Grenzen?!

H

Hacon

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Ich bin gestern erstmal stinksauer vom Klavierunterricht nach Hause gekommen.
Ich hatte meine Lehrerin gefragt, wie schwierig die Bearbeitung der Paganini-Variationen von Fazil Say sind, nicht, ob ich sie spielen könne.
Da schaut sie mich wieder mal ungläubig an, und fragt mich, warum ich immer solche Bombenstücke spielen.

Was würde es denn für einen Sinn machen, immer nur nach immer schwierigeren Stücken Ausschau zu halten?
Was hätte ich denn davon, immer schwierigere Stücke zu spielen?


Ich solle jetzt erstmal schauen, dass ich mir ein Repertoire aus Stücken auf meinem momentanen Niveau zu erarbeite. Sie wäre für einen zweiten Satz einer Beethoven-Sonate oder was Langsames von Chopin.

Man muss jetzt auch mal schauen, wie weit ich technisch noch kommen kann, denn ich werde jetzt auch irgendwo an meine Grenzen gelangen.
Sie wisse auch nicht, was ich an Grundlagen noch nachholen kann, (was ich in den letzten Jahren aus Faulheit und keiner Lust am Spielen verpasst hab).

So einen Schwachsinn hab ich schon lange nicht mehr gehört.
Da frag ich mich erstmal:
Was für Grundlagen meint sie? Ich glaube, wenn es mir an Grundlagen fehlen würde, wäre ich nicht in der Lage nächste Woche den dritten Satz der Mondscheinsonate bei nem Schülerkonzert vorzuspielen (worauf sie sich aber doch wieder freut, weil ich den ja draufhätte).

Oder mache ich ihr vielleicht nicht genug Fortsschritte? Vor nem 3/4 Jahr hab ich mich noch mit dem türkischen Marsch rumgeplagt, vielleicht müsste ich technisch mittlerweile mehr hinbekommen als Mondschein3 ?

Ich verstehe vor allem nicht, warum sie vom Nachholen spricht. Wäre es denn besser, ich hätte erst mit 16 angefangen mit dem Klavier spielen, hätte also alles von Grund auf lernen müssen.
Wohl auch nicht. So wie sichs bei ihr anhört, kann man wohl nur dann richtig gut werden, wenn man als Kind anfängt, mit 17 bin ich wohl nicht mehr lernfähig.

Ich frage mich so langsam auch, was für eine Lehrphilosophie sie überhaupt hat. Es kommt mir so vor, als wolle sie überhaupt gar nicht, dass ihre Schüler vielleicht mal wirklich gut werden.
Es kann doch nicht ihr Ernst sein, dass ein 17-jähriger, der seid einem Jahr und paar Monaten mit voller Leidenschaft Klavier spielt, bald an seine Grenzen stoßen wird, und sich angeblich nicht mehr so sehr weiterentwickeln wird.
Laut ihr dürfte ich mir ja gar keine Ziele mehr setzen, weil ich die eh nie erreichen werde.

Ich mein, vor nem halben Jahr wäre ich ja noch in tiefe Depressionen verfallen, und meine Motivation wäre erst mal am Boden gewesen, aber mittlerweile weiß ich zum Glück, dass das nur dummes Gelaber ist.

Ich nehms jetzt eher mal als Motivation, vielleicht werde ich sie ja in 5 Jahren davon überzeugen, dass sie falsch lag.

Habt ihr schon ähnliche Erfahrungen gemacht?

Wütende Grüße Hacon
 
Es kann doch nicht ihr Ernst sein, dass ein 17-jähriger, der seid einem Jahr und paar Monaten mit voller Leidenschaft Klavier spielt, bald an seine Grenzen stoßen wird, und sich angeblich nicht mehr so sehr weiterentwickeln wird.

Ich vermute, deine Lehrerin meint mit "an seine Grenzen stoßen" etwas anderes. Sie traut dir vermutlich nicht zu, daß du einen langsamen Satz (z.B. aus einer Beethoven-Sonate) gut, ausdrucksvoll, kontrolliert gestalten kannst. Und deshalb würde sie gern an so einem langsamen Satz mit dir arbeiten.

Die Suche (Sucht) nach immer schwierigeren Stücken kann auch eine Flucht sein, sich mit den Details nicht so genau befassen zu müssen. Auf die Details kommts bei den virtuosen Hämmern nicht so an (ein fataler Trugschluß übrigens ;) )
 
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Hacon, deinen Ärger kann ich gut nachvollziehen!
Also wenn du nach so kurzer Zeit so etwas wie Mondschein3 spielen kannst, mußt du gut sein! Da werde ich ja fast neidisch! Ich alter Sack werde da in vielen Jahren vielleicht hinkommen, wenn überhaupt.
Aber davon abgesehen fällt mir spontan folgendes ein:
Sprich mit ihr beim nächsten Mal darüber. Rede Klartext. Kann sie damit umgehen, gut. Kann sie klar sagen was sie will oder wie sie das meint, gut. Kann sie mit Kritik umgehen, auch gut.
Kann sie das aber nicht, bleibt es unklar was sie will, gibt es kein klares und nachvollziehbares Konzept mit dem ihr beide einverstanden seid, dann gibt es m.E. nur einen Lehrerwechsel als Lösung. Sonst wird es für dich zum Dauerfrust und verdirbt dir am Ende noch die Freude am Spielen.
Falls du nicht vorhast beruflich was in Richtung Musik zu machen, dann ist die Freude am Klavier die absolute Maxime! Und dann ist es relativ egal, wann du was lernst oder eben nicht, wo (vermeintliche) Lücken sind und wo nicht. Kommt natürlich drauf an, welchen Anspruch du selber für dich bzw. an dich hast.
Ich hoffe, meine Gedanken helfen dir irgendwie.
Grüße
Melodicus
 
Wenn du der Meinung bist, dass du die Stücke, die sie mit dir spielen will problemlos hinbekommst, dann beweis es ihr.
Klavierlehrer kann man mit richtig gut eingeübten Stücken 100mal besser überzeugen als mit Diskutieren.

Probiers einfach mal. :)

marcus
 
Hallo Hacon,
ich kann gut verstehen, dass man total verärgert ist ob der Meinung, (weit) unterfordert zu sein.

Vielleicht ist es hilfreich, einen guten Mittelweg zu finden.
Damit meine ich: Spiel die Stücke, die deine KL dir gibt und zeige, dass du mit diesen sowohl technisch als auch musikalisch gut zurecht kommst. (edit: wahrscheinlich sind darin dennoch Stellen enthalten, die auch dich herausfordern und die dich zu konzentriertem Üben zwingen:-))

Parallel vereinbare mit deiner KL auch Stücke zu üben, die du aussuchst und die dein ausgewähltes Niveau tragen. Somit könnt ihr beide sehen, welcher Schwierigkeitsgrad angemessen ist bzw. was besser zu dir passt.

Grüßle, Madita
 
Danke für eure Antworten,
Ich vermute, deine Lehrerin meint mit "an seine Grenzen stoßen" etwas anderes. Sie traut dir vermutlich nicht zu, daß du einen langsamen Satz (z.B. aus einer Beethoven-Sonate) gut, ausdrucksvoll, kontrolliert gestalten kannst.
Das mit dem ausdrucksvollen Gestalten ist natürlich auch ein Punkt.
Wir wissen beide, dass ich da noch meine Schwäche habe- was einfach daran liegt, dass ich bisher auf einer Technik-Aufhol-Jagd war und das Musikalische vernachlässigt wurde.

Es hat sich aber tatsächlich so angehört, als ob sie Grenzen technischer Art gemeint hat.
Wir hatten nämlich im Bezug auf die Paganini-Variationen über technisch schwierigere Stücke gesprochen. Und dann kam plötzlich, dass es sein kann, dass ich so langsam in dieser Richtung an meine Grenzen stoßen werde, und dass sie nicht weiß, was man noch nachholen kann.

Die Suche (Sucht) nach immer schwierigeren Stücken kann auch eine Flucht sein, sich mit den Details nicht so genau befassen zu müssen
Das ist es bei mir glaub ich nicht. Ich würde mich gerne auf Details einlassen, aber ich habe eher die Angst, dass mir die Zeit davon läuft.
Wenn ich so weiter mache wie bisher, kann ich mich in den nächsten beiden jahren an die Chopin Etüden ranmachen.
Wenn ich mich jetzt lange auf langsame Sonatensätze einlasse, dann kann das mit den Etüden ja noch Jahre dauern.

