Lebensdauer - Wie lange hält ein generalüberholter Flügel?

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symbian21

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Ich plane ein Bechtstein L167, Baujahr 1934 zu kaufen, der vom Händler generalüberholt wurde. Vom Spielgefühl her spielt er sich wie ein neuer Flügel und auch der Klang ist aus meiner Sicht 1a. Leider habe ich noch keine genauen Informationen, was bei der Generalüberholung genau alles gemacht wurde.

Ich hätte jedoch ein paar algemeine Fragen zu:
Würdet ihr einem etablierten Händler vertrauen, oder lieber noch einen Gutachter / Zweitmeinung vor dem Kauf hinzuziehen?

Wie lange hat man an so einem generalüberholten Flügel noch Freude? Ich würde gerne ein Instrument kaufen das mindestens noch 30 Jahre spielbar ist, besser 50 Jahre. Wenn die Arbeiten ordentlich gemacht wurden, kann man davon ausgehen, dass das Instrument die nächsten 30 Jahre durchhält und keine grösseren Reparaturen anfallen?

Kann man annehmen, dass die Stimmhaltung eines sauber generalüberholten Flügels ähnlich wie bei einem neuen Flügel ist? Ich habe irgendwo gelesen, dass die Stimmhaltung mit dem Alter eines Flügels abnimmt, und deswegen die maximale Lebensdauer eines Flügels auf 80-100 Jahre begrenzt ist. Vom Alter her wäre dieser Flügel ja schon nahe dran.
 
Nur ein Beispiel: Mein Bechstein ist von 1879 und das letzte Mal 1969 überholt worden. Er hat eine super Stimmhaltung und wird mich bestimmt überleben. :)
Aber natürlich kann das bei einem anderen Instrument wieder völlig anders sein. Auf jeden Fall sollte man davon ausgehen können, dass bei einem generalüberholten Flügel auch die Stimmhaltung genau so gut ist wie alles andere auch, sonst hätte man sich eine Überholung sparen können.
Beim Lebensalter kommt es halt immer darauf an, wann man was macht, wie ein Instrument behandelt wird, wie es untergebracht ist... Macht man alles richtig, hält es theoretisch ewig.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Could not resist... Mein Flügel ist vom September 1877. Hat eine Überholung im Jahr 2009/10 bekommen und ist bei halbwegs manierlicher Pflege gewiss fit für die nächsten 80 Jahre.

Entscheidende Punkte für Stimmhaltung sind immer der Stimmstock (Holzblock mit den Stimmnägeln) und auch der Steg, über den die Saiten laufen, sowie der Resonanzboden: dass der nicht allzu rissig ist, denn er ist gewölbt. Mit Rissen "fällt er ein", dann sacken mit dem Resonanzboden und dem Steg auch die Saitenspannungen durch.

Auch ein sehr junges Klavier kann schon binnen weniger Jahre schlecht werden in der Stimmhaltung: wenn es von schlechter Fertigungsqualität ist, wenn es zu geringer Luftfeuchtigkeit ausgesetzt ist (Winter); wenn es überheizt wurde (Winter...)

Das Alter eines Instrumentes steht also nicht an erster Stelle.

Betreffs Zweitmeinung: Es ist niemals verkehrt, einen technisch wirklich erfahrenen Klavierbauer mit hinzuzuziehen, der vom Händler, der ein Klavier verkauft, unabhängig ist. Auch hier hängt es an etlichen Faktoren, Reputation, Fachmannschaft. Und Ethos... Nachteilig wiederum wäre, wenn der Klavierbauer, den man mit einbezieht, selber ebenso auch Klaviere und Flügel verkauft und seinen Beratungsauftrag dann "umzunutzen" versuchte, indem er das besuchte Klavier schlechtredet, weil es nicht seines ist. Und dem Interessenten dann versucht, eines seiner Instrumente anzudienen.

Das Beste also wäre ein erfahrener Klavierbauer als Coach, der nicht selber ein Eigeninteresse verfolgt - einer, der schlicht nur seine Zeit, zu einer Besichtigung mitzukommen, vergütet erhält.
 
Also ich denke, dass du mit Bechstein so grundsätzlich nichts falsch machst. Aber was genau bei einer Generalüberholung so alles gemacht werden muss, hängt auch davon ab, in welchem Zustand der Restaurator das Instrument bekommen hat. Das wiederum hängt von ganz individuellen Faktoren ab. Wo war der Flügel z.B. im Verlauf des letzten Krieges? Wie stark ist er im Laufe der letzten 80 Jahre beansprucht worden (hat er vllt. sogar in einer (Musik-)Schule o.ä. gestanden und ist dementsprechen maltretiert worden)? In der Regel wird bei einer Generalüberholung alles erneuert, was Verschleißmerkmale aufweist (Hammerköpfe, Filze, Lederteile, Tastenbeläge und Garnierungen etc.). Auch die Saiten selbst werden meist komplett erneuert incl. Stimmwirbel, den diese müssen fest genug sitzen, damit die Saiten die Spannung halten, und somit der Flügel die Stimmung hält. Die Wirbel sitzen in einem Block aus Hartholz (Stimmstock), welcher Risse bekommen kann (am besten Händler mal konkret danach fragen).
Wenn z.B. der Resonanzboden KEINE Risse aufweist, ist das schonmal ein gutes Zeichen. Ansonsten (und das ist meistens nach 80 Jahren der Fall) muss der Boden ausgespant werden. Ist so etwas fachmännisch gemacht, ist der Boden so gut wie neu. Es gibt übrigens Kanäle auf Youtube, wo Klavierbauer in ganzen Playlists Restaurierungen von Instrumenten in allen Einzelheiten dokumentieren.
 

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