Chiarina, ich wäre sehr interessiert an deiner Arbeitsweise zum Improvisieren und Gehörspielen mit Kindern, allein und zu zweit. Magst du darüber mehr erzählen? Hier, in einem neuen Faden, per PN oder E-Mail - je nachdem, ob du Lust hast und wie das Interesse hier im Forum aussieht.
Bitte nicht per Mail oder PN. Ich wäre auch sehr Dankbar, wenn Ihr mich daran teilhaben lassen würdet.
Vielen Dank für euer Interesse! Das Problem ist, dass so etwas sehr ausufernd wäre und auch viel Arbeit für mich bedeuten würde, das alles aufzuschreiben. Trotzdem ist das ein sehr interessantes Thema, bei dem ich auch immer wieder dazu lerne!
Improvisation funktioniert am besten in Interaktion mit dem Schüler. Gerade Kinder haben oft eigene Ideen und so sind die Improvisationen oder improviosatorischen Anregungen am besten, die direkt mit dem Schüler, seinen Ideen, seiner Erlebniswelt und seinen musikalischen Erfahrungen, die er gerade macht, zu tun haben.
Gut finde ich z.B. immer, wenn Improvisationen musikalische/pianistische Inhalte oder Elemente der Stücke, die der Schüler spielt, aufgreifen. Gerade spielt z.B. ein Schüler das e-moll-Prelude von Chopin. Dann kann man wunderbar ähnliche Improvisationen spielen, d.h. links Akkorde nach Wahl spielen und sie mit langen Melodietönen rechts kombinieren. Schüler hören dann, wenn sie selbst etwas erfinden, besonders aufmerksam zu, und das Hören des Klangteppichs, der die Melodietöne unterschiedlich färbt, ist eine zwingende Notwendigkeit, um dieses Stück schön zu spielen. So kann man dieses didaktische Ziel von einer anderen methodischen Seite aufziehen. Spielt man Stücke mit Ostinato, kann man mit diesem Element improvisieren. Das Gleiche gilt für Alberti-Bässe, Walzer, best. harmonische Wendungen....... . Ende offen. Es ist auch sinnvoll, mit Parametern aus den gespielten Stücken improvisatorisch zu arbeiten, kleine Einheiten zu transponieren, anders weiter zu denken........ . Auch umgekehrt ist es wunderbar: nämlich Stücke auf solchem Wege einzuführen. Ich habe mal eine Fortbildung bei Herbert Wiedemann gemacht - der arbeitet sehr gern so. Von ihm gibt es auch sehr viel Literatur dazu. Mir gefällt
auch daraus "Meditatives Klavierspiel", das sehr viele Anregungen zu meditativen Improvisationen (u.a. auch in Kirchentonarten) gibt.
Ich muss leider dazu sagen, dass sich alles vermutlich sehr schön anhört, dass es sich aber leider, leider nicht regelmäßig im Unterricht verankern lässt. Es gibt nämlich noch so viel anderes und 45 min,. sind entsetzlich kurz.....! :(
Wenn es jetzt um Improvisationen im Anfängerbereich geht, die ja dazu dienen, sich selbst auszudrücken, musikalische Strukturen und Parameter auf eine sehr kreative Art hören, entdecken und verstehen zu lernen, bietet sich wie schon erwähnt, die Pentatonik mit den schwarzen Tasten an. Erst mal kommt das dem Anfänger entgegen, der sich ja erst mal auf dem Klavier orientieren muss, was mit Hilfe der schwarzen Tasten geschieht.
