Popsongs und Songbooks im Klavierunterricht

Unile

Unile

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14. Sep. 2014
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Hallo!

Ich bin hier ganz neu in diesem Portal aus folgendem Anlass.
Mich interessiert es zu erfahren, wie und ob ihr auch Popmusik in eurem Klavierunterricht einbezieht, wenn der Schüler es gerne möchte.

Wenn ja, wie erarbeitet ihr diese Songs (LeadSheet, nach Noten aus Songbook oder Internet, selbst raushören)?
Wie geht ihr methodisch da ran?
Lernt euer Schüler dadurch Neues, was er durch das Spielen klassischer Musik nicht erlernt?
Was haltet ihr von den ganzen Songbooks, die scheinbar nicht wenig verkauft werden?

Anlässlich meiner Master-Arbeit, beschäftige ich mich gerade sehr mit diesem Thema.
Ich finde allerdings in keinen Aufsätzen etwas darüber, wie im traditionellen Klavierunterricht die Popmusik Eingang findet, obwohl ich denke, dass sehr viele Lehrer hin und wieder etwas davon im Klavierunterricht bei manchen Schülern einfließen lassen. Oder täusche ich mich?

Ich bin um jede Antwort dankbar!
Unile
 
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Liebe Klavierlehrer,
ich wäre immer noch sehr dankbar, wenn ihr mir ein Feedback geben könntet.
Selbst, wenn keine aktuellen Popsongs im Unterricht behandelt werden und/oder ihr euch mit dem Thema nicht auseinander gesetzt habt/setzen wollt o.ä. wäre das für mich aufschlussreich.
Gruß, Unile
 
Ich kann nur aus Schülersicht schreiben.
Mein KL hat mir an Hand von Autumns Leaves ein wenig II-V-I - Verbindungen und Quintfall näher gebracht.
Solche immer wiederkehrende Muster erkenne ich nun z.B. bei Stücken von Debussy oder Piazzolla. Umgekehrt erkenne ich klassische Muster (Quintfall) in der Popwelt.
Das fand ich sehr interessant.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kann nur aus Schülersicht schreiben.
Mein KL hat mir an Hand von Autumns Leaves ein wenig II-V-I - Verbindungen und Quintfall näher gebracht.
Solche immer wiederkehrende Muster erkenne ich nun z.B. bei Stücken von Debussy oder Piazzolla. Umgekehrt erkenne ich klassische Muster (Quintfall) in der Popwelt.
Das fand ich sehr interessant.

Ehrlich gesagt kann ich jeden Amateur verstehen, der auf dieses Posting hin denkt: "Gähn!"

Ist ja schön für Dich, wenn Du da eine kognitive Freude dran hast, diese Querverbindungen / Gemeinsamkeiten zu erkennen. Aber "Theorie" im Unterricht macht nur dann Sinn, wenn man dadurch einen ganz konkreten, praktischen Fähigkeitszuwachs bekommt.
 
Danke Peter,
hast du dann auch gelernt zu improvisieren über Autumns Leaves und es auch mal z.B. bei einem Tango oder im klassischen Stil probiert bzw. gezeigt bekommen? Das soll jetzt keine, du-musst-doch-das-gemacht-haben-Frage sein, aber die Theorie am Instrument zu verstehen ist noch interessanter ;) ... und ein natürlich ein praktischer Fähigkeitszuwachs.
 
Dann kam mein Beitrag wohl etwas falsch an.
@hasenbein , @Unile , ja, es ging vor Allem um das Improvisieren und das Ganze lief eigentlich komplett am Instrument ab, war also völlig praxisbezogen.
Ich hatte mal die Noten vergessen, also beschloss der Lehrer, mal nur "Theorie" zu machen (nicht, dass das bei ihm sonst zu kurz gekommen wäre). "Schon mal was von Autumn Leaves Jazz Standard gehört?" "Ähh, ja irgendwie 251?" "Genau!" "hmm", "Hier habe ich was: Meldodie mit Akkorden" "Ah ja, kenne ich von YT...zum improvisieren?" "genau! Ich spiele mal vor" "ok".
Wir gingen den Leedsheet mit den Akkorden/Stufen kurz in der Theorie durch. Dann Praxis, er links, ich rechts, improvisiert. G-Dur, C-Dur. Dann ich alleine. Dann ich noch mal alleine, und noch mal...Dann das ganze als Hausaufgabe in verschiedenen Tonarten und auch mal bissel Basslinie einfallen lassen. Das Alles noch mal in den nächsten 2 Wochen wiederholt und vertieft und natürlich jede Menge Tipps (Pausen lassen, nicht zu dicht, Luft lassen, immer im Timing bleiben...).

