Klangbeispiele von zwei Bechstein-Flügeln (1884 u. 1921)

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fbu

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Hallo zusammen,

seit einem Jahr bin ich recht glücklicher Besitzer von zwei alten Bechstein-Flügeln, einer aus dem Jahr 1884, der andere von 1921, beide jeweils mit ca. 2m Länge.

Anbei ein paar Photos und zwei Klangbeispiele (bin nur Hobby-Klavierspieler), sozusagen als kleines Dankeschön für die vielen interessanten Infos, die ich hier im Forum fand.

Debussy, aus Images Oubliees:
Bechstein 1884: https://soundcloud.com/user385219091/b-1884
Bechstein 1921: https://soundcloud.com/user385219091/b-1921

Der 1884er hat zwar das ein oder andere Zipperlein (z.B. ist die Mechanik ein bißchen klapprig, ein Riss im Resonanzboden (siehe 1884_5.jpg) verursacht immer mal wieder Nebengeräusche bei zwei, drei Tönen), aber der Klang gefällt mir beinahe noch besser als beim 1921er. Die Saiten wurden wohl schon mal gewechselt (vielleicht ist dadurch der Klang etwas transparenter) und die Tastatur neu poliert. Ob die Hämmer noch die originalen sind, weiß ich nicht. Vielleicht könnt Ihr aus den Bildern da was erkennen. Das wäre interessant zu wissen.

Beim 1921er hingegen ist der Resonanzboden noch komplett rissfrei. Wenn sich Temperatur und Luftfeuchte ändern merkt man keinerlei klanglichen Unterschiede, ganz im Gegensatz zum 1884er. Und die Langer-Mechanik spielt sich butterweich, was mir auf Anhieb ziemlich gut gefallen hat und mir die Kaufentscheidung einfach machte.

Stimmtonhöhe ist jetzt ca. 434 Hz. bzw. 436 Hz. Beide waren vorher auf 440 Hz gestimmt. Zunächst war ich etwas skeptisch und hatte befürchtet, daß bei geringerer Stimmtonhöhe der Nachklang beim 1884er noch geringer werden würde, aber nichts dergleichen passierte. Rein subjektiv habe ich eher den Eindruck, daß Klang ein bißchen "breiter" geworden ist und alles was vorher in "metallisch klingend" ging, auch weniger wurde.

Gruß,
Burkhard
 

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Ich glaube, ein wenig Regulieren und vorsichtiges Hämmerabziehen würden Dich sehr glücklich machen ;-) ;-)

Der 1921er wäre meine Kragenweite ;-)
 
Dein 1921er hat die gleiche Lyra und Beine wie mein 1879er. Sind die bei Dir original?

Der 1884er klingt traumhaft, erinnert mich sehr an meinen.
 
Hallo Peter,

hab' jetzt das ganze Stück hochgeladen (gespielt auf dem 1884er). Es wackelt zwar ein bißchen im 2. Teil, aber es gibt noch ein paar schöne Stellen.
https://soundcloud.com/user385219091/b-1884-b

Die Lyra vom 1921er, denke ich, ist schon original.

Die gleiche Bauform findet man auch hier:
http://marketplace.ukpianos.co.uk/uploads/1754.1210201095401 AM4.jpg

Eher ungewöhnlich ist die Lyra beim 1884er.

Normalerweise sieht man diese Form:

http://media-cache-ak0.pinimg.com/236x/7c/34/0c/7c340c507499464b80c95457b8521a6d.jpg
(st auch Baujahr 1884 und hat die selben "Knubel" auf den Tastaturbacken wie meiner)


Gruß,
Burkhard
 
Glückwunsch zu den zwei schönen Flügeln. In den Klangbeispielen lenken mich die Schwebungen etwas ab. Hast Du die Flügel selbst gestimmt?

Viele Grüße
Martin
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Martin,

stimmt, habe beide Instrumente selber gestimmt. Und jetzt wo Du es erwähnst, bemerke ich selber Unsauberkeiten, an die ich mich vorher wohl einfach schon gewöhnt hatte (oder ich dachte: geht halt nicht besser bei dem alten Instrument).

Zum Vergleich habe ich mir das gleiche Stück mal in der Einspielung von Philippe Cassard angehört (hat eine Debussy-Gesamteinspielung auf einem Bechstein aus dem Jahr 1898 gemacht). Da stehen die Akkorde schon deutlich besser.

Danke für den Hinweis und Gruß,
Burkhard
 
Ich finde den älterern auch wesentlich schöner im Klang!
Satter, grosser Basston! Toll, Glückwunsch!

Gruss Anne
 
Nicht nur das sondern der 1884er klingt generell deutlich lebendiger und zeigt ein durchgehend stimmigen Klangcharakter; der 1921er hingegen macht auf mich einfach nen blassen, stumpfen Klangeindruck so als ob der Flügel einem sagen wollte er wolle einfach nicht mehr...
 
Hallo Petz,

stimmt in gewisser Weise. Der 1921 ist nicht so ausgewogen, und im Bass zeichnet er ziemlich schlecht. Wenn ich mal mehr Zeit zum Spielen habe, vielleicht lasse ich mal die Saiten austauschen. Das Abziehen der Hammer wäre ebenfalls eine Option. Mit dem Austausch der Hammerkopfilze

Zum Austausch von Hammerkopfilzen fand ich hier zwei interessante Videos (Bechstein von 1928), einmal vor dem Austausch der Hammerfilze:



und nachher:




Gruß,
Burkhard
 
ähm..., beim ersten Video wollte ich auf die Zeit 5:24 verlinken (dort gleiches Stück wie im 2.)
 
