Musikalische Früherziehung

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Cheval blanc

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4. Apr. 2020
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Gerade für Klavierlehrer vielleicht ein doch nicht so abseitiges Thema:
  • Wie sollte eine musikalische Früherziehung im Idealfall aussehen?
  • Welche Fertigkeiten / Kenntnisse sollten Kinder mit Abschluß der musikalischen Früherziehung erworben haben?
  • Wie sehen Eure tatsächlichen Erfahrungen mit musikalischer Früherziehung aus? (Provokante These: Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für untalentierte Instrumentallehrer; Freizeitangebot für Kinder, deren Eltern keine Lust haben, mit ihren lieben Kleinen zu singen.)
 
Gerade für Klavierlehrer vielleicht ein doch nicht so abseitiges Thema:
  • Wie sollte eine musikalische Früherziehung im Idealfall aussehen?
  • Welche Fertigkeiten / Kenntnisse sollten Kinder mit Abschluß der musikalischen Früherziehung erworben haben?
  • Wie sehen Eure tatsächlichen Erfahrungen mit musikalischer Früherziehung aus? (Provokante These: Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für untalentierte Instrumentallehrer; Freizeitangebot für Kinder, deren Eltern keine Lust haben, mit ihren lieben Kleinen zu singen.)
Liebe Cheval blanc,

gelungene Musikalische Früherziehung ist ein Geschenk für Kinder, Lehrer, Eltern! Es macht im Klavierunterricht viel aus, ob ein Kind Musikalische Früherziehung genossen hat, ob Eltern mit ihren Kindern singen oder nichts dergleichen stattgefunden hat.

Als ich Ende der 80er Musikalische Früherziehung und Grundausbildung studiert habe, um mich fortzubilden (unterrichtet habe ich das anschließend nie), gab es noch sehr unterschiedliche Konzepte. Eher verschulte wie das Bosse-Programm und sehr freie. Beide hatten ihre Vor- und Nachteile: die freien hatten oft zu wenig Struktur und endeten im Chaos, die verschulten boten Struktur, gingen aber zu Lasten von Kindern, die Bewegung brauchten, nicht gut stillsitzen konnten und motorische Probleme hatten, ein Glockenspiel zu bedienen (gab es oft).

Einen Überblick findest du hier: https://www.kindergartenpaedagogik....hungsfelder/musikalische-bildung-rhythmik/73/

Eine gelungene Musikalische Früherziehung setzt das Erleben des Kindes von Musik, ihren Emotionen und Strukturen, in den Vordergrund. Und zwar über viel Bewegung, mit allen Sinnen, in der Gemeinschaft, im Spiel. Das Hören, die Umsetzung von Gehörtem in Bewegung u.a. spielt eine zentrale Rolle. Das alles eingebettet in Geschichten, in das, was "da" ist, was für 3-6jährige Kinder gerade aktuell ist, wie sie die Welt sehen und erleben.

Was kann das Kind anschließend? Tja, das ist sehr unterschiedlich und hängt sehr von der Qualität des Unterrichts, aber auch von den Fähigkeiten und Eigenschaften der Kinder ab. Manche können Noten lesen (ist je nach Unterricht nicht immer das Ziel) - was ich viel wichtiger finde, ist eine Schulung des Gehörs. Normalerweise können Kinder nach solchem Unterricht besser hören (Strukturen und Formteile, Tonhöhen, Tonlängen, Singen, Rhythmusschulung, Kennen lernen verschiedener Epochen, Musikstile ...). Sie können sich selbst in Musik ausdrücken, selbst Musik schaffen/improvisieren. Sehr viel musizieren sie gemeinsam, was ohne ein "Aufeinander hören" nicht möglich ist und sehr wichtig ist. Auf dieser musikalischen Basis kann ein Klavierunterricht wunderbar aufbauen. ich kann nur dazu ermutigen, Kindern Musikalische Früherziehung zu ermöglichen!

