
Zweitfluegel
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- 9. Mai 2011
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Hallo Zusammen!
Ich wollte einmal erzählen, wie eine Flügelsuche auch ablaufen kann:
Die Ausgangslage war folgende: Ich hatte zwei Flügel zu Hause! einen Lyra 170 cm ( das ist eine nahezu 100%ige Kopie, des gleich großen Bösendorfer Flügels aus dem Jahr 1926 mit einem wunderbaren Klang, wenn auch leichten Schwächen im Diskant. Der andere ein kleiner Flügel 150cm Ferdinand Karl, den ich bereits früher beschrieben habe, der sich im Lauf der Zeit mit viel Arbeit und Bastelei zu einem ebenfalls sehr klangschönen Instrument mit schöner Spielart entwickelt hat. Aufgrund seiner halbenglischen Langer Mechanik sehr leicht und direkt zu spielen.
Der Klavierlehrer meiner Tochter - sie studiert am Konservatorium im Vorbereitungslehrgang - meinte, dass beide Instrumente zwar schön und für einen Amateur ideal wären, aber für eine professionelle Ausbildung ein neuer oder neuwertiger Flügel von großem Vorteil wäre.
Also machte ich mich auf die Suche. Erste Station Kawai:
GM 10 für Fingergymnastk geeignet klanglich zu vergessen
GE 20 etwas besser
GE 30 das Spielen beginnt ein bisschen Spaß zu machen
RX1 kaum ein Unterschied zu GE 30 feststellbar
GX2 ein Quantensprung, steckt den daneben stehenden RX 3 locker in die Tasche
Shigeru SK7 ein wirklich sehr schöner Flügel
Zurück zu Hause stelle ich fest alles unter GX2 von beiden vorhandenen Flügeln ziemlich locker geschlagen wird.
es kommen starke Frustgefühle auf. Die Flügel, die ich mir leisten kann will ich nicht, die die ich will kann ich mir nicht leisten.
Nächster Stop: Bösendorfer, Yamaha
Ich dachte mir, man muss sich auch das obere Ende ansehen, und siehe da, jeder einzelne Flügel zum Niederknien schön. Nicht alle sind 100%ig mein Geschmack, aber alle sind wirklich toll. Ein vollständig restaurierter, etwa 40 Jahre alter ist allerdings kaum besser, als das, was ich bereits habe, kostet aber über 40K.
Ein Yamaha C3X ist im Vergleich zu den mir bekannten C3 Flügeln ein Großer Fortschritt, aber nicht meins.
Fazit: Bösendorfer bleibt weiter ein Traum, Yamaha ist von der Liste ( allerdings eher mein persönlicher Geschmack)
Blüthner:
zunächst Irmler Europe 160 cm angespielt. Geht zur Not auch, aber Kawai würde mir besser gefallen.
Nicht so bei den Blüthner Flügeln: alles wunderbare Instrumente mit Gänsehaut beim Anspielen. Leider nicht im Budgetrahmen. Vor allem ein kleiner 160er, extrem weich intoniert verursacht Glücksgefühle. Haessler Instrumente waren leider nicht ausgestellt.
Steinway:
Eine für mich nicht ganz verständliche, riesige Enttäuschung.
Essex war völlig zu vergessen.
Boston : ist es wirklich wahr, dass Kawai so schlechte Klaviere baut, oder kommen die jetzt woanders her?
Steinway: 15 Flügel in allen Größen ( außer C) angespielt. Kein einziger, der wirklich klingt, wo der Ton auch wirklich steht. Zwei waren akzeptabel, ein etwa vierzig Jahre alter A und ein - bereits ausgewählter B. Mechanisch waren sie aber alle toll.
Ich kenne wirklich tolle Steinway Flügel, aber die sind offensichtlich alle schon verkauft, oder irgendetwas anderes ist passiert.
Übrigens war das nicht nur mein Eindruck. Ein befreundeter Pianist war zum gleichen Zeitraum da und urteilte genauso.
Nach längerer Diskussion mit dem Klavierbauer meines Vertrauens und mit mehreren Pianisten entschloss ich mich schließlich, den besseren meiner beiden Flügel mechanisch überholen zu lassen, was derzeit auch passiert.
In einem Nebensatz erwähnte er allerdings auch, dass er die FeuLich 218 Flügel für anständige Instrumente halten würde. Normalerweise wäre das auch untergegangen, wenn der Lehrer meiner Tochter nicht am nächsten Tag erwähnt hätte! dass es einen drei Jahre alten Feurich 218 aus der Vermietung für 14,4K gäbe, den er angespielt und für außerordentlich gut befunden hätte.
Eigentlich war diese Variante nicht auf meinem Radar, da ich schon vor etwa einem Jähr zwei dieser Flügel angespielt hatte und nicht beeindruckt war. Es war aber ein Anlaß, das zu wiederholen.
Der Flügel war tatsächlich beeindruckend und auch, da viel im Konzertbetrieb eingesetzt im Gegensatz zu seinen Brüdern perfekt reguliert und intoniert. Extrem brillant - für meinen Geschmack etwas zu viel des guten, aber ein wirklich tolles Instrument. Nicht mein absoluter Traum, aber wirklich schön.
Der Verkäufer wollte mir keine Zeit zum Nachdenken geben und versuchte mich unter Druck zu setzen, also gab es einen Rückzug von mir.
Zunächst habe ich mich sehr geärgert, den Flügel nicht genommen zu haben, aber es gab eine überraschende Wendung. Am Abend desselben Tages entdecke ich in ein Inserat: das gleiche Instrument, ