Wie wird die sogenannte German Sixth gebildet?
Der German Sixth Chord, auf deutsch übermäßiger Quintsextakkord, bzw. auch verkürzter kleiner Dominantseptnonakkord mit tiefalterierter Quinte im Bass genannt, entwickelte sich aus der Doppeldominante heraus.
Erklärung in C Dur:
Die Doppeldominante in C Dur wäre D7 ( d, f#, a, c). Diese tritt auch häufig als verkürzter kleiner Dominantseptnonakkord auf, das heißt D7 bekommt eine kleine None, deshalb das Wort "kleiner" und der Grundton wird weggelassen, deshalb das Wort "verkürzt". Was bleibt ist ein sogenannter verminderter Septakkord der sich auf der Terz der ursprünglichen Dominante aufbaut. Die Töne wären f#, a, c, eb.
Dieser Dv (= Abkürzung für verkürzter kleiner Dominantseptnonakkord) kann sich einerseits direkt in die Dominante auflösen, andererseits aber auch in den Quartsextvorhalt der Dominante, welcher identisch ist mit der 2. Umkehrung der Tonika (Quartsextakkord).
Die Töne des verm. Septakkordes werden selbstverständlich auf ihren ursprünglichen Grundton (D7) bezogen.
f# = große Terz
a = Quinte
c = Septime
eb = kleine None
Was nun geschieht und stimmführungstechnisch leicht nachvollziehbar ist, ist die Tiefalteration der Quinte. Aus dem Ton a wird somit ein ab.
Wenn man die Linie a ab weiterführt käme als nächster Ton g. Dort angekommen, befindet man sich auf dem Grundton der Dominante welcher ein Teil des vorläufigen Zielakkord darstellt.
Wenn wir also a zu ab tiefalterieren passiert Folgendes mit unserem Akkord:
aus f#, a, c, eb wird f#, ab, c, eb.
Kehrt man nun den Akkord f#, ab, c, eb um, erhält man ab, c, eb, f#. Dies ist der besagte übermäßige Quintsextakkord (= german sixth = verkürzter kleiner Dominantseptnonakkord mit tiefalterierter Quinte). Übermäßig dabei ist natürlich die Sexte. Der Akkord klingt wie ein Dominantseptakkord, verhält sich aber anders, da das f# (enharmonisch umgedeutet stellt es die Septime dar) sich nicht abwärts auflöst, wie man es von einer Dominanteseptime erwartet, sondern ganz conträr aufwärts, und zwar zum g hinstrebend.
Der Auflösungsakkord ist nun nicht G7, wie vermutet, sondern der Quartsextvorhalt der Dominante, welcher identisch ist mit der 2. Umkehrung der Tonika (Quartsextakkord), also C/G.
G7 als Auflösungsakkord kommt aus satztechnischen Gründen (Quintparallelen) nicht in Frage.
Es gibt ausser dem German Sixth noch den French Sixth und den Italian Sixth. Alle 3 haben harmonisch die selbe Funktion und unterscheiden sich nur unwesentlich im Tonmaterial.
German Sixth = ab, c, eb, f#
French Sixth = ab, c, d, f#
Italian Sixth = ab, c, f#
Ich bin mir nicht sicher, ob die ganze Kadenz gemeint ist, wie auf S. 232 in Mark Levines Jazz Piano Buch gemeint ist, oder bloß der Akkord.
Dann wäre B7#11/Eb eine German Sixth.
Levin meint damit ausschließlich die beiden Akkorde im Takt 1, bzw. Takt 3.
Die Kadenz ist allein mit diesen beiden Akkorden allerdings nicht vollständig.