Manchmal unterrichten dies Fachfremde, z.B. Erzieher, die sich mal ein paar Wochenenden fortgebildet haben. Oder Absolventen der Musikhochschule, die mit so kleinen Kindern wenig Erfahrung haben. Als Lehrer erfährt man in solchem Unterricht, wie extrem logisch so kleine Kinder denken! :D Aber auch bzgl. Klavierunterricht soll es ja Qualitätsunterschiede geben. :D

Liebe Grüße

chiarina
 
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Wenn ich MFE machen müsste, würde ich ganz bestimmt irgendwann so was im Unterricht singen 😅
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich bin mir jetzt unsicher, ob nur Lehrkräfte für Klavier hier antworten sollen oder auch andere Personen.

Falls das exklusiv für erstere sein soll, kannst Du ja meinen Beitrag überlesen. Es sind ein paar kleine Impressionen aus verschiedenen Perspektiven.

Als Kind (MFE in der 1. Hälfte der 60er Jahre): Unvergessen ist mir immer noch nach so langer Zeit, dass wir ein Xylophon gebastelt haben. Gut, es war "nur" ein Bausatz, vermutlich geht das noch kreativer und freier, aber ich sehe immer noch das Material vor mir, fühle es, erinnere mich daran, dass es natürlich dann auch benutzt wurde. Für mich im Rückblick: Unterricht mit allen Sinnen.

Bei den eigenen Kindern: Ich habe MFE als sinnvolle Ergänzung all dessen gesehen, was wir in der Familie gemacht haben. Wir hatten bei uns diverse Liederbücher, ein paar Bilderbücher zum Thema ("Max Krachmach" und "Das Tierorchester Quietscheton") und eine ganze Reihe kleiner Instrumente zum Krachmachen. :003:
Die MFE war im Kindergarten integriert; die Kinder, deren Eltern das wollten und bereit waren, den (bescheidenen) Beitrag zu zahlen, waren dann für 1-2 Stunden in einer eigenen Gruppe mit der Lehrkraft aus der Jugendmusikschule. Ginge es nach mir, gäbe es das in allen Kindergärten und -horts. Neben allen möglichen Aktivitäten gab es da das Heft "Die Tripptrappmaus". Ich habe es mir jetzt extra vom Dachboden geholt und noch einmal angeschaut: Es geht um Singen, um Bewegung, um Tanz, um die eigene Stimme ...

Sowohl in der Familie als auch im Freundeskreis kenne ich Personen, die das unterrichten (auch in inklusiven Gruppen) und teilweise auch studiert haben bzw. sich fortgebildet haben. Eine Idee, die mir neulich sehr gefallen hat: Das Thema "Gespenster" zur "Halle des Bergkönigs".

Die MFE kann in Musikschulen auch in altersangepassten Kursen angeboten werden von Kursen für Eltern und Baby/Klein-Kind bis hin zu Konzepten wie "Instrumenten-Karussell" oder Ähnliches, wo verschiedene Instrumente erkundet werden.

Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für untalentierte Instrumentallehrer? Möglich, an "unserer" Musikschule wurden gerade jetzt, weil eine Lehrkraft in Rente ging, gezielt Personen nur dafür gesucht und eingestellt.
MFE für Eltern ohne Lust für eigene musikalische Betätigung mit den Kindern? Auch möglich, ich hatte eher den Eindruck, dass in der MFE die Kinder zu finden sind, deren Eltern sich für die Erziehung und Bildung ihrer Kinder interessieren.
 
Den Anhang 59891 betrachten

Wenn ich MFE machen müsste, würde ich ganz bestimmt irgendwann so was im Unterricht singen 😅

Das bräuchtest du gar nicht! Schüler von mir, Grundschüler, sangen neulich mit höchster Begeisterung ihre Neutextungen verschiedenster Weihnachtslieder, wo es vor Blut, Leichen, Bazukas nur so wimmelte. Muss ich mal hier posten, den genauen Text habe ich vergessen. Das Harmloseste war noch, "Öffnet nicht die Türen, lasst mich hier erfrieren" oder so ähnlich. Auch Kindergartenkinder dichten fleißig um.

