Jazzband: On Green Dolphin Street

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Liebe Clavio-Gemeinde

Vor einer Woche hatte ich mit meiner Jazz-Combo einen Auftritt unter (für unsere Verhältnisse) Luxusbedingungen. Wir haben in einer größeren Kleinkustbühne gespielt, es gab eine amtliche Beschallung mit Monitorboxen für alle, einem professionellem Tontechniker und ich hatte endlich mal einen Flügel zur Verfügung. Das Konzert war trotz spärlichen Publikums toll!

Hier ein Auszug: https://soundcloud.com/the-standardizers/on-green-dolphin-street-live

Viel Spaß damit !

Wichtige Anmerkung: Ich hatte den Tontechniker vorher gefragt, ob er es mitschneiden kann, die Antwort war "Kein Problem!" Der Live-Sound im Saal war sehr gut, aber die Aufnahme hat der Mann technisch leider versaut. Er hat uns über ein Audio-Interface und ein kleines Netbook mit Audacity aufgenommen. Der Netbookprozessor war damit natürlich überfordert und Audacity hat die Stellen mit "Crackels" rausgeschnitten. Jetzt "crackelt" es zwar nirgends, aber es gibt überall "Brüche", d.h. kleine Passagen im Zehntelsekunden-Bereich fehlen. So auch bei dieser Aufnahme. Wir spielen rhythmisch sicher nicht perfekt, aber so schlimm wie bei 1:12, 1:37, 2:27 oder 2:52 ist es auch nicht. An diesen und anderen Stellen ist tatsächlich die Technik schuld. :-(

Diese Aufnahme von "On Green Dolphin Street" ist die einzige gerade so vorzeigbare, bei allen anderen Stücken, die wir an dem Abend gespielt haben, ist der rhythmische "Flow" dadurch völlig im Eimer. Leider !!!

Trotzdem hoffe ich, dass es Euch gefällt und bin wie immer dankbar für Kritik!
 
Die genannten Stellen sind bei Weitem nicht so schlimm, wie ich es nach Deiner Vorankündigung erwartet hatte. Eigentlich sind sie überhaupt nicht schlimm und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie "ohne Warnung" überhaupt bemerkt hätte.

Solides Piano, solides Schlagzeug, solider Gesang und sicher auch ein solider Bass. Nur von dem höre ich zuwenig. Liegt es an der Aufnahme oder an meinem Tablet?

Das Sax fand ich jetzt nicht soooo mitreißend.

CW
 
Für eine Stimmung des Flügels war dann aber doch kein Geld mehr da, das wäre vielleicht auch zu viel verlangt gewesen, ne?

Tastenjunkie, Deine Finger laufen dauernd weg, so dass ein instabiles, zu weit vorne seiendes Timing entsteht; das ist eins Deiner größten Probleme.

U.a. ist zu vermuten, dass Du zu viel "aus den Fingern" spielst und Deine Arme beim Spielen zu unbeweglich/passiv/angespannt sein dürften. Insbesondere wenn Du "ne geile tricky Passage" versuchst an den Start zu bringen.
Bist Du auch Fußklopfer und/oder Kopfnicker?

Der Sängerin merkt man an, dass sie angestrengt versucht, die Thementöne mit korrekter Intonation zu treffen.
 
Für eine Stimmung des Flügels war dann aber doch kein Geld mehr da, das wäre vielleicht auch zu viel verlangt gewesen, ne?

Tastenjunkie, Deine Finger laufen dauernd weg, so dass ein instabiles, zu weit vorne seiendes Timing entsteht; das ist eins Deiner größten Probleme.

U.a. ist zu vermuten, dass Du zu viel "aus den Fingern" spielst und Deine Arme beim Spielen zu unbeweglich/passiv/angespannt sein dürften. Insbesondere wenn Du "ne geile tricky Passage" versuchst an den Start zu bringen.
Bist Du auch Fußklopfer und/oder Kopfnicker?

