Erfahrung gefragt zu Portable Audiorekorder wie das Tascam X8

  • Ersteller Ersteller Azad
  • Erstellt am Erstellt am

  • #21
Der wirklich relevante Unterschied ist, dass sich bei MS im Gegensatz zu XY Druckempfänger ('Kugeln') als 'M' einsetzen lassen.

Den Aspekt habe ich bisher ausgelassen. Mikrofone mit Kugelcharakteristisk können durchaus ihre Vorzüge haben.

Alle gerichteten Mikrofone - von der "8" bis hin zur "breiten Niere" haben zu den tiefen Frequenzen hin einen entfernungsabhängigen Frequenzgang: Bei geringem Abstand eine Baßanhebung (die bei Sängern "unten herum" Volumen macht), bei Abständen über einem Meter zu Baßabsenkungen führt. Das Mikrofon mit Kugelcharakteristik hat diese Entfernungsabhängigkeit im Baßfrequenzgang nicht.

Aufgrund dieser Eigenschaft habe ich an Flügeln gerne Mikrofone mit Kugelcharakteristik bei Beschallung eingesetzt. Bei Nieren mit der Baßanhebung bei geringen Abständen passiert es leicht, daß bei getretenem Pedal eine Rückkopplung über die Saiten auftritt.

Generell sind aber one-point recordings von Klavieren/Flügeln selten eine zu bevorzugende Lösung, sondern eher Notbehelf, oder sie gehören in die Rubrik 'spezieller Bedarf', wie zB die 'Player Perspektive'.

Als "Notbehelf" würde ich es nicht bezeichnen. Aber ich stimme Dir zu, daß der Resonanzboden alles andere als ein Klangkörper wie Geige, Flöte, ... etc. mit begrenzter Abmessung ist und von daher die Lokalisierbarkeit, wie sie XY (oder MS) bietet, nicht unbedingt vorteilhabt ist.

... die Mikrofonwahl angeht ist als Grundausstattung ein akzeptables Pärchen Kleinmembran condenser (i.d.R. Niere) sinnvoll, was dann ggf. nach Bedarf erweitert werden kann.
Abhängig vom Geldbeutel kommen Schoeps, Sennheiser mkh-Serie, Neumann KM-Serie (oder besser ein Paar 'alte' KM84) als 'Luxuslösung' in Frage, mit leichten Abstrichen gehen auch die Oktava-012 (derzeit wegen Sanktionen schwer erhältlich) oder die (leider etwas spitz klingenden) Rode NT5 oder die breiter werdende Palette ähnlicher mittelpreisiger Modelle.

Ich werfe noch ins Rennen:

Beyerdynamic M201 (preiswerter als Sennheiser MD441, von mir klar favorisiert; sehr universell, an Schlagwerk ein Knaller)
Beyerdynamic MC930 (war vor 15 Jahren der Preistip, bewegen sich jetzt fast schon auf dem Niveau von Neumann Km184, etwas mittiger und "wärmer" im Klang als SCHOEPS CMC54)
Line Audio CM4 (dieses Mikrofon wurde von einigen namhaften Kollegen im Tontechnikbereich in höchsten Tönen gelobt und hat wirklich Bestand neben dem DPA 2011 C. Line Audio CM4 ca. 160 €, DPA 4011 C 900 €.
SCHOEPS KFM 6 (das Kugelflächen(stereo)mikrofon, das nicht mehr produziert wird, aber in einem akustisch hervoragendem Raum traumhafte Aufnahmen liefern kann. Fällt unter "Trennkörperstereofonie" mit Pegel- und Laufzeitunterschieden zwischen den Kanälen.)

Rode und Oktava kenne ich nur vom Namen. Gelten ein wenig als "Einsteigermikrofone"?
AKG kommt heute wohl auch nicht mehr in Frage. Wo sind die "hochwertigen Mikrofone wie C460?

Was mich dagegen vor etlichen Jahren überaschte, war Behringer B5 mit der Kugelkapsel. Zu einem 1/15 des SCHOEPS-Preises (CMC62H) war das Mikrofon damals im Vergleich erstaunlich gut. Was man allerdings nicht weiß, wie hoch ist die Serienstreunung, damals wie heute. Das ist eben der Unterschied zwischen "Hobby" und "professionell" ...


Wesentlich wichtiger als die Mikrofonwahl sind aber Positionierung der Mikros, Stimmung und Zustand des Instruments (von der Performance mal abgesehen) und gesicherte Abwesenheit von akustischen Störgeräuschen im Raum.

KEINE Widerworte! ;-)

Der Recorder ist heutzutage kein kritischer Teil der Kette mehr.

