"Roter Alarm" im Kopf - Aufnahmegerät ist ON

Dreiklang

Dreiklang

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Hallo zusammen,

es ist nervig: warum "kann" man nicht völlig normal und entspannt spielen, so wie sonst auch, nur weil ein Aufnahmegerät mitläuft?

Oder ebenso: wieso beeinflusst einen die Tatsache, dass man irgendwo vorspielt, und jemand aufmerksam zuhört, immer so stark?

Und was mich am meisten ärgert: das Problem entsteht ja ausschließlich im Kopf - ist ja nicht so, als hätte man Gewichte an den Fingern oder Boxhandschuhe an den Händen.

Und wenn ein Problem im Kopf entsteht, dann müsste es sich auch durch den Kopf entsprechend lösen lassen.

Durch ein gedankliches Konzept, eine Denkweise, oder gar nichts denken oder oder oder...

Nur: ich finde keine Lösung bisher bzw. hab' noch keine Lösung bisher gefunden.

Wer hat vielleicht eine...?

Frohes Fabulieren darüber wünscht
Dreiklang alias 3K
 
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Hallo zusammen,

es ist nervig: warum "kann" man nicht völlig normal und entspannt spielen, so wie sonst auch, nur weil ein Aufnahmegerät mitläuft?

Oder ebenso: wieso beeinflusst einen die Tatsache, dass man irgendwo vorspielt, und jemand aufmerksam zuuhört, immer so stark?




Nur: ich finde keine Lösung bisher bzw. hab' noch keine Lösung bisher gefunden.

Wer hat vielleicht eine...?
In Deinem Fall ist es eigentlich ganz einfach: Laß doch jedesmal ein Aufnahmegerät mitlaufen, dann gewöhnst Du Dich dran.
(So wie man sich an das Ticken eines Metronoms gewöhnt...)


Schwieriger wird es, das Spiel vor Publikum zu trainieren. Man findet ja nicht immer jemand, der freiwillig aufmerksam zuhört.
 
Wenn das Aufnahmegerät läuft, kann man sich nicht länger belügen, dass man das Stück doch eigentlich schon ganz fabelhaft spiele. Sondern man weiß innendrin, dass spätestens beim Abhören der Aufnahme gnadenlos klar werden wird, wo die ganzen Unzulänglichkeiten liegen.

Und das versetzt einen in einen unangenehmen Zustand. Tja, Mr. DKMM, da musste durch :-D :party:
 
In Deinem Fall ist es eigentlich ganz einfach: Laß doch jedesmal ein Aufnahmegerät mitlaufen, dann gewöhnst Du Dich dran.
Jetzt wo Du's sagst: ich glaube, das hatte ich grauer Vorzeit sogar schon mal versucht und das hat dann geholfen...(!?)

Ist irgendwie zwar auch eine umständliche "Krücke"...

Naja, aber wenn man keine andere Methode hat, nehme ich vielleicht einfach mal wieder diese... das ist schon einen Versuch wert.

Einfach jedesmal aufnehmen... beim Üben, beim Spielen...
Irgendwann glaube ich vergaß ich tatsächlich auch, dass da was mitlief... :idee:


Etwas ähnliches dürfte (oder könnte) mit dem Vorspiel vor Publikum auch passieren: einfach dass man sich daran gewöhnt und es nicht mehr als eine "aussergewöhnliche (Stress-)Situation" wahrnimmt und versteht.
 
Wenn das Aufnahmegerät läuft, kann man sich nicht länger belügen, dass man das Stück doch eigentlich schon ganz fabelhaft spiele. Sondern man weiß innendrin, dass spätestens beim Abhören der Aufnahme gnadenlos klar werden wird, wo die ganzen Unzulänglichkeiten liegen.
Wahrscheinlich ist die ART der störenden Gedanken jeweils ziemlich individuell! Bei mir schwirren ungefähr die folgenden Gedanken störend im Kopf herum:

"So, jetzt hast Du Dreiviertel fehlerlos geschafft, gut gelaufen, jetzt noch das letzte Viertel, und Du hast die Aufnahme im Kasten." RUMMS passiert natürlich genau deswegen wieder ein Fehler, der alles versaut.

Oder auch:

"Verdammt, jetzt mach hinne mit der Aufnahme, je schneller die gut hinhaut, desto eher bist Du mit dem Zeug fertig".
Und eine Endloslitanei an falsch-Spielerei und Verspielfehler entsteht...

