Die Inszenierung sollte sich als zusätzliches Stilmittel ins Werk einpassen. Wie die Inszenierung konkret gestaltet ist (Kostüme/Bühnenbild), darf durchaus unorthodox sein, aber es muss dem Wesen nach passen. Es ist die Personenführung bzw. die Interaktion der Sänger im gegebenen Bühnenbild, die langweilig oder faszinierend ist. (Ja, mir ist bewusst, dass eine ausgefeilte Personenführung nur möglich ist, wenn es mehrere Proben gibt. Wenn für Einzelvorstellung eingeflogene Stars recht statisch agieren, dafür aber großartige Stimmen erschallen lassen, sehe ich über eine oft damit verbundene Statik gern hinweg)
Der Chéreau-Ring oder der Kupfer-Ring in Bayreuth oder Götz Friedrich in Berlin beispielsweise waren unorthodox, aber passend. Was Ruth Berghaus in Frankfurt machte, habe ich als störend symbolistisch-überfrachtet empfunden, war aber immerhin durchdacht (Fricka auf schiefer Ebene mit dem Stuhl drohend

entbehrte nicht einer unfreiwilligen Komik, und man muss schon um mindestens eine Ecke herum grübeln, um darin das "Gesetz" herauszuinterpretieren). Der Ring in Strasbourg (~ 1988) hingegen gibt mir bis heute das irritierte Rätsel auf – sorry – ob dort überhaupt Sinn gestiftet wurde (Wotans Monolog in der Badewanne im Schaumbad, ich sehe es heute noch vor mir

– ob er sich wohl reinwaschen wollte? Albern.) Was ich nicht sehen kann, sind die fast schon obligatorischen Nazis (unglaublich, in welchen Opern eine Zeit lang Nazis zugegen waren, von Fidelio bis Tosca).

Eine inspirierende, dynamische Inszenierung von "La Clemenzia di Tito" habe ich mal in (glaube ich) Wiesbaden gesehen.
Ich habe die Personenführung in meiner Phantasie immer ergänzt. Hachja. *nostalgischseufz*