Mein Reden: das billigste Gerät ist besser als jede alte Bandmaschine aus Studio und Rundfunk. Nur mit den digitalen Bandrecordern von Tascam hatte ich ständig Ärger: Zwei Jobs und wieder eine Reparatur. Egal, ob DAT (DA 30 MK ii) oder DTRS (DA-78HR). (Die HiFi-DAT-Recorder erwiesen sich auch nicht als Investition in die Zukunft.)
 
Zuletzt bearbeitet:

  • #22
Ein brauchbares Pärchen für Recorder mit Plug-In Power (3,5mm Eingang) lässt sich ggf. für unter 50€ mit einigen Stunden Bastelei durchaus herstellen.
Natürlich kein Schoeps :020:, aber doch erstaunlich brauchbar :001:.

SCHOEPS (oder Neumann) kann man für ein Projekt ausleihen, wenn man die Qualität wirklich braucht.

Über das folgende Video bin ich beim Daddeln auf youtube gestoßen und möchte deshalb dieses Thema noch einmal aufgreifen. ...



Um aufzuzeigen, daß die Mikrofone NICHT das wichtigste Glied in der Aufnahmekette sind, habe ich das Video hierher verlinkt. Instrument, Raum, Zustand des Pianisten sind Faktoren, die sich allesamt mehr auf das Egebnis einer Aufnahme auswirken als die Frage, welches Mikrofon ...
OK, ein Shure SM58 oder ein Shure SM57 sowie deren Nachbauten würde ich nicht nehmen. Aber auch nicht unbedingt ein Neumann M149tube.
 
Zuletzt bearbeitet:

  • #24
... hat hier schon öfter seine sehr preiswerte und in meinen Augen sehr gute DIY vorgestellt.

Ich kann bestimmt noch einige Alu-Zigarrenhülsen als Gehäuse für DIY-Mikrofone zur Verfügung stellen. Aus den Schraubdeckeln könnte man Wechselkapseln herstellen.

Wenn einer basteln möchte und Spaß am DIY hat, dann ist das super. Aber mit DIY sparen wollen - das funktioniert definitiv nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • #25
Ja, Kleinmembrane in schlechterer Qualität nachzubauen ist nicht unbedingt der Königsweg ;-)
 
  • Like
Reaktionen: Peter
  • #27
Boah nee, schau doch erst mal nach, worum es geht (inkl. Klangproben), bevor du antwortest.

::palmface::

Verweise erst mal richtig auf den Beitrag, auf den Du dich beziehst. Oder soll ich 52 Seiten Beiträge durcharbeiten und raten?

:denken:
 
  • #28
Ich vermute mal, es geht um die Primo EM172er Kapseln bzw. aktuell die 272er.
Sind in der Tat sehr geeignete Kandidaten für erfolgreiches und auch für Laien realisierbares DIY.
Auch die vergleichbaren und in der EU einfacher (und günstiger) erhältlichen AOM5024 kommen in Frage.
In der 'fieldrecording-szene' sind die Teile seit etlichen Jahren sehr erfolgreich im Einsatz, selektierte und ggf. modifizierte Mikros mit diesen Kapseln sind aber auch mit guten Ergebnissen für Klavier/Flügel oder auch decca-tree (quasi M50 für Arme) einsetzbar.
 
  • Like
Reaktionen: Peter
  • #29
SCHOEPS KFM 6 (das Kugelflächen(stereo)mikrofon, das nicht mehr produziert wird, aber in einem akustisch hervoragendem Raum traumhafte Aufnahmen liefern kann. Fällt unter "Trennkörperstereofonie" mit Pegel- und Laufzeitunterschieden zwischen den Kanälen.)
Pegel- und Laufzeitunterschiede sind auch bei ortf und Co. vorhanden. Der Unterschied bei den Trennkörpersystemen besteht in den zusätzlich erzeugten richtungsabhängigen spektralen Differenzen.
Daher auch die oft relativ gute Verwendbarkeit für Kopfhörer-Hören und die Probleme bei Lautsprecherwiedergabe.
Das ist aber ein weites Feld, da der Raumeindruck von Trennkörperaufnahmen über Kopfhörer sehr stark von der individuellen Anatomie der Hörer:innen abhängt.
-> HRTF
 
  • #31
[DECCA Tree]
ist aber eher nichts für Flügel/Wohnzimmer oder klingt das auch in kleineren Räumen gut?

Wenn Dein Wohnzimmer die entsprechende Höhe und das passende Volumen hat, damit auch ein Orchester hineinpaßt? Dann ja ...
Denk daran:
DECCA-Tree besteht aus Mikrofonen mit Kugelcharakteristik! In kleinen Räumen dürften Probleme mit Auslöschungen / Kammfiltereffekten verstärkt werden.

Bin immer noch neugierig, haben die dann beim Basteln etwas mit den Tischtennisbällen zu tun?