Sie lieben es, der Gesellschaft unwissentlich den Spiegel vorzuhalten und sind dabei sehr radikal. Aber nur, wenn sie selbst das Zepter in der Hand halten, nicht wenn es ihnen vorgegeben wird.

Liebe Grüße

chiarina
 
Ich hatte als Kind musikalische Früherziehung, das war um 1980 herum. Was hat es mir gebracht? Spaß auf jeden Fall, u.a. wegen einer großartigen Lehrerin, die später noch meine Gitarrenlehrerin fürs Zweitfach vor der Aufnahmeprüfung wurde. Musikalisch? Ich erinnere mich daran, dass wir aus einem Springseil einen Violinschlüssel „gebaut“ haben. Und einfachste Stücke am Glockenspiel gespielt haben. Im Nachhinein hätte ich wohl einen spielerischen, ganzheitlichen Unterricht an einem anspruchsvolleren Musikinstrument mit klarer Zielvorgabe besser gefunden. Für mich war dieses pädagogisch gut gemeinte „Nicht-zur-Sache-kommen“ nicht das Optimale. Trotz einer wirklich tollen Lehrerin.

Lehrerin… Da fällt mir gerade ein, dass ich wesentlich später, Ende der 90er-Jahre während meines Sozialpraktikums im Pädagogik-Studium (das ich in einer Kita verbrachte) einen sehr unorthodoxen EMP-Lehrer und seinen Unterricht kennengelernt habe. Die Kinder waren voller Begeisterung, er war der sympathische Spaß-Onkel mit einem Super-Draht zu den Kindern und hat in jeder Stunde die Fantasie der Kinder laufen lassen, z.B. damit sie kleine Theaterstücke mit entsprechender improvisierter „Filmmusik“ entwickelten. Die Kinder lernten, Stimmungen auf unterschiedliche Weise in Musik umzuwandeln. Selbst „schwierige“ Kinder waren begeistert dabei. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte der Lehrer nie EMP studiert, sondern war Hobby-Gitarrist - offenbar mit pädagogischem und methodisch-didaktischem Naturtalent.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde die Antworten sehr aufschlußreich, vor allem die Antworten von denen, die selbet oder deren Kinder MFE genossen habe. Danke für das Feedback!
 
Ich kann mich auch noch an meine erste (organisierte) musikalische Früherziehung erinnern, das muß auch in den frühen 80ern gewesen sein, in einem Kurs unserer Städt. Sing- und Musikschule.
Am besten ist mir noch die Arbeit mit den Orff- Instrumenten in Erinnerung, klebrige Holzstäbe, die wir dann beim Singen im richtigen Rhythmus zusammenschlagen sollten. Viel Anderes haben wir nicht gemacht. Ich kann mich erinnern, dass die Lehrerin dann auch nach massiven Elternprotesten in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Mich hat es eigentlich gelangweilt, weshalb meine Eltern den Kurs gekündigt haben, und ich dann relativ schnell privat Instrumentalunterricht bekommen habe.

Die Nachfrage nach musikalischer Früherziehung ist bei uns enorm, vor Corona hingen quasi an jedem Laternenpfahl Zettel, auf denen "Musikgarten"-kurse für Babys und Kleinkinder angeboten wurden, langsam kommen die Angebote wieder.

Wir haben auf solche Programme verzichtet, meine Kinder haben mit 4 bzw 3 Jahren angefangen in einem Kinderchor zu singen, der nach Altersgruppen gestaffelt ist, dort machen sie spielerisch und altersgerecht Musiktheorie und Gehörbildung, begleitend gibt es gemeinsame Konzertbesuche und jedes Jahr ein Rahmenthema, das auch zuhause besprochen werden soll. Beide Kinder sind total begeistert und gehen jedes Mal gerne zur Probe.
 
[Unvergessen ist mir immer noch nach so langer Zeit, dass wir ein Xylophon gebastelt haben.] ...