Für mich war das ein ganz enormer, konkreter, praktischer Fähigkeitszuwachs (ist wohl auch einfach, wenn vorher noch nichts da war :-) ). Mittlerweile mache ich das ziemlich oft (aber nicht gut), weil es mir mehr Spaß macht als irgend welche Noten einzuprügeln. Aber ich bin auch unglaublich faul und bewege mich fast nur in einer Tonart.... Aber da kann ja kein Lehrer was für. :-)

und es auch mal z.B. bei einem Tango oder im klassischen Stil probiert bzw. gezeigt bekommen?
Falls Du Improvisieren im klassischen Stil meinst: Nein. Gezeigt bekommen: Ja, in Klassik und vor Allem in Tango (Der KL ist Argentinier und konzertiert seit vielen Jahren mit Piazzolla und eigenen Stücken).

Fällt mir gerade noch ein:
Dieser "praktische Fähigkeitszuwachs" ist mir erst kürzlich sehr aufgefallen, als ich El Viaje von Piazzolla übte. Einen Großteil des Stückes brauchte ich kaum üben, weil es genau diese 251-Kadenz in gewohnter Tonart ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Unile,

im Klavierunterricht mit meinen Schülern baue ich Popsongs dementsprechend ein, dass ich den Schülern den Text der oft selbst gewünschten Songs ausdrucke und sie/wir gemeinsam die Akkorde dazu aufschreiben. Ziel ist, dass die Schüler sich selbst/mich/Gesangsschüler begleiten können.
Hier lernen sie also ein Funktionsverständnis, ein Gefühl für Tonika und Dominante und allgemein auch, dass ein Song oft aus Akkordverbindungen entsteht. Sie können also L die Akkorde spielen und R eine Melodie improvisieren.
 
Hallo!
Kurze Bemerkung: Ich setze manche Popsongs für Schüler selber, da ich Arrangements von Heumann zB., die leider sehr gut verkauft werden, nicht schön finde.
Carsten Gerlitz hat ganz gute Arrangements.
Manchmal arbeite ich, wenn der Schüler schon etwas weiter ist und in der Theorie schon ein paar mal mit Tonika/S/D gearbeitet hat, mit Lead Sheets.
Für junge Schüler habe ich Gedichte (für Kinder), und lasse sie dazu - je nach Können, eine Melodie komponieren.

LG Antje
 

Hallo Unile,

im Klavierunterricht mit meinen Schülern baue ich Popsongs dementsprechend ein, dass ich den Schülern den Text der oft selbst gewünschten Songs ausdrucke und sie/wir gemeinsam die Akkorde dazu aufschreiben. Ziel ist, dass die Schüler sich selbst/mich/Gesangsschüler begleiten können.
Hier lernen sie also ein Funktionsverständnis, ein Gefühl für Tonika und Dominante und allgemein auch, dass ein Song oft aus Akkordverbindungen entsteht. Sie können also L die Akkorde spielen und R eine Melodie improvisieren.
Problem ist nur, dass es meist doof klingt, wenn man mit links die Akkorde drückt, es sei denn, man arbeitet mit Arpeggien oder Sprungbässen.
Ganz schlimm wird es, wenn, obwohl eigentlich der Grundton im Bass sein müsste, mit der linken Hand Umkehrungen gespielt werden, nur weil das am einfachsten zu greifen ist bzw. man dadurch Sprünge vermeidet...
Ich halte es für falsch, den Schülern aus Spielbarkeitsgründen Begleitungen beizubringen, die nicht gut klingen bzw. teilweise regelrecht als falsch bezeichnet werden müssen. Das überlassen wir mal lieber Typen wie Heumann & Co.
 
wie und ob ihr auch Popmusik in eurem Klavierunterricht einbezieht, wenn der Schüler es gerne möchte.

Ja ich beziehe Popmusik mit ein in den Unterricht

Wenn ja, wie erarbeitet ihr diese Songs (LeadSheet, nach Noten aus Songbook oder Internet, selbst raushören)?

Alles möglich

Wie geht ihr methodisch da ran?

Es gibt keine "Methode"-mein Unterricht orientiert sich an den Fähigkeiten der Schüler-und diese Fähigkeiten sind dafür verantwortlich, wie ich vorgehe.

Ich mache oft Vokalbegleitungen, z.B.Imagine von John Lennon, Mad World etc.
Basierend auf 3 oder 4 Akkorden kann man Phänomene wie Sus Akkorde, 7 9 Akkorde etc. erklären.
Oft lasse ich sie filmen,ich spiele die Stücke vor, fast alle haben Handys mit denen das geht.
Das ist wichtig um rhythmisch präzise zu spielen-über das Ohr lernen die Schüler das viel besser.


Es gibt einfache Stücke die funktionieren, aber die suche ich sorgfältig aus.
Die letzten Stücke waren: Imagine (John Lennon) Burn it down (Linkin Park) Mad World (Tears for Fears) Where is my mind (Pixies) Stücke von Nora Jones , Elton John, Robbie Williams, Blondie, Deep Purple, Nirvana....


