Pentatonik Inside (Teil 2)

F

Fred

Guest
(Fortsetzung)


1. Zum einen kann man sich auf das Tonmaterial einer einzigen Pentatonik beschränken.

Die Vorgehensweise hierzu wäre:
Man nehme nur jeden 2. Ton der entsprechenden Pentatonik und lege die einzelnen Töne vertikal, d.h. als Akkord aufgeschichtet, übereinander.
Beispiel:
Tonmaterial = C Pentatonik (C, D, E, G, A, C, D, E, G etc.). Der Akkordaufbau von unten nach oben wäre demzufolge:
C E A D G
Dieser Akkord kann natürlich auch 3- bzw. 4-stimmig gespielt werden. Übrigens, das Maximum an Stimmen (ohne Verdopplung) bei pentatonischen Akkorden beträgt natürlich 5. Der Akkord kann außer in seiner Grundlage noch in 4 verschiedenen Umkehrungen gespielt werden. Die 5 Modi einer Pentatonik kommen also auch in Akkordform vor.

Wie kann nun der Akkord C E A D G, bzw. die Tonleiter C, D, E, G, A eingesetzt werden? Diese Frage ist berechtigt, denn es kommen weit mehr als die 4 oben erwähnten Stufen für diese Akkorde/Tonleiter zur Anwendung in Frage.
Um das herauszufinden müssen wir nun alle Stufen von C Dur, G Dur, F Dur und G Melodisch Moll mit der C Pentatonik abgleichen um Bildung von b9 Intervallen auszuschließen. Die Stufen deren avoid Note mit einer der fünf Töne unserer C Pentatonik übereinstimmt scheiden von vornherein aus.
Anmerkung: Da ich die Kenntnis über Bestimmung von avoid Notes hier voraussetze, erspare ich mir jegliche Erläuterungen zu diesem Vorgang.

Eine weitere Einschränkung zum Einsetzen als Akkord wäre, dass zwei der fünf Töne unserer Pentatonik die Guidetones der entsprechenden Stufe darstellen sollten. Ist dies nicht der Fall, klingt der Akkord unbestimmt und repräsentiert nicht unbedingt den Charakter der entsprechenden Stufe.
Anmerkung: Als Guidetones gelten hierbei Terz/sus4, b5 und Sexte/Septime des jeweiligen Akkordes.

Auf folgenden Stufen wäre der Akkord C E A D G bzw. die Tonleiter C, D, E, G, A einsetzbar:

  • I Stufe in C Dur______ Akkordsymbol = C6/9
  • II Stufe in C Dur______ hier fehlt die b3, deshalb nur als Tonleiter für den Akkord D-7 einsetzbar.
  • IV Stufe in C Dur______ Akkordsymbol = Fmaj7/9/13
  • V Stufe in C Dur_______ hier fehlt die b7, deshalb nur als Tonleiter für den Akkord G7sus4 einsetzbar.
  • VI Stufe in C Dur______ Akkordsymbol = A-7/11
  • II Stufe in G Dur______ Akkordsymbol = A-7/11
  • IV Stufe in G Dur______ Akkordsymbol = C6/9
  • V Stufe in G Dur______ Akkordsymbol = D7sus4
  • I Stufe in F Dur______ Akkordsymbol = Fmaj7/9/13
  • II Stufe in F Dur_______ hier fehlt b3 u. b7, deshalb nur als Tonleiter für den Akkord G-7 einsetzbar.
  • III Stufe in F Dur______ Akkordsymbol = A-7/11
  • IV Stufe in F Dur______ Akkordsymbol = Bbmaj7/9/#11/13
  • V Stufe in F Dur______ hier fehlt die b7, deshalb nur als Tonleiter für den Akkord C7 einsetzbar.
  • VI Stufe in F Dur______ hier fehlt die b3, deshalb nur als Tonleiter für den Akkord D-7 einsetzbar.
  • VII Stufe in F Dur______hier fehlt die b5, deshalb nur als Tonleiter für den Akkord E-7b5 einsetzbar.
  • I Stufe in G MM______ hier fehlt die b3, deshalb nur als Tonleiter für den Akkord G-6 einsetzbar.
  • II Stufe in G MM______Akkordsymbol = A-7/11
  • IV Stufe in G MM______hier fehlt die b7, deshalb nur als Tonleiter für den Akkord C7 einsetzbar.
  • V Stufe in G MM______Akkordsymbol = D7sus4/9
  • VI Stufe in G MM_____ hier fehlt die b5, deshalb nur als Tonleiter für den Akkord E-7b5 einsetzbar.
  • VII Stufe in G MM____ nur als Tonleiter einsetzbar wenn der Akkord als alterierter Dom.Sept. Akkord gespielt wird, das wäre F#7alt in diesem Falle.
Der Akkord C E A D G kann somit, je nachdem was für einen Grundton man ihm gibt, für die Akkordsymbole C6/9, D7sus4, Fmaj7/9/13, A-7/11 oder Bbmaj7/9/#11/13 stehen. Bei manchen Akkorden erhält man den besseren Sound mit einer Umkehrung bei der die beiden Guidetones in den unteren Stimmen liegen.
Beispiel: für Bbmaj7/9/#11/13 würde sich folgende Umkehrung empfehlen: A D G C E. Erklärung: A und D sind die Guidetones von Bbmaj7/9/#11/13 und liegen dementsprechend unten. G, C und E sind die Tensions in den oberen Stimmen.

