Klangeindruck Shigeru gegenüber Stein..., ...stein und Stein...

apruss

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17. Juni 2018
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Moin,
ich bin zwar in diesem Forum unterwegs weil ich mich für alte Flügel interessiere, aber natürlich möchte ich gerne wissen wie das gesamte Spektrum der guten Instrumente klingt.

Zum Glück ist das in Hamburg einfach, erst mal zu Steinway und dann zu Bechstein. Fazit: wie die Supermodels, perfekt, aber zu glatt, für mich kein emotionaler "wow" Effekt.

Dann lese ich hier viel über Shigeru, und erfreulicherweise ist Kawai HH bei uns um die Ecke. Also hin und probespielen. Und überraschenderweise empfinde ich bei den Shigeru mehr klangliche Eigenart. Natürlich auch sehr glatt und perfekt, aber zumindest mal was erkennbar Eigenes.

Und zwar in einer für mich nicht ganz verständlichen Weise: der kleinste (180) klingt schon gut, aber irgendwie sehr ungewohnt für mich. Ich kann es nur so beschreiben: zu viele Töne, ich krieg fast Kopfschmerzen?
Je länger sie werden, um so weniger wird der negative "zu viel" Eindruck und um so mehr wird es ein positiver, runder, eigener Klangcharakter. Beim 270 ist es dann echt gut.

Ich rede nicht über das Klangvolumen des grösseren Instruments. Ich kann es mir nur als die Balance zwischen Grundton und den Obertönen der Duplex-Architektur erklären. Der "Kopfschmerz-Effekt" des SK2 wäre dann zuwenig Grund- gegenüber den Obertönen, beim SK7 passt das Verhältnis dann mit mehr Grundton bei gleicher Menge Oberton.
Bin ich da auf dem Holzweg, gibt es eine andere Erklärung (Akustik des Raums, dort sicherlich nicht ideal)?
Warum machen die Steinways, Bechsteins und der 212 Steingräber bei mir nicht diesen Effekt, die haben doch auch Duplex-Skalen?
Soll ich mir noch mal die Ohren spülen lassen, weil hier keiner nachvollziehen kann was ich rede?

Seid bitte ehrlich zu mir ;-)

PS: neben dem SK2 steht ein Stein... O. Sicherlich nicht der neueste und beste, Kawai wird sich wohl keine Mühe geben die Konkurrenz gut aussehen zu lassen. Aber er kostet wahrscheinlich gebraucht so viel wie der SK2 neu. Und der lässt ihn schon recht alt aussehen, zumindest in meinem kurzen Anfänger-Versuch.
 
Bei dem Bechstein solltest Du einmal nachfragen, ob der schon die von Bechstein selbst gefertigten Hammerköpfe hat. Wenn nicht, dann lass den Laden wissen, dass Dich das interessieren würde. Meiner Meinung nach hat man mit den neuen Hammerköpfen deutlich mehr Möglichkeiten, die Klangfarbe des Instrumentes zu formen.

Was Deine Kopfschmerzen angeht, ist es wohl die Inharmonizität, die Dir das bewußt geworden ist. Grundsätzlich sind Saiten in einem Flügel bis zu einer gewissen Länge ein fauler bis sehr fauler Kompromiss. Es schleichen sich Unreinheiten im Aufbau des Obertonspektrums ein, die teilweise richtig unangenehm klingen. Allgemein gilt die Faustregel, dass dieses Phänomen erst bei Flügeln ab ca. 210cm abklingt und Freude beim Spielen und Hören des Basslage aufkommt. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie zum Beispiel einige Steinway A-Flügel oder das Pendant von Fazioli dazu, die für ihre Größe bemerkenswert klar und sauber im Bass sind.
 
Das Problem der Inharmonizität im Bass habe ich täglich vor Ohren, als Besitzer eines 140er Flügels. Die unterste Oktave spielt nicht wirklich definierte Noten (sonst ist er eigentlich ganz gut).

