Ich hätte es nicht tun sollen - Klavier Probespiel

Die Kombination von
Ibach 116 aus den 90ern, Grotrian 120 aus Ende 80er; Bechstein 122 aus den 90ern ....) klangen alle schön, hatten alle Rennermechnik und waren gut reguliert. Waren mir alle von der Spielart her zu zäh / schwergängig / träge.
und
Kawai Gl 30 (für mich: sehr gute Spielart
finde ich interessant.

Die kleinen Flügel von Kawai finde ich nämlich sehr zäh und unangenehm. (und nicht nur ich, siehe dieser thread: https://www.clavio.de/threads/kawai-gl-30-tastengewichte.30099/ ) Die großen sind hingegen sehr gut. Die kurzen Tasten könnten mit ein Grund sein, aber mMn nicht alleine.
 
:-DOje ... ich gebe dir recht, dass entspricht nicht wirklich den Erfahrungen der meisten die über den GL 30 berichtet haben. Ich kann auch nicht sagen wie es im direkten Vergleich aussehen würde. Zumindest bei meinem Thomann-Besuch fand ich den Kawai Flügel und seinen "kleinen Bruder" GL 10 nicht übel. Die beiden Konzertklaviere (Seiler und Steinway) fand ich aber insgesamt "besser".
Wenn ich jetzt den GL 30 und den gerade besichtigten G2 nebeneinander stellen würde ....:denken:??
Ich muß dazu aber sagen - alles subjektive Momenteindrücke eines langjährigen Klavierspielers der nur ganz selten - 2 mal im Jahr - kurz auf einem alten restaurierten Blüthnerflügel von 1900 ..?? spielt - den er ziemlich gruselig findet. Sprich: mir fehlt eigentlich die nötige Erfahrung mit Flügeln um hier ein fundiertes Urteil abzugeben. Ich schaue mich sowieso weiter um.
Trotzdem: Kawai führt für den GL 30 neben Duplexskala, Agraffen und seiner ABS - Mechanik vor allem die extralangen Tasten ins Feld ....confused...??
Gruß Jan
 
Trotzdem: Kawai führt für den GL 30 neben Duplexskala, Agraffen und seiner ABS - Mechanik vor allem die extralangen Tasten ins Feld ....confused...??
Ohne jetzt die exakten Maße zu kennen: Mir wurde gesagt, dass die Tastenlänge mit dem Modell wächst. Die größeren Modelle hätten wohl nicht längere Tasten, wenn sich das nicht auszahlen würde, bzw. umgekehrt sind die Tastenlängen in GL10 und 30 ein Kompromiss.
Vielleicht meint Kawai, dass der GL30 für eine 166 cm Flügel relativ lange Tasten hat.
Auf der anderen Seite habe ich einen Ehrbar Modell 8a - 170 cm, mit Rennermechanik. Das Spielgefühl ist um Welten besser; an den 4cm Instrument(!)länge wird es wohl nicht liegen. Es könnte also auch ein reiner Marketingtext von Kawai sein und nichts zu bedeuten haben.

Ich habe vor Kurzem das Kawai Novus 10 angespielt. Also das absolute Top-Modell der Digis, mit echter Flügelmechanik - und zwar der aus dem GL10. Kawai behauptet, dass das Spielgefühl exakt wie beim GL10 ist. Es stimmt. Leider.
Ich kann nicht nachvollziehen, warum man bei einem digitalen Instrument um die 10k den großen Aufwand auf sich nimmt, eine echte Mechanik zu verbauen und dann die schlechteste echte nimmt.
Die paar cm zusätzliche Tiefe wären es mir jedenfalls wert. Wären die längeren Tasten und die andere Mechanik so viel teurer?
Die Tastenbeläge sind auch spürbar(!) plastikhafter. Man bekommt tatsächlich den kleinsten Kawai-Flügel mit allen seinen Nachteilen in elektronisch. Mit Shigeru Sound.
Ich denke, mit verhältnismäßig geringem Aufwand könnte man ein deutlich attraktiveres Produkt schaffen. Das ist aber auch für die nächsten Jahre nicht geplant.
 
