Es sind jeweils Gelenkschmerzen, sowohl im Handgelenk als auch in den Fingergelenken. Ich merke das jetzt beim Tippen ein wenig.
Welche Dehn- und Lockerungsübungen vor dem Spiel würdest Du denn empfehlen?
hallo,
mir fällt dazu folgendes ein:
1.
das Handgelenk kann auf die Dauer überlastet werden, wenn man versucht, bzgl. der Handhaltung alles "richtig" zu machen - das hört sich gewiß widersinnig an, deswegen versuche ich, es zu erklären: Wenn man die Hand möglichst gerade, also den Handrücken waagerecht, halten will, dann dreht man den Unterarm (rechts dreht man ihn gegen, links mit dem Uhrzeigersinn). Hält man nun die Ellenbogen relativ nah am Körper, so entsteht eine Spannung im Unterarm und im Handgelenk - zwar ganz leicht, aber auf die Dauer eben doch belastet: das Handgelenk ist nicht ganz so frei wie sonst und die Unterarmmuskeln müssen mehr tun, als nötig. - -
Entlastung bringt hier, wenn man die Ellenbogen eben nicht nah am Körper hält! Probier das mal aus - vielleicht erleichtert das ein wenig. (übrigens: je nach dem, wie man den Unterarm dreht, verändern sich Elle und Speiche - da sind einige Muskeln tätig)
2.
außerdem ein kleiner Test: kannst Du - am Klavier sitzend - Deine Hände wirklich total schlaff auf den Tasten ablegen? Total schlaff bedeutet: so spannungsfrei, also entspannt, wie möglich - da müssten dann alle Gelenke locker sein. Wenn ja, dann merk Dir genau, wie sich das anfühlt. Man kann nämlich diesen Zustand der Hand - völlig schlapp - auch haben, wenn man ein oder mehrere Tasten unten hält! (das funktioniert, weil wir alle einen automatischen Stützreflex in den Fingern haben: dieser läßt die Finger ihre Form bewahren, ohne dass wir das als Anspannung spüren - allerdings ist das ein Automatismus, den man nicht bewußt kontrollieren kann, aber man kann sich auf ihn verlassen). Davon ausgehend nun folgende Überlegung: wenn man einen Ton quasi unter die Lupe nimmt, so gibt es den sehr sehr kurzen Moment des Anschlags, aber die klingende Dauer ist viel viel länger. Daraus folgt, dass wir in der so gesehen langen Zeit zwischen zwei Anschlägen eigentlich entspannt, entlastet, schlapp, kurzum locker sein können. Oftmals hapert es daran: man hält (leicht gespannt) irgendwie das Handgelenk, hat also (wenn auch nur geringfügig spürbar) mehr Muskelspannung in der Summe, als eigentlich nötig ist. Ich rate Dir, ganz bewußt und langsam darauf zu achten, dass Du nach jedem Anschlag - egal ob staccato oder gehalten - auf die beschriebene Lockerung des Handgelenks achtest. Eigentlich sollte das immer gewährleistet sein, aber es dauert recht lange, bis man es sich angewöhnt hat (ein wenig ist das Gefühl "ich muss was tun für die Töne" im Weg)
Ansonsten meine ich auch, dass die wahrgenommenen Schmerzen ein Signal von Überlastung bzw. Fehlbelastung sind - wenn das nicht zu arg ist, dann solltest Du gerne weiter üben,
aber auf die ständige Lockerung achten, sehr langsam und nur ganz kleine (kurze) Abschnitte, viele kleine Pausen machen, also 5min langsam üben, 5min Pause usw.
Weiterhin noch ein paar exotische Tipps, auch auf die Gefahr hin, dafür verlacht zu werden:
a) sitz eher niedrig - so, dass der Ellenbogen etwas tiefer als die Tasten ist: so kannst Du das "fallen lassen" des Handgelenks besser spüren
b) auch wenn es für Zuschauer deppert aussieht: Unterkiefer schlapp hängen lassen (beisst man die Zähne aufeinander, neigt man dazu die Hals und nackenmuskulatur zu spannen)
c) Schultern hängen lassen, aber aufrecht (gerader Rücken, etwas vorgeneigt) sitzen
d) der Kopf muss nicht nur mental, sondern auch physisch "frei" sein, also das Gefühl haben, dass der Kopf locker auf der Wirbelsäule ausbalanciert ist (das beschreibt Kratzert ausführlich in seinem "Handbuch für Pianisten")
Und natürlich mit den Lehrer ansprechen!! Der sieht ja, was los ist, und kann dann gezielt Tipps geben.
Gruß, Rolf