Ich möchte einfach irgendwann soweit sein, dass mit Technik keine Probleme mehr macht, aber werde ich dieses Niveau jemals erreichen, wenn ich auf meine Lehrerin höre?

Sprich mit ihr beim nächsten Mal darüber. Rede Klartext
Ein nächstes Mal wird es so schnell nicht geben. Sie macht jetzt erst mal ne Pause über mehr als ein Jahr und ich bekomm solange ne andere Lehrerin.

Lg hacon

Also wenn du nach so kurzer Zeit so etwas wie Mondschein3 spielen kannst, mußt du gut sein! Da werde ich ja fast neidisch
Kein Grund neidisch zu sein. Ich habe zwar erst vor einem Jahr und ein paar Zerquetschten richtig mit dem spielen losgelegt, habe aber schon Unterricht, seid ich in der 6.Klasse bin.

Falls du nicht vorhast beruflich was in Richtung Musik zu machen, dann ist die Freude am Klavier die absolute Maxime! Und dann ist es relativ egal, wann du was lernst oder eben nicht, wo (vermeintliche) Lücken sind und wo nicht
Das mit dem Beruf will ich mir auch noch offen lassen. Aber gerade deshalb will ja so schnell vorankommen wie möglich.

Wenn du der Meinung bist, dass du die Stücke, die sie mit dir spielen will problemlos hinbekommst, dann beweis es ihr.
So wars nicht gemeint. Die bekomme ich vielleicht technisch problemlos hin, aber sicherlich nicht musikalisch.

Mir geht es aber auch gar nicht darum, dass ich nicht auch mal was technisch einfacheres dazwischenlegen will, deswegen hab ich ja auch ne Nocturne von Chopin und Pathétique1 angefangen.

Mich regt es nur auf, dass sie behauptet, ich werde jetzt technisch vielleicht nicht mehr so vorankommen, und soll deshalb gar nicht erst an solche hammerstücke denken.

Ich meine, die reagiert ja schon allergisch drauf, wenn man sagt, dass einem La Campanella gefällt.
 
Es gibt keine Trennung musikalisch <-> technisch, auch die Paganinivariationen müsstest du musikalisch spielen, und die sind verdammt schwer. Sprech doch einfach so Hammerstücke wie die Paganinivariationen oder La Campanella gar nicht erst an, was bringt das, du wirst sie spielen, wenn du dein Klavierstudium fast abgeschlossen hast (wenn du soweit kommst), aber jetzt ist es utopisch, zumal ja sogar die Chopinetüden noch anstehen, die zum größten Teil um ein Vielfaches einfacher sind.
Man muss keine Hammerstücke spielen, um technisch weiterzukommen. Vor den Chopinetüden (die du in zwei Jahren spielen willst) hab' ich auch keine solche Brocken gespielt (also solche, die du nennst, spiel ich natürlich auch heute noch nicht, und werd ich vermutlich nie spielen, da ich kein Pianist werden will).
 
Sprech doch einfach so Hammerstücke wie die Paganinivariationen oder La Campanella gar nicht erst an, was bringt das, du wirst sie spielen, wenn du dein Klavierstudium fast abgeschlossen hast
Erst einmal: Als ich sie vor ein paar Monaten auf La Campanella angesprochen habe, hatte ich keine Ahnung, wie sauschwer das ist, ich hatte ja auch gar nicht vor es zu spielen, aber woher soll ich denn wissen, welche Stücke für mich machbar sind, wenn ich keinen frage?

Zweitens: Wie kommst du darauf, dass ich solche Stücke nur spielen können werde, wenn ich ein Musikstudium abgeschlossen habe. Es gibt 12-jährige, die sowas spielen. Außerdem muss man doch eh schon so schwere Stücke draufhaben, wenn man überaupt die Aufnahmeprüfung fürs Klavierstudium schaffen will.
Außerdem kannst du mir nicht sagen, dass nur Konzertpianisten solche Stücke draufhaben, es gibt auch Amateurpianisten, die das können.

