Noch ein zweites Instrument lernen?

ChristineK

ChristineK

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Hallo zusammen,

vielleicht gabs das Thema hier schon, habe es aber nicht gefunden... Also, früher habe ich klassische Gitarre und in der Studienzeit dann auch E-Gitarre gespielt. Nun ja seit einigen Jahren (wieder) Klavier. Eigentlich habe ich auch da immer schon das Gefühl, dass ich gern noch mehr Zeit zum Üben hätte.

Andererseits bin ich ja nun auch ein großer Cello-/Kammermusik-mit-Streichern-Fan und irgendwie spukt mir seit Kurzem die Idee im Kopf rum, vielleicht auch nochmal Cellospielen auszuprobieren... Weiß allerdings nicht, ob man sich dabei vielleicht verzettelt? Bzw. wenn man dann nur (realistisch geschätzt) 30 - 60 Minuten pro Tag pro Instrument aufbringen kann... Macht es dann überhaupt Sinn, bei einem Instrument wie Cello wieder bei Null anzufangen? Um dann vielleicht im Seniorenalter in einem Kammermusikensemble mitzufiedeln? (Ja ja, das ist halt mein Traum. Auch mit dem Klavier). Oder wäre es nicht besser, die gesamte Übezeit zu verwenden, um das rudimentäre, aber immerhin schon leicht fortgeschrittene Klavierspiel zu optimieren?

Ich vermute mal, es gibt hier einige, die mehrere Instrumente spielen, bzw. die irgenwann noch eins dazugenommen haben. Wie macht ihr das? Gitarre wieder aufzugreifen hätte ich übrigens keine Lust mehr, obwohl ich da auf einem höheren Niveau anknüpfen würde als beim Cello, was ich noch nie in der Hand hatte.
 
Ich hatte mit 6-8 Jahren, also eher vor dem Klavier, Akkordeon gespielt. Damals zwar noch ganz einfache Stücke, aber immerhin. Irgendwann würde ich gerne mal Fagott ausprobieren, mich reizt dieses Instrument schon länger. Wenn du genug Zeit dafür hast, warum nicht? Ich hab sie leider nicht.
 
Cello ist ein Intonationsinstrument, im Unterschied zum Klavier oder zur Gitarre. Saiteninstrumente, die Intonation verlangen - Geige, Bratsche, Kontrabass - produzieren solange grauslig schiefe Jammertöne, bis man es dann irgendwann einmal kann. Bis dahin klingt selbst eine ganz einfache Melodie zum Weglaufen. So eine "early violin" möchte ich nicht in der Nachbarschaft haben.....

Ich bin da sehr skeptisch, ob man als an das Klavier gewöhnter Erwachsener noch so ein feines Gehör entwickeln kann, wie man es zur Intonation braucht.

Der Einstieg beim Saxophon ist da wesentlich einfacher.

CW
 
Ich habe selbst früher 'mal Kontrabass gespielt und es schließlich drangegeben und bin zum E-Bass gewechselt. Ich habe deutlich gemerkt, dass ich so ein genaues Gehör nicht habe und hatte auch nicht das Gefühl, dass sich das sobald ändern ließe.

CW
 
Der Frustfaktor bei Streichinstrumenten dürfte gerade am Anfang, wo man beim Klavier schnelle Fortschritte macht, wirklich erheblich sein.
Aber wenn Du 30-60 Minuten Zeit und Lust dazu hast, immer ran. Es wäre ein gewagtes, aber mit Sicherheit auch sehr interessantes und lehrreiches Projekt.
Ich hatte ja mal einige Jahre gefiedelt, bringe mittlerweile aber auch nur noch (wieder) grausige Töne hervor...
 
