nach.
Es klingt wie eine Lüge, wenn ein schöner blühender Ton ohne Not und Absicht plötzlich am Ende flach wird. Dann kann man ihn gar nicht ernst nehmen.
Ähnlich am Klavier.
Läßt man die Finger länger in den Tasten - also mit heruntergdrückten Tasten - als den Fuß auf dem Pedal, geschieht folgendes:
Zunächst - wenn das Pedal noch getreten ist - klingt der Akkord in voller Schönheit, alle Obertöne können frei schwingen, weil durch das Pedal ja die Dämpfung aufgehoben ist und jeder, der möchte mitschwingen darf. Läßt man dann das Pedal los, die Finger aber noch in ihrem Akkord, dann klingen plötzlich nur noch die Saiten nach, deren Tasten heruntergedrückt sind. Der Klang wird also klein.
Das ist meistens nicht wünschenswert. Die Lösung ist folgende:
  • Akkord mit Pedal spielen.
  • Finger lösen sich von den Tasten, bleiben aber darüber (die Musik klingt ja noch)
  • Wenn der Fuß feinfühlig die Dämpfung wieder auf die Saiten läßt (also das Pedal losläßt), lösen sich auch die Hände von den Tasten.
Spielt man einen schwungvollen Schlussakkord, dann bleiben die Hände möglicherweise wegen des Spielschwungs nicht an der Taste.
Aber den Klang beendet immer der Fuß, nicht die Hand - es sei denn, man will es genau so.

Was man natürlich nie tun sollte ist: Fuß wird auf dem Pedal vergessen, Pianist lächelt ins Publikum und heischt nach Applaus. Das ist Sünde und vernichtet jeden schönen Klang:dizzy::-)
Dafür bedanke ich mich auch ganz besonders. Ich werde in Zukunft beim Spielen darauf achten.
Organisten und Cembalisten haben da weniger eine Wahl.
Deine Ausführungen sind aber bedenkenswert.
Gruß Klaus
 

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