Vor den Chopinetüden (die du in zwei Jahren spielen willst
Ich will ich nicht in zwei Jahren spielen, sondern innerhalb der nächsten beiden Jahre, und wie gesagt, ich habe keineswegs vor, davor sowas wie La Campanella zu spielen, das wäre schon extrem utopisch.

Aber du hast Recht. Am besten spreche ich solche Stücke wirklich nicht mehr an.
 
Zweitens: Wie kommst du darauf, dass ich solche Stücke nur spielen können werde, wenn ich ein Musikstudium abgeschlossen habe. Es gibt 12-jährige, die sowas spielen.

Die Frage war nicht an mich gerichtet, ich will aber trotzdem was dazu sagen.
Hacon, du mußt einfach mal mit den Füßen auf den Boden runterkommen und einsehen, daß du du bist, und daß es keinen Zweck hat, sich mit diesen 12jährigen youtube-Wunderkindern zu vergleichen. Wenn dein Ziel ist so gut zu werden wie diese Wunderkinder, dann kannst du gleich mit dem Üben aufhören. Keine Chance. Das ist dann wie das Märchen vom Hasen und dem Igel ;)


Außerdem muss man doch eh schon so schwere Stücke draufhaben, wenn man überaupt die Aufnahmeprüfung fürs Klavierstudium schaffen will.

Muß man nicht. Wer hat denn sowas behauptet? Wenn man Konzertpianist werden will - ja, aber dafür ist es wohl echt zu spät.

Wenn ich es richtig verstanden habe, hast du nun eh für ein Jahr eine andere Lehrerin / einen anderen Lehrer, und ich denke, das könnte sich sehr "bewußtseinserweiternd" auf deine Sicht des Klavierspiels auswirken, wenn du Glück hast.

Deine Vostellung von wegen "erstmal Technik, Musikalität pappen wir dann am Ende oben drauf" finde ich schon äußerst kurios... :mrgreen:

Gruß
Haydnspaß
 
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Zitat von Haydnspaß:
Deine Vostellung von wegen "erstmal Technik, Musikalität pappen wir dann am Ende oben drauf" finde ich schon äußerst kurios... :mrgreen:

Gruß
Haydnspaß
Ich habe früher auch so gedacht, aber meine Klavierlehrerin, die sehr viel Wert auf Musikalität legt, hat mich mittlerweile eines Besseren belehrt.
Ich komme gerade aus dem Klavierunterricht und es wurde nur über Ausdruck gesprochen. Jetzt gefällt mir mein totgeübtes Stück (Beethoven - Sonate Op.2 Nr.1) wieder super gut. Zwischendurch fand ich es nur noch langweilig und einfach nicht schön.
Außerdem bilde ich mir ein, dass es jetzt viel besser läuft (technisch) :eek:

Außerdem hab ich jetzt ein Bach Werk gefunden, das mir richtig gut gefällt: Das Präludium in C-Dur, aus dem 2.Band des Wohltemperierten Klaviers.

marcus

@Hacon: Hast du schon mal von Heinrich Neuhaus - Die Kunst des Klavierspiels gelesen? Ich finde es unglaublich faszinierend. Regt sehr dazu an, mehr über Musik/Talent/Klavierunterricht nachzudenken.
 
Hacon, du mußt einfach mal mit den Füßen auf den Boden runterkommen und einsehen, daß du du bist, und daß es keinen Zweck hat, sich mit diesen 12jährigen youtube-Wunderkindern zu vergleichen. Wenn dein Ziel ist so gut zu werden wie diese Wunderkinder, dann kannst du gleich mit dem Üben aufhören. Keine Chance. Das ist dann wie das Märchen vom Hasen und dem Igel
Tut mir Leid, aber das werde ich nicht einsehen. Diese Wunderkinder lernen sehr sehr schnell und erreichen desshalb in kurzer Zeit ein sehr hohes Level.
Das heißt aber nicht, das jemand wie ich, der nicht ganz so extrem begabt ist, dieses Level nicht auch erreichen, auch wenn es bei mir dann halt ein paar Jahre länger dauert.

