Frage zu einem ungewöhnlichen Kleinklavier

  • Ersteller des Themas Wespennest 101
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Auf dem Video sieht man schon, dass die linke Backe breiter ist als üblich. Aber da muss man schon hinschauen, das fällt ehrlich gesagt gar nicht großartig auf. Gut gemacht. Aber tatsächlich ist die Breite von 1,54 schon beachtlich bei dieser Bauhöhe. Das kann sich schon deutlich bemerkbar machen. Sowohl von der Saitenlänge als auch von der ganzen Druckverteilung und der Resonanzbodenfläche.

Aber warum auch immer die Klaviere so klingen, wie sie nun mal klingen: so ziemlich jeder Hersteller ist ja von seinem Konzept überzeugt. Und manchmal widersprechen sich die Ideen von Hersteller A zu von denen von Hersteller B. Und trotzdem klingen beide super. Wenn man wirklich genau wüsste, was denn nun ein gutes Klavier ausmacht, gäbe es weniger schlechte Klaviere. Und Förster zählt definitiv zu den wirklich echt guten Herstellern. Ich bin Fan von Förster.
 
Ich möchte noch ein bisschen von meinen ersten Erfahrungen mit diesem Klavier berichten. Es steht heute übrigens an seinem vorgesehenen Platz im ersten OG. Die Transporteure haben es von allem unnötigen Ballast wie Mechanik, Deckel usw. befreit und anschließend hochkant hochgetragen. Das ging ganz gut.

Aber nun zur Spielweise: Es ist unglaublich leichtgängig. Wenn ich mit gewohntem Fingerdruck spiele, fliegt es mir lautstärkemäßig um die Ohren. Es genügt ein klitzekleiner Anschlag, um einen Ton zu erzeugen. Und ich muss mir Mühe geben beim Pedalisieren. Bei dem Yamaha war das alles egal. Ich habe mich nur gewundert, wenn ich dann im Klavierunterricht meine Stücke vorgetragen habe, wieso alles verschwommen ist und mein KL mal wieder meine Pedalarbeit heftigst kritisiert hat.
Alles zusammengefasst: Ich werde ab jetzt lernen müssen, kontrolliert zu spielen. Es fühlt sich an wie beim Autofahren mit 200PS: Sobald ich das Gaspedal antippe, schnellt die Kiste nach vorn. Das ist eine völlig neue Erfahrung. Plötzlich kann ich Töne modulieren. Aus Klang wird Wohlklang. Sagenhafter Wohlklang. Und es ist ein unglaubliches Potential für Dynamik gegeben.
Das Problem: Wenn ich mit diesem Spielgefühl an den Yamaha gehe, kommt kaum ein Ton raus. Also der Unterschied kann nicht größer sein, der Yamaha ist vorerst abgemeldet.

Und wenn hier jemand mitliest der nach einem Einsteigerklavier sucht, dann habe ich eine klare Antwort: Das ist die Idealbesetzung dafür, denn der Schüler hat an diesem Instrument definitiv alle Möglichkeiten.
 
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Aber nun zur Spielweise: Es ist unglaublich leichtgängig. Wenn ich mit gewohntem Fingerdruck spiele, fliegt es mir lautstärkemäßig um die Ohren. Es genügt ein klitzekleiner Anschlag, um einen Ton zu erzeugen.
Hast du einmal das Niedergewicht gemessen?
Pedal treten, Gewicht auf die Vorderkante der Taste legen und messen, wie viel nötig ist, damit sich die Taste nach unten bewegt.

Bei meinen Eltern steht ein alter Flügel von Förster mit nur ca. 40g. Beim Besuch muss ich mich dort auch etwas zurücknehmen.

Bei dir könnte man (falls nötig) mit Gewichten in den Tasten etwas mehr Widerstand erzeugen.

Ein Pianino und ein Flügel sind eben völlig unterschiedlich konstruiert, was sich am Pianino u. a. am grundsätzlich direkteren Klang bemerkbar macht.
Ich denke nicht, dass das grundsätzlich mit Flügel vs. Pianino zu tun hat. Es gibt auch schwergängige, leise Pianinos. Deutlich lauter sind Pianinos dann, wenn man die Frontverkleidung abnimmt. Dann hat man die Saiten einen halben Meter vor dem Gesicht und nichts Dämpfendes dazwischen.
 