Ich kann Dir nur zuraten. Ich habe vor einem Jahr mit Cello angefangen, zusätzlich zum Klavier (vorher war ich bei allen Nachbarn im Haus). Ich denke, mit einem einigermaßen funktionierenden Gehör, viel Disziplin und Freude geht das gut auch als Erwachsene zu lernen, es dauert aber. Mein Cello Lehrer veranschlagt grob 9 Jahre, um das Instrument einigermaßen zu beherrschen, was ich ihm sofort geglaubt habe. Hören.... ganz wichtig, wichtiger als beim Klavier und die motorischen Anforderungen sind komplexer.... aber alles eine Frage der Übung, wobei es bei mir anfangs nur so 10 min waren, weil dann die Finger weh taten... also lieber zweimal am Tag kurz und langsam steigern.
Soweit meine Erfahrungen.
 
Geht ja schnell, neun Jahre nur, und man kann Cello spielen. Und ich dachte immer, das dauert mindestens zehn Jahre.

CW
 
Ich spiele Klavier und Bratsche und finde das Hören beim Klavier wesentlich schwieriger als beim Streichinstrument. Beim Klavier muss man mehrere Stimmen gleichzeitig kontrollieren und sowohl horizontal (Stimmführung) als auch vertikal (Klangfarben) aufeinander abstimmen. Das ist viel schwieriger als eine einzelne Stimme auf der Bratsche zu kontrollieren. Wer sauber singen kann, wird auch mit der Intonation bei einem Streichinstrument wenig Probleme haben – es ist anfangs halt schwer, die Töne auf Anhieb auf dem Griffbrett zu treffen, gerade in den höheren Lagen. Aber das ist eher ein technisches Problem als ein Hörproblem.

Fakt ist leider, dass die meiste Streicher-Kammermusik sehr anspruchsvoll zu spielen ist. Es gibt zwar diverse Schülerliteratur, aber die ist so gut wie immer musikalisch zweitrangig. Leichte bis mittelschwere, musikalisch trotzdem erstklassige Klavierwerke gibt es wie Sand am Meer. Leichte und musikalisch tolle Streichquartette? Fehlanzeige! Die Schüler-Quartette von Dancla & Co. sind ganz nett, aber wirklich nur für kleinere Kinder interessant. Und ab den mittleren Haydn-Quartetten gibt es kaum etwas, was Amateure irgendwie anhörbar hinkriegen.

Ich würde dir empfehlen, nicht Cello, sondern Bratsche zu lernen. Bratscher sind nämlich in Amateurorchestern immer gesucht, und bis hin zur Klassik sind die Bratschenpartien meistens auch nicht allzu schwierig. Ab der Romantik gibt es da natürlich auch heftige Stellen, aber die wirklich schwierigen Brocken werden von Amateurorchestern ja selten bis gar nicht gespielt.

LG, Mick
 
Danke, Mick. Bratsche ist auch ein sehr schönes Instrument, auf das ich nicht auf Anhieb gekommen wäre, weil Geige und Cello irgendwie bisher immer alles in meiner Wahrnehmung dominiert haben...
 

Fakt ist leider, dass die meiste Streicher-Kammermusik sehr anspruchsvoll zu spielen ist.
Hast Du nicht kürzlich gerade das Gegenteil behauptet? Dass nämlich Violinsonaten eigentlich Klaviersonaten mit Violinpart seien, weil der Klavierpart schwerer ist als der Violinpart?