Muß man nicht. Wer hat denn sowas behauptet? Wenn man Konzertpianist werden will - ja, aber dafür ist es wohl echt zu spät.
Genau, wenn man Konzertpianist werden will. Du kannst mir nicht sagen, dass alle Klavierstudenten ( also künftige Konzertpianisten) mal Wunderkinder waren. Und wenn die dann solche Stücke mit 16, 17 spielen, dann, weil sie mit 5 Jahren angefangen, und 12 jahre daraufhin gearbeitet haben.
Dann kann mir keiner sagen, dass ich das nicht auch in diesem Zeitraum schaffen kann.

Deine Vostellung von wegen "erstmal Technik, Musikalität pappen wir dann am Ende oben drauf" finde ich schon äußerst kurios...
So sehe ich das gar nicht. Ich weiß sehr wohl, wie wichtig die Musikalität ist.
Ich habe auch gar nichts dagegen, mal ein technisch leichteres Stück zu spielen, um mich aufs Musikalische konzentrieren zu können.

Aber ich kann einfach nicht verstehen, warum meine lehrerin sagt, dass ich so langsam an meine ( technischen) Grenzen stoßen werde.

Deine Vostellung von wegen "erstmal Technik, Musikalität pappen wir dann am Ende oben drauf" finde ich schon äußerst kurios...
Nein, gibt es irgendwo Kritiken oder Bewertungen zu dem Buch, oder kannst du was drüber berichten.
 

Nein, gibt es irgendwo Kritiken oder Bewertungen zu dem Buch, oder kannst du was drüber berichten.

Ich muss ehrlich sagen, dass Heinrich Neuhaus einem Menschen die Augen öffnet. Er beschreibt unglaublich intensiv die Rolle der Musik beim Musizieren, wie alles Technische nur dazu dient, der Musik Ausdruck zu verleihen. Ich würde das Buch uneingeschränkt weiterempfehlen.

Rezensionen gibt's wie üblich bei Amazon:
http://www.amazon.de/Die-Kunst-Klavierspiels-Heinrich-Neuhaus/dp/3872520172
 
Danke Killmymatrix. Übrigens hat Koelnklavier einiges zum Thema Heinrich Neuhaus auf seiner Homepage: http://www.koelnklavier.de/texte/interpreten/neuhaus.html
Ich bin genauso begeistert von dem Buch wie Killmymatrix.

Hacon, ich glaube auch nicht, dass du technisch nicht mehr weiter kommen kannst. Aber ich halte es für sehr ...ineffektiv, ein zu großes Gewicht auf die Technik zu legen.
Manchmal hab ich den Eindruck, du unterteilst die gesamte Klavierliteratur in zwei Klassen: technisch schwierige und musikalisch schwierige.
Ich denke in jeden Stück sind beide Anteile etwa gleich stark enthalten. Z.B. der dritte Satz der Mondscheinsonate will doch auch musikalisch gestaltet werden, sonst klingt es ja wie eine (langweilige) Etüde.

marcus
 
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Manchmal hab ich den Eindruck, du unterteilst die gesamte Klavierliteratur in zwei Klassen: technisch schwierige und musikalisch schwierige.
Das ist nicht meine Meinung. Ich versuche lediglich, die Klavierliteratur in verschiedene technische Schwierigkeitsstufen zu unterteilen, um zu gewährleisten, dass das Niveau der Stücke, die ich erarbeite steigt.

Und in musikalisch schwierig oder leicht unterteile ich schon mal gar nichts. Ich denke, es gibt in der klassischen Literatur nicht viele Stücke, die musikalisch leicht wären. Wenn mans drauf hat, kann man die meisten Stücke richtig schön gestalten.
Das merkt man ja immer dann, wenn man einen Schüler ein Stück spielen hört, der es vermeintlich schön spielt, und danach einen Konzertpianisten der es viel besser interpretiert.
 
Tut mir Leid, aber das werde ich nicht einsehen. Diese Wunderkinder lernen sehr sehr schnell und erreichen desshalb in kurzer Zeit ein sehr hohes Level.
Das heißt aber nicht, das jemand wie ich, der nicht ganz so extrem begabt ist, dieses Level nicht auch erreichen, auch wenn es bei mir dann halt ein paar Jahre länger dauert.

Du meinst also, in 10 Jahren bist du genau so gut wie diese Wunderkinder?
Was glaubst du, wie gut diese Wunderkinder erst in 10 Jahren sind.

Genau, wenn man Konzertpianist werden will. Du kannst mir nicht sagen, dass alle Klavierstudenten ( also künftige Konzertpianisten) mal Wunderkinder waren.

