@ dussek: Ich glaube, es geht hier auch nicht um eine explizit erotische Beziehung weder der Gläubigen noch der Geistlichkeit zu Maria, sondern, ähnlich wie bei der Exegese des Hohenliedes oder der Hochzeit zu Kanaan um zwei Dinge:
1. Die Kirche bzw. der christliche Glaube ist keinesfalls sinnesfreudenfeindlich! Natürlich gibt es gewisse Grenzen, aber Sexualität und ähnliches gehören mit zur Schönheit der Schöpfung und sind sogar heilig - weshalb sie unter besonderem Schutz stehen.
2. Der Gläubige soll in einer auch sinnlichen - also typisch menschlichen - Beziehung zu Gott und auch zu den Heiligen stehen - ganz im Sinne der unio mystica, deren trauriges Dahinschwinden ich ja an anderer Stelle schon genug beweint habe. Alles, was wir aus der Bibel über unsern Glauben wissen, sind Dinge, die sich auf das tägliche sinnliche Leben der Menschen beziehen: Es geht um Essen und Trinken, Wein und Brot, Leiden und Freuden, Glück und Unglück, Unwetter und reiche Ernten, Tod und Auferstehung, nicht um theologisch komplexe Gedankengebäude - und dennoch ist die Bibel keineswegs ein oberflächliches Bauernleben-Handbuch, sondern verbindet die Lebenswirklichkeit der Menschen auf mystische Weise mit dem Göttlichen zu einer Einheit: Das soll sich auch im Leben der Gläubigen widerspiegeln, deren Beziehung zu Maria also nicht erotisch, sondern besser sinnlich - also echt menschlich - geprägt sein soll. Das vermisse ich auch oft an manchen evangelischen Gottesdiensten: Das Fehlen dieser Ganzheitlichkeit - und Ganzheitlichkeit lässt sich eben am besten sinnlich - also mit den Sinnen - wahrnehmen. Das zählt für mich zum inkarnatorischen Prinzip, was sich schon im Leben Christi verdeutlicht und hat nichts mit unterdrückter und nun auf Maria ausgerichteter Sexualität zu tun! :D
Herzliche Grüße
Dein Lisztomanie
dessen Namensvetter meines Wissens auch dieser Ansicht war...:D