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Grundsätzlich verschlechtert sich meine "Leistung" immer um ein paar Prozent durch den Stress und die Nebengedanken (um 50%? 40%? 30%? keine Ahnung, irgend so um den Dreh).

Und: je besser ich das Stück "kann", desto weniger wirkt sich diese Verschlechterung dann in der Praxis aus (ist wahrscheinlich logisch)
 
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"So, jetzt hast Du Dreiviertel fehlerlos geschafft, gut gelaufen, jetzt noch das letzte Viertel, und Du hast die Aufnahme im Kasten."
"Verdammt, jetzt mach hinne mit der Aufnahme, je schneller die gut hinhaut, desto eher bist Du mit dem Zeug fertig".
ich glaube, du machst dir selbst zu viel Stress.

Der Tipp mit dem ständig laufenden Aufnahmegerät könnte dir wirklich helfen ... nicht dabei, dich an die Anwesenheit dieses "Hörers" zu gewöhnen, sondern um seine Existenz auszublenden.
Eine andere Möglichkeit wäre, jemand anderen zu bitten, das Aufnahmegerät "heimlich" zu starten.

Noch als zweiten Tipp. Mache nicht einzelne Aufnahmesessions (ein Versuch gleich ein Track). Spiel genau so, wie wenn das Aufnahmegerät nicht da wäre. wenn du dich verhaust, scheiß drauf und spiel weiter ... oder brich ab und beginne neu. Auf keinen Fall solltest du dich zwischen den Versuchen mit dem Aufnahmegerät beschäftigen, denn DAS lenkt dich jedes mal aufs neue von der Musik ab. Lass es einfach laufen, und spiel so lange, bis eine deiner Meinung nach brauchbare Aufnahme dabei gewesen ist.
"first take" iat zwar toll, wenns klappt ... ich freue mich darüber immer sehr ... aber ich erwarte es nicht und ich mache mir auch keinen Druck damit, dass ich das doch im first take hinkriegen müsste. Wenns klappt ists gut ... wenn nicht, dann gibts halt noch ein take ... i couldn't care less - zumindest wenn das keine teuer bezahlte Studiozeit ist.

Und als dritten Tipp, mit dem ich persönlich gute Erfahrungen gemacht habe ... peile bei Proben für eine Aufnahme eine Geschwindigkeit in Richtung "Original + ca,. 10%" an.
Nicht weil du so toll bist, und das eben kannst, sondern einfach weil es sich auf der Originalgeschwindigkeit dann etwas entspannter anfühlt. Zumindest mir geht das so ... ohne Metronom läuft man dann allerdings Gefahr, auf die "Übegeschwindigkeit" zu beschleunigen und am Ende einfach eine leicht beschleunigte Version einzuspielen.


So lange dich das Aufnahmegerät so stresst, wirst du dein Können auch nur schlecht an den Aufnahmen bemessen können.

Die besten Aufnahmen in meinen Bands (rein musikalisch ... nicht vom sound her) fanden sich oft mittendrin in einem track von fast 90 Minuten ... da hatten dann alle genug Zeit, das Aufnahmegerät mental auszublenden, sich zu entspannen, und eben einfach ihren Job zu machen.
 
Und noch etwas kommt hinzu: Viel hilft viel. Mehr Aufnahmen als nur ein paar wenige nehmen den Druck, dass die ein, zwei, drei Aufnahmen perfekt werden müssen. Genauso ist es mit Konzerten: Je mehr Möglichkeiten (= Chancen) man bekommt, sein Können unter Beweis zu stellen, desto entspannter wird man und umso mehr verschwindet das Lampenfieber. Die „Routine“ unterstützt diesen Effekt.
 
Geht das jüngeren Menschen eigentlich auch so, dass sie von Aufnahmen gestresst sind, oder ist das für die heutigen Kids mittlerweile so "normal", dass sie sich nur ärgern, wenn sie vor einem Video ihr Makeup nicht auffrischen konnten?

Ich frage, weil es für mich (und wahrscheinlich sehr viele andere in meiner Generation) eine absolute Ausnahmesituation war, wenn mal eine Kamera dabei war ... Fotos waren wir gewohnt, aber Video ... uiuiui.

Das hat zwar mit Musikaufnahmen nicht so viel zu tun ... aber ich glaube, dass das "Video von sich selbst" für heutige Kids viel alltäglicher sein könnte, als für mich (Baujahr 1973 ... das war ja im letzten Jahrtausend).
ich finde das noch immer "irgendwie seltsam", mich selbst auf Video zu sehen.
 
