Sch... zu Gold? Projekt C.Bechstein - Klavier

4mm Stegdruck bedeutet, wenn ich von Anhangöse zu Silie eine Linie ziehe, dann steht der Steg 4 mm über dieser Linie?
Den Bezug zum Anhang finde ich schon logisch. Je kürzer, je mehr drückt die Saite ja auf den Steg.
Aber gut dass Du mal das Thema ansprichst. Daran habe ich überhaupt keinen Gedanken verschwendet. Ich hätte als nächstes einfach bezogen.


Stegdruck ist schon wichtig für den Klang. Bei einem historischen Instrument brauchst jetztned so viel, aber bisserl mu0 scho sein. Spenne einen Zwirn vom Wirbelfeld bis zum Plattenanhangstift, und schau wie viel Steigung Du vom Plattenanhangsstift bis zum Steg hast. Der Steg sollte schon deutlich darüber liegen.

LG
Henry
 
Ja danke. Habe mir gerade schon ein paar Bilder dazu angeschaut.
 
Vermutlich legt man den Faden gerade und misst dann die Lücke beim Anhang oder man sieht sich die Stärke des Knickes an, den der Faden am Steg macht.
Es gibt so ein kleines "Stegdruck-Messgerät", was man direkt auf den Steg auflegt wenn die Saiten drin sind.

Quelle:
002-02.jpg



...Stegdruck erneut kontrolliert - diesmal ohne die Saiten mit Hilfe eines Fadens. Mit dieser Messung hat man einen Anhaltspunkt wie der Druck vor der Reparatur war.
002-10.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, nun ist es klarer. Ohne Saiten nimmt man den Faden anstatt der Saiten. Mit Saiten nimmt man dann das Dreibein, ein Bein wird dann hochstehen, wenn zwei aufliegen, was auf dem Bild wohl nicht richtig zu sehen ist.
 
Stegdruck:

Ich habe heute mit einem Faden den Stegdruck kontrolliert. Dabei stellt ich mit Erschrecken fest, dass er teils sogar negativ ist:


Durch die Schrägstellung der Stegstifte wird die Saite natürlich auf den Steg gedrückt:


Meine erste Idee war, anstatt einer kompletten Aufdopplung so was in der Art:


Eine bessere Idee war, doch mal jemanden anzurufen. :-)
Ich rief Balas aus Wien an, da er bisher der Einzige war, der dieses Modell kannte und den ich auch kenne. Auf die Anfrage mit dem Stegdruck kam wie aus der Pistole geschossen:
"So lassen, da machste nix dran!"
Begründung:
Das ist typisch für Bechstein und völlig normal. Die verlieren schnell den Stegdruck, vermutlich, weil der Reso nicht sehr stabil ausgelegt ist und nach hinten nachgibt. Erhöht man jetzt den Stegdruck erneut, gibt der Reso noch weiter nach und wölbt sich immer weiter nach hinten.

Nach dieser Aussage gehe ich davon aus, dass mein Bechstein-Flügel von 1879 ähnlich geringen Stegdruck hat (wenn mir mal ein Dreibein über den Weg läuft, werde ich das kontrollieren); und der klingt für mich phantastisch.
Die dynamische Bandbreite wie ein Neuklavier hat man so natürlich nicht. Aber eine konsequente Alternative wäre ja: Reso raus nehmen, trocknen, neu wölben...? Und Reso raus ist bei dem Ding für mich schlichtweg zu aufwändig.

Ich würde jetzt guten Gewissens einfach nach Plan (also planlos) weiter machen, warte aber noch andere Meinungen ab.
 
Zuletzt bearbeitet:
Keine weiteren Meinungen oder andere Erfahrungen oder evtl. sogar gleiche Erfahrung?
 
Nach dieser Aussage gehe ich davon aus, dass mein Bechstein-Flügel von 1879 ähnlich geringen Stegdruck hat (wenn mir mal ein Dreibein über den Weg läuft, werde ich das kontrollieren);

Nö, der hat schon noch etwas Druck, kann Dir mein "Dreibein" gerne leihen. Im Falle Deines Klavieres jedoch, berühert ja die Saite überhaupt nicht mehr den Steg - da könnst ja im Grunde genommen auch gleich den Resonanzboden rausschmeißen, denn ohne die Übertragung durch den Steg, kommt schlichtweg nur ein "pfft" heraus, die Saite klingt also überhaubt nicht aus, und man hat das Gefühl, es sei ein Kissen zwischen Saiten und Resonanzboden gestopft worden.

Deine Idee mit dem Hölzchen ist schon klasse - müßt natürlich durchgehend sein, und auf dem Steg zurechtgeschnitten und festgeleimt sein. Und nehm vor allen Ahorn (oder wenigstens Buche...obwohl die weniger schön klingt)

LG
Henry
 
Ach ja @Peter , ich sehe auch Risse im Resonanzboden.....sie durchgehend zu spanen wird kompliziert bei der Konstruktion. Aber Du könntest zumindest den freiliegenden Teil auspanen. Zwischen Rasten und Resonanzboden Keile reinhauen, die zugänglichen Risse aufschneiden und mittels Fischleim Fichtenholzspäne reinklopfen. Nach einem Tag dann die Spane abstechen.
Anschließend die Keile aus der Raste wieder entfernen - hier dürftest Du dann erheblich an Stegdruck gewonnen haben.

