Ein Musical einarbeiten

[backe]

Ich würde gerne eure professionelle Meinung zu folgendem Thema hören:

Wie aufwendig ist es mit Jugendlichen ein Musical einzustudieren?

Wir setzen voraus, dass die Jugendlichen im Alter von 14-17 Jahren und motiviert sind. Wir haben eine heterogene Gruppe bestehend aus ein paar wenigen kompletten Anfängern, sowie ein oder zwei mit viel Talent und jahrelangem Unterricht in Stimmbildung und einem Großteil, der musikalisch ist, aber nur Instrumentalunterricht hatte, aber aus Spaß singt und somit auch ein gewisses Level erreicht hat.

(Natürlich ist das sehr theoretisch gehalten, deswegen möchte ich hier nicht weiter auf die Vorraussetzungen eingehen. Mir ist bewusst, dass diese maßgeblich sind.)

Ich sehe diesen Ausschnitt und die Leistung, die diese Jugendlichen einer Highschool (also ca 15-17 Jahren alt) erbringen als sehr hoch an:
You're A Good Man Charlie Brown - Happiness

Ein weiterer Aspekt, der mich besonders interessiert:

Welche Erfahrung und welches Wissen sollte ein Leiter mitbringen?

Bitte kein: "je mehr, desto besser", das ist trivial. Wieviel Jahre Stimmbildung/Instrumentalunterricht sollte der Leiter gehabt haben? Muss der Leiter selbst gut singen können oder ist ein geschultes Ohr ausreichend (Im Blick: Anfänger der Gruppe)? Wieviel Wissen über Musiktheorie fließt bei der Einarbeitung ein? Fallen euch weitere wichtige Aspekte ein?

Ich freue mich auf eure Meinungen und (vielleicht auch) Erfahrungen.

 

[Stilblüte]

Ich habe in meiner Kindheit an vielen Kindermusicals mitgewirkt und berichte dir ein bisschen:

Mit 14-17-jährigen suchst du dir eine anspruchsvolle Zielgruppe aus, die sicher nicht ganz leicht zu "handhaben" sind. Denn da ist die Pubertät in vollem Gange, und damit auch die Scham. Eine 9-jährige stellt sich hin und singt, eine 15-jährige, die noch nie allein gesungen hat, ist vielleicht nicht ganz so mutig. Das gilt auch für manche "Handlungen", die in den Musicals dargestellt werden sollen.
Es ist auch ein Alter, in dem man sich gern mal gegen den Chorleiter stellt und grundsätzlich dagegen ist; man möchte dann gerne besänftigt werden und Zuwendung vom Chorleiter erhalten ;) ("Ein Jugendchor befindet sich immer vor oder nach einer Krise").
Aber das sind alles gut überwindbare Hindernisse :)

Das Wichtigste ist nicht, dass der Chorleiter ein super Sänger ist. Er sollte natürlich alles so vormachen können, wie er es später von seinen Schützlingen erwartet, und zwar wirklich alles. Er hat eine sehr große Vorbildfunktion, und eventuelle Scham wird allein durch ihn abgebaut.
Wenn sich also ein Protagonist im Verlauf der Handlung schreiend auf dem Boden wälzen soll und das nicht überzeugend macht, muss der Chorleiter es vormachen...!

Dazu gehört die Motivationsfähigkeit des Chorleiters. Man darf ihm nicht (zu oft) anmerken, wenn er frustriert, demotiviert oder lustlos ist, denn das überträgt sich alles auf die Sänger. Ein Chorleiter hat wirklich sehr, sehr großen Einfluss auf seinen Chor.

Gut ist, wenn er überzeugend dirigieren kann und nicht alles mit Worten erklärt werden muss, denn das dirigieren ist unmittelbarer, und wenn es gut gemacht ist, kann man kaum anders, als dem zu folgen.
Demnach ist eine Grundausbildung schon von Vorteil.
Ich habe mal gehört, dass "Adonia" solche Grundausbildungen anbietet. Adonia bietet projektbezogene Kindermusical mit biblischen Geschichten an, die auch von jungen Erwachsenen geleitet werden.

Es kommt also auf die Probenarbeit an. Wie strukturiert und durchdacht sie ist, und was inhaltlich passiert. Wenn das sinnvoll gestaltet ist, kann man mit motivierten 14-17-jährigen sehr, sehr viel erreichen.
Von Vorteil ist übrigens, wenn man, zumindest gegen Ende der Probenphase, zu zweit ist, und eine Person Klavier spielt und die andere dirigiert.

Bedenke auch, das so ein Musical je nach Umfang sehr kostenaufwendig ist und ohne Sponsoren quasi nicht durchführbar, und dass Musiker und Räumlichkeiten Monate vorher gebucht werden müssen.
Man hat viel zu bezahlen - Raum für mindestens 2 Tage (Aufbau, Generalprobe, Konzert, Abbau!), Reinigung, Hausmeister, Noten, Kostüme, Requisiten, evtl. Miete für ausgeliehene Objekte wie Notenständer, Pultleuchten, Instrumente und evtl. Requisiten, Plakate, Zeitungsanzeigen, Flyer, Programme, Musiker, Gema, hab-sicher-noch-was-vergessen.

Aber es ist richtig toll, wenn man sowas auf die Beine gestellt hat und die Aufführung erleben kann und am Ende der Applaus des begeisterten Publikums steht!!!
Viel Spaß :)

 

[backe]

Danke für die Antwort, leider keine weiteren Meinungen

 

[chiarina]

Danke für die Antwort, leider keine weiteren Meinungen

Lieber backe,

Stilblüte hat schon so viel Gutes geschrieben, ich kann nur alles bestätigen. Ich selbst habe noch kein Musical durchgeführt ( nur mal einen Kinderchor geleitet), weiß aber, dass es sehr aufwendig ist. Du brauchst viel Zeit, Engagement, Idealismus und Enthusiasmus, aber meiner Meinung nach lohnt es sich!!! Meistens sind alle hinterher völlig begeistert über das gemeinsame Projekt!!!

Die zwei wichtigsten Voraussetzungen sind neben Zeit, dass du eine gute musikalische Grundausbildung hast und selbst singen und zum anderen gut mit Jugendlichen umgehen kannst. Wie auch Stilblüte geschrieben hat. Du musst moderieren können, wenn es z.B. Ärger wegen der Verteilung der Rollen geben sollte. Du solltest gut organisieren können - wer ist wofür zuständig ....... . Und du solltest bei Problemen mit dem Singen Hilfestellungen geben können (Stimmbildung etc.).

Wenn du jetzt noch denkst, vielleicht wird's ja schwierig, aber ich möchte es so gern machen, dann mach's!!! :D

Und dann viel, viel Spaß und Erfolg!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

chiarina


P.S.: Musiktheorie finde ich erst mal unwichtig! Stimmbildung, deutliche Sprache, Choreographie sowie die Vermittlung deiner musikalischen Vorstellungen sind viel wichtiger.

 

[backe]

Danke!