In Klasse 5 und 6, der vollbekloppten "Orientierungsstufe", ( die Fähigkeiten aufgr. von "Toleranz" zunichte machte...hehe :005: ) "Instrumentalkreis-AG", mussten wir zwar keins basteln, aber...mein Kollege und ich haben "Für Elise" auf Xylophon üben und spielen müssen.....zu zweit . :musik064:

Früherziehung, aber richtig !!! :011:
 
Die HfM Würzburg hat eine deutschlandweit herausragende EMP
Habe gerade keine Zeit, noch mehr dazu zu schreiben. In jedem Fall ist EMP keine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, sondern mindestens genauso anspruchsvoll zu unterrichten wie ein Instrument.
 

Die HfM Würzburg hat eine deutschlandweit herausragende EMP
Ich will keinesfalls in Abrede stellen, dass es für die Tätigkeit als Musikpädagoge einer besonderen Befähigung bedarf, aber lohnt sich da wirklich einen Hochschulstudiengang?

Als Arbeitsfeld wird in der Kurzbeschreibung des Studiengangs die Tätigkeit an privaten und öffentlichen Musikschulen, in Schulen, Kindertagesstätten und Senioreneinrichtungen genannt. Solche Stellen sind ja klassisch mit diplomierten Musikern (Musikschule), LehrerInnen, ErzieherInnen und SozialpädagogInnen, und andere TherapeutInnen jeweils mit musikpädagogischer Zusatzausbildung besetzt.
Die sind für potentielle Arbeitgeber auch viel flexibler einsetzbar.

Gibt es da schon Erkenntnisse, wo die so ausgebildeten Musikpädagogen dann tätig sind?
 
aber lohnt sich da wirklich einen Hochschulstudiengang?
Ja, das lohnt sich. Die EMP oder ElME (wie sie zu meinen Studienzeiten an meiner Hochschule hieß) muss sich außerdem nicht nur auf die Arbeit mit Kindern (Klein-, Kindergarten-, Schulkinder) beschränken, sondern man kann als Absolvent*in dieses Fachs auch in der musikalischen Erwachsenenbildung oder Seniorenarbeit tätig sein.
Und was die Einsatzmöglichkeiten angeht, so war es zumindest bei uns damals so, dass man neben der ElME noch ein instrumentales Hauptfach und ein weiteres (instrumentales) Nebenfach studierte, plus Chor-/Ensembleleitung. Also durchaus umfangreich und auch nichts, was man dann mal "nebenbei" macht.

Natürlich gab und gibt es diese Strömungen, das "bisserl Musik mit Kindern" halt "einfach so" zu machen und ohne Ausbildung, aber das macht den Studiengang als solchen meiner Meinung nach nicht unnötig.
 
Die EMP oder ElME (wie sie zu meinen Studienzeiten an meiner Hochschule hieß) muss sich außerdem nicht nur auf die Arbeit mit Kindern (Klein-, Kindergarten-, Schulkinder) beschränken, sondern man kann als Absolvent*in dieses Fachs auch in der musikalischen Erwachsenenbildung oder Seniorenarbeit tätig sein.
Hallo, die Bandbreite des Tätigkeitsfeldes habe ich ganz gut im Blick, ich kenne es bisher halt nur mit dem Ansatzpunkt Studium/Ausbildung mit musikpädagogischen Zusatz, also diplomierte Musiker mit pädagogischer Zusatzausbildung in der Früherziehung an der Musikschule, Psychologin mit Zusatzausbildung in der Traumatherapie, Sozialpädagoge mit Zusatzausbildung in der Seniorenarbeit mit Demenzpatienten.

Und was die Einsatzmöglichkeiten angeht, so war es zumindest bei uns damals so, dass man neben der ElME noch ein instrumentales Hauptfach und ein weiteres (instrumentales) Nebenfach studierte, plus Chor-/Ensembleleitung. Also durchaus umfangreich und auch nichts, was man dann mal "nebenbei" macht.