Weiterhin kann man sagen dass die Tonleiter C, D, E, G, A über folgenden Akkorden gespielt werden kann:
C6, C7, D-7, D7sus4, E-7b5, F6, Fmaj7, F#7alt, G7sus4, G-6, A-7/11, Bb6, und Bbmaj7. Grundlage für diese Selektion ist unter anderem auch die Vermeidung von b9 Intervallen. (Deshalb z.B. auch kein Cmaj7.)
 
Hi Pianomobile,

C Pentatonik über A7 zu spielen klänge nicht sehr vorteilhaft, da die Dur Terz von A7 mit der Quarte der C Pentatonik ein b9 Intervall bildet. Somit scheidet A7 aus.
Pentatonische Tonleitern klingen immer dann am besten, wenn sie als Ganzes über einer Akkordstruktur erklingen können, ohne dabei eine b9 Dissonanz zu erzeugen.
 
Da wären aber viele renommierte Jazzmusiker sehr böse, wenn sie im Blues plötzlich nicht mehr die Pentatonik der -III. Stufe verwenden dürften. Fehlt ja bloß ein Ton zur Blues-Skala.

Hi PM,

natürlich kannst Du das machen, allerdings, wenn Du über einen I7 Akkord die Pentatonik der bIII Stufe spielst, musst Du die Quarte als Durchgangston (avoid Note) behandeln oder den Septakkord als sus4 spielen, sonst klingt es eben nach b9 Intervall. Insofern kam dieser Akkord nicht mit in meine Selektion.
Was ich mit meinen Ausführungen erreichen wollte, sind pentatonische Tonleitern bei denen kein Ton eine Avoid Note zur aktuellen Harmonie darstellt. Diese eignen sich dann eben ganz besonders gut um Klangteppiche oder eben auch Akkorde zu erzeugen.
 
Ich sehe das auch ein wenig freier, wenn ich was spiele und mich "verspiele", versuche ich immer aus dem Verspielten ein Motiv, nämlich das Zentrale zu machen. Daher betrachte ich im Jazz nichts als falsch oder richtig.
 
Irgendwie finde ich den Ausdruck "avoid note" (avoid = vermeiden) nicht gerade passend. Es handelt sich ja eigentlich nur um einen Ton, der mit einer gewissen Vorsicht zu behandeln ist. "Avoid" hat einen negativen Beigeschmack und könnte unbewusst dazu führen, diesen Ton allgemein in einer Improvisation möglichst zu umgehen.

Kann Dich da voll und ganz verstehen. Früher benutzte ich das Wort "verboten" anstelle von "avoid" und stieß dabei auf noch mehr Abneigung bei den Schülern. Nun, beide Wörter, sowohl "avoid" als auch "verboten" haben einen etwas negativen Beigeschmack, das mag wohl sein.
Aber durch die Tatsache dass diese sogenannten avoid Notes in gewissen Situationen nicht zu gebrauchen sind, hat man sie eben so benannt. Da ich das Rad nicht neu erfinden wollte, habe ich mich an die allgemeinen Richtlinien der heutzutage international gebräuchlichen Ausdrucksweise gehalten. Wichtig ist ja, dass man versteht was damit gemeint ist, auch wenn einem das Wort nicht so ganz zusagt.
 
Ich sehe das auch ein wenig freier, wenn ich was spiele und mich "verspiele", versuche ich immer aus dem Verspielten ein Motiv, nämlich das Zentrale zu machen.

Wenn Du sagst, aus dem Verspielten ein Motiv zu machen, passiert ja genau das. Du hattest eine avoid Note am falschen Platz erwischt, hast dies realisiert und versuchst es auszubügeln. That's Jazz.
Es gibt aber leider auch Leute die so eine Situation nicht realisieren. Bei einer Jam fragt man dann solche Leute, "do you like to play SOLO? - Far away and all by yourself?

Daher betrachte ich im Jazz nichts als falsch oder richtig.
Da hast Du Dich aber mit dem vorher Gesagten widersprochen.
 
o.k., muss ich dir Recht geben. :-)

Die guten alten Hörgewohnheiten kann man halt nicht umgehen.
 

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