Klavierhausschliessungen

Lingner

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Ich möchte mal ein allgemeines Thema aus gegebenem Anlass ansprechen, nämlich Klavierhausschliessungen.
Bei uns in Osnabrück hat Kemp (Bechsteinvertreter neben anderen Marken) kürzlich ohne Vorankündigung zugemacht (ich hatte wenige Wochen vorher noch einige Instrumente angespielt).
Ähnlich ist es mit Rohlfing, der wegen Standortproblemen in die Bramscher Strasse umgezogen ist.
Präsenz ist offensichtlich zu teuer, auch für Edelmarken. Sollen wir demnächst unsere Klaviere im internet kaufen?
Oder gibt es andere Möglichkeiten, diese unschöne Entwicklung (in vielen anderen Bereichen ja auch) zu verhindern?
Gerne alles diskutieren!
Michael Lingner (klavierspielender Allgemeinmediziner)
 
Na ja, Kemp zieht laut Homepage lediglich um. In Bielefeld haben die ja noch ihren Laden. Und der Umzug von Rohlfing ist ja auch schon über 2 Jahre her. Wobei es tatsächlich komisch ist, dass Kemp noch keine neue Adresse nennt. Genau so wie Hildebrandt in Dortmund. Da war lediglich klar, dass sie umziehen, aber lange wurde keine neue Adresse genannt. Jetzt heißt es wenigstens, dass sie in Bochum-Langendreer zu finden sein werden. Ohne konkrete Anschrift jedoch.

Ich denke, wenn ein Klaviergeschäft schließt, kann das viele Gründe haben. Einer könnte natürlich sein, dass es sich nicht mehr lohnt. Unter anderem weil evtl. die Miete zu hoch ist. Aber Klavierläden brauchen nicht unbedingt Laufkundschaft, von daher kann man ja auch in wesentlich günstigere Lagen umziehen.

Aber wer Klaviere verkauft, der braucht auch Räumlichkeiten, um die zu lagern. Und für den Verkauf vorzubereiten. Und in diesen Räumen kann man dann ja auch gleich Kunden empfangen. Von daher wird es die Präsenz weiterhin geben.
 
Sollen wir demnächst unsere Klaviere im internet kaufen?
Ja.

Bei Thomann sich einen 120.000-Euro-Flügel zu bestellen und liefern zu lassen, ist offensichtlich kein Problem. Mir wäre es früher absurd erschienen, so etwas persönliches und individuelles wie ein Musikinstrument ohne persönlichen Kontakt zu kaufen. Und eigentlich finde ich es auch heute noch völlig absurd, es sei denn, es handelt sich um eine Plastikblockflöte für 22 Euro.

Früher gab es Neckermann, Quelle und den Otto-Versand, alles schön mit Katalog und schriftlicher Bestellung per Bundespost mit Briefmarke drauf. Die konnten den Einzelhandel nicht gefährden. Mit dem Medium Internet änderte sich das. Der Onlineshop hat schon große Teile des Fachhandels gekillt. Erst waren die Buchläden dran und dann die Bekleidungsgeschäfte und dann die Kaufhäuser - alles bald mausetote Opfer.

Und schon seit Jahren geht es den Musikhändlern an den Kragen. Es läuft die Amazonisierung der Branche. Übrig bleiben Thomann und Musicstore.

Mit Stradivaris geht das dann so: "Alte gebrauchte Geige, Typ "Ex-Mutter", im Haus überarbeitet, Zustand 1 - 2, Herstellerland Italien, normale Mensur, ohne Tonabnehmer, incl. Gigbag, versendet als versichertes Wertpaket mit DHL, 1 Stück vorrätig, 17.500.000 Euro".

CW
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich fürchte, so ist es. Aufhalten kann man das wahrscheinlich nicht...
 
