Peter Schreier ist tot

Henry

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19. Jan. 2016
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Im Alter von 84 Jahren erlag am Mittwoch Peter Schreier nach längerer Krankheit seinem Leiden.
Ich selbst habe Peter Schreier noch in Erinnerung im "Ring des Nibelungen" als Loge, und in Humperdincks "Hänsel und Gretel" als Knuspermutti.

Ruhe in Frieden, lieber Peter Schreier - Deine Aufführungen bleiben unsterblich.
 
Einer der wenigen unter den ganz großen Solisten, die bereits in ganz jungen Jahren ausdrucksstark zu musizieren verstanden. Ein beeindruckendes Zeitdokument deutscher Musikgeschichte, bevor die Trümmer des ausgebrannten Dresden beiseite geräumt waren:



Danken wir ihm für die vielen berührenden künstlerischen Momente, die er uns geschenkt hat. Unvergesslich und damit hoffentlich unvergessen.
 
unvergeßlich bleibt auch sein cholerischer Eisenstein in der Fledermaus!
 
Ich habe ihn in meiner Heimatstadt 1969 als Einspringer in der Missa Solemnis für den erkrankten Hans-Joachim Rotzsch erlebt.
Nachmittags Generalprobe, abends die Aufführung!
Sopran Adele Stolte, Alt Gerda Schriever, Tenor Peter Schreier, Bass Hermann Christian Polster.
Der Konzertmeister des Loh-Orchesters Sondershausen hieß ebenfalls Peter Schreier!:-D

Tempi passati!
 
Und nicht zu vergessen die wunderschönen lyrischen Liedaufnahmen. Peter Schreiers Stimme erkennt man den ersten gesungenen Silben. Ruhe in Frieden
 
Nicht vergessen kann ich leider, dass er sich zu Zeiten der Wende für den Erhalt der DDR im Rahmen einer Kundgebung ausgesprochen hat. :dizzy:
Da gab es reichlich Prügel von den Bürgern der DDR.
 
Ich habe ihn in meiner Heimatstadt 1969 als Einspringer in der Missa Solemnis für den erkrankten Hans-Joachim Rotzsch erlebt.
Nachmittags Generalprobe, abends die Aufführung!
Sopran Adele Stolte, Alt Gerda Schriever, Tenor Peter Schreier, Bass Hermann Christian Polster.
Hans-Joachim Rotzsch, Peter Schreier und Hermann Christian Polster hatten mindestens zwei Gemeinsamkeiten: Sie erhielten ihre Gesangsausbildung bei Fritz Polster und musizierten vielfach mit den renommierten Chören unter der Leitung der Brüder Erhard und Rudolf Mauersberger zusammen.

(…) Tenor Peter Schreier (…)
Der Konzertmeister des Loh-Orchesters Sondershausen hieß ebenfalls Peter Schreier!:-D
Man stelle sich eine Aufführung der Lehár-Operette "Paganini" vor: Die solistischen Einlagen auf der Violine erklingen nicht etwa aus dem Orchestergraben, während der Solist auf der Bühne lediglich mit markierenden Spielbewegungen agiert - nein, der Solotenor agiert in einer sehr anspruchsvollen Doppelfunktion und spielt das Violinsolo selbst! Peter Schreier singt und spielt Peter Schreier, wenn man so will, faszinierende Vorstellung! Das wäre dann doch zu schön gewesen, gab und gibt es aber. Da war der Darsteller des Niccolò Paganini im Frühstadium seiner Sängerlaufbahn bereits mit abgeschlossenem Violinstudium als Konzertmeister eines Orchesters aktiv und imstande, die Instrumentalpartie ebenso überzeugend zu gestalten. Selten, aber alles schon mal dagewesen.

Nicht vergessen kann ich leider, dass er sich zu Zeiten der Wende für den Erhalt der DDR im Rahmen einer Kundgebung ausgesprochen hat. :dizzy:
Da gab es reichlich Prügel von den Bürgern der DDR.
Für viele Bürger der DDR in den späten 1980ern kaum zu ertragen, durchaus nachvollziehbar. Zum einen liegt es in der Natur der Sache, dass sich viele Künstler mit den politischen Rahmenbedingungen mehr oder weniger arrangieren, um ihren Beruf der Sache dienlich ausüben zu können. Zum anderen waren viele der auch etwa in Westeuropa und Amerika tätigen "Vorzeigekünstler" der DDR etlichen Repressalien, Einschränkungen und Druckmitteln nicht so ausgesetzt wie der im eigenen Lande lebende und bleibende Staatsangehörige mit bürgerlichem Beruf. Dazu leisteten viele Kulturschaffende in der DDR in Chören, Orchestern oder auch in den Bereichen Jazz und Popularmusik Großartiges auf absolut international konkurrenzfähigem Leistungsniveau. Handwerklich und künstlerisch erstklassig ausgebildet wurde dort der Nachwuchs, der zur Berufsausübung erst mal hohe Qualität unter Beweis zu stellen hatte. Dass man sich ideologische Verirrungen abseits der Lebensrealität der Menschen auf den Müllhaufen der Geschichte wünscht mitsamt allem in Verblendung begangenem Unrecht und Leid, ist absolut nachvollziehbar. Die beeindruckenden künstlerischen Leistungen und erlangten fachlichen Kompetenzen gleich mit hinterher zu werfen ist aber nicht minder fragwürdig. Beides ist nun mal nicht klar voneinander abgrenzbar. Die Zusammenführung zweier unterschiedlicher deutscher Staaten mit dem einzig wahren richtigen Einigungstempo zu vollziehen war mit der Quadratur des Kreises vergleichbar. Und nein, mit meiner Westbiographie habe ich keine Veranlassung, an der DDR irgendetwas schön zu reden.

