Restaurierter Flügel hat sirrende Töne

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manfredkremer

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Ich habe meinen Steinway Modell O180 für viel Geld restaurieren lassen. Ob alles, was gemacht wurde (incl. Resonanzboden ausspänen und neue Saiten) wirklich nötig war, bezweifle ich im Nachhinein. Mein Probem:

Nach der Restauration klang der Flügel sehr erkältet (schon eher Lungenentzündung): alle hohen Töne klirrten und sirrten, dies noch stärker bei Benutzung des linken Pedals.

Nun war gestern ein wirklich hervorragender Klavierbaumeister für den ganzen Tag bei mir. Eigentlich war seine Aufgabe, den Flügel zu intonieren. Er zeigte mir aber zuerst, daß die gesamte Klaviatur weiter nach vorne (ich mein: in Richtung Spieler) verschoben werden mußte, um das Geräusch abzumildern. Er hat zudem eine Reihe von Hämmern (grob geschätzt 25 bis 30) noch einmal neu eingeleimt (ca 2 mm tiefer auf den Hammerhälsen). Nun ist das Geräusch wesentlich weniger geworden und der Flügel klingt melodischer. Ganz ist es aber nicht weg, und der Diskant scheint mir leiser und blasser geworden zu sein. Das mit dem Sirren soll ein grundsätzliches Probelm bei Steinway-Flügeln zu sein. Ist das so? Dies war eigentlich der Ausgangspunkt, der mich zu der Entscheidung brachte, den nun doch alten Flügel (von 1927) restaurieren zu lassen.

Bei seiner Arbeit hat der Klavierbauer auch gestern einige Diskantsaiten etwas verschoben, so daß sie in die durch die alten Saiten eingeprägten Kerben in der Silie zu liegen kamen. Erst dadurch wurde mir klar, daß bei der Restaurierung offenbar die Silie NICHT neu scharf geschliffen worden ist. Ein Steinway-Techniker (den ich vor der Entscheidung zur Restaurierung auch um ein Angebot gebeten hatte) hatte mir gesagt, daß das Sirren auch durch die nicht mehr scharfe Silie verursacht sein könnte. Aber aus Preisgründen konnte ich es mir nicht leisten, die Restaurierung durch Steinway durchführen zu lassen.

Nun meine Frage: Kann es sein, daß das (immer noch nicht ganz verschwundene) Sirren im Diskant daran liegt, daß die Silie ausgeleiert ist? Und wenn ja, wäre das als Mangel bei der Restaurierung zu betrachten?

Ich gehe davon aus, daß bei der gestrigen Sitzung der Klavierbauer wirklich alles ihm mögliche getan hat. Aber es sirrt immer noch, und auf der anderen Seite sind die Töne nach der Arbeit im Diskant geutlich leiser geworden. Ich bin nun hin und hergerissen und frage mich, ob der Klang besser wäre, wenn die Silie bei der Restaurierung neu geschliffen worden wäre.

Ich wäre für jeden Rat dankbar!

Manfred
 
Das mit dem Sirren soll ein grundsätzliches Probelm bei Steinway-Flügeln zu sein. Ist das so?
Problem??? Das ist das Besondere an den S&S!!!! Pass auf, dass Du einen vielleicht tollen Steinway nicht zu einem Schimmel kastrierst oder zum blüthnerschen Singen zwingst!!!! Lass mal nen Steinway-Fachmann dran lauschen.
 
Also ich habe schon viele andere Steinway-Flügel gehört, die das Problem nicht hatten!
 
Hallo fisherman,

Bei Schimmel Flügeln werden heute auch Duplex-Skalen verbaut, bei Blüthner nicht! Ich weiß nicht was man in dem Bereich "kastrieren" könnte :confused:
Allerdings treten die von agraffentoni genannten unharmonischen Saitenlängen bei Schimmel nicht auf, da die Front-Duplexskalen dort pro Chor unterteilt sind und somit im rechten Winkel zur Saite stehen...