Ich denke, der Online Handel ist in erster Linie bedrohlich für Musikinstrumente, die keine Serienstreuung aufweisen. Klaviere kauft man auch heute noch bevorzugt im stationären Handel mit vorher anspielen. Gibt natürlich auch einige Leute, die ungesehen bestellen, aber das ist zum Glück (noch) nur eine kleine Minderheit.
 
mich würde mal interessieren, wieviele Klaviere/Flügel so ein Klavierhaus im Jahr verkaufen muss, damit dessen Betrieb überhaupt profitabel ist.
 
Danke,
mein Seelenheil ist wiederhergestellt. Jetzt kann ich beruhigt meinem Ende entgegensehen.
 

Der Onlinehandel kann aber auch Geschäfte ermöglichen, die offline schwierig waren. Ich stellte mir gerade vor, meinen Warenkorb mit 3 Tonnen Geflügel lässig schlendernd zur Kasse zu tragen.
 

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Kann man sich in der Tat sehr schwer vorstellen, das gerade in der Pandemiezeit wo viele ihr musikalisches Talent entdecken, Läden schließen müssen. Termine telefonisch zu bekommen, war ja bis dato zum Teil immer möglich.
Ich für meinen Teil, würde mir nie wieder "blind" ein Instrument im Internet kaufen.
 
Ich möchte mal ein allgemeines Thema aus gegebenem Anlass ansprechen, nämlich Klavierhausschliessungen.
Bei uns in Osnabrück hat Kemp (Bechsteinvertreter neben anderen Marken) kürzlich ohne Vorankündigung zugemacht (ich hatte wenige Wochen vorher noch einige Instrumente angespielt).
Ähnlich ist es mit Rohlfing, der wegen Standortproblemen in die Bramscher Strasse umgezogen ist.
Präsenz ist offensichtlich zu teuer, auch für Edelmarken. Sollen wir demnächst unsere Klaviere im internet kaufen?
Oder gibt es andere Möglichkeiten, diese unschöne Entwicklung (in vielen anderen Bereichen ja auch) zu verhindern?
Gerne alles diskutieren!
Michael Lingner (klavierspielender Allgemeinmediziner)
Ich kann bei meinen Kollegen nicht erkennen daß es erhöhte Schließungen wegen Corona gibt.
Eine übliche Selektion gibt es schon immer aus verschiedenen Gründen aber die Händler und Hersteller die ihren Laden im Griff haben jammern bestimmt nicht über zu wenige Verkäufe - ganz im Gegenteil .
Auch die gefragten Hersteller produzieren am Anschlag mit leider entsprechend langen Lieferzeiten.
 
Übrigens dieselbe Entwicklung bei Fahrrädern, Baustoffen fürs Heimwerken, Möbeln. Jeder rüstet seine Freizeit auf und in Kombination mit den sehr wackeligen Lieferketten führt das zur Auslastung der Kapazitäten.
 
Aus Nürnberg kann ich berichten, dass es in 2021 eine Klavierhausneueröffnung gab: das Bechstein Centrum.
 
Wie ist das eigentlich mit der Rückgabe von Klavieren laut Fernabsatzgesetz? Ich kann das Klavier ja schlecht mit dem Retourenetikett zur Post tragen. Müssen die das abholen?
Eigentlich wäre der Onlinekauf dann gar nicht schlecht, weil man vor Ort testen kann. Jeder weiß, daß ein Klavier zu Hause anders klingt, als im Laden. Außerdem hätte man dann ein bischen Zeit ohne einen beschlipsten Verkäufer im Nacken.
 
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Wie ist das eigentlich mit der Rückgabe von Klavieren laut Fernabsatzgesetz? Ich kann das Klavier ja schlecht mit dem Retourenetikett zur Post tragen. Müssen die das abholen?
Eigentlich wäre der Onlinekauf dann gar nicht schlecht, weil man vor Ort testen kann. Jeder weiß, daß ein Klavier zu Hause anders Klingt, als im Laden. Außerdem hätte man dann ein bischen Zeit ohne einen beschlipsten Verkäufer im Nacken.
Genau das war mein Plan mit den Bösendorfer Flügeln. 6 kommen lassen und dann 5 zurückschicken, je nach Klang. Der DHL Mann wird sich freuen.
 

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