LG von Rheinkultur
 
Hans-Joachim Rotzsch, Peter Schreier und Hermann Christian Polster hatten mindestens zwei Gemeinsamkeiten:

Dieses Trio habe ich einige Male gemeinsam mit dem Leipziger Universitätschor erlebt
(h-moll-Messe, Johannes-Passion, WO), Rotzsch als Dirigent, Schreier als Evangelist/Tenor und Polster als Jesus/Bass. An unseren Aufführungen hatten wir danach beim Biere im Thüringer Hof immer etwas zu kritteln:-), aber den Evangelisten Schreier haben wir einhellig bewundert.
 

Hans-Joachim Rotzsch, Peter Schreier und Hermann Christian Polster hatten mindestens zwei Gemeinsamkeiten: Sie erhielten ihre Gesangsausbildung bei Fritz Polster und musizierten vielfach mit den renommierten Chören unter der Leitung der Brüder Erhard und Rudolf Mauersberger zusammen.


Man stelle sich eine Aufführung der Lehár-Operette "Paganini" vor: Die solistischen Einlagen auf der Violine erklingen nicht etwa aus dem Orchestergraben, während der Solist auf der Bühne lediglich mit markierenden Spielbewegungen agiert - nein, der Solotenor agiert in einer sehr anspruchsvollen Doppelfunktion und spielt das Violinsolo selbst! Peter Schreier singt und spielt Peter Schreier, wenn man so will, faszinierende Vorstellung! Das wäre dann doch zu schön gewesen, gab und gibt es aber. Da war der Darsteller des Niccolò Paganini im Frühstadium seiner Sängerlaufbahn bereits mit abgeschlossenem Violinstudium als Konzertmeister eines Orchesters aktiv und imstande, die Instrumentalpartie ebenso überzeugend zu gestalten. Selten, aber alles schon mal dagewesen.


Für viele Bürger der DDR in den späten 1980ern kaum zu ertragen, durchaus nachvollziehbar. Zum einen liegt es in der Natur der Sache, dass sich viele Künstler mit den politischen Rahmenbedingungen mehr oder weniger arrangieren, um ihren Beruf der Sache dienlich ausüben zu können. Zum anderen waren viele der auch etwa in Westeuropa und Amerika tätigen "Vorzeigekünstler" der DDR etlichen Repressalien, Einschränkungen und Druckmitteln nicht so ausgesetzt wie der im eigenen Lande lebende und bleibende Staatsangehörige mit bürgerlichem Beruf. Dazu leisteten viele Kulturschaffende in der DDR in Chören, Orchestern oder auch in den Bereichen Jazz und Popularmusik Großartiges auf absolut international konkurrenzfähigem Leistungsniveau. Handwerklich und künstlerisch erstklassig ausgebildet wurde dort der Nachwuchs, der zur Berufsausübung erst mal hohe Qualität unter Beweis zu stellen hatte. Dass man sich ideologische Verirrungen abseits der Lebensrealität der Menschen auf den Müllhaufen der Geschichte wünscht mitsamt allem in Verblendung begangenem Unrecht und Leid, ist absolut nachvollziehbar. Die beeindruckenden künstlerischen Leistungen und erlangten fachlichen Kompetenzen gleich mit hinterher zu werfen ist aber nicht minder fragwürdig. Beides ist nun mal nicht klar voneinander abgrenzbar. Die Zusammenführung zweier unterschiedlicher deutscher Staaten mit dem einzig wahren richtigen Einigungstempo zu vollziehen war mit der Quadratur des Kreises vergleichbar. Und nein, mit meiner Westbiographie habe ich keine Veranlassung, an der DDR irgendetwas schön zu reden.

LG von Rheinkultur
https://www.mdr.de/tv/programm/send...HNCZWZvcmU=-Mw==_ipgctx-true_zc-409a59aa.html
 
Als Evangelist wirklich hervorragend.
Mozart fand ich schwer erträglich.
 

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