Pierre-Laurent Aimard mit Bachs WTK1 in der Kölner Philharmonie

Marlene

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Hallo,

ich habe jetzt eine Weile überlegt ob ich meine Fragen stellen soll, mache es aber, weil ich etwas nicht nachvollziehen kann.

Aimard hat die Bühne betreten, unter dem Arm klemmten Fotokopien in verschiedenen Größen. Ich habe jeden Moment damit gerechnet, dass ihm die Blätter entgleiten und sich auf dem Parkett verteilen würden. Erstaunt hat mich, dass ein Pianist mit diesen Fähigkeiten das WTK nicht auswendig gespielt hat.

Noch während ich Aimard beim dezenten Pedalieren beobachtet habe, hat sich ein kapitaler Fehler in sein C-Dur Präludium eingeschlichen. Zwei Gründe haben mich dann dazu bewogen die Augen zu schließen: Ich wollte der Musik besser lauschen können und wollte mir nicht ansehen müssen, wie Aimard nach jedem Stück ein Blatt zur Seite legt.

Nach der Pause hatte ich ein wenig Probleme mich auf die Musik zu konzentrieren, denn so viel Bach an einem Abend habe ich als Herausforderung empfunden. Aber es war ein sehr klangvoller Abend der mich musikalisch sehr bereichert hat.

Was ich aber gerne wissen möchte: Warum um alles in der Welt nimmt ein Pianist lose Blätter mit auf die Bühne und nicht ein Notenbuch? Und warum hat Aimard nicht auswendig gespielt?

Lieben Gruß
Marlene
 
Hallo,

ich habe jetzt eine Weile überlegt ob ich meine Fragen stellen soll, mache es aber, weil ich etwas nicht nachvollziehen kann.

Aimard hat die Bühne betreten, unter dem Arm klemmten Fotokopien in verschiedenen Größen. Ich habe jeden Moment damit gerechnet, dass ihm die Blätter entgleiten und sich auf dem Parkett verteilen würden. Erstaunt hat mich, dass ein Pianist mit diesen Fähigkeiten das WTK nicht auswendig gespielt hat.

Noch während ich Aimard beim dezenten Pedalieren beobachtet habe, hat sich ein kapitaler Fehler in sein C-Dur Präludium eingeschlichen. Zwei Gründe haben mich dann dazu bewogen die Augen zu schließen: Ich wollte der Musik besser lauschen können und wollte mir nicht ansehen müssen, wie Aimard nach jedem Stück ein Blatt zur Seite legt.

Nach der Pause hatte ich ein wenig Probleme mich auf die Musik zu konzentrieren, denn so viel Bach an einem Abend habe ich als Herausforderung empfunden. Aber es war ein sehr klangvoller Abend der mich musikalisch sehr bereichert hat.

Was ich aber gerne wissen möchte: Warum um alles in der Welt nimmt ein Pianist lose Blätter mit auf die Bühne und nicht ein Notenbuch? Und warum hat Aimard nicht auswendig gespielt?

Lieben Gruß
Marlene
Keine Ahnung, aber eins weiß ich: Mir würden nichtmal die Noten was helfen.. :-D

LG
Michael
 
Wenn eine Anfängerin einen deutlich hörbarer "Stolperer" im Präludium hören kann (bildlich gesehen war es wie das Abrutschen eines Fußes von einer Treppenstufe), dann gehe ich davon aus, dass man das keinen kleinen Fehler nennen kann. Wäre es ein solcher gewesen dann hätte er geschickt drüber hinweg gespielt (meine Vermutung als Anfängerin). Ich werde die Tageszeitung nachher mal aus der Papiertonne holen und nachsehen, ob der Fehler in der Kritik erwähnt wurde.
 
Wenn eine Anfängerin einen deutlich hörbarer "Stolperer" im Präludium hören kann
es gibt einen später eingefügten Takt (c-Moll mit großer Septime), der in manchen Ausgaben enthalten ist - wenn man den nicht kennt und er wird gespielt, dann wirkt das ziemlich irritierend --- war´s vielleicht das? oder war´s nur ein falscher Ton?
 
Seit Rachmaninov’s 2. Klavierkonzert in der Philharmonie habe ich mir vorgenommen keine Kritiken mehr zu lesen. Denn wenn man etwas von „seifigem Klang“ und „verwaschener Kadenz“ zu lesen bekommt, versteht selbst ein Fachmann - wie ich in einer Unterhaltung festgestellen konnte – nicht wirklich, was mit derart blumigen Worten gemeint sein soll. Nun habe ich aber die Tageszeitung aus der Papiertonne hervorgezogen und dort steht:

Dabei brauchte auch Aimard eine gewisse Zeit, um sich hineinzufinden: Gleich im berühmten C-Dur-Präludium, dessen Vortrag an sich durch die unmerkliche Variation der Taktschwerpunkte berückte, ereignete sich ein schwerer Fehler, und auch im näheren Fortgang gab es fragwürdige Details – so etwa inkonsequente Artikulationen oder Verzierungen. Diese Anlaufprobleme verflüchtigten sich aber schnell., und es folgte ein Abend von kaum je mal nachlassender Instensität und Spannung."

Den letzten Satz kann ich voll unterstreichen.

Aber eigentlich geht es mir ja um die fliegenden Blätter und warum er nicht auswendig gespielt hat.
 
Das habe ich auch gelesen und mich sehr gewundert . Selten lese ich solche Kritiken .
Vielleich war er gesundheitlich nicht so ganz auf dem Posten ?
 
Der Rest war wundervoll und er war dann voll bei der Sache.
 
Warum der nicht auswendig gespielt hat und was das für eine Lose-Blatt-Sammlung war, das kann hier niemand wissen. Man kann nur mutmaßen und das führt zu nix.