Der TECCA-Tree bestand ursprünglich aus drei NEUMANN M50. Das ist KEIN Großmembranmikrofon, auch wenn das Mikrofongehäuse aufgrund seiner Größe dies vielleicht vermuten läßt. Das M50 ist mit einer Kleinmembranmikrofonkapsel aufgebaut, die bündig in die Oberfläche einer Kugel mit 40 mm Durchmesser eingelassen ist.

Welch ein Zufall, daß ein Tischtennisball ebenfalls 40 mm Durchmesser hat ...

(Tischtennisbälle nehmen nur Stümper. Holzkugel sind die deutlich bessere Wahl.)

DeccaTree_M50-new.png

In den beiden Grafiken unten (verschiedene Quellen) sieht man den Einfluß der 40 mm großen Kugel auf Frequenzgang und Richtcharakteristik:
Ab ca. 2 kHz steigt der Ausgangspegel um 6 dB an (erinnert sich jemand an den Grenzflächeneffekt?) und die Richtcharakteristik verengt sich auf eine "Birne". So kommt zur Laufzeit noch eine pegelabhängige Richtungsinformation.

Man muß nicht unbedingt drei Neumann M50 haben, um DECCA-Tree-Aufnahmen machen zu können. Entweder nimmt man drei Tischtennisbälle mit zweifelfaften Primo EM172/272 oder AOM5024. Oder direkt eine qualitativ brauchbare Variante mit NEUMANN KM130 / 183 und SBK 130; alternativ SCHOEPS MK2, MK2H ,MK2S mit dem Kugelaufsatz KA40. (Ich ziehe SCHOEPS vor.)


Screenshot 2025-11-09 at 05-57-43 docu0064_historical_collection_M50.PDF.png

Screenshot 2025-11-09 at 05-42-37 Decca Tree Recording mit Neumann Druckempfaengern M50 John B...png

Entstanden ist diese Konstruktion des Neumann M50 zu einer Zeit, als man die Technik zur Herstellung von Mikrofonen mit Nierencharakteristik noch nicht richtig beherrschte. So erreichte man wenigstens eine frequenzabhängige Richtcharakteristik. Auch heute kann ein Mikrofon wie das M50 oder ein Kleinmembranmikrofon mit Kuglaufsatz wie KA 40 oder SBK 130 bewußt zur Klanggestaltung genutzt werden, denn das Mikrofon scheint die Klangquelle näher heran zu holen.

Aufstellung DECCA-Tree L M R , die Anordung steht nicht vor dem Orchester, sondern direkt hinter/über dem Dirigenten.
An den Flanken können zur Stütze die Mikrofone (L) und (R) aufgestellt werden, die Kontrabässe können mit einem (!) Mikrofon S vor einem Baß, hier ggf. Grenzfläche auf dem Boden, gestützt werden. Weitere Stützmikrofone S nach Notwendigkeit, wobei man sich vor Augen halten sollte, daß der DECCA-Tree die Zahl der nötigen Mikrofone reduzieren sollte.

Der DECCA-Tree ist kein Kochrezept für die schnelle Aufnahme. Es braucht einigen Aufwand, die drei Mikrofone bestmöglich einzurichten. Dies betrifft sowohl den Abstand zwischen den Mikrofonen L, M, R zueinander als auch die Höhe jedes einzelnen Mikrofons sowie seinem genauen Standpunkt.

Screenshot 2025-11-09 at 06-56-21 g… - deccatree.pdf.png

DECCA-Tree, finde die Fehler (es sind drei!) :

Decca-Tree-System-2.png.webp


Basteln für DECCA:

Als preiswertes Mikrofon bietet sich m.E. das Behringer B-5 mit der Kugel-Kapsel für 52 €/Stück an. Ich habe das Behringer B-5 mit der Kugelkapsel vor 20 Jahren mit dem SCHOEPS CMC62H verglichen und war von den B-5 recht angetan. (In Relation zum CMC62H, das 30 mal teuerer ist als ein B-5.)

Alternativ könnte man auch Behringer ECM-8000, Superlux ECM999, Beyerdynamic MM1 oder vergleichbares probieren. Denkbar wären auch Ansteckmikrofone mit Kugelcharkteristik, die man in eine Holzkugel einpaßt. Zu beachten ist nur, daß Mikrofone mit kleineren Membranen mehr rauschen.

Da braucht man nur eine 40 mm Durchmesser Holzkugel passend aufzubohren und das Mikrofon einzusetzen..
 

Anhänge

  • Screenshot 2025-11-09 at 05-42-37 Decca Tree Recording mit Neumann Druckempfaengern M50 John B...png
    Screenshot 2025-11-09 at 05-42-37 Decca Tree Recording mit Neumann Druckempfaengern M50 John B...png
    238 KB · Aufrufe: 3
Zuletzt bearbeitet:

Ähnliche Themen

Mac_News
Antworten
0
Aufrufe
136
Mac_News
Mac_News

Zurück
Oben Unten