Mondscheinsonate Interpretation 1. Satz

Gerd

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Hallo,

da ich mich gerade mit dem ersten Satz der Mondscheinsonate intensiv beschäftige, habe ich beim recherchieren im Internet unten stehendes Video dazu entdeckt.
Da mir eine Interpretation oder Ähnliches über dieses Stück nicht weiter bekannt ist, finde ich die Ausführungen in dem Video ganz interessant, und gespannt was Ihr davon haltet?

Hier der Link

Aus dem Vorwort zum Video:

"Samuel Schwarzkopf und ich haben für euch einen Dokumentar- Kurzfilm gedreht über die berühmteste Klaviersonate der Welt: Mondscheinsonate von Ludwig van Beethoven.
In diesem Film erkläre ich die Zusammenhänge, die Entstehungsgeschichte der Sonate. Ich erkläre zusätzlich jede Passage und deren Bedeutung. Auf diese Weise wird die Mondscheinsonate zu einem seelischen Erlebnis und zu einer Zeitreise in die Gefühlswelt des Beethovens. Der erste Satz dieser Sonate erzählt die Geschichte der schmerzhaftesten Trennung Beethovens, von der er sich nie erholte."
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Danke für diesen Link!
Ich habe es komplett angesehn und ich finde es wirklich toll! Ich finde es richtig logisch mit diesen 2 Stimmen.
Jetzt versteh ich dieses Stück viel besser!
Ich habe es gleich danach gespielt und ich habe es noch nie so gut gespielt :D
 
Hallo, ich habe mich ein wenig zu dem Thema hier durchgewälzt und wollte keinen neuen Faden für das Thema eröffnen.
Ich übe gerade den 1. Satz der Mondscheinsonate (ich weiß, sie heißt eigentlich anders) und spiele sie relativ langsam. Meine Klavierlehrerin hat mich darauf hingewiesen, dass sie eigentlich schneller gespielt wird als ich es bisher mache/kann - in meinen Noten steht auch als Tempo "adagio sostenuto", wenn ich dieses Tempo in meinem Metronom einstelle, sind das mindestens 55bpm. Das kommt mir recht schnell vor. Beim Durchforsten von Youtube habe ich sowohl Versionen gefunden, die auch in dem angegebenen Tempo gespielt werden, jedoch mehr, die langsamer angegangen werden. Gibt es da die eine richtige Antwort?

Hier ist es beispielsweise langsamer gespielt:


Hier ist es glaube ich im Tempo adagio sostenuto gespielt.


Je nach Tempo ist das Stück also 5 bis 7 oder sogar 8 Minuten lang und ich frage mich, woran ich mich orientieren sollte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zunächst an Deinem Können. Das richtige Tempo ist zu Beginn der Übungsphase nicht realisierbar. Je besser Du das Stück beherrscht, desto schneller spielt man automatisch. Orientierung für das Tempo ist einmal das vorgegebene Tempo, also bei Adagio ~ 66 - 76 bpm, wenn Du es erreichen kannst, und dann Dein Gefühl, was sich aber im Übungsprozess verändern kann. Ich übe gerade und immer noch die Sturmsonate 3. Satz, der wird oft rasend schnell gespielt. Mal davon abgesehen, dass ich technisch zur Zeit nicht in der Lage bin, den in der geforderten Geschwindigkeit zu spielen, fand ich am Anfang mein langsameres Tempo eigentlich sehr schön. Nur kommen dann schnellere Stellen und dann passt das alles nicht mehr zusammen. Durch meine Fortschritte spiele ich jetzt auch insgesamt schneller und komme inzwischen auf ca. 3/4 der vorgegebenen Geschwindigkeit. Die Tempoangabe selbst lässt ja auch Interpretationsspielraum. Kurz gesagt: In dem Tempo, in dem Du es am besten spielen kannst mit dem Ziel, in die Nähe des vorgegebenen Tempos zu kommen. Der Komponist hat sich ja was dabei gedacht. Den ersten Satz der Mondscheinsonate finde ich übrigens oft zu langsam gespielt, so dass es sich zieht wie Kaugummi.
 
Ja genau, mein Spiel sitzt noch nicht so, dass ich das gewünschte Tempo erreichen könnte. Ich komme aktuell eher bei 45bpm raus, 55 wirkt für mich schon wie ein Sprint.
Auf der anderen Seite höre ich zumindest bei Youtube-Aufnahmen vor allem langsame Versionen, die sich meinem Ohr nach auch nicht im adagio-Tempo bewegen.
 
