Eure Cembalo-Erfahrungen

  • Ersteller des Themas sebastian
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sebastian

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11. März 2006
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Hallo allerseits,

mich würde interessieren, welche Erfahrungen ihr mit dem Cembalo gemacht habt. Ich selbst habe erst einmal vor einem gesessen und kurz angespielt. Es war ein ulkiges Gefühl, bei jedem Niederdrücken einer Taste zu merken, wie die entsprechende Saite angezupft wurde!

Wie sind eure Erfahrungen? Habt ihr schon an Cembalo-Workshops teilgenommen (die werden an Musikschulen für Pianisten angeboten, die im Rahmen von "Jugend musiziert" begleiten wollen) oder das Instrument extra gelernt? Oder habt ihr euch einfach so ans Instrument gesetzt? Musiziert ihr jetzt auf dem Cembalo?
 
habe gelegentlich continuo gespielt für bach-brandenburgische konzerte und kantaten. hat mir nicht sonderlich viel spaß gemacht auf dem cembalo, fand ich sogar schlimmer als orgel-continuo.
solo-literatur hab ich auf C. nicht gespielt, von daher kann ich das nicht beurteilen.
aber was ich halt nicht mag: man hat keine kontrolle über die töne, sowas wie artikulation gibt es aufgrund des reißens der seite nicht (oder ist mir nicht bekannt - die cembali, auf denen ich spielte, verfügten nicht über solch eine technologie) und dadurch klingt leider alles sehr ähnlich.
dann dieser klapprige anschlag - nä, das is nix für mich. :P
 
Habe mal als Jugendlicher so ein Ding ausprobiert. Mir fehlte da auch die Dynamik, nach 10 Minuten war der Spaß verflogen.
 
Meine Cembalo-Erfahrungen

Ich habe zwei, drei Jahre selber ein bisschen Klavier gespielt, bis ich letztes Jahr die Möglichkeit bekommen habe, Cembalostunden am Konservatorium Graz bei Konstanze Rieckh zu nehmen.
Und muss sagen: ich war von Anfang an verzaubert!
Zu dem obenstehenden Kommentar, Artikulation wäre nicht (!!!) möglich, muss ich sagen, dass wohl die grösste Herausforderung ist, beim spielen zu artikulieren. Je nachdem, wie man die Tasten anschlägt, werden die Saiten anders gezupft, und ein anderer Klang entsteht.
Ich habe das Cembalo als ein wesentlich sensibleres und Facettenreicheres Instrument als das Klavier zu schätzen gelernt.
Wie meine Professorin sagt: das Cembalo mag anfangs hart klingen, aber man muss seine eigenen Bewegungen immer größer, runder und sanfter anlegen als das Instrument selbst, man darf es niemals als einen eckigen Kasten mit harten Tasten sehen, sondern als etwas größeres. Das Cembalo ist ein Zupfinstrument, wie eine Laute, und genauso weich kann es auch klingen, selbst wenn die meisten Aufnahmen etwas anderes suggerieren.

Das Spielgefühl ist vollkommen anders, wie schon in vorigen Kommentaren beschrieben. Vor allem ist noch zu sagen, dass die historischen Fingersätze erheblich variieren und es verschiedene, für Klavierspieler anfangs sehr ungewohnte Anschlagarten gibt. Die Bewegungen sind rund und kreisend, die Finger sitzen sehr weit außen am Rand der Tasten und werden beim modulieren mit einer Bewegung der gesamten Hand über die tasten gezogen. Kleiner Finger und Daumen dürfen NIEMALS die schwarzen (also im Falle des Cembalos schwarzen) Tasten berühren. Ich habe die ersten drei Wochen nur einstimmige Kinderlieder gespielt, bis ich dieses spezielle Gefühl begriffen hatte.

Also, ich liebe das Cembalospielen- und kann nun kein Klavier mehr anfassen, es kommt mir nach dem komplizierten, zarten Charakter des Cembalos zu simpel und exhibitionistisch, fast vulgär vor. Eigenartig, denn vor einem Jahr habe ich noch ganz anders gedacht. :rolleyes:

PS: Unbedingt mal bei einem guten Lehrer probieren!!!
 
hups, beim cembalo weißen habe ich gemeint!
 
Meine Erfahrung auf dem Cembalo beschränkt sich auf gelegentliches Spiel, meist Continuo einer Triosonate o.ä., und Stimmen, grobes Regulieren und einfachere Reparaturen, z.B. Erneuern von Zupfkielen und Richten der Dämpfer vom Lautenzug.

Ciao,
Mark
 

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