Kann ich nicht? Doch. Ich kann dir sogar sagen, daß einige von den Wunderkindern nachher nichtmal Konzertpianisten geworden sind.

Und wenn die dann solche Stücke mit 16, 17 spielen, dann, weil sie mit 5 Jahren angefangen, und 12 jahre daraufhin gearbeitet haben.
Dann kann mir keiner sagen, dass ich das nicht auch in diesem Zeitraum schaffen kann.

Bitteschön, es steht dir natürlich frei, das Gegenteil zu beweisen.

Aber ich kann einfach nicht verstehen, warum meine lehrerin sagt, dass ich so langsam an meine ( technischen) Grenzen stoßen werde.

Warum das deine Lehrerin sagt, weiß ich natürlich auch nicht. Sie täuscht sich da vielleicht. Aber wenn du so sehr von der technischen Schwierigkeit fasziniert bist, und so wenig von der musikalischen Gestaltung, dann frag ich mich, wo dich dein grenzenloser Fortschritt hinführen wird.
 
@Hacon: Hast du schon mal von Heinrich Neuhaus - Die Kunst des Klavierspiels gelesen? Ich finde es unglaublich faszinierend. Regt sehr dazu an, mehr über Musik/Talent/Klavierunterricht nachzudenken.
Kann ich nur bestätigen, bin auch gerade beim Lesen!

Hacon, viell. ist das Pausenjahr deiner KL wirklich deine Chance und dein Klavierspiel bekommt wiedr neuen Wind in die Segel!
Wünsch dir jedenfalls viel Glück!
Grüße, Madita
 
Wo führt das hier nur hin...

Also erst einmal ist es Unsinn, dass 12-Jährige (es gibt vielleicht 1-2 Ausnahmen) die Paganinivariationen auf professionellem Nivau spielen, und auch für eine Aufnahmeprüfung muss man sie nicht können. Was sollte man denn dann im Studium noch lernen?
Für die Aufnahmeprüfung musst du z. B. etwas aus dem Wohltemperierten Klavier können, eine Chopinetüde, eine mittelschwere (du liest richtig, NICHT die Hammerklaviersonate, auch nicht Op. 111) Beethovensonate etc.

So, und zur Musikalität: Technik und Musikalität sind untrennbar. Musikalität resultiert z. T. aus guter Technik. Denn nicht wenige wissen, wie ein Stück eigentlich klingen muss (sonst könnte man ja gar keine professionellen Einspielungen beurteilen und vergleichen), aber die wenigsten können es selbst umsetzen. Dazu bedarf es Technik, und zwar nicht der Technik, die richtigen Tasten zum richtigen Zeitpunkt zu treffen, sondern viel mehr.
Ich verweise nur beispielsweise mal auf diesen Link, den Guendola mal im Forum gepostet hat: http://homepage.mac.com/stevepur/music/debussy_piano/dumesnil/dumesnil.html

Das gehört auch alles zur Technik.
Und wenn du so etwas alles kannst, kannst du die musikalischen Ideen deiner Lehrerin (falls sie dir nicht selbst einfallen) auch umgehend umsetzen, wenn du ein bisschen Gefühl für die Musik hast (wovon ich mal ausgehe).

So, das wars erstmal von meiner Seite.
 
Du meinst also, in 10 Jahren bist du genau so gut wie diese Wunderkinder?
Was glaubst du, wie gut diese Wunderkinder erst in 10 Jahren sind.
Halt. Stop. Ich habe nicht gesagt, dass ich so ein Wunderkind, das jetzt 12 Jahre alt ist, und weiterhin immer besser wird, jemals einholen werde.
Ich habe lediglich gesagt, dass ich es schaffen kann, in 10 Jahren so gut zu werden, wie ein Wunderkind, dass 12 jahre alt ist.

Kann ich nicht? Doch. Ich kann dir sogar sagen, daß einige von den Wunderkindern nachher nichtmal Konzertpianisten geworden sind.
Du sagst das mir aber unter der Bedingung, dass ein Konzertpianist jemand ist, der ständig Konzerte gibt und möglicherweise berühmt ist.
Es gibt aber sehr viele Konzertpianisten, denen nichts anderes übrig bleibt, als viel zu Unterrichten, und die nur ab und an ein Konzert geben.
Und diese waren sicherlich nicht alle Wunderkinder.
Sonst gäbe es so viele Wunderkinder, dass es kein Wunder mehr wäre.