Ja, vieles von Dir @Demian und @DerOlf hatte ich auch schon so gemacht (Aufnahmegerät durchlaufen lassen etc.).
Naja, der Weg für mich ist tatsächlich "Recorder einfach immer an", das merke ich. Grundsätzlich einfach immer dieser Handgriff bzw. Knopfdruck.
Und es ist zum Schiessen: gerade eben beim Üben hatte ich den Recorder tatsächlich schon zweimal "vergessen"... :musik064:

Allerdings hatte ich mich gedanklich beim Üben auch mit anderen Dingen beschäftigt, das "Üben" war dann eher ein "Klimpern"... aber immerhin...

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Ich habe hier bei mir auch zwei CDs zusammengeschnitten von vielen Stunden Jam Sessions mit ein paar Freunden seinerzeit.

Da war der Recorder überhaupt kein Problem, eigentlich erstaunlich, aber wir alle waren da so hyper relaxt (ohne Gras oder so natürlich), und haben ohne irgendwelche Absprache einfach drauflos improvisiert. Einer fing irgendwie an, der nächste kam irgendwie dazu und so weiter... und alle spielten ein gutes Stück weg von den Grenzen ihres Könnens, wir haben uns da also nicht überfordert... das sind total relaxte Jam Session Aufnahmen geworden, und manche Ausschnitte dieser vielen Stunden Sessions waren mir dann gut genug als CD Stücke.

Die Raussucherei und Abhörerei und Schneiderei allerdings war damals eine echte Heidenarbeit... :019:
 
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Jetzt wo Du's sagst: ich glaube, das hatte ich grauer Vorzeit sogar schon mal versucht und das hat dann geholfen...(!?)

Au ja tatsächlich, da ist es:

Ja, diese Mist-Aufregung... ich lasse seit einiger Zeit bei jedem Üben einen Recorder mitlaufen, um mich an's Aufnehmen zu gewöhnen, und ein bisschen was scheint's zu bringen.

8 Jahre her... wie die Zeit vergeht...
Ich glaube, in diesem Faden gibt es noch weitere Stimmen zum Thema "Aufregung bei der Aufnahme", falls es jemanden interessiert.
 

Ist es denn überhaupt sinnvoll, dass man ein Aufnahmegerät nicht mehr wahr nimmt?

Momentan nutze ich es, um zu kontrollieren, ob ich ein Stück wirklich kann- sozusagen als Simulation von meinem KL oder Publikum.
Ich schalte das Handy ein und versuche mein Stück, von dem ich glaube, es zu können so fehlerfrei und schön wie möglich zu spielen.
Maximal 3 Versuche gebe ich mir und wenn ich immer an der selben Stelle fliege, weiß ich, was noch zu üben ist. (Neben den Stellen, die beim Anhören unglücklich klingen)
Wäre doch schade, wenn dieser Effekt verloren geht.

Es beim Üben mitlaufen zu lassen erhöht evtl. die Disziplin. In meinem Ferienkurs hatte ich immer eine "Übestunde" und mein KL ist irgendwo in seinem Haus, aber in Hörweite rumgegeistert. Ich war dadurch deutlich disziplinierter.
Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich eine ganze Stunde Übung abhören mag. Ich glaube da ist mir meine Zeit zu schade.
 
Momentan nutze ich es, um zu kontrollieren, ob ich ein Stück wirklich kann- sozusagen als Simulation von meinem KL oder Publikum.... Wäre doch schade, wenn dieser Effekt verloren geht
Naja klar, wenn Du diesen Effekt sozusagen "für Deine Zwecke" benutzen willst...

Mir geht es - wenn überhaupt - darum, eine brauchbare Aufnahme meines Spiels zu erzeugen.
 
Übrigens, vorhin war das auch schon wieder klasse: ich hatte konzentriert geübt, und die Gedanken waren tatsächlich dort, wo sie beim Üben auch sein sollten: beim Bestreben, sich zu verbessern, wiederholt die richtigen Tasten beim schnelleren Spiel zu treffen und so fort...

Das laufende Aufnahmedingens wurde tatsächlich schon fast zur "Nebensächlichkeit". Bin auf einem guten Weg!

(Dank euch übrigens... :trink068: wer weiss wann mir das mit dem Mitlaufen-Lassen wieder von selbst so eingefallen wäre...)
 