Der Sängerin merkt man an, dass sie angestrengt versucht, die Thementöne mit korrekter Intonation zu treffen.


Jau! Treffer! Das ist in der Tat mein Problem!

Natürlich will ich auch gerne hier und da technisch ein wenig billieren (aka posen, bzw. "geile tricky Passagen" abdrücken). Unkundige kann ich damit beeindrucken, der Kenner hört aber sofort, dass ich mich damit verzettele/verstolpere, weil technisch die Substanz fehlt.

Meine bisherigen Lehrer haben dazu zusammengefasst gesagt: "Dann spiel doch einfach weniger und das dafür in-time bzw. tight! Bleib nahe an der Melodie, weniger ist mehr..." Ok! Das funktioniert dann erstmal. Wenn ich ein Solo strukturiert und kontrolliert anfange, geht das mittlerweile oft schon ganz gut. Will ich mich im weiteren Verlauf des Solos dann steigern, aufbauen, die Spannung hochfahren, bin bin ich meist ganz schnell wieder beim verzetteln/verstolpern (wie auch in dieser Aufnhame).

Dass das an "zu viel aus den Fingern bzw. an unbeweglichen/passiven/angespannten Armen" liegen kann, höre ich so explizit jetzt zum ersten mal, obwohl es mir natürlich spontan einleuchtet. Gibt es da besondere Lehrmethoden um dieses Problem anzugehen?

Kopfnicker bin ich eher nicht, Fußklopfer (gerne auch mal Fersenstampfer) dagegen schon, zumindest passagenweise.

Und jetzt? Neuen/besseren Lehrer suchen? Hasi, haste eine Personal-Empfehlung im Raum Wiesbaden/Mainz?

Ratsuchende, neugierige Grüße

TJ
 
Danke für den Tip!

Einige der Dozenten kenne ich und habe schon vor Jahren mal angefragt, Da waren sie aber alle ausgebucht...

Das nehme ich jetzt zum Anlass eine neue Such-Runde zu starten.

LG

TJ

@hasenbein : Gute Fernanalyse bzw. Ferndiagnose ! Und weiter ? Schweigen im Walde?
 
Hallo Tastenjunkie,

freut mich, wenn Du es noch mal probierst.
Ich habe auch bei einem sehr guten und bekannten Jazz-Pianisten Unterricht-er hatte von mir vorher Hörproben bekommen, ich denke das hat geholfen, dass er nicht ausgebucht war ;-)
Ich kann nur empfehlen, dem Dozenten gleich zu sagen dass Du nicht jede Woche Unterricht willst (ich nehme nur ca. alle 4 Wochen eine Stunde, das reicht normalerweise)

Viele Grüße

SC
 

Gute Fernanalyse bzw. Ferndiagnose ! Und weiter ? Schweigen im Walde?

1. Ich werde keine Lehrerempfehlungen o.ä. abgeben.

2. Hast Du außer "neuen Lehrer" suchen wirklich selber gar keine Idee, was Du gegen die angesprochenen Probleme machen kannst?

3. Die "Diagnose", die ich gestellt habe, ist ehrlich gesagt keine Kunst. Ich kann das Gleiche zu irgendjemandem sagen, ohne ihn gehört oder gesehen zu haben, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie zutrifft, liegt deutlich über Zufallsniveau. Weil das nämlich eine wahre Volksseuche unter Klavierspielern ist.
 
Ich finde die "Diagnose" zu kurz gegriffen, so lange wichtige Informationen fehlen, um sich überhaupt ein Bild machen zu können.

Wieviel Zeit wird täglich und wöchentlich geübt? Auf was für einem Instrument (leichte vs schwere Spielart)? Wie oft spielt die Band öffentlich, wie oft spielt TJ öffentlich? Wenn geübt wird, was genau wird geübt? Welche Spielart hatte der Flügel beim Auftritt? Wie war der Monitorsound? Wieviel Spielerfahrung besteht mit Monitoranlage? Wie klingen die Solos im Wohnzimmer, gibt es dort auch das Timing-Problem.