Aus der "Online-Broschüre" zum Kawai GL 30 kopiert...
kann auch reiner Marketinggag sein...
Ich kann es nicht sagen...aber wie gesagt mein eigener Eindruck war nicht schlecht.

Längere Tasten
Längere Tasten ermöglichen Ihnen eine bessere Kontrolle und ein leichteres und gleichmäßigeres Spielgefühl. Ein größerer Querschnitt und eine am Konzertflügel orientierte Länge versteifen die Taste und ermöglichen eine außergewöhnliche Energieübertragung, um das maximale Klangvolumen zu erreichen.

Interessanterweise finde ich heute Nachmittag die Yamaha Mechanik meines P112 (Kemble- Yamaha) tatsächlich
deutlich leichtgängiger als alle Renner-Mechaniken an den Klavieren von heute früh.
Ich glaube, dass wäre auch so wenn die Klaviere nebeneinander ständen. Aber sei es drum. Es gibt keinen "Generalstandard" für Mechaniken - und für Vladimir Horowitz wäre alles, dass bei einem leisen Hüsteln nicht voll anschlägt sowieso eine Zumutung
gewesen :021:
 
Meine Frau mochte die Mechanik der "etwas besseren" Yamaha-Uprights unter den preislich ähnlich einsortierten Mitbewerben auch am liebsten: leichtgängig und gefühlt präzise. Ausnahme war das SE 132, das sie als "zäh" beschrieb. Kawai mochte sie in dieser Liga gar nicht.

Bei den Top-Instrumenten (Steingräber, C. Bechstein, W. Hoffmann Professional) wollte sie sich nach wenigen Minuten Spielzeit nicht festlegen ob besser oder schlechter, aber auf jeden Fall auch angenehm.

Zu den Hybrid-Klavieren meinte sie, warum man so etwas baut? Auf jeden Fall war sie hauptsächlich vom aufgerufenen Preis beeindruckt.
 
Zu den Hybrid-Klavieren meinte sie, warum man so etwas baut? Auf jeden Fall war sie hauptsächlich vom aufgerufenen Preis beeindruckt.
Ordentliches Spielgefühl auf kompaktem Raum zu jeder Zeit. Ohne die oben beschriebenen Mängel würde ich mir das Kavai Novus 10S als Zweitinstrument bzw. je nach Wohnsituation als Hauptinstrument ernsthaft überlegen.
 
Ja, das ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis. — Sie fand den Klang mäßig und die Spielweise unattraktiv in Relation zum Preis.
 
Die unattraktive Spielweise ist ein lösbares Problem (siehe oben) und den Klang kann man einstellen.

Bzw. falls sich deine Frau fragt, warum man ausgerechnet die GL-10-Tastatur verbaut - ja, das frage ich mich oben auch. Das Konzept der Hybridpianos hat aber schon seine Daseinsberechtigung.
 
Wie du schreibst: Das Konzept ist genial, aber es mangelt am überzeugenden Produkt.
 

Mal was zum Thema Silent Technologien:

Dass diese Systeme silent wären und die Ehepartner sogar im selben Raum fernsehen könnten, wird von den Händlern gerne kolportiert, ist aber schlicht gelogen. Das Geklacker nervt noch weitaus mehr, als echtes Klavierspiel. Und es wird über die Füße wunderbar auf den Boden übertragen. Da kann man zwar mit guten Dämpfern gegensteuern, es wird aber trotzdem nicht silent. Ist am End rausgeworfen Geld. Also im Laden unbedingt auch mal mit abgesetzten Kopfhörer anspielen

Ansonsten habe ich den Kauf meines GL10 noch keine Sekunde bereut (wenn ich einen 100 Jahre alten Schimmel ausblende, der aber einfach zu groß und zu teuer war)
 
