Klavier mit Hinterdämpfung

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Hallo Liebhaber alter Instrumente,

Heute zeige ich Euch ein Klavier mit Hinterdämpfung :p
Das ehrwürdige alte Ehrbar Klavier stammt etwa aus dem Jahre 1860 und hat auch eine Verschubeinrichtung.



LG
Michael
 
Guude Michael,
falls Du "zu viel" Zeit hast. Könntest Du mehr darüber erklären?
Ich sehe im Video die Dämpfung von hinten. Abgesehen davon, dass man das heute nicht mehr so baut würde ich gerne folgende Fragen beantwortet bekommen, wenn möglich.
Hat es klangliche Auswirkungen? Hat es Vor/Nachteile gegenüber der heutigen Bauweise.
Gerne würde ich mehr Input zu diesem Thema bekommen. Ein Link wo ich selber darüber nachlesen kann, wäre mir auch recht.
Gruß
Patrick
 
Ui, sowas ist mir noch nicht untergekommen. Spannend.
Danke fürs zeigen.
LG Fine
 
Hallo Michael,

die Antworten auf die Fragen würden mich auch interessieren.

Einer der Hauptvorteile ist sicherlich, dass die Dämpfung an einem günstigeren Punkt der Saite erfolgen kann, als bei der Oberdämpfung. Die Dämpfung wird also präziser sein. Aber das System hat sicher auch Nachteile. Zumindest anhand des Videos würde ich vermuten, dass man die Dämpfung nur reparieren kann, wenn man die Saiten herunter nimmt?!

Kannst du bitte noch sagen, was das für ein Klavierstück ist, welches du hier als Hintergrundmusik verwendest. Das gefällt mir gut und ich möchte es mal spielen.
 
Ich werde selbst mal was dazu schreiben, denn ich kenne keine Links zu dem Thema , auch keine Literatur. Angeblich gibt es im Wiener Raum noch einige dieser Klaviere - aber allzu viele werden es auch nicht sein.

Durch Zufall hab ich dieses Exemplar bekommen und überlege mir, ob ich es richten soll - und für wen ? Die Hämmer wurden bei einer frühen Reparatur beledert. Das machte man entweder aus Spargründen oder es gab nichts anderes ( z.b. während eines Krieges) . Normalerweise muss man hier neu befilzen. Der Klang ist jetzt entsprechend trübe - aber man kann Potential ausmachen.

Wie jensen1 treffend geschrieben hat, befindet sich die Dämpfung an einer besseren Stelle beim abdämpfen - also beim Anschlagspunkt ähnlich wie beim Flügel. Das Ganze ist sehr aufwändig verarbeitet. Man muss die Dämpfer setzen, bevor man besaitet bzw. abwechselnd nach jedem Chor das besaitet ist einen Dämpfer setzen. Hinterher kann man zwar ein paar Saiten lockern um einen Dämpfer heraus zu bekommen - aber das ist mühselig. Die Dämpfung funktioniert mit Schwerkraft wie bei der Oberdämpfung oder beim Flügel und daher ist keine Feder nötig.

Die Konstruktion verträgt keine hohen Zugkräfte, wenn man sich mal die zwei dünnen Eisenstrebchen ansieht. Der Resonanzboden ist nicht auf einer Auflage verleimt sondern schwingt frei. Einzig die Rippen sind im Gehäuse eingelassen. Ein Grund für das Aussterben der Hinterdämpfung war sicher, dass man das bei keiner Panzerkonstruktion hinten unter bringt. Da ist dann Metall im Weg...

Ich werde vielleicht noch ein paar Detailbilder machen falls Interesse daran besteht.


Liebe Grüße
Michael
 
Hallo,

danke Klaviermacher für das Video, mich würden einige weitere Bilder sehr interessieren.

Ich hätte aber auch eine verwandte Frage, und zwar zur Unterdämpfung bei Flügeln. Diese habe ich z. B. schonmal bei einem Kaps aus den 1870er Jahren gesehen. Welche Vor- bzw. Nachteile hat diese Dämpfungsform zur "normalen" Oberdämfung, und warum hat sie sich nicht etablieren können? Ernst Kaps war ja sehr innovativ und wusste bestimmt, weshalb er die Unterdämpfung eine Zeit verbaute.

Gruß

Ka8
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Kannst du bitte noch sagen, was das für ein Klavierstück ist, welches du hier als Hintergrundmusik verwendest. Das gefällt mir gut und ich möchte es mal spielen.
Gerne, Jenson1
Das ist die Aria Variata, BWV 989 Variation No.3 gespielt von Brendan Kinsella

@ Ka8 - Zu Unterdämpfer von Caps kann ich Dir leider nichts sagen - wenn ich einen vor der Nase hätte würde ich ihn Dir erklären und bestimmt auf das ein oder andere Geheimnis dahinter stoßen.

@ Fine - schön dass Du wieder schreibst :-)

LG
Michael
 
Das Ding is ja der Wahnsinn! :D:D

Bitte mehr davon! Schon allein, weils mit so liebevoller Technik ausgestattet ist, mußt Du es einfach reparieren!! Du fragst für wen? Ich würde antworten: für die Menschheit!! :D:D Damit ihr so ein fabelhaftes Instrument nicht verloren geht!
 
Bewundernswert sind doch auch die liebevollen Details des Gehäuses, die der EHRBARe Meister da gebaut hat!
Da war man früher viel kreativer!

Meint
Die Drahtkommode
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Und ich denke immer, "der Michael kann echt gut spielen". Dachte bisher, das Du die Hintergrundmusik deiner Videos selber machst... :D

Dass das Letztere nicht der Fall ist, schließt doch das Erste nicht aus. ;)

Michael, sagst du noch kurz was zum Tastendeckel (1:30)? Was bringt es, die Vorderleiste einrasten zu können? Etwa dass nichts klappert/rasselt? (Mein Ibach vibriert gern an dieser Stelle...) Und ist der Stimmstock gerissen (0:10)? Die obere Saitenumlenkung kann ich auch nicht ganz deutlich erkennen, sieht aber nach einer durchlöcherten Platte mit integriertem Druckstab aus?

Herzlichen Gruß,
Mark
 

Und ich denke immer, "der Michael kann echt gut spielen". Dachte bisher, das Du die Hintergrundmusik deiner Videos selber machst... :D
Ich hoffe, Volker dass ich Dich nicht zu sehr enttäuscht habe :p

Es steht übrigens bei fast allen Videos in der Beschreibung wer im Hintergrund spielt. Vielfach ist es freie Musik von Musopen.com, manchmal sind es nette Forumsmitglieder die mir Musik zur Verfügung stellen, und manchmal spiele ich tatsächlich selbst. Auf alle Fälle filme und schneide ich jedes Video garantiert selbst und wenn es Reparaturvideos sind, mache ich die Arbeiten, selbst wenn man manchmal den Kopf nicht sieht. :cool:

@ Drahtkommode - das stimmt - deshalb habe ich dem "ausgefallene Mechanik Video" den Platz eingeräumt das Gehäuse etwas vorzustellen. (-:

@ Philterkaffee - lässig - die Menschheit übernimmt all meine fälligen Zahlungen, und füttert mich durch... :D

@ Mark - Nein, der Stimmstock geht da um die Ecke (-; Der Tastendeckel zum einrasten ist auch genial - damit haben die Noten auf jeden Fall den nötigen Platz auf dem kleinen integrierten Notenpult vom Tastendeckel und der ausgeklappte Oberrahmen liegt schön an: siehe 2:36

LG
Michael
 
Ich hoffe, Volker dass ich Dich nicht zu sehr enttäuscht habe :p

Es steht übrigens bei fast allen Videos in der Beschreibung wer im Hintergrund spielt. Vielfach ist es freie Musik von Musopen.com, manchmal sind es nette Forumsmitglieder die mir Musik zur Verfügung stellen, und manchmal spiele ich tatsächlich selbst. Auf alle Fälle filme und schneide ich jedes Video garantiert selbst und wenn es Reparaturvideos sind, mache ich die Arbeiten, selbst wenn man manchmal den Kopf nicht sieht. :cool:

Ach komm gib es zu, Du lässt Dich heimlich doubeln bei Deinen Videos. :D

Hmm, die Beschreibung habe ich ehrlich nie gelesen. Und da ich ja weiss, wie Du spielen kannst, war es eigentlich für mich klar, das Du spielst... :wink:
 
Hab heute mal ein Foto der Rückseite gemacht...
Man sieht, dass im Diskant der Boden teilweise nicht eingelassen ist, sondern nur die Rippen!
Man könnte also von Hinten an den Saiten zupfen :D

Rippen.jpg


LG
Michael
 
Michael, arbeitest du das Instrument auf? Eine Dokumentation wäre toll! ;)
Tja, für wen fragst du... :cool:

Es grüßt
Die Drahtkommode
 
Hallo Drahtkommode,

Ich überlege es mir ;-)
Klingt eigentlich recht schön das Ehrbar. Es ist halt viel tiefer gestimmt, weshalb auch der Stimmstock sehr gut in Schuss geblieben ist. Die Mechanik braucht leider neue Hämmer und falls ich es richte, mache ich sicher eine Doku darüber.

LG
Michael
 
Und bitte mit Einspielung! Die tiefere Stimmung würd ich gerne hören!
 

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