Hat er sich in der ersten Stunde mit den Funktionsweisen des Instruments vertraut gemacht (wie wird der Klang erzeugt, wie ist das Instrument aufgebaut, was kann man alles entdecken.............................), also auch mit den Pedalen, kann man ihn gleich die wunderbare Klangwelt unseres Instruments ausprobieren lassen, indem der Schüler z.B. mit der flachen linken Hand auf den schwarzen Tasten sanfte leise Begleitakkorde spielt und ich dazu eine kleine Melodie. Ich nenne das immer "Träumerei", weil es so klingt. :p Dann tauschen wir und der Schüler nimmt mit einer Hand eine Dreiergruppe schwarzer Tasten, mit der anderen die benachbarte Zweiergruppe. Eventuell nimmt er auch nur drei Töne. Da der Klang sowieso eher impressionistisch und frei ist, ist es egal, ob er schon rhythmisch strukturiert spielt (klappt selten :p), sondern er probiert einfach aus, hört auf den Klang.............. . Wenn er Lust hat, kann er auch mit einer Hand die leisen Cluster (=Tontraube, mit der flachen Hand gespielt, s.o.) links spielen und mit rechts einzelne Melodietöne. Klingt mit rechtem Pedal immer gut. Auch schön: glissandi rauf und runter (mit Handtüchern oder langen Ärmeln, damit's nicht weh tut) und dazwischen einzelne freie Melodietöne spielen. Wie ein Fisch im Meer klingt das.
Es kommt immer drauf an, was man will und was der Schüler gut findet. Man gibt ihm Futter und dann ...................... . Man kann auch das Ganze in ein tobendes Gewitter verwandeln oder in ein lustig hüpfendes Känguruh, das immer von einer Zweiergruppe zur anderen hüpft. Man kann auch eine Melodie mit drei Tönen vorgeben, die der Schüler nach Gehör nachspielt. Später auch transponiert. Dann daraus Frage-Antwort-Spiele entwickeln: ich spiele z.B. fis-gis-ais (=Frage), der Schüler soll antworten und spielt ais-gis-fis. Eventuell singen oder sprechen die Schüler Texte dazu, das ist oft lustig! Immer mehr erweitern.
Insofern, lieber Frank, ist es doch toll, auf was für Ideen du gekommen bist!!! Es hat euch Spaß gemacht und es kommt darauf an, kreativ zu sein und Ideen zu haben. Das ist toll, was du da entwickelt hast! Es gibt bei Improvisation kein "Falsch". Alles ist erlaubt und schon sowieso das, was gefällt. Ich würde allerdings auch deiner Tochter freie Improvisationen vorschlagen, bei der die Vorgaben z.B. nur sein können, einfach auszuprobieren, was sie auf schwarzen Tasten mit Pedal alles anstellen kann. Das ist dann kein Dur, sondern Pentatonik und das kann sie auch ganz allein machen. Wie die Träumerei oben .... . Natürlich kannst du auch in Dur begleiten, wenn du willst.
Kinder sprechen auch sehr auf Geschichten an, wobei dabei natürlich eher atonale Improvisationen herauskommen. Wettergeschichten (wie klingt Regen, wie klingt Donner, Blitz......), Darstellung verschiedener Gefühle, Erlebnisse aus dem Alltag der Schüler, Zauberergeschichten mit stumm herunter gedrückten Tönen und einem staccato angeschlagenen Ton, Tiere raten und nachmachen.............................machen viel Spaß und sind eben auch didaktisch-methodisch eine große Bereicherung.
Ebenso von Anfang an möglich und m.E. nötig ist die Liedimprovisation. Lieder nach Gehör spielen, dann mit einfachen Quinten begleiten mache ich schon in der ersten Stunde. Transponieren ist dann wichtig, später kann man mit Akkorden begleiten etc..
Das sind jetzt nur mal ein paar Ideen. Da ich die ersten Wochen/Monate ohne Noten vorgehe, habe ich dazu auch genug Zeit und genau deswegen mache ich das auch. Das Gehör wird als Erstes geschult und nicht das Visuelle.
Es kann ja gern hier jeder schreiben, was er für Ideen und was sich für ihn bewährt hat. Das wäre schön. Das Problem ist, dass es echt Arbeit und äußerst umfassend sein würde, wenn man hier alles aufschreibt, was man so im Klavierunterricht anstellt. :D
Ein Tipp noch: mir gefällt das Buch "Tastissimo"
Klaviernoten-Shop - Tastissimo - Ideen Spiele Anregungen sehr gut. Es gibt dort tolle Improvisationsideen!
Liebe Grüße
chiarina
P.S.: Ach so, Metronom finde ich ja nicht so gut, wenn ich ehrlich bin. Dann würde ich lieber einfachere Rhythmen, weniger Töne zur Auswahl nehmen.