In sich hinabsteigen

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pianoplayer

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17. Juni 2010
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Also das hier ist jetzt echt mal was ganz anderes, aber wollte mal sehn wie ihr philosophiert.. Also was versteht ihr unter folgendem Text:

In sich hinabsteigen

“Die Wünsche, die Wirklichkeit sind, sind vom Unwirklichen zugedeckt; sie sind da, aber das Unwirkliche ist über sie gedeckt. So ist der Mensch, wenn einer der Seinigen abgeschieden ist, niht mehr imstande, ihn zu sehen. Aber all die Seinigen, ob sie leben oder tot sind, alles, was er ersehnt, ohne es zu erlangen-, alles das findet er, wenn er in sich hinabsteigt; denn dort leben die Wünsche, die Wirklichkeit sind, die aber das Unwirkliche zudeckt.”
Steigt man in sich selbst hinab, so findet man, dass man genau das besitzt, was man begehrt.
Begehrt man dieses oder jenes Wesen (einen Toten), so begehrt man ein besonderes beschränktes Wesen; also ein sterbliches Wesen; und man begehrt jenes bestimmte Wesen, jenes Wesen das..., dem... und so weiter; kurz, jenes Wesen, das an dem und dem Tage um die und die Stunde gestorben ist. Und so hat man es, als ein gestorbenes.
Begehrt man Geld, so begehrt man eine Münze (eine Einrichtung), etwas, das nur unter dieser oder jener Bedingung erworben werden kann; man begehrt es also nur in dem Maßa als...; und in diesem Maße hat man es.
Dsa Leiden, die Leere, ist in solchen Fällen der Modus, unter welchem die Gegenstände des Begehrens existieren. Schiebt man den Schleier der Unwirklichkeit beiseite, so wird man gewahr, dass sie uns derart gegeben sind.
Gewahrt man dies, so leidet man wohl noch, aber man ist glücklich.
Simone Weil, aus: Zeugnis für das Gute 1941/42

Was denkt ihr??
Freu mich auf Antworten
LG
 
Hat keiner Lust?

Ich versuch’s mal, aber nur aus dem Stegreif und ohne den Zusammenhang oder andere Texte von Simone Weil zu kennen:

Der Schlüsselbegriff scheint mir „Existenz“ zu sein – im Gegensatz zum bloßen Dasein. Nehme ich das bloße Dasein als das Unwirkliche, das die eigentliche Wirklichkeit verdeckt, wird das nicht mehr (weil vergangene, gestorbene) oder noch nicht (weil erwünschte oder befürchtete) Daseiende eben zum Unwirklichen und das Wirkliche existiert (als Wunsch, Erinnerung ...usw.) in mir, ich muß in mich (meine Seele o.ä.) „hinabsteigen“ um diese Wirklichkeit zu finden.

Wirklichkeit hat auch etwas mit wirken, bewirken zu tun – vielleicht soll damit auch gesagt werden, daß die Ursprünge unseres Handelns in dieser (in der Tiefe dem direkten Zugriff verschlossenen) Wirklichkeit liegen.

Das erinnert an eine Richtung in der griechischen Philosophie, die schließlich zur „Entdeckung“ der Mathematik führte: Bekanntlich läßt sich das Verhältnis von Quadratseite und Quadratdiagonale nicht im Zahlen ausdrücken – man bekommt immer einen unendlichen Bruch (genauer: eine irrationale Zahl). Nun konnten die griechischen (und äqyptischen usw.) Geometer sehr wohl mit Quadraten und deren Diagonalen arbeiten, messen und konstruieren – nur dieses konstruierbare Zahlenverhältnis konnte man eben nicht exakt berechnen. Schießlich gelang aber der Beweis, das es nicht möglich ist, dieses Verhältnis in einer Zahl auszudrücken. Das führte zu der Einsicht, daß das unmittelbar Vorhandene, das, was man für Wirklichkeit hielt (also auch die Operationen der Geometer), bloßer Schein ist, dem man mit Mißtrauen zu begegnen hat und daß die eigentliche Wirklichkeit nur geistig zu erfassen ist. Dasmit war der logische Beweis alls alleinige Grundlage der Mathematik, gegen die unmittelbare Anschauung, gegen die unmittelbare Praxis der Geometer, etabliert.

LG

Pennacken
 
Ich würde das mal anders aufrollen.

Wir sind eine unsterbliche Seele (Die Wünsche, die Wirklichkeit sind), die einen Körper hat (sind vom Unwirklichen zugedeckt).

Da wir hier in der Dreidimensionalität einen Körper angenommen haben, haben wir den vierdimensionalen Raum vergessen (denn dort leben die Wünsche, die Wirklichkeit sind) und statt dessen hat sich das Ich entwickelt, welches sich hier behaupten muss.

Wenn nun aber eine aussergewöhnliche Situation auftaucht, oder durch Meditation (Steigt man in sich selbst hinab, so findet man, dass man genau das besitzt, was man begehrt), kann wieder ein Einblick in die Vierte Dimension bzw. Seele erlangt werden.

Mal soweit.

Da ja heute schon einige Bibelzitate gefallen sind, noch eines zur vierten räumlichen Dimension: Offenbahrung 10,6 und Brief an die Epheser 3,17-18

Rudl
 

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