Humor und klassische Musik

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Zum Humor in der Musik im allgemeinen und bei Satie im speziellen, hatten wir übrigens hier schon mal einen schönen, aber leider relativ schnell beendeten Thread. Vielleicht kommt ja mal noch was Neues hinzu?
Hallo zusammen,
ich nehme das als Anregung für einen neuen Thread:
Welche Beispiele von Humor bei (bzw. unter Bezugnahme auf/ Parodien auf) klassischer Musik (insbesondere Klavier) kennt Ihr bzw. findet Ihr besonders gelungen?
Wir hatten schon neulich:
-Sonatine bureaucratique (Satie)
-Dorfmusikanten-Sextett (Mozart)
-Beethoven-Parodie von Dudley Moore
-Karneval der Tiere (Saint-Saens) - finde ich besonders gelungen, besonders mit den Texten von Loriot :D

Mir fallen ein:
-Georg Kreisler-Chansons: Der Musikkritiker, Der Opernboogie
-Hindemith: Minimax-Suite (für Streichquartett - leider ohne Klavier:(:wink:
-Mozart Sonata facile KV545 - Parodie von Otto Waalkes

Bin gespannt auf Eure Vorschläge!
Dimo
 
Was mir so in den Sinn kommt...

Shchedrin
Humoreske
Polyphonic Notebook, Prelude Nr. 12 (Bachs 8. Invention erklingt plötzlich)
2. Klavierkonzert, 3. Satz (Orchester und Klavier wechseln zeitweise zu einem Jazz-Trio)

Doucet
Chopinata (Chopin Op. 64/2 Walzer-Ragtime)

Schostakowitsch
Polka aus Das Goldene Zeitalter

EDIT:

Ein Stück darf man natürlich noch keinesfalls vergessen..!

Mozart
Das Butterbrot :D
 
Das Butterbrot ist klasse. :D Kannte ich noch gar nicht.
 
Irgendwo im Forum geistert auch ein Video von Hamelin herum, wie er den Nokia Klingelton auf Klavier spielt und es gibt auch einen Japaner, der das Cis-Moll Präludium mit speziellen Akkordgreifern spielt.

http://www.youtube.com/watch?v=ifKKlhYF53w (auch mal auf den Namen klicken, da gibt es noch mehr)

Chopinata puffert noch, vielleicht fällt mir inzwischen noch mehr ein...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Einiges von Haydn, Beethoven, Schostakowitsch, Strauss.

Beispiele:

Haydn: Sinfonie #98 B-Dur
Beethoven: Streichquartett Op. 127, 8. Sinfonie
Schostakowitsch: Klavierkonzerte, besonders das 1.
Strauss: Till Eulenspiegels lustige Streiche

usw. usw.
 
Von Hindemith gibt es etliche Kompositionen, die unter die Rubrik "Humor" fallen. Für Pianisten interessant: "3 schöne Mädchen. Walzer zu 4 Händen op. 6". Auch nicht zu verachten: Hindemiths Persiflage auf die Ouvertüre zum "Fliegenden Holländer" "von einer Kurkapelle morgens um halb sechs gespielt" (der Titel ist dem Gedächtnis wiedergegeben).

Stellt sich mir aber die Frage, was Humor in der Musik überhaupt ist, bzw. wie er funktioniert.

Mir scheint, daß musikalischer Humor sich offensichtlich vor allem im Verfremden bekannter Werke ausdrückt oder im Persiflieren bestimmter Stilmuster. Wer nicht mit Beethovens Kompositionsweise vertraut ist, wird mit der Beethoven-Parodie von Dudley Moore nichts anfangen können und verständnislos mit den Schultern zucken. Wer die Chopin-Walzer nicht kennt, vermag auch in der Chopinata von Doucet nichts Merkwürdiges zu entdecken. Man muß den "Tristan" und dessen Rezeptionsgeschichte kennen, um die Boshaftigkeit der zahlreichen unpassenden "Tristan"-Zitate zu bemerken (u.a. bei Debussy und Strauss). Und Mozart schließlich spielt im "Don Giovanni" mit seiner eigenen Popularität ("Dies Menuett kommt mir äußerst bekannt vor").

Ein anderer Aspekt ist das bewußte Spiel mit musikalischen Stereotypen und deren Karikierung: Haydns "Surprise"-Sinfonie oder Mozarts Dorfmusikantensextett (NB: "falsche" Einsätze und Begleitfiguren finden sich auch in einigen seiner Klavier-Menuette).

Zu denken ist auch an Beethovens "Diabelli-Variationen". (NB: Der Titel "Die Wuth über den verlorenen Groschen" stammt nachweislich nicht [!] von Beethoven.)

Jedenfalls: Ohne eine gehörige Portion "Insiderwissen" scheint mir Humor in der Musik nicht denkbar.
 
Jedenfalls: Ohne eine gehörige Portion "Insiderwissen" scheint mir Humor in der Musik nicht denkbar.
Wolfgang, ich gebe Dir insofern recht, da ein gewisses Insiderwissen den humorististischen Genuss sicherlich in vielen Fällen erhöht.

Aber gerade das "Butterbrot" ist doch ein schönes Gegenbeispiel...

PS Hindemith ist hier vielleicht tatsächlich einer der Produktivsten. Da gibt es noch den "Ragtime (wohltemperiert)" als Parodie auf die c-moll Fuge aus WTK I...

(...in einer tollen, aber schweren Fassung für Klavier 4händig. Eine Bekannte von mir hat sich beim Üben eine Sehnenscheidenentzündung geholt.)
 
http://www.youtube.com/watch?v=_J2_LP2I870

"Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte" (Mozart)
(das zweits Stück)

ist eine andere Form von Humor in der Musik, wo mal nichts karikiert wird. Der Text im Zusammenhang mit der Musik ist allerdings sehr wichtig. Ich finde, das Stück ist auch ein grandioses Beispiel für Lautmalerei.
 

Ich möchte auf Peter Schickele und seine Publikationen zu P.Q.Bach hinweisen. Das Buch ist, soweit ich weiß, momentan vergriffen, aber wer es antiquarisch erwerben kann, wird sich köstlich über musikalische Parodien und musikwissenschaftlichen Mumpitz amüsieren können. (Nicht zu vergessen die beiliegende CD mit hochinteressanten Aufführungen bisher unbekannter Werke!)
 
"Als Luise die Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte" (Mozart) [...] ist eine andere Form von Humor in der Musik, wo mal nichts karikiert wird.
Wirklich? Nimmt Mozart hier nicht das Pathos der opera seria aufs Korn, die große musikalische Geste, die im Gegensatz steht zum "kleinbürgerlichen" Pathos des Briefeverbrennens?

Die Biographie von PDQ Bach ist nicht im eigentlichen Sinne musikalischer Humor, sondern zunächst einmal "musikwissenschaftlicher" Humor (wie auch Guglielmo Baldini, Emma Piel, Otto Jägermeier). Und die Kompositionen PDQ Bachs sind für mein Empfinden Stilparodien.

"Butterbrot": Eher wie das "Dorfmusikantensextett" bewußt eingesetzter Verstoß gegen Regeln und Konventionen ... (weiß eigentlich jemand mehr über das Stück?)
 
Ein wenig bekanntes Beispiel von Humor in der Musik (aber wieder nur in Form von Parodien) habe ich gerade online gestellt (alles kostenlos downloadbar, darum ist diese Eigenwerbung hoffentlich verziehen):
http://www.pian-e-forte.de/noten/notbsp/108532.htm

Einerseits ist dieser Humor ein wenig bieder, schließlich biedert er sich Bechstein an. Andererseits enthält er durchaus ein paar Seitenhiebe:

"Das Unzulängliche – hier wird's Ereignis.
Ich merke schon seit geraumer Zeit,
Ihr seid nicht ohne Talentlosigkeit
Und habt im Künstlererfolgsbereich
Eine herrliche Zukunft – HINTER euch."

"Sahst du auch Liszt im Leben nie,
Wird man nach dieser Rhapsodie
Wie schon bei manchen andern Spielern
Die übliche Reklame lesen:
Du seist von Lisztens Lieblingsschülern
der allerlieblingste gewesen!"
 
einfach mla innen raum werf ;)
http://www.youtube.com/watch?v=18rQcX-zEUY

könnte als leitsong für den fugekomponier thread werden :D
ich bin aber trotzdem beeindruckt von ber brillanz, voallem wie die bachschen werke zitiert werden
 

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