Der seltsame Eindruck beim 180er Shigeru war in allen Tonlagen da, beim ganz normalen Spiel vorwiegend in Mittellage. Es klang ja auch gar nicht inharmonisch, sondern "anders", und das "anders" überdeckte irgendwie den Grundton.

Ich frage mich, ob ich eine unbewusste Präferenz für Instrumente ohne Duplex habe, und klare Grundtöne der sogenannten "Farbigkeit" des Klangs bevorzuge. Rein subjektive Sache, die ich versuche rational zu verstehen.

Die Bechsteins habe ich in der Werksvertretung gespielt, ich nehme an die waren auf aktuellem Stand.
 
PS: neben dem SK2 steht ein Stein... O. Sicherlich nicht der neueste und beste, Kawai wird sich wohl keine Mühe geben die Konkurrenz gut aussehen zu lassen.

So etwas höre ich immer wieder:008:. Man stellt sich doch nicht etwas ins Geschäft, was man nicht auch verkaufen will. Es ist sicherlich schwieriger, einen gebrauchten Steinway als einen neuen Shigeru zu verkaufen. Einfach, weil es davon eine sehr große Anzahl auf dem Markt gibt. Kawai hat meines Wissens nach keine Probleme, die produzierten Shigerus auch unters Volk zu bringen.
 
Ich habe neulich bei Piano Hölzle in Sindelfingen den Shigeru SK-2 und SK-5 probieren dürfen. Außerdem habe ich mich noch durch verschiedenen Yamaha CX3, einen Bösendorfer und einen 10 Jahre alten Bechstein in der gleichen Größenklasse gespielt.
Für meinen Geschmack und das Repertoire, das ich so spiele, war der SK-5 mit weitem Abstand der schönste Flügel von allen. Das betrifft sowohl Spielbarkeit, als auch Klangeigenschaften. Als ich bei Bechstein in Berlin war, haben mir eigentlich nur der C- und der D-Flügel gefallen, welche preislich eine ganz andere Liga als der SK-5 sind.
Steinway steht ebenso wie Steingräber noch auf meiner Interessenliste. Von Grotrian war ich in Braunschweig enttäuscht. Dürfte ich mich heute für einen jungen Flügel entscheiden, wäre es zu meiner eigenen Überraschung der SK-5. (wobei ich auch bei einem Flügelkauf erstmal intensiv den Gebrauchtmarkt durchforsten würde)

Grüße
Bluesman
 
Meine Frage bezog sich nicht auf die üblichen Vorteile "länger ist besser", sondern auf eine spezifische Klangcharakteristik, die ich so nur bei den Shigeru wahrgenommen habe.
Die assoziiere ich in meinem Anfängerdenken zB mit der Duplexkonstruktion.
Also noch mal direkt gefragt: Steinway, aktuelle Bechstein, Steingraeber, und Shigeru haben Duplex-Architektur. Hat ausser mir noch jemand den Eindruck, dass diese bei Shigeru anders und intensiver als bei den anderen Herstellern ausgestaltet ist?

Ein Klavierhändler hat mir erklärt, dass die Stimmung der Duplexe bei Steingraeber anders ist als bei Steinway; Ganzton bei einem, Halbton beim anderen, glaube ich zu erinnern.
Also gibt es wohl signifikante Unterschiede zwischen den Konstruktionen, und ich frage mich ob Shigeru Kawai einen eigenen Trick hat um "anders" zu klingen.

Mir ist klar dass ich versuche, eine subjektive Empfindung rational zu erklären. Manchen nervt das, aber ich bin halt so gebaut ;-)
 
Hmmmmmm...........schieb Dir mal versuchsweise einen Schimmel K 280 durchs Ohr. Und berichte dann bitte mal.
 
Ich finde auch die Shigerus klingen dunkler und voller. Bei der Duplex ist halt die Frage welche Obertöne verstärkt werden. Entscheidend sind natürlich auch die Mensurmasse überhapt, der Stegdruck und die Machart des Resonanzbodens. (Allein für die Herstellung von Resos gibt es diverse Verfahren ceterum censeo halte ich die Methode von Bösendorfer für vorbildlich).
 

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