Grüße Jonathan
 
Sorry Jonathan, das sollte nicht abwertend sein. Ein Schimmel ist ein Schimmel und ein Steinway ein Steinway. Man sollte nie versuchen, aus einem Instrument ein anderes zu machen.

@Manfred: Ja, kenn ich auch. Aber das sind dann die "kastrierten" ;-). Es ist schwierig, ohne Ton darüber zu reden, ob das Sirren bei Dir S&S-typisch oder "falsch" ist. Ich weiß nur, dass es mich an meinem S&S-Klavier anfangs fürchterlich gestört/genervt hat. Heute würde ich das "Sirren" nicht mehr hergeben wollen. Allerdings hab ich halt auch meinen Feurich, wenn mir nach "Grundtonigkeit" ist.

Nimms doch mal auf.
 
Jetzt noch eine stümperhafte Vermutung eines Laien:
Könnte es denn sein, dass die Hammerköpfe des Flügels nach dem Abziehen nicht genau genug auf die Chöre angepasst wurden und die Saiten deshalb nicht synchron angeschlagen werden (Ergebnis: Metallisch klirrender Ton)? Als mein Klavier überholt wurde (Hammerköpfe abziehen) war dies der Fall und musste durch leichtes Schleifen der Scheitel behoben werden.

Vielleicht liegt es daran? Wenn das so nicht stimmt, bitte korrigieren! ;)

Gruß Jonathan
 
Könnte es denn sein, dass die Hammerköpfe des Flügels nach dem Abziehen nicht genau genug auf die Chöre angepasst wurden und die Saiten deshalb nicht synchron angeschlagen werden (Ergebnis: Metallisch klirrender Ton)

Das wäre natürlich durchaus auch ne Möglichkeit, in dem Fall wo der Klavierbauer die Chore wieder in die alten Rillen zurückpositionierte, schien ja das Problem wohl geringer geworden sein, was durchaus ein zeichen dafür sein kann, daß die Hammerköpfe die Saiten ned gleichmäßig getroffen haben.
Selbst wenn ich neue HK einbaue - feile ich sie ned auf Chor, kann der Ton klirren und scheppern.


Viele Grüße

Styx
 
Danke für Eure Gedanken dazu! Ja, ich verstehe jetzt, warum der Klavierbauer die Saiten etwas verschoben hat. Aber das ist nur der kleinste Teil des Problems.

Die wesentliche Veränderung ergab sich durch die Verschiebung des Punktes, an dem die Hämmer die Saiten treffen. (Die Hämmer sind natürlich auch neu, die altzen waren vielleicht noch von 1927). Er hat die gesamte Mechanik weiter herausgezogen (soweit es eben geht, da ist ja eine Regulierschraube). Aber selbst dann noch eine Reihe von Hämmern neu eingeleimt (die Hammerstiele um 2 - 3 mm verkürzt).

Die Frage, die mir im Kopf geblieben ist, ist, ob es doch auch mit an der ausgeleierten Silie liegen kann (dies war die Aussage eines Mannes von Steinway, der den Flügel angesehen hatte), und ob man das hätte zurechtschleifen müssen, ehe man neue Saiten aufzieht. Die Saiten liegen ja offenbar jetzt nicht auf einer scharfen Kante auf, sondern in den Bereichen, die sie im Laufe der Zeit eingedrückt haben.
 
Ich sag mal was ganz Provokantes: Wenn ich spiele, sirrt es. Wenn ein Könner spielt, ist es kein Sirren, sondern Klang. Aber wenn da schon ein S&S-Mann drübergeschaut hat, wird bei Deinem doch was im Argen liegen.
 