Hallo, ich habe mich ein wenig zu dem Thema hier durchgewälzt und wollte keinen neuen Faden für das Thema eröffnen.
Ich übe gerade den 1. Satz der Mondscheinsonate (ich weiß, sie heißt eigentlich anders) und spiele sie relativ langsam. Meine Klavierlehrerin hat mich darauf hingewiesen, dass sie eigentlich schneller gespielt wird als ich es bisher mache/kann - in meinen Noten steht auch als Tempo "adagio sostenuto", wenn ich dieses Tempo in meinem Metronom einstelle, sind das mindestens 55bpm. Das kommt mir recht schnell vor. Beim Durchforsten von Youtube habe ich sowohl Versionen gefunden, die auch in dem angegebenen Tempo gespielt werden, jedoch mehr, die langsamer angegangen werden. Gibt es da die eine richtige Antwort?

Oh je, da sprichst Du ein schwieriges Thema an. Ich weiß nicht, ob Du oder Deine KL den Vortrag von András Schiff - ich hoffe Englisch ist kein Problem - im unteren Video kennen, der u.a. auch auf die Tempofrage eingeht.
Sehr lehrreich und ich hoffe, sein Tempo - und auch die Begründung dazu - schockiert Dich nicht allzu sehr.

 
Bin Englischlehrerin, Englisch kann ich 😃 ich hab gerade in die ersten paar Minuten reingehört, da spricht er ja schon an, dass der 1. Satz mehr falsch als richtig gespielt wird und man in der Zeit, in der der Pianist spielt frühstücken und zu Mittag essen kann und der spielt noch immer 😃
Ich hör es mir das Video nachher noch in Gänze an, vielen Dank!
Ich bin gespannt darauf, welche Begründung er darlegt, die mich schockieren sollte 😃
Ich weiß nicht, ob meine Klavierlehrerin den Vortrag kennt, aber sie ist ja ebenfalls der Meinung, dass es schneller gespielt werden müsse und hat es mir so auch vor-/angespielt.
 
Das Tempo ist weniger schockierend, als die Idee das Pedal durchzuhalten!
Ich bin sicher dass, die Pedalangabe Beethovens dies nicht meint, sondern einfach großzügigen aber verständigen Pedalgebrauch.
Außerdem trägt der Ton der Klaviere der Beethoven-Zeit weniger als der der modernen Flügel.
Außerdem spielt Schiff die Triolen schlicht zu laut für dieses Pedal.
Das der Satz ein Trauermarsch ist ist m. E. offensichtlich.
 
Ich werf noch eine Aufnahme in die Runde.

Ich weis dass ihre Person sehr heikel zu diskutieren ist. Aber losgelöst davon, finde ich gibt es kaum eine charaktervollere Aufnahme als diese.

Sie erzählt einfach in einer unnachahmlichen Weise. Ich finde es passiert selten, dass man so unmittelbar „ungesprochene Worte“ hört wie bei ihr.

 
Zuletzt bearbeitet:
Ich werf noch eine Aufnahme in die Runde.

Ich weis dass ihre Person sehr heikel zu diskutieren ist. Aber losgelöst davon, finde ich gibt es kaum eine charaktervollere Aufnahme als diese.

Sie erzählt einfach in einer unnachahmlichen Weise. Ich finde es passiert selten, dass man so unmittelbar „ungesprochene Worte“ hört wie bei ihr.


Ich hab nur die ersten paar Minuten Schiff (s.o.) gehört, aber da kam sie direkt vor 😉
 

Beethoven schreibt als Taktvorgabe alla breve, d.h. der Puls bezieht sich auf die Halben … Es gibt kaum etwas Gruseligeres, als wenn die Pianist:Innen auf jeder Triole rumsülzen.
 
Das Tempo ist weniger schockierend, als die Idee das Pedal durchzuhalten!
Ich bin sicher dass, die Pedalangabe Beethovens dies nicht meint, sondern einfach großzügigen aber verständigen Pedalgebrauch.
Außerdem trägt der Ton der Klaviere der Beethoven-Zeit weniger als der der modernen Flügel.
Außerdem spielt Schiff die Triolen schlicht zu laut für dieses Pedal.
Das der Satz ein Trauermarsch ist ist m. E. offensichtlich.
Mir ist der Pedalgebrauch bei Schiff auch zu extrem. Dennoch finde ich es anregend einmal auszutesten, wie viel Pedal, ggf. Halbpedal, das Stück bei verschiedenen Tempi verträgt.
Für mich war der Satz als Trauermarsch nicht offensichtlich - mit den entsprechenden Erläuterungen wird es dann aber auch mir klar. :-)
Ein stärkerer Gegensatz zwischen romantischen Mondschein und Trauer ist ja kaum möglich.
 