LG
Henry
 
Das Thema brennt! :-D
Im Falle Deines Klavieres jedoch, berühert ja die Saite überhaupt nicht mehr den Steg
Das stimmt, so lange die Saite nicht an den Stegstiften anliegt. Sobald sie anliegt und gespannt wird, wird sie auf den Steg gedrückt. Je mehr Spannung, je mehr Druck. Natürlich weiß ich nicht ob das so reicht oder gar so konstruiert ist (gibt es nicht auch drucklose Konstruktionen?).

Die Idee mit der schmalen Leiste hat den Nachteil, dass dann die Stifte zu kurz sind. Hmm.

Jetzt gerade Deinen letzten Beitrag gelesen. Ich wollte ja ursprünglich spanen, aber weil man nicht gut ran kommt und die Risse nur sehr klein sind, hatte ich mich eigentlich dazu entschieden. das so zu lassen.
Dass man durch Spanen mehr Druck bekommen kann, wusste ich gar nicht. Man kann so also den Reso wieder etwas wölben?
 

. Man kann so also den Reso wieder etwas wölben?

Freilich - Du mußt nur den Reso vorher von hinten ordentlich verkeilen, so daß der Reso sich nach oben wölbt. Durch die keilartigen Spane, wird der Reso nimmer so schnell zurück können, selbst wenn es ned durchgehend gespant ist. Und ich meine Du hast am Resonanzboden durchaus zugängliche Stellen, ohne ihn ausbauen zu müssen - die Risse welche noch unter den nichtzugänglichen Streben verbleiben, sind ned dramatisch. Greisslig sind Risse welche unter dem Steg durchgehen.

LG
Henry
 
Ok, danke erst mal!
Neuer Plan:
Späne besorgen, ausspanen, Stegdruck neu kontrollieren. Wenn zu wenig, dann Leiste und längere Stifte.
 
Stegdruck:
Eine bessere Idee war, doch mal jemanden anzurufen. :-)
Ich rief Balas aus Wien an, da er bisher der Einzige war, der dieses Modell kannte und den ich auch kenne. Auf die Anfrage mit dem Stegdruck kam wie aus der Pistole geschossen:
"So lassen, da machste nix dran!"
...
Ich würde Bernhard vertrauen und nicht aufdoppeln. Jedoch erscheint mir der Vorschlag, den Resonazboden zu reparieren und dadurch an Spannung zu gewinnen sinnvoll. Dabei mindert man das in Bernhards Begründung angeführte Manko.

... Keile reinhauen, die zugänglichen Risse aufschneiden und mittels Fischleim Fichtenholzspäne reinklopfen. Nach einem Tag dann die Spane abstechen.
Anschließend die Keile aus der Raste wieder entfernen - hier dürftest Du dann erheblich an Stegdruck gewonnen haben.

LG
Henry
Klopf die Fichtenholzspäne bitte nicht mittels Leim rein.
Nimm dafür einen (Holz-)Hammer... :-)
 
I

Klopf die Fichtenholzspäne bitte nicht mittels Leim rein.
Nimm dafür einen (Holz-)Hammer... :-)

ich meinte natürlich die eingefischten Leimspäne, ähm, eingeleimten Fischspäne......ach egal, die Spane ohnehin ned leimen, sondern den Leim in die Schlitze, und anschließend die Spane vorsichtig hinein klöpfeln. Beim kurvigem Riß, empfihelt es sich den Span alle paar cm anzuzwacken damit er sich besser biegen kann.

LG
Henry
 
Material habe ich endlich besorgt, morgen wollte ich das Ganze angehen. Heute früh stellte ich erst mal wieder das Klavier auf, entfernte die Rückwand und drückte testhalber von hinten gegen den Reso. Er schlug an!
Hier sieht man gut wo:


Da ist maximal ein halber mm Platz zwischen Reso und Gussrahmen. Das Maß zwischen vorderem Gussrahmen und den "Rasten" (die ja auch der Rahmen sind) ist eigentlich von Bechstein vorgegeben, da hier Abstandhülsen verbaut sind.
Von vorne:


von hinten:


In diesem Beitrag hatte ich besagte Schraube schon mal angesprochen. Damals sah das Ganze noch so aus:

Zwischen Abstandhülse und Rahmen ist ein Platz von ca. 1 cm. Die Schraube selbst war lose.

Jetzt weiß ich nicht wie ich weiter vorgehen soll.
Erster Gedanke: Längere Abstandhülse anfertigen, um Platz für die Wölbung des Resos zu schaffen. Allerdings befürchte ich, dass ich damit in die gesamte Konstruktion eingreife, die ja irgend einen Sinn haben muss. Auch an anderen Stellen sind nur 2-3 mm Platz zwischen Steg und Gussrahmen.

Kann es denn sein, dass das Ding damals so konstruiert war, dass der Stegdruck nur durch die Schrägstellung der Stifte verbunden mit der Saitenspannung erfolgt?

Wenn ich an einem gespannten Faden ziehe, drückt er sich jedenfalls gegen den Steg und man hört auch einen Ton. Evtl. sollte ich mal eine alte Saite testweise beziehen und anschlagen?
 
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