Aber zum Thema: Ich beobachte und begleite seit 1,5 Jahren meine Tochter (jetzt 7) beim Erlernen des Violinspiels. Sie investiert ca. 4 x 30 Minuten wöchentlich, mehr Zeit hat auch ein Schulkind leider nicht ... und ich hatte das Instrument natürlich auch mal in der Hand. Es ist sehr schwer. Allerdings glaube ich, dass manches einem Erwachsenen leichter fällt als einem Kind.
  • Die Bogenführung: Der Bogen muss gerade geführt werden, ohne dass man sich selbst dabei zuschauen kann. Ich denke, ein Erwachsener ist hier motorisch besser als ein Kind und tut sich leichter.
  • Sich selbst zuhören: Das hat man hoffentlich beim Klavier gelernt.
  • Intonieren/Töne treffen: Ist natürlich schwer, aber als Erwachsener ist man eher intrinsisch motiviert und kontrolliert sich selbst besser. Dadurch denke ich, kann man hier schneller lernen als ein Kind.
  • Beherrschung, langsam üben, Probleme isolieren, Übetechniken allgemein: Hier kann man einiges Methodisches vom Klavier mitnehmen. Übrigens gibt's auch bei der Geige ein "Hands separated" - man kann nämlich zupfen, wenn man sich auf die linke Hand konzentrieren möchte. Ein erfahrener Klavierspieler sieht das ein - meine Tochter nicht, die striffelt sich immer irgendwie durch mit katastrophaler Bogenführung, wenn es links mal mehr zu tun gibt.
Soll heißen: Wenn Du Zeit hast - versuchs. Aufgeben kann man immer. Geigen kann man für 15-40 Euro im Monat leihen, d.h. man kann das ohne wirtschaftliche Risiken ausprobieren. Cello ist natürlich deutlich teuerer.
 
Bezüglich der Leihinstrumente gibt es von Geigenbauer zu Geigenbauer sicherlich Unterschiede und es hängt auch ein bisschen vom Wert und der Größe des Instrumentes ab. Ich zahle 30 Euro für ein 7/8 Cello im Monat.
 
Hast Du nicht kürzlich gerade das Gegenteil behauptet? Dass nämlich Violinsonaten eigentlich Klaviersonaten mit Violinpart seien, weil der Klavierpart schwerer ist als der Violinpart?

Ja. Ich glaube aber, Christine meinte Streicher-Kammermusik ohne Klavier. Und da ist fast alles, was interessant ist, ziemlich schwierig. Davon abgesehen sind die gängigen Cellosonaten (Beethoven, Mendelssohn, Brahms, Prokoffiew, Rachmaninow, Schostakowitsch, Poulenc) teilweise sehr schwierig auf dem Klavier. Aber das heißt ja nicht, dass sie auf dem Cello leicht sind! Und die recht bekannten Standard-Schülersonaten von Bréval sind musikalisch einfach nichtssagend.

LG, Mick
 
Ich frage mich halt auch, ob ich mich dann nicht verzettele in dem Sinne, dass ich dann eigentlich nichts "richtig" lernen werde. Also, ob die Übezeit nicht besser nur ins Klavier investiert wäre (wo ich ja derzeit auch schon erste Gehversuche in der Kammermusik mache), um damit voranzukommen... Kann halt auch nicht einschätzen, wie (un)geschickt ich mich mit einem Streichinstrument anstellen würde. Vielleicht sollte ich aber einfach mal eine Probestunde nehmen. Die hätten doch sicher dann ein Leihinstrument für einen "Schnupper-Schüler"?
 
Da Du schon Klavier kannst, rechne mal ein knappes Jahr bis zu den ersten graden Tönen. Sonst dauert es eher zwei Jahre. Wenn die Ansprüche nicht durch die Decke gehen, sollte das also prima funktionieren. Es gibt auch keinen Grund dagegen. Die Instrumente sind so unterschiedlich, daß sie sich gegenseitig nicht behindern. Es ist wohl eher die Disziplin und Motivation und Verteilung der Übezeit, auf die es ankommt. Mach Dir einen Stundenplan wie in der Schule.

Übrigens spielst Du bereits das komplexeste Instrument. Das doppelte Notensystem beim Klavier ist durch nichts zu toppen. Zwar mußt Du beim Streicher intonieren. Aber Du spielst nur eine Stimme.
 
Übrigens spielst Du bereits das komplexeste Instrument. Das doppelte Notensystem beim Klavier ist durch nichts zu toppen.
Gibt's da nicht noch ein Instrument, wo man mit Händen und Füßen spielt und regelmäßig drei Systeme in den Noten vor sich hat? ;-)
Naja, "komplex" definiert sich ja nicht allein über die Anzahl der Notensysteme oder der einzusetzenden Gliedmaßen...
 

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