Also würde ich ihm bzw. seinem Management eine höfliche Email schicken und ihn danach fragen. Und wenn es keine Antwort gibt, dann ist da die seriöse Recherche zunächst einmal zu Ende.

Ob mit oder ohne Noten, der Mann kann auf jeden Fall Klavier spielen.

CW
 
Warum der nicht auswendig gespielt hat und was das für eine Lose-Blatt-Sammlung war, das kann hier niemand wissen.

Das sehe ich anders, denn hier gibt es genug Profis die es meiner Ansicht nach wissen.

Es hätte doch sein können, dass Aimard als Freund der „Zettelwirtschaft“ bekannt ist (meiner Erinnerung nach hat auch in Pianomania mit Zetteln herumhantiert). Und auch warum ein Pianist nicht auswendig spielt hätte mir hier einer der Profis beantworten können, die über die Gründe im Bilde sind. Wenn ich mich richtig erinnere, hat mal irgendein bekannter Pianist sich verspielt und ist danach nie mehr ohne Noten auf die Bühne gegangen.

Wutz hat ja schon angedeutet, dass die Zettel das Umblättern umgehen sollen. Aber das könnte man meiner Ansicht nach auch verhindern, wenn man einige Werke zu einem Leporello verbindet.
 

Wenn ich mich richtig erinnere, hat mal irgendein bekannter Pianist sich verspielt und ist danach nie mehr ohne Noten auf die Bühne gegangen.

Damit meinst Du wahrscheinlich Svjatoslav Richter, der hatte mal einen "Aussetzer" dieser Art, und verwendete dann Noten. ( Nachtrag: Wobei Richter allerdings ein riesiges Repertoire im Kopf hatte, und man ihm da sowieso keinen Vorwurf machen kann, m.E. - weder für den AUssetzer, noch, dass er dann in anderen Fällen Noten zur Hand nahm.)

Auch dieser "Tempo Giusto" - Mann, Weller heißt er glaub ich, nutzt die gedruckten Noten, soweit ich mich erinnern kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Neben Richter gibt es noch einen jüngeren Pianisten. Name ist mir entfallen, ich meine es ist ein Franzose.
Ich habe schon häufiger auf Videos gesehen, daß Pianisten Notenblätter beim Konzert im Flügel liegen haben. Ich vermute, damit es nicht passieren kann, daß einzelne Blätter nicht ungewollt vom Notenpult segeln. Ich kann mir gut vorstellen, daß diese Blätter individuell zusammengestellt sind. Der Pianist braucht z.B. nur einen Teil des Stückes, ausgeschriebene Wiederholungen braucht er nicht, vielleicht auch nicht beide Zeilen, einige Stellen nur kleiner gedruckt zum Überblick, usw. Dann ist jedes Heft ungeeignet. Wenn er das Blättern minimieren will, ist es vielleicht einfacher einzelne Blätter beiseite zu legen. Ich habe auch schon gesehen, daß einzelne Blätter auf den Boden geschmissen werden.
Und wenn ein berühmter Pianist einen heftigen Fehler macht, den jeder erkennt, dann ist das auch schon Horowitz passiert. Bei dem ist das dann sogar auf der CD.

Gruß
Manfred
 
Nun, Fehler passieren jedem, dafür habe ich vollstes Verständnis.

Um die fliegenden Blätter zu verhindern wäre dann ja wieder ein Tablet…. Aber das ist ein anderes Thema. ;-)
 
Hallo Marlene,

sei mir nicht bös', aber es ist doch völlig wurscht, ob Aimard mit oder ohne Noten spielt. Hauptsache er spielt ;-) Ich mag ihn zwar nicht so gerne hören, aber das steht auf nem anderen Blatt, was sicher nicht aufs Pult gehört.

LG, Sesam
 
Hallo Marlene,

sei mir nicht bös', aber es ist doch völlig wurscht, ob Aimard mit oder ohne Noten spielt. Hauptsache er spielt ;-) Ich mag ihn zwar nicht so gerne hören, aber das steht auf nem anderen Blatt, was sicher nicht aufs Pult gehört.

LG, Sesam
natürlich ist es egal. Aber es wäre doch interessant zu erfahren, ob es konkrete Hintergründe für diese Vorgehensweise gäbe. Vielleicht kann man ja für sich selbst einen Benefit herausholen?
 
Einen Band des Wohltemperierten Klaviers im Konzert zu spielen, machen generell gar nicht so viele Pianisten. Und ich habe es bisher immer erlebt, dass die Pianisten dann mit Noten gespielt haben. Sicher wird es ein paar ganz wenige geben, die es ohne Noten spielen. Ich denke da wohl zuerst an Andras Schiff und Angela Hewitt. Tatiana Nikolayeva hatte 1950 beim Bachwettbewerb in Leipzig alle 48 Präludien und Fugen abrufbereit im Kopf.
Meine persönliche Erfahrung mit dem Auswendigspielen ist, dass sich bei den allermeisten Komponisten immer irgendein Holzweg findet, um zurück auf den Pfad zu kommen. Bei Bach führt ein Verlust des Spielflusses aber immer in die Sackgasse...
 
Ich denke die Notenblätter hat er nur zur Sicherheit mitgenommen. Wenn wir vom Orchester ein Konzert haben spiele ich zu 90 % (die anderen 10% gehören den Stücken die einfach nicht in meinen Kopf wollen oder es rhythmisch so verzwickt ist, das ich unbedingt Noten brauche :-D) auch alle Stücke auswendig, wenn ich dann doch mal nicht mehr weis wo ich bin schau ich rein. Ich sehe also kein Problem darin, das ein so guter Musiker seine Noten mit nimmt oder nicht. Mich stört es nicht.
 

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