Lebensdauer eines Resonanzbodens 50 Jahre?

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Hallo Zusammen,

ich habe die Möglichkeit einen wenig gespielten Sauter-Flügel aus den 70ern zu kaufen. Jetzt habe ich vor kurzem bei Wikipedia gelesen, dass ein Resonanzboden altert und es empfohlen wird diesen nach ca. 50 Jahren auszutauschen. Ist das so richtig bzw. völlig nonsens oder kommt das nur bei eventuellen Rissen in Frage?
Der Flügel (1,58 cm) wurde ca. 5 Jahre nicht gestimmt und ist mittlerweile auf 430 Herz abgerutscht. Ist das normal oder lässt das schon auf anfangende Mängel schließen?

Danke für eure Hilfe....
 
Nonsens.
Natürlich altert er, d.h. der Klang verändert sich, so wie ein Klavier übrigens jeden Tag anders klingt. Ich wage aber die These, dass alte Resos besser klingen als neue. Mein ältester ist 199 Jahre und klingt wunderbar! ;-)

Was die Stimmung angeht sind 10 Hz viel, aber niemand weiß ja, wie er mal früher gestimmt war. Also vom Fachmann vor Ort anschauen lassen.
 
Wenn der Verkäufer sagt, dass die letzte Stimmung 5 Jahre her ist, dann sind es in Wirklichkeit vermutlich eher 10 Jahre. Da darf ein Flügel schon mal auf 430 Hz absacken. Sollte also kein Problem sein.

Resonanzboden nach 50 Jahren auswechseln ist natürlich völliger Blödsinn.
 
Es gibt wohl nur relativ wenige Spitzeninstrumente bei denen sich ein Resonanzbodentausch überhaupt lohnen würde. 50 Jahre als fix anzusehen ist natürlich sowieso Unfug.

Ich wundere mich immer, wie behauptet wird "Das Instrument steht bei 430 Hz". Bei 430 Hz steht genau ein Ton. :-D
In der Regel sind die Abweichungen im Diskant (und abgeschwächt im Bass) wesentlich höher. Dies ist auch zur Beurteilung wichtiger als die absolute Höhe des Kammertons.
 
Pro-Forma-Austausch des Resonanzbodens: das schlägt doch bei Geigen und Gitarren auch niemand ernstlich vor, oder? Wieso liest man dann so einen Unfug bei Klavieren? :dizzy:
 
Das scheint in der Folge der Materiealveränderungen aus den USA gekommen zu sein. Dort gilt wohl seit ca. den 1930er Jahren als "gesichertes Wissen" der Klavierbauer, dass ein Resoboden angeblich nur für ca. 50 Jahre designt worden sei. Steinway-Leute, meine ich, erzählten das auch mal. Ältere Überwölbungen fallen schn mal ein, und wenn Instrumente auf hohe Spannungen desingt wurden, dann macht auch ein Reso-Boden mal eher schlapp. Zudem kommen die klimatischen Einflüsse mit extremen Wechseln feucht - trocken und die anderen Heizungsarten hinzu - in den USA.

Meine Vermutung: Das neuere Material Sitka hatte sich binnen Kurzem, weniger Jahre, im Vergleich zum zuvor verwendeten, aber seit den späten 20er Jahren nicht mehr verfügbaren Material Weißfichte (aus den Appalachen) als weniger haltbar herausgestellt. So erklärte man dann dem holden Publikum: "It is not a bug - it is a feature." A la "das muss so sein"... , in der Not, weil es eben nichts besseres mehr gab. Seither werden in den USA in Mengen die älteren Resonanzböden herausgerupft, statt sie zu sanieren. Immer wieder ist in PianoWorld zu lesen: Hey, ein alter Flügel? Als erstes checken, ob nicht der Reso-Boden schon völlig fertig ist...und unbedingt ausgetauscht werden muss. Darüber ist auch mit den sonst so taffen Jungs irgendwie gar nicht gut reden; die WISSEN einfach, dass MAN das so mache...

Derweilen die Annäherung europäischer Klavierbauer an dieses Thema eher so beschaffen ist, dass man zuerst sehr lange probiert zu sanieren. Ausspänen, einleimen, beischleifen, lackieren. Gute Handwerksarbeit eben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Pro-Forma-Austausch des Resonanzbodens: das schlägt doch bei Geigen und Gitarren auch niemand ernstlich vor, oder? Wieso liest man dann so einen Unfug bei Klavieren? :dizzy:
Nun muss man wissen, dass der Zug der Klaviersaiten (und der auf den Steg erzeugte Druck) wegen der Menge an Saiten und der Einzelsaiten-Spannungen auch ein ganz anderer ist als bei Gitarren und Violinen.
 
Wie lange ein Resonanzboden hält, kommt auch immer etwas auf die äußeren Umstände an; Bei einem Wohnungsbrand beispielsweise könnte ein Resonanzboden schon etwas arg in Mitleidenschaft gezogen werden, eben so wie bei einem Hauseinsturz. Auch bei Unterwassermusik wird der Resonanzboden nicht all zu lange halten.

Viele Grüße

Styx
 
Vielen Dank für die Antworten - jetzt bin ich hinsichtlich dieser Problematik beruhigt...

Jetzt wirft sich aber noch eine zweite Frage auf:
Im Netz habe ich gerade ein Angebot für das Nachfolgemodell (1,60Meter) von Sauter gefunden und damit auch 10 Jahre jünger ist.
Kennt jemand von euch etwaige Unterschiede zwischen dem 158er und dem 160er Modell von Sauter? bzw. lohnt sich ein "Update" auf die neuere Version....

Danke nochmal im Vorraus....

Harald
 
Hallo zusammen,

der Flügel ist nun meiner. Wenn alles gut geht, bekomme ich ihn diese Woche noch geliefert.
Wegen der Frage zum 158 vs. 160 habe ich nun tatsächlich die Firma Sauter in Spaichingen kontaktiert. Nach ein paar Tagen kam eine ausführliche und freundliche Antwort von Ulrich Sauter per Email zurück.
Die Unterschiede sind folgendermaßen:
1) der 160er hat eine andere Mechanik -Geometrie mit etwas längeren Tasten und eine überarbeitete Mensur.
2) Die Pedalmechanik und der Resonanzboden sind überarbeitet worden.
3) Der 160er hat eine bessere Spielart und der Klang ist etwas kräftiger und klarer.

Aufgrund dieser Antwort habe ich mir den neuen 160er in einem großen Musikhaus in Trossingen angeschaut - er war mir dann aber fast zu kräftig.
Ein Traum war dagegen der 185-er Sauter Delta. Mann hatte der einen tollen Klang! Es standen zwar auch ein paar Steinways, Bösendorfers und große Yamahas rum, aber der Sauter hat mir in Punkto Klang und Spielbarkeit mit Abstand am besten gefallen.
Leider habe ich keine 35.000 Euro und so wurde es dann doch der "alte" 158er.

Ich hoffe nun, dass es mit dem Hochziehen und der Regulation keine Probleme gibt..

Viele Grüße und nochmals Danke...

Harald
 
Und wieder einer. Glückwunsch! :-)
 

Flügeleigner aller Clavio-Landen, willkommen, und vereinigt euch. :love: :zunge:
 

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