Das glaube ich auch gerne, aber mich würde trotzdem interessieren, wo denn die Absolventen dann unterkommen. Die Chor- und Ensembleleiter, die ich bisher kennengelernt habe waren, von ein paar musikalischen Laien abgesehen, Kirchenmusiker oder hatten Schulmusik für Gymnasium studiert.

Natürlich gab und gibt es diese Strömungen, das "bisserl Musik mit Kindern" halt "einfach so" zu machen und ohne Ausbildung, aber das macht den Studiengang als solchen meiner Meinung nach nicht unnötig.
Das hatte ich so auch nicht gesagt, ich habe nur gerade bei den Einsatzfeldern, die in der Studienbeschreibung genannt wurden gesehen, dass diese mit anderen Spezialisten besetzt sind.
 
also diplomierte Musiker mit pädagogischer Zusatzausbildung [in der Früherziehung ]
Die Frage, die sich stellt, und die ich auch dir stellen möchte: Was genau beinhaltet eine "pädagogische Zusatzausbildung" in diesem Fall?

Damit verbunden eine weitere, noch wichtigere Frage: Was braucht jemand, der im Bereich der Elementaren Musikpädagogik arbeitet, überhaupt für Fähigkeiten? Und welche davon hat ein Diplommusiker (bzw. künstlerischer Bachelor), welche aber eben auch nicht?

Ich bzw. diejenigen, die Erfahrung mit dem Bereich haben, können ja dann ergänzen. Du wirst sehen, die Liste ist lang, und die Fähigkeiten gehen über die Aneignung von Wissen weit hinaus. :001:
 
Was genau beinhaltet eine "pädagogische Zusatzausbildung" in diesem Fall?
Das habe ich ehrlich gesagt noch niemanden im Detail gefragt, Pädagogik ist nicht gerade eines meiner Steckenpferde.

Was braucht jemand, der im Bereich der Elementaren Musikpädagogik arbeitet, überhaupt für Fähigkeiten?
Ja, das würde mich sehr interessieren, gerne als Vergleich zwischen zB einem Sozialpädagogen, der bei der Caritas eine Zusatzausbildung zur Musikpädagogik gemacht hat und einem Elementar- Musikpädagogen, unter der Voraussetzung, dass beide in der Seniorenarbeit tätig sind und mit Demenzkranken arbeiten.
 
Ja, das würde mich sehr interessieren, gerne als Vergleich zwischen zB einem Sozialpädagogen, der bei der Caritas eine Zusatzausbildung zur Musikpädagogik gemacht hat und einem Elementar- Musikpädagogen, unter der Voraussetzung, dass beide in der Seniorenarbeit tätig sind und mit Demenzkranken arbeiten.
Gehört die Arbeit mit Demenzkranken nicht zur Musiktherapie (bei der es ganz bestimmt Überschneidung zur elementaren Musikpädagogik gibt)?
 
Gehört die Arbeit mit Demenzkranken nicht zur Musiktherapie (bei der es ganz bestimmt Überschneidung zur elementaren Musikpädagogik gibt)?
Wenn´s besser passt würde ich auch einen Vergleich zu einer Pianistin mit Schwerpunkt Musikpädagogik (aus dem Studium), oder einer Erzieherin (Kindergarten) mit musikpädagogischer Fortbildung (unbekannten Inhalts) nehmen. :001:
 
Liebe @Zuckerfee

Meine Zeit ist im Moment etwas knapp, deshalb auch meine Beiträge. Schau mal hier:
Auf Seite 18 findest du den Modulplan für den Bachelor in EMP in Würzburg.

Und hier auf Seite 11 und 12 findest du die Modulpläne für die Studiengänge Klavier künstlerisch und Klavier künstlerisch-pädagogisch.