Bei der Generalüberholung eines Steinway Flügels wurde die Silie vor der neuen Besaitung nicht geschliffen? Und ein anderer Klavierbauer hat die Anschlagslinie verändert? Na, da scheint ja einiges im Argen zu sein. Die Silie gehört definitiv geschliffen. Und ob die Änderung der Anschlagslinie eine so gute Idee war, frage ich mich auch. Denn immerhin sagst du, dass der Diskant danach leiser und blasser klingt. Besser kann man die Folgen einer falsche Anschlagslinie eigentlich nicht beschreiben.

Was du mal ausprobieren kannst: vorne (zu den Wirbeln hin) klingen die Saiten im Diskant mit. Leg einfach mal ein Handtuch darauf und horche, ob das Sirren weg geht.
 
Was du mal ausprobieren kannst: vorne (zu den Wirbeln hin) klingen die Saiten im Diskant mit. Leg einfach mal ein Handtuch darauf und horche, ob das Sirren weg geht.

Sag ich doch:cool::cool:

Zitat von agraffentoni:
Versuche doch mal die Front-Duplex-Saiten zu dämpfen, durch Filzscheibchen ö.ä.
Die unharmonischen Längen können manchmal ganz schön nerven.

Grüße

Toni
 
Hört sich wahrlich nicht gut an... Wer hat denn die Restauration vorgenommen? Ein renommierter oder eher einer "von der Straße"? Wurde das Bearbeiten der Silie empfohlen? Sowas muss eigentlich gemacht werden.
 
Hört sich wahrlich nicht gut an... Wer hat denn die Restauration vorgenommen? Ein renommierter oder eher einer "von der Straße"? Wurde das Bearbeiten der Silie empfohlen? Sowas muss eigentlich gemacht werden.

Bittschön keine Vorverurteilungen, wir kennen ja den kollegen ned. Was uns bisher bekannt ist, Daß der TE also hier der Kunde nicht so viel Geld ausgeben wollte, wie der S&S Kollege vielleicht veranschlagt hat.

Ich kann es dem Kollegen ned verdenken wenn er eben aufgrund der Zahlungswilligkeit NUR eine Restauration des Instrumentes vornahm.

Ein Berliner Kollege formulierte es mal kurz und treffend "Woll ses gut oder billig? " :D

Ich sag jetzt mal ganz unverblümt - wer "sparen will" sollte seine Ansprüche ned all zu hoch stellen...ich meine, spielen kann man auch irgendwie auf einen China Klavier :D


Viele Grüße

Styx
 
Ok, selbstverständlich. Die Klaviebauer, mit denen ich aber zusammenarbeite, sagen halt dann: "Entweder so, oder nicht. Wenn wir das anders machen wirds nichts und das mache ich nicht."

Da kenne ich mich dann aus und wundere mich nicht, wenn der ein oder andere Schritt nicht gemacht wurde und es dann komisch klingt.
 
Ich kann es dem Kollegen ned verdenken wenn er eben aufgrund der Zahlungswilligkeit NUR eine Restauration des Instrumentes vornahm.

Ein Berliner Kollege formulierte es mal kurz und treffend "Woll ses gut oder billig? " :D

Ich sag jetzt mal ganz unverblümt - wer "sparen will" sollte seine Ansprüche ned all zu hoch stellen...ich meine, spielen kann man auch irgendwie auf einen China Klavier :D


Viele Grüße

Styx

Danke für den freundlichen und erhellenden Kommentar!

Steinway wollte 20000 Euro, ich habe letztlich 13000 bezahlt. Das zum Thema "Zahlungsunwiilligkeit". Da ich mich ja sehr kritisch äußere, möchte ich nun ungerne den Namen der Firma nennen, die die Arbeiten gemacht hat.

Und was heißt bitteschön "NUR" eine Restauration. Was ist denn die bessere Alternative?
 
Bei der Summe gibt es doch sicher einen Dialog mit der Firma, die die Arbeiten gemacht hat. Was sagt die denn dazu? Kann die oder will die nicht gescheit nacharbeiten?
 
Bei der Summe müsste das Instrument wieder top sein. Ja. Unbedingt nachhaken!
 

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