Es ist durchaus möglich, dass sich hier ein gänzlich anderes Bild ergibt, wenn man mehr zu dem Thema weiß. Ich halte es nicht für sinnvoll, vorschnelle Schlüsse zu ziehen.

Mir fällt an der Aufnahme auf, dass überwiegend im höheren Lautstärkebereich gespielt wird. Eine sehr denkbare Möglichkeit wäre daher, dass aus Aufregung - vielleicht in Verbindung mit einem sehr leicht-gängigen Flügel - zu laut gespielt wurde, der Techniker hat es dann nach draußen geregelt, so dass es stimmt. Möglich auch, dass der Monitor zwar alle anderen Sachen gut wieder gegeben hat, nicht aber das Klavier (gibt oft Koppelprobleme, wenn man das Klavier auf dem Monitor haben möchte). Falls z.B. eine große Nähe zum Schlagzeug besteht, dann kann es in manchen Räumen sein, dass man einen Flügel beim Spielen nicht gut hört, oder glaubt (aus mangelnder Erfahrung oder mangelndem Vertrauem zum Techniker), dass man draußen nicht gut zu hören ist und daher permanent am oberen Ende der Dynamik spielt, es wird dann krampfig und es fehlt die Lockerheit - das muss nicht zwangsläufig ein spiel-technisches Problem sein, wenn es nur in der Situation auftritt.

Ganz generell finde ich es gut, wenn man zu einem Stück eine Art "Fahrplan" hat, wie man das Solo gestalten will. Ich halte es für einen Mythos, dass die "ganz Großen" immer alles improvisiert haben. Man kann auch auf vielen Einspielungen hören, dass es bei ein- und demselben Titel in unterschiedlichen Aufnahmen doch relativ ähnliche Stellen gibt, vielleicht nicht bis auf den einzelnen Ton gleich, aber doch zumindest in der Struktur. Es ist daher eine gute Idee, sich für jedes Stück was man regelmäßig öffentlich spielen möchte, ein Konzept für die Improvisation zurecht zu legen. Dies ist auch eine gute Herangehensweise ans tägliche Üben, dass man sich ein Stück konkret vor nimmt und mal genauer überlegt, was man daraus machen kann, also z.B. Thema genau spielen/lernen (nicht nur ungefähr, wie es oft auf Sessions üblich und auch O.K. ist), genaue und konkrete Voicings überlegen, Harmonisierungsvarianten, stilistische Gestaltung (piano solo, mit Band, Latin ......), Ideen für das Solo.
 
Vielen Dank, @jensen1 und @hasenbein, sehr interessante Aspekte in Eurer Kritik!

Ich bin dieses Wochenende unterwegs und kann nur auf dem Handy tippen, deshalb werde ich ausführlicher erst morgen oder am Mo antworten können...

Wegen "aus den Fingern": Mein Klassik-Lehrer in der Jugendzeit hat mir sehr gut vermittelt mit Armgewicht, mit "runden", unterstützenden Armbewegungen zu spielen. Er nannte das Verlagern des Gewichtes zb bei Läufen u.a. "Rollung"... Das hat für mich damals viel gebracht insbesondere weil ich öfter mal mit Sehnenscheidenentzündung zu kämpfen hatte.

Vor ein paar Jahren habe ich meinen damaligen Jazzlehrer gefragt, wie ich dieses Konzept von der ausnotierten auf die improvisierte Musik übertragen kann. Antwort (O-Ton!): Hm, ne Du, das geht so nicht, die Impro muss ganz locker AUS DEN FINGERN kommen. Holzweg ????
 
Jup, Holzweg.

Er ist aber nicht der einzige Jazzspieler ohne Ahnung von Technik, tröste Dich...
 

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