EMP ist sehr viel mehr auf Gruppen ausgerichtet, der KüPäd-Studiengang mehr auf Einzelunterricht (obwohl jeweils auch Anteile des anderen in beiden Studiengängen enthalten sind). Es gibt Unterricht in Allgemeiner Musikpädagogik und Fachmethodik des Hauptfachs, es gibt Lehrpraxis (mit Modellklassen bzw. Lehrprobenschülern). Es gibt Seminare, in denen die Studierenden selbst "am eigenen Leib" Dinge ausprobieren und erfahren, dazu natürlich auch die komplette musikalische bzw. künstlerische Ausbildung. "Ein bisschen Pädagogik" in einer Fortbildung kann das in keinster Weise erreichen. Es geht nicht nur um Wissen, sondern daraum, über einen längeren Zeitraum Erfahrungen zu sammeln, zu beobachten, sich als Lehrer weiter zu entwickeln etc.
In der EMP z.B. gibt es musikalische Früherziehung für zwei Altersgruppen, Instrumentenkarussell, viele Projekte (z.B. zu Weihnachten), Kooperationen, auch Arbeit mit Nicht-Kindern (Erwachsenen, Senioren, Behinderten etc.) Ich habe EMP nicht studiert, darum müsste ich auch nochmal genau nachlesen. Aber die Absolventen sind sehr vielfältig ausgebildet und sowohl musikalisch, künstlerisch, pädagogisch als auch sozial sehr gut ausgebildet.

Und: EMP hat mit die besten Berufsaussichten auf dem Arbeitsmarkt! EMP wird verlangt und gerne besetzt. Mit Gruppen zu arbeiten erfordert eine Qualifikation, die die meisten Lehrer nicht haben (der "Gruppenunterricht" der für Klavier oft angeboten wird, ist meistens keiner, sondern ein abwechselnd Unterrichten).

LG Stilblüte
 
Liebe @Zuckerfee,

ein riesengroßer Unterschied zwischen jemandem, der EMP studiert hat und einer/m GrundschullehrerIn, die/der aufgrund einer Zusatzqualifikation Musikunterricht gibt, einer/m ErzieherIn, die/der mit einer Zusatzqualifikation Musikalische Früherziehung unterrichtet, sind schon einmal die musikalischen Fähigkeiten!

Wer EMP an einer Musikhochschule studieren möchte, muss eine Aufnahmeprüfung bestehen. Bei EMP müssen die dort getesteten und geforderten musikalischen Fähigkeiten sehr weit gefächert sein. Im Studium werden diese Fähigkeiten zu Fertigkeiten ausgebaut mit z.B. Singen, Rhythmik, Percussion, Instrumentalunterricht und sehr viel mehr.

Eine sehr weit verbreitete Meinung besteht darin, dass man keine so gute Ausbildung bräuchte, wenn man Anfängern Klavierunterricht oder kleinen Kindern elementaren Musikunterricht erteilt. Ein trauriger und gravierend falscher Schluss! Weil ich weiß, was nötig ist, um sehr gut Klavier zu spielen, weiß ich, wie ich die Prioritäten bei Anfängern setzen muss. Wenn ich weiß, was Musik bedeutet, was Musik beinhaltet, wenn ich selbst diese Fertigkeiten beherrsche und ein guter Musiker bin, kann ich dies weitergeben, auch im Unterricht der Musikalischen Früherziehung.

Unerfahrene Lehrkräfte lehren vielleicht in so einem Unterricht Noten. Ein f bedeutet forte, ein p Piano und das ist ein c. Eine pädagogisch geschulte Lehrkraft weiß, was er damit anrichtet. Daher ist eine Hochschulausbildung, die die persönlichen musikalischen Fähigkeiten sehr gut ausbildet, die eine umfassende pädagogische Ausbildung ermöglicht, zu der viel Wissen, aber auch sehr viel Erfahrung gehört, die eine tiefe Beschäftigung mit der Materie erfordert, zwingend nötig! Das lässt sich nicht in ein paar Stunden oder Wochen erlernen. Vor allem zweifle ich an den grundsätzlichen musikalischen Fähigkeiten - ich habe die Erfahrung gemacht, dass ErzieherInnen und GrundschullehrerInnen zu großen Teilen noch nicht mal singen können.

Das heißt nicht, dass es nicht auch gute LehrerInnen unter diesen geben kann!

Liebe Grüße

chiarina
 

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