@Gerd...bei mir heisst es bei Deinem link...das video ist nicht verfügbar.....schade
 
@Sabrina-von-der-Ostsee
evtl. kannst du mit dem Tutorial von Fanny Engelhard an deinem Tempo arbeiten. Damit habe ich das Stück gelernt. Bin aber auch kein blutiger Anfänger und fand die Erläuterungen und Erklärungen sehr hilfreich. Mir hat es sehr geholfen indem ich die Passagen direkt mitgespielt habe.
Ich mag diese Tutorials sehr gerne weil immer der KL zu jeder Zeit mit am Klavier sitzt und meine Schlampigkeit:008: gleich von mir erkannt wird.
 
Wenn ich bei dem ersten Satz dieser Sonate den Begriff "Schnell" lese, kräuseln sich mit die Fussnägel.
Was dieser Satz braucht, ist: Fluss, aber keine Geschwindigkeit. So spielt die Metronomzahl nicht die entscheidende Wolle, sondern die Fähigkeit des Interpreterleins, diesen Satz in einem gesanglichen Fliessen darzubieten.
Mir gefällt A. Schiffs Interpretation überhaupt nicht, aber auch würde ich nie die Triolen im Wege herumstehen lassen. Sie sind der harmonische Teppich, auf dem die Melodie klingt.
 
Verzeihung, ich bin noch nicht so weit, dass ich das so musikalisch ansprechend erklären kann wie du, deshalb bei mir die Begriffe schnell und langsam 😅

Nun gibt es hier ja auch unterschiedliche Meinungen zum gewünschten Tempo. Kann es also sein, dass es hier ein "richtig" und "falsch" gar nicht gibt?😅
Auch wenn Beethoven das Tempo vorgab, überwiegen hier nun doch mMn die, die es etwas langsamer bevorzugen?
 
Auch wenn Beethoven das Tempo vorgab, überwiegen hier nun doch mMn die, die es etwas langsamer bevorzugen?
Tempobezeichnungen sind auch (und meiner Meinung nach vor allem) Charakterbezeichnungen. Das „objektiv“ richtige Tempo gibt es nie. Das subjektiv richtige Tempo ergibt sich aus dem Charakter, der natürlich immer auch von der Interpretation abhängig ist.

Wie findet man den Charakter? Manchmal außermusikalisch. Zum ersten Satz der Mondscheinsonate wissen wir, dass sie als Totenklage gemeint war. Dies lässt auf ein ruhiges Tempo schließen. Außerdem gibt es Hinweise im Notentext: Die Tempobezeichnung (bzw. Charakterbezeichnung) ist „Adagio sostenuto“ im Alla-breve-Taktmaß. D.h. das Maß sind nicht Viertel, sondern Halbe. Wir sollen beim Spielen also einen getragenen Puls in Halben fühlen. Das ist etwas ganz anderes als „doppeltes Tempo eines Viertelpulses“, weil hierbei die Viertel der Maßstab wären. Der Puls der Halben ist entscheidend, und solange dieser Puls spürbar ist, gibt es einen Tempobereich, der als passend empfunden werden kann, aber kein konkretes Tempo.

Auch der Bezug auf bzw. der Vergleich mit Mozarts Don Giovanni, auf den sich Beethoven wohl bezieht (Sterbeszene des Komturs), kann bei der Wahl des Tempos helfen.
(s. dazu z.B. hier: http://www.klassik-kunde.com/2014/04/die-mondscheinsonate-melodie-der.html?m=1)
 
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Verzeihung, ich bin noch nicht so weit, dass ich das so musikalisch ansprechend erklären kann wie du, deshalb bei mir die Begriffe schnell und langsam 😅

Nun gibt es hier ja auch unterschiedliche Meinungen zum gewünschten Tempo. Kann es also sein, dass es hier ein "richtig" und "falsch" gar nicht gibt?😅
Auch wenn Beethoven das Tempo vorgab, überwiegen hier nun doch mMn die, die es etwas langsamer bevorzugen?

Sagen wir mal so: Ich kenne wenige Stücke, die eine so große Bandbreite im Tempo vertragen wie dieser Satz.
Das macht es in gewissem Sinne einfacher, das "richtige" Tempo zu treffen, in dem Sinne, dass die "Zielscheibe" einfach größer ist.
Auf der anderen Seite macht es die Entscheidung auch schwieriger, weil man sich genau überlegen sollte, welches Tempo man persönlich für richtig hält.
Für welches Tempo Du Dich am Ende auch entscheidest (Deine momentanen technischen Schwierigkeiten einmal außer Acht gelassen):
Du solltest wissen und begründen können, warum Du Dich für dieses Tempo entschieden hast.
 

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