Habe noch etwas anderes gerade festgestellt: und zwar wenn ich wirkungsvoll - also praktisch "richtig" - übe, dann bin ich in so einer Art "Modus" innerlich.

Die Aufmerksamkeit ist ohne wenn und aber dabei, die richtigen Tasten zu treffen, einen guten Klang zu erzeugen, ablenkende Gedanken gibt es nicht, das augenblickliche Klavierspiel ist das Wichtigste (und natürlich ist das aufmerksame Hören auch immer mit dabei).

Also wie gesagt das ist so eine Art "innerer Modus" in dem ich bin. In dem spiele ich dann auch am besten, es gibt praktisch nur mich, das Instrument, die Musik, und das Ziel (keine Verspielfehler, der akzeptable Klang etcetera).

Wenn ich genau diesen "Modus" bewußt herbeirufen und beibehalten könnte, dann wäre die "Umgebung" tatsächlich Nebensache (Aufnahmegerät, Publikum, und so weiter) und ich spiele einfach am Besten.

Ich werde das in nächster Zeit mal versuchen (diesen "Modus" bewußt zu aktivieren, "einzuschalten", und dann auch konsequent beizubehalten).

Der Test wäre dann das nächste Vorspiel bei einem Bekannten, oder der Freundin, oder eine Aufnahme machen, oder halt irgend eine andere vergleichbare Stresssituation, die einen normalerweise "schlechter Spielen" lässt.

Bin gespannt... vielleicht ist dieses leidige Problem ja wirklich bald mal Geschichte. Es nervt mich schon mein ganzes Leben lang, diese "Hürde", die man hat, wenn man unter Stress eine gewisse "Leistung" erbringen muss oder will am Instrument und beim Musizieren.
 
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Dias Gespielte aufzuzeichnen ist die preiswerteste und einfachste Art einer effektiven freiwilligen Selbstkontrolle. Der alte Unterschied zwischen Selbst- und Fremdbild ist ja bekannt. Die Aufzeichnung ist nicht geprägt von Einflüssen synaesthetisierender Filter (das Fremdbild ist dann noch einmal verändert durch Filter der Hörenden). Im Laufe der Jahre nähern sich die Bilder zwar an, deckungsgleich werden sie aber nie. So stellt sich die Frage, warum wir eigentlich von der von uns produzierten Musik einen so anderen Eindruck beim Spielen haben als wenn wir uns selbst hören. Frei davon ist wohl niemand. Selbst berühmte Klavierspieler nutzen Mentoren vor ihren Auftritten.
 
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Dias Gespielte aufzuzeichnen ist die preiswerteste und einfachste Art einer effektiven freiwilligen Selbstkontrolle.
Kein Widerspruch.

So stellt sich die Frage, warum wir eigentlich von der von uns produzierten Musik einen so anderen Eindruck beim Spielen haben als wenn wir uns selbst hören. Frei davon ist wohl niemand.
Sich selbst beim Spielen neutraler/objektiver zuhören zu können, ist allerdings erlernbar bzw. trainierbar.
 
Sich selbst beim Spielen neutraler/objektiver zuhören zu können, ist allerdings erlernbar bzw. trainierbar.
Das meinte ich mit ''im Laufe der Jahre nähern sich diese Bilder an''. Das geschieht auch mit zunehmender Erfahrung ganz automatisch. Aber eine kleine Abweichung bleibt immer. Daher nutze ich diese Möglichkeit gelegentlich immer noch - auch nach 50jähriger Klavierpraxis.
 
Wenn das Aufnahmegerät läuft, kann man sich nicht länger belügen, dass man das Stück doch eigentlich schon ganz fabelhaft spiele. Sondern man weiß innendrin, dass spätestens beim Abhören der Aufnahme gnadenlos klar werden wird, wo die ganzen Unzulänglichkeiten liegen.

Und das versetzt einen in einen unangenehmen Zustand. Tja, Mr. DKMM, da musste durch :-D :party:

Das kann ich auch als Amateur nur unterstreichen:
Wenn ich ein Stück nur so mittel kann, werden von 10 Aufnahmen genau 0 Aufnahmen gut. Wenn ich ein Stück hingegen wirklich beherrsche, wird jede Aufnahme mindestens befriedigend (auf meinem Niveau...).

Bei Auftritten spiele ich nur Stücke, von denen ich auch gute Aufnahmen hin bekomme.
 

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