Ich denke nicht, dass das grundsätzlich mit Flügel vs. Pianino zu tun hat. Es gibt auch schwergängige, leise Pianinos. Deutlich lauter sind Pianinos dann, wenn man die Frontverkleidung abnimmt. Dann hat man die Saiten einen halben Meter vor dem Gesicht und nichts Dämpfendes dazwischen.
Beim Pianino kommt einem der Klang quasi direkt entgegen, ohne Frontplatte natürlich noch stärker. Am Flügel sitzt man zu einem guten Teil im Klangschatten, dazu kommt noch das Notenpult. Wenn ich an einem Flügel spiele, bemerke ich, dass ich einen viel besseren Klangeindruck habe, wenn ich das Notenpult herausnehme.
 
Bei dir könnte man (falls nötig) mit Gewichten in den Tasten etwas mehr Widerstand erzeugen.

Die folgende Aussage offenbart meiner Ansicht nach, dass das nicht erwünscht ist.

Plötzlich kann ich Töne modulieren. Aus Klang wird Wohlklang. Sagenhafter Wohlklang. Und es ist ein unglaubliches Potential für Dynamik gegeben.

Da wäre es doch vermutlich besser - falls gewünscht - den Yamaha leichtgängiger zu machen.
 
Beides bleibt wie es ist. Der Yamaha muss mich erden, damit ich auch mit anderen Instrumenten klar komme.
 
Es ist nicht nur das statische Niedergewicht. Manche Klaviere fühlen sich halt leicht zu spielen an, manche nicht. Und das ist genau so gewollt und nicht die Unfähigkeit des Herstellers. Ich habe schon so viele Klaviere unterschiedlicher Hersteller im Laden gehabt mit genau der gleichen Renner Mechanik. Manche ließen sich butterweich spielen, bei anderen musste man wirklich heftig in die Tasten hauen. Da geht es um die Geometrie der ganzen Angelegenheit. Also die Anpassung der Mechanik an die Tastatur. Was mich schon eher wundert: hier bei Clavio wurde schon mal die Spielweise von Förster Flügeln als zäh und schwer bemängelt (ist aber schon länger her). Kann ich nicht beurteilen, weil ich keine aktuellen Flügel von Förster kenne. Mich würde wundern, wenn Förster bei Flügeln Schwergängigkeit bevorzugt, bei Klavieren aber das Gegenteil.

Wie auch inmer: die Vorlieben sind unterschiedlich und es ist gut, dass es auf dem Markt Unterschiede gibt.
 
Der, auf den ich mich bezogen habe, ist über 100 Jahre alt, vor WK1.
Andere Flügel von Förster waren schwergängiger. Also weder an Flügel vs. Pianino noch an der Marke kann man das festmachen.

Der Punkt war eigentlich, dass, wenn etwas nicht ganz klappt, es nicht am Spieler liegen muss und dass man - wenn gewünscht - in gewissem Rahmen auch etwas anpassen bzw. angleichen kann.
 

Ich hatte vor einigen Wochen den Förster Flügel 190 angespielt. Er war auch sehr leichtgängig und sang...
 
Ein Yamaha C3X sollte doch nicht so "furchtbar" sein, oder?
 
Interessanterweise erzählte mir ein Kollege vor einigen Jahren, dass er in einem Showroom bei Flügeln diverser Hersteller die Tastengewichte gemessen hatte. Förster war der einzige, bei dem alle Tasten exakt da waren, wo sie sein sollten vom Gewicht her: absolut gleichmäßig. Natürlich weiß ich jetzt nicht, was daran Herstellersache und was Sache des Händlers war. Aber ein hochwertiger Hersteller sollte schon dafür sorgen, dass die Instrumente für Kunden bestens da stehen und sich nicht auf den Händler verlassen. Letztlich fällt es doch auf den Hersteller zurück.
 
Ein Yamaha C3X sollte doch nicht so "furchtbar" sein, oder?
Auch da gibt es innerhalb der Serie wohl Streuung. Ich habe 2023 in Leipzig zwei Yamaha-Flügel angespielt. Der GB oder GC war mir eine Spur zu schwergängig, der C3X (jedenfalls ein C und ca. 180 lang) daneben hingegen zu leicht (und ich mag es gerne leicht, weil ich auf oben genanntem Flügel gelernt habe).
 

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