Hallo Tattertastenmann,
wie lange spielst du den GL 10 mittlerweile? Wie schon mehrfach geschrieben - alleine mein persönlicher Eindruck wird entscheidend beim Kauf eines (individuellen) Klaviers sein. Mir ist auch klar, dass die Ansprüche der verschiedenen Forumsmitglieder vollkommen unterschiedlich sind. Mein oben in einem Beitrag genannter Kollege (der seit Jugendjahren eine Steinway A spielt), hatte mir aufgrund seiner ausgedehnten Erkundungen auf der Suche nach einem Zweitinstrument der deutlich gehobenen Klasse empfohlen doch mal die kleinen Kawais anzuspielen (GL 10 und GL 30). Er fand sie für das Geld sehr gut und meinte für mein Budget wären sie eigentlich top. Im Augenblick (jetziger Stand meiner Suche) bin ich bei dem Seiler 132 (Superklang - tolle Spielart)- leider neu zu teuer(19.900,-), Kawai GL 30 (Klang und Spielart für die Ausgelobten 16.950,- (neu) eigentlich top), Yamaha G2 von 1990 fast ungespielt alles revidiert vom Klavierbauer meines Vertrauens für 10.900,- (hat mir gut gefallen - der etwas höhenreichere Diskant läßt sich vor Ort unproblematisch intonieren und damit anpassen.
Ich gebe zu - der eine oder andere Post verunsichert mich trotzdem ein klein wenig weil doch ein paar Mitglieder die "zähe" Mechanik der GL Modelle beklagen. Wahrscheinlich muss ich als nächstes zum Kreisel nach Fürth - der hat ja i.d.R. genug Auswahl und die Kawai-Modelle in jedem Fall da. Wie gesagt, deine Erfahrungen würden mich wirklich interessieren :-)
Gruß Jan
 
Hallo,
das liegende und lachende Männchen neben diesem Satz steht dafür, dass dieses eine kleine humorvolle Übertreibung war, die du offensichtlich in den "falschen Hals" bekommen hast. Der Grund hierfür sind Texte wie folgender aus dem Hamburger Abendblatt dessen Inhalt imho nicht neu neu ist:

Das besonders leichte, fast willfährige Nachgeben der Tasten nennt Franz Mohr, langjähriger Steinway-Cheftechniker in New York, den "Horowitz-Touch". 27 Jahre lang, von 1962 bis zum Tod des genialen Pianisten am 5. November 1989, sorgte Mohr persönlich für die Stimmung und Justierung der mechanischen Feinheiten, genau so, wie sie dem Maestro genehm waren. Mohr stammt aus Deutschland und hat 1992 ein Buch über seine Zeit mit Horowitz und anderen Tasten-Stars geschrieben ("Große Pianisten, wie sie keiner kennt"). Keinem von ihnen kam er so nahe wie Horowitz, wenigen nur kam wohl auch Horowitz, der Menschenscheue, so nahe wie Franz Mohr.

Horowitz' Spieltechnik verlangte nach geringem Widerstand der Tasten - andere Pianisten, etwa Arthur Rubinstein, hätten bei dieser Einstellung die Krise gekriegt. Selbst Murray Perahia, den Horowitz liebte und der zu seinen Lebzeiten als einziger Pianist außer ihm auf seinem Flügel spielen durfte, kam mit der Softie-Regulierung à la Vladimir nicht zurecht. "Perahia spielte in der Avery Fisher Hall in New York darauf", erzählt Mohr, heute 82 Jahre alt, in seinem flüssigen Auswanderer-Deutsch am Telefon. "Schon nach dem ersten Stück, einer Haydn-Sonate, kam er jammernd zu mir hinter die Bühne: Franz, ich kann dieses Instrument nicht handhaben!"


Ich wollte damit in keinster Weise den von Dir verehrten Vladimir Horowitz diskreditieren. Evtl. bin ich als lebenslanger "Fan" von Glenn Gould da aber etwas abgehärteter da (wirklich gehässige) Kommentare über seine Sichtweise bezüglich verschiedener Komponisten, seine sehr besondere Spielweise und seine streckenweise sehr eigensinnigen Interpretationen häufig die (imho) wirklich wertvolle Wirkung von Gould auf die Interpretation von J.S. Bachs werk überschatten.
Also - nichts für ungut und Gruß,
Jan
 
Habe den GL 10 schon seit ca 3 Jahren und bin bislang zufrieden. Ich mag die Mechaniken von Kawai. Allerdings war ich zu Beginn spielerisch gar nicht in der Lage, die Qualität von Flügeln zu beurteilen. Das kam erst so langsam und ist wohl auch noch nicht das Ende der Reise. Klanglich ist er ein wenig dumpf, aber wäre ich nicht bereit gewesen Kompromissen einzugehen, hätte ich wahrscheinlich heute noch keinen Flügel, mein Spiel hätte sich nicht derart verbessert und heller wird er mit der Zeit von allein.

Beim Thema Intonation wäre ich etwas vorsichtig. Im Verkaufsgespräch versprechen dir die Händler das Blaue vom Himmel und verwenden den Begriff reflexartig als Totschlagargument. Steht die Kiste erst mal bei Dir druckst der Stimmer dann rum. Weil er es entweder nicht kann oder will. 2x so erlebt. Also erwarte da keine Wunder.

Wichtig ist auch, daß man wirklich genug Platz für das Instrument hat. In der alten Wohnung mußte man sich immer dran vorbei quetschen, das war doof.
 
Die Frage ist auch, wie lange sich so eine Intonation hält wenn sie stark "gegen die Natur" des Instruments ankämpft.
 
Hallo,
ja - da bin ich bei Euch. Der Versuch einen Yamaha-Flügel wie einen Blüthner klingen zu lassen wird wohl unweigerlich in totgestochenen Hämmern enden. Der Grundcharakter ist vorgegeben und lässt sich nur in einem gewissen Rahmen korrigieren. In diesem Fall (Yamaha G2 von Herrn Schnell in Kronach) ist es jedoch so, dass der Flügel für meine Ohren nicht übertrieben spitz klingt und ich weiß, dass Herr Schnell Instrumente auch wirklichen intonieren kann (z.B. mein jetziges P112 an dem er vor Ort auch schon Hand angelegt hat). Er macht zudem die Stimmungen etc. für das Landestheater hier in Coburg und ist einer von den wenigen verbliebenen Klavierbauern mit Erfahrung hier im Raum.

Bei mir ist es so, dass zwar sehr viel Platz im Haus vorhanden wäre, das Klavier aber bei mir im Arbeitszimmer (12 qm) steht, dass geht hier aus verschiedenen Gründen nicht anders und wird so bleiben. Der Raum ist also vorgegeben. Mittlerwerweile ist die Raumakustik (siehe oben) aber auch deutlich besser - dank basotect.
 
Ich gebe zu - der eine oder andere Post verunsichert mich trotzdem ein klein wenig weil doch ein paar Mitglieder die "zähe" Mechanik der GL Modelle beklagen.
Das ist auch Geschmackssache. Einigen Leuten wird die Spielart wohl liegen (und es kann gut sein, dass du dazugehörst). Andernfalls würde Kawai die Modelle überhaupt nicht verkaufen können und hätte inzwischen wohl etwas geändert.
Ich war nur überrascht, dass du andere Instrumente als deutlich zäher beschrieben hast. Wenn ich mir auf Basis des mir bekannten GL10 vorstelle, wie sich das anfühlen müsste - puha. Fällt mir schwer zu glauben, dass das noch jemandem gefällt. Aber ich kann mit der Vorstellung auch weit daneben liegen...
 
Nun ja - ich bin bezüglich Flügelmechanik wirklich nicht erfahren. Kann also auch nur bedingt sinnvolle Aussagen abseits des persönlichen - ergo - subjektiven Eindrucks liefern. Die als zäh beschriebenen Rennermechaniken waren allesamt Klaviermechaniken - keine Flügelmechaniken. Für mich jedoch vollkommen überraschend war der Eindruck des Vergleichs dieser m.E. eher typisch "strammen" Rennermechaniken und der Mechanik bzw. der Spielart des Seiler Klaviers (132 SMR). Dazwischen lagen Welten. Also tatsächlich etwas, dass auch jeder (unharmonische) Grobschmied bemerkt hätte - ohne jede Klaviererfahrung...
 
Ich würde da nicht großartig zwischen Pianino und Flügel unterscheiden. Beide können leichtgängig, schwer oder zäh sein. Der größte Unterschied ist, dass die Flügelmechanik schneller repetieren kann - aber so schnell, dass die Pianinomechanik an ihre Repetiergrenzen stößt, sind wir wohl beide nicht.
 

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