Man müsste ein System einführen, wo an staatlichen Musikschulen nicht alle billig bezahlen, sondern nur die, die es sozial nötig haben. Die anderen zahlen den vollen (dem TÖVD Gehalt ensprechenden) monatlichen Preis, was dann etwa 120 € im Monat für 45 Minuten sind. Möglicherweise kann man es nach Gehalt etwas staffeln, obwohl es natürlich schwierig ist, wenn bei der Anmeldung an der Musikschule die Gehaltsverhältnisse offengelegt werden müssen....
Das wäre aber vergleichbar mit den einkommensabhängigen Elternbeiträgen, die für die Unterbringung ihrer Kinder in kommunalen Tageseinrichtungen zu entrichten sind. Wenn dort Einkommensnachweise zur Ermittlung des zutreffenden Gebührensatzes herangezogen werden, sollte das prinzipiell auch bei Musikunterricht an kommunalen Musikschulen denkbar sein. Kleine Differenzierung zum Stichwort "staatlich": Ausbildungsstätten für Musikberufe (Musikhochschulen, Landeskonservatorien) befinden sich in der Trägerschaft von Bund und Ländern (föderales Prinzip), während der nicht berufsbezogene Unterricht an Musikschulen im Regelfall eine kommunale Angelegenheit ist.
Das Problem ist nur, dass die allermeisten potentiellen Kunden viel zu wenig (bzw. nichts) über Klavierspielen und Klavierpädagogik wissen und daher das Angebot des guten, teuren KL nicht zu würdigen wissen.
Das ist leider bis zu einem gewissen Grad so: Wenn fehlende Kenntnisse über fachliche Inhalte auf der Kundenseite vorliegen und diese erst im Zuge einer fortschreitenden Ausbildung erlangt werden, ist der Preis das vorrangige Selektionskriterium, da ein gewisses Qualitätsbewusstsein und Urteilsvermögen auch zu den Ausbildungsinhalten zählen. Wenn Anbieter sich geschickt zu verkaufen vermögen, denkt so mancher Kunde, dass die Ausbildung mit Billigangeboten doch vermutlich genauso gut funktioniert - warum dann mehr bezahlen?
Daher wird man keine Gegenbewegung zur Preis-Abwärtsspirale in Gang setzen können, selbst wenn alle guten KL eine gemeinsame Aktion starten würden, denn die Zahl der guten KL ist einfach zu gering.
Die Berufsverbände, denen etliche der guten KL als aktives Mitglied angehören, versuchen solche Aktionen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu realisieren. Flächendeckend und allumfassend ist die Preisgestaltung damit nicht zu regeln, da man naturgemäß keine großen Teile der Bevölkerung damit erreicht oder gar mobilisiert. Insider wissen allerdings, dass man auf entsprechende Bestrebungen als qualifizierter Anbieter keineswegs verzichten sollte. Gäbe es nur Einzelkämpfer und keinerlei Vernetzung unter den seriösen Dienstleistern, wären unsere Berufsstände nochmals viel schlechter dran oder gänzlich vom Markt verschwunden.
Um so gefragter müssten sie ja sein und können sich die geringe Kundschaft mit Ahnung untereinander gut aufteilen.
In der sogenannten "Provinz" ist das längst so, da sich dort wesentlich weniger Anbieter den naturgemäß kleineren Markt teilen müssen - und aufgrund der häufigeren Berührungspunkte bei Projekten kennt man sich untereinander. Anders sieht das in den Ballungsräumen und Großstädten aus - in einer Stadt wie Berlin versuchen unzählige Anbieter Fuß zu fassen, was einen harten Preiskampf und Verdrängungswettbewerb zur Folge hat. Auch da sind Netzwerke sinnvoll und es ist gut, wenn seriöse Anbieter sich untereinander kennen und am selben Strang ziehen.
LG von Rheinkultur