Jazz-Parodie(n)

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Hallo,

in seiner "Clementine" parodierte Ende der 60er Jahre Tom Lehrer vier verschiedene musikalische "Stile":
like Cole Porter,
like Mozart (!),
like Gilbert & Sullivan
und: "in a modern cool school of composers"

http://www.youtube.com/watch?v=7i4f8oohdi0&feature=related

ungefähr ab 3.00 die "cool Jazz" Parodie

Das Video zu seinem amüsanten und furios sprachwitzigen "Chanson" muss man nicht notwendig ernst nehmen - leider habe ich keine andere Version gefunden.

Ich nehme an: die drei Stil-Parodien abseits des Jazz sind für jeden erheiternd und qausi "einleuchtend", denn sie machen auf inflationäre abgeleierte Formeln und Floskeln aufmerksam - - meine Frage: gelingt ihm das eurer Ansicht nach genauso mit seiner "Jazz-Parodie"?

Ich persönlich finde: ja - da gelingt es ihm auch, er macht auch hier auf derartige Floskeln aufmerksam (ich finde sogar, er macht das ziemlich gekonnt und witzig)

Wie seht ihr das?

Gruß, Rolf

p.s. parodiert wird ja heutzutage so ziemlich alles, warum auch nicht - ich habe nichts gegen gut gemachte witzige Opernparodien (Kreisler)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hi Rolf,

also mit Cool Jazz hat die Parodie wenig zu tun, eher mit Be-Bop. Das Intro ist typisch für diesen Stil. Die danach folgende ab- und aufsteigende Dominant-13 Akkordfolge ist dagegen nicht sehr typisch. Bei 3:19 kommt wieder eine typische Be-Bop Phrase, endend mit einem Tritonussprung der das Markenzeichen von Be-Bop darstellt, eben Be->Bop = G->C#.
Was die Ganztonallüren ab 3:25 mit Bop/Cool Jazz zu tun haben? Wer weiß?

Dem Ganzen fehlt natürlich auch die Kontinuität des Pulses, was ja bei Bop und Cool Jazz auch mit entscheidend ist. Es ist zu fragmenthaft.
Interessant ist es aber allemal. :D
 
nun habe ich absolut keine ahnung von jazz, harmonisch gesehen. Aber alleine vom Klang her hat er es vorzüglich getroffen, vorallem fegällt mir da die "gesangsstimme" ;) herrlich :D genau wie bei mozart , schon fasst makaber aber treffend :P
 
Dem Ganzen fehlt natürlich auch die Kontinuität des Pulses

hallo Fred,

das wundert mich - ich find´s ziemlich rhythmisch.

Was die Nomenklatur betrifft: sicher ist schon die Wortwahl wie "Mozart, or one of that Kraut" ebenso satirisch und parodistisch, wie die "modern cool school of composers" (man beachte den Binnenreim :D ) - also total eindeutig wird es ja gar nicht benannt, sondern er bringt da ein amüsantes Parlando.

Ich finde alle vier Varianten musikalisch sehr schön und vor allem: witzig!

Geruß, Rolf
 
Ich finde die Parodien auch sehr gelungen und lustig! :D

Es liegt hier z.T. ein Mißverständnis vor: An keiner Stelle meint Lehrer den Stil "Cool Jazz"; er spricht lediglich von einer "cool school of composers", und damit meint er halt die Jazztypen, zu denen halt Coolness und "Hipness" als Lebenshaltung dazugehört. Es geht also einfach um Jazz allgemein, und zitiert werden Swing-Stil (die Klaviereinleitung) und Bebop (alles danach).

Daß er keiner ist, der "wirklich" Jazz spielen kann, merkt man an den "zickigen", zu stark punktierten Achteln am Anfang und am viel zu hektischen Feeling. Bebop ist zwar oft schnell und hat "kantige" Linien und Rhythmen, aber niemals hektisch. (Auch wenn der ungeschulte Hörer per se "Hektik" darin entdecken mag, weil's ihm zu viele Töne sind.)
Besser zur Aussage "cool school" würde passen, wenn er diese Jazzparodie (ohne an den Tönen was zu ändern) auch wirklich cool und unaufgeregt spielen würde (so als würde er dabei bequem eine Zigarette im Mundwinkel hängen haben). Aber dies ist anspruchsvoll und erfordert intensive Beschäftigung mit der Materie, genauso wie wenn man ein Klassikwerk wirklich gut spielen will.

LG,
Hasenbein
 
Ich danke dir Rolf, dieser Mensch ist einfach nur genial. Habe mir noch einige seiner anderen Videos angeschaut. :)
Was für ein fantastischer Humor. Erschreckend, dass ich diesen Mann solange nicht gekannt habe.

Was mir zum Thema Parodie spontan einfiel war noch folgendes
http://www.youtube.com/watch?v=9A2Fisl4Eqw

Das finde ich sehr geschickt gemacht.
 
Sorry Hasenbein, ich hatte mich nur auf die Musik und nicht auf das vorher Gesagte gestürzt - und natürlich auf Rolfs Satz "ungefähr ab 3.00 die "cool Jazz" Parodie".

Trotzdem, das Intro klingt nach Be-Bop und nicht nach Swing, wie Du sagtest. Hier eine Bud Powell Aufnahme die unbedingt dem Be-Bop-Stil zuzuordnen ist.
 
hallo,

wenn man auf spitzfindige interne stilistische Einordnungen verzichtet - parodiert er dann geschickt, oder macht er nur Quatsch?

Meine Antwort auf diese Frage ist: er parodiert geschickt und sehr komisch, richtig gelungen.

Gruß, Rolf
 
Ohne das Original zu kennen: Hört sich lustig an :D
 

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