Ich bin da offen :-)


Also es geht übers Gehör, übers Abgucken, über Noten und theoretisch erkläre ich es auch :-)



Lernt euer Schüler dadurch Neues, was er durch das Spielen klassischer Musik nicht erlernt?

Ich glaube ja

Was haltet ihr von den ganzen Songbooks, die scheinbar nicht wenig verkauft werden?

Das kann z.T. eine gute Inspiration sein, darf aber nicht dazu führen, dass man versucht, diese Musik genauso wie Klassik zu behandeln.
Nicht alles klingt gut auf dem Klavier-warum sollte man z.B. auf Teufel komm raus Lady Gaga auf dem Klavier spielen?
Oft ist es viel zu kompliziert, weil der Gesang aus dem Song adaptiert und versucht wurde über die Begleitung zu quetschen-das wird dann ein rhythmischer Marathon und überfordert die meisten-ab gesehen davon, dass es auch nicht gut klingt.
Sollte man lieber selber dazu singen und eine schöne Begleitung dazu einstudieren.


Anlässlich meiner Master-Arbeit, beschäftige ich mich gerade sehr mit diesem Thema.
Ich finde allerdings in keinen Aufsätzen etwas darüber, wie im traditionellen Klavierunterricht die Popmusik Eingang findet, obwohl ich denke, dass sehr viele Lehrer hin und wieder etwas davon im Klavierunterricht bei manchen Schülern einfließen lassen. Oder täusche ich mich?

Nein Du täuschst dich nicht :-)


Ich bin um jede Antwort dankbar!

Unile

Gerne

S.C.
 
Na, ich denke, die ganze Sache läuft heute anders, Kindchen gefällt ein bestimmter song, sucht im you tube covers mit Noten und schleppt diese zum Klavierlehrer, da meist ohne Fingersätze und oft nach Schönheit eher zu schwer ausgewählt (meine Tochter hat sich ein cover von John Legend all off me etwa ausgesucht....)

(da gibt es einen Notenlink von der Verfasserin)

Noch nicht vor nicht langer Zeit, hatte etwa die Klavierlehrerin der älteren sich die Kassette (!) mit nach Hause genommen, die Melodie aufgeschrieben und eine kleine Begleitung handschriftlich angefertigt - welche sie dann höchstens zu Dokumentationszwecken kopiert hatte....Ich persönlich fand eigentlich ihr Angebot, meiner Tochter diesen Wunsch zu erfüllen, nicht nötig -ich meine dies ist nicht Aufgabe des Klavierslehrers eigentlich - diese Lehrerin, die übrigens Pianistin war und nicht Pädagogin, machte dies offenbar gern und machte damit ihren Unterricht eben attraktiv...
 
All of me ist völlig unnötig, viel zu lang, und harmonisch auch völlig langweilig-da nützt dieses Off-Beat Gehämmere mit der anderen Hand auch nichts mehr.
 
All of me ist völlig unnötig, viel zu lang, und harmonisch auch völlig langweilig-da nützt dieses Off-Beat Gehämmere mit der anderen Hand auch nichts mehr.
Es handelt sich um einen Song, da wird mitgesungen, oder zumindest der song beim Spielen mitgedacht. Außerdem ist dies ein Beispiel, was ein Schüler sich aussucht, nicht , was ein KL passend für sein derzeitiges pädagogisch-didaktisch durchdachtes Konzept gewählt hat.
Die Jugend heute träumt halt gern mit Yiruma, Senneville, Einaudi und halt covern auf geliebte Musik - da macht es nicht, wenn das Thema stundenlang wiederholt wird - im Gegenteil.....:musik:



Und die covers von dem sind einfach super:
 
Die Jugend? Mein Kloaner ist 8 und findet es jetzt schon abscheulich, mein Großer wird 11 und den kriegst mit dem Zeugs ganz schnell zum schlagen, beißen,treten, zwicken...Autisten reagieren auf unangenehme Geräusche besonders empfindlich.

Viele Grüße

Styx
Na, eben, deine Kinder sind Kinder und nicht Jugendliche! Man braucht doch nur youtube durchzuschauen, die Otto Normalos Jugendlichen fahren auf Song-cover und Filmmusik cover ab! Und viele professionelle ausgebildete Pianisten etwa haben sich im cover-Schreiben einen effizienten Nebenverdienst geschaffen, mangels Nachfrage gäbe es dieses Angebot nicht. Außerdem ist es erstaunlich, welches Können und welche Phantasie quer durch alle Kontinente auch von Jugendlichen selbst in punkto cover verfassen gezeigt wird. Ich bin immer wieder baff!

Und übrigens was der User
https://www.youtube.com/user/kylelandry

anbietet ist eigentlich richtig schwer und durchaus auch an Könner gerichtet!

Außerdem wenn ein 8 jähriger bestimmte Musik ablehnt, ist er entweder negativ beeinflusst oder eben in einer anderen Phase (Schni-schna-schnappi z.B. ;-).
 

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