Hallo fbu,

Ich hab mir Dein Video "vor" der Reparatur nun angesehen und habe ein paar Anmerkungen. Der Hammerfilz ist stark eingespielt. Du zeigst dies auch im Video. Beim Abziehen wird der Anschlagspunkt wieder verjüngt und insgesamt der Hammer dynamischer. Ersetzen der Hämmer oder Beflilzen lassen der Hämmer ist in diesem Fall nicht zwingend von Nöten. Wenn man das schon vor hat, sollte man auf Naturfilz zurück greifen und kalt verleimen bzw. kalt anpressen... Der oder Diejenige, die dies vor hat, muss hinterher sehr geduldig sein um eine Bechstein-typische Intonation (also sehr weich) hinzukriegen, denn ein neuer Kopf ist zunächst nicht elastisch, sondern hart, dafür hat er eine sehr schöne und stabile Form. Gut geeignet für Instrumente jüngeren Baujahrs. In Deiner Demonstration der Mechanik und Nuancierungsmöglichkeiten triffst Du genau auf dieses Problem des "zu harten" Anschlags. Sobald man etwas kräftiger anschlagt, legt sich der Hammer mit der vollen Länge der Rille auf den Anschlagspunkt, der zur Anschlagsfläche mutierte und dadurch den harten Charakter erhält. Mit "Elastizität" des Hammers hat dies zunächst nichts zu tun. Selbst wenn man sehr elastisches Material vor sich hat, kann kein toller Klang entstehen, wenn der Anschlagspunkt kein Punkt, sondern eine Fläche ist. Dies wird mit abziehen und nachintonierten zur Genüge beseitigt. Hämmer die nicht abgezogen bzw. in guter Form sind, kann man auch nicht stabil intonieren. (Zumindest bei den gezeigten Hämmer ist dies der Fall)

Nun noch kurz zur Mechanik: Die gebundene Mechanik, wie sie Bechstein damals gebaut hat ermöglicht schnelleres Repetieren, wenn die Regulierungsmaße entsprechend den Möglichkeiten ausgelotet werden. Dazu zählt äußerst knapp eingestellte Auslösung. Stellt man sie ein wie eine nicht gebundene Mechanik, ist sehr zartes PPP nicht mehr zu schaffen.

Im nachfolgendem zeige ich Dir, wie schlimm abgespielt Hämmer aussehen können und nach dem abziehen aussehen. Leider ist der Videoton vom fertig intonierten Instrument eine Katastrophe, da kein Audioaufnahmegerät zur Verfügung stand und die an Videokamera, die zwar sehr schöne Bilder lieferte nicht für Tonaufnahmen geeignet war.


LG
Michael
 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Michael,

danke für Deine ausführliche Antwort. Aber die beiden Videos sind nicht von mir, auch ist das nicht mein Instrument, was da im Video zu sehen ist, sorry für das Mißverständnis.

Ich fand's recht interessant einen direkten klanglichen Vergleich zwischen vor und nach Hammerkopfaustausch zu finden (auch mit recht guter Aufnahme-Qualität und noch dazu auf einem Instrument, was meinem 1921er recht ähnlich sein dürfte).

Gruß,
Burkhard
 
Hallo Burkhard,

Kein Problem! Ich wollte ein paar Missverständnisse ausräumen und hoffe das ist mir gelungen mit meinem Posting. Wenn etwas falsch erklärt wird, spitze ich gerne die Ohren^^

LG
Michael
 
Ersetzen der Hämmer oder Beflilzen lassen der Hämmer ist in diesem Fall nicht zwingend von Nöten.

Naja, kennst ja meine Meinung da zu - bin da eher ein Freund der Neubefilzung oder des neuen Hammerkopfes, dann ist nämlich erst einmal eine Weile Ruhe, und das intonieren geht dann doch auch besser von der Hand. Ich hab früher in Berlin auch immer geschaut daß ich die Hk abziehe....bei jeder Stimmung konnt ich die geradwegs wieder "nadeln". Inzwischen nehm ich nur noch Abelköpfe oder Filz, die brauchst ned einmal vorzustechen - einbauen - ausrichten- fertig. Ist im Endeffekt weniger Arbeit und ein längerfristiges Ergebnis. Ich hab kürzlich nach 5 Jahren Abelhammerköpfe ein wenig nachstechen müssen, des war ne Arbeit von 10 Minuten.

Viele Grüße

Styx
 
Kommt aber doch auch auf das gewünschte Klangergebnis an, oder?
 
Naja, kennst ja meine Meinung da zu - bin da eher ein Freund der Neubefilzung oder des neuen Hammerkopfes, dann ist nämlich erst einmal eine Weile Ruhe, und das intonieren geht dann doch auch besser von der Hand. Ich hab früher in Berlin auch immer geschaut daß ich die Hk abziehe....bei jeder Stimmung konnt ich die geradwegs wieder "nadeln". Inzwischen nehm ich nur noch Abelköpfe oder Filz, die brauchst ned einmal vorzustechen - einbauen - ausrichten- fertig. Ist im Endeffekt weniger Arbeit und ein längerfristiges Ergebnis. Ich hab kürzlich nach 5 Jahren Abelhammerköpfe ein wenig nachstechen müssen, des war ne Arbeit von 10 Minuten.

Viele Grüße

Styx
Oh Styx, ich verstehe - Du machst aus der Not eine Tugend! :teufel:

Vielleicht solltest Du Dich bei Bechstein bewerben als technischer Berater :-D:-D:-D

:coolguy:

Vielleicht bin ich im falschen Beruf? :denken:

LG
Michael
 

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