Und wenn die dann solche Stücke mit 16, 17 spielen, dann, weil sie mit 5 Jahren angefangen, und 12 jahre daraufhin gearbeitet haben.
Dann kann mir keiner sagen, dass ich das nicht auch in diesem Zeitraum schaffen kann.

Bitteschön, es steht dir natürlich frei, das Gegenteil zu beweisen
Gerne, da musst du dich aber noch bisschen gedulden;)

Aber wenn du so sehr von der technischen Schwierigkeit fasziniert bist, und so wenig von der musikalischen Gestaltung, dann frag ich mich, wo dich dein grenzenloser Fortschritt hinführen wird.
Um Himmels Willen, versteh mich bitte nicht falsch. Ich habe nie gesagt, dass ich von technischer Schwierigkeit begeistert bin.
Ich weiß zu 1000%, wie wichtig die musikalische Gestaltung ist, ohne sie gibt es so was wie ein Gänsehautgefühl nicht.
Ich frage mich nur, was wohl der beste Weg ist, um mal ein richtig guter Klavierspieler zu werden.
 
Auch wenn Haydnspaß das wohl nicht lesen wird, wie ich eben in einem anderen Thread gesehen habe, möchte ich folgendes klarstellen:

Ich möchte nicht Konzertpianist werden.

Wenn ich irgendwie überheblich rübergekommen sein sollte- war nicht meine Absicht, aber ich finde, hohe Ziele zu haben, ist nichts Falsches.

Ich denke, damit kann der Faden als beendet betrachtet werden.

Mit besten Grüßen,
Hacon
 
Zitat von thepianist73 aus anderem Thread:
Ich bin übrigens der Meinung, dass es nicht im Geringsten eine relevante Standortbestimmung ist, wenn jemand von sich sagt, er habe "Mondschein3 drauf".
Denn derselbe sagt Dinge über Musik und über "langsame Sätze", die stark darauf hinweisen, dass er zumindest musikalisch Mondschein3 gar nicht drauf haben kann, denn sonst hätte er verstanden, worums in der Musik generell geht.
Vor allem, wenn er hier dem Urteil der Lehrerin (die ja auch sagt, dass er Mondschein3 "drauf hat") glaubt, aber sonst an ihrer Kompetenz zweifelt...
Klavier spielen und Pianist sein besteht nicht nur daraus, sehr schnell Tasten zu drücken.
Eigentlich hat es noch nie wirklich daraus bestanden. Pianist sein heisst für mich, zu verstehen (und zwar nicht nur die Musik), zu wissen; Reife, Erfahrung und Würde zu haben und die Musik, das Klavierstück dauernd wieder neu zu hinterfragen.

Und das ist das Problem der jungen Aspiranten: Man kann täglich 10 Stunden Tonleitern üben und so innert Monaten technisch verdammt gut sein. Aber es braucht sehr viele Jahre, um zu verstehen und um musikalische Grösse zu erlangen. Wer nicht gewillt ist, diesen Weg bedingungslos zu gehen und vor allem diese Geduld zu haben, wird scheitern. Da nützt auch kein "aber ich schaff das doch weil ich es ganz fest will". Den Willen haben schon ganz andere gehabt.
An vor allem Haydnspaß und thepianist73:
Ihr habt mich überzeugt.
Ich werde ab jetzt anders an die Klaviermusik herangehen.
Wenn ich weiter so mache wie bisher, werde ich mein Ziel nie erreichen, denn technisch perfekt kann man nicht werden.
Mir ist es lieber, ein guter Musiker zu werden als ein schlechter Pianist.

Das mit den Etüden werd ich bleiben lassen, ab jetzt spiele ich lieber all die anderen schönen Stücke, bei denen ich mich auch sehr aufs Musikalische konzentrieren kann.

Tut mir Leid, das ich hier so viel Chaos veranstaltet habe.

Danke thepianist73, ich glaube, ich habe deinem Beitrag ne neue Einstellung zu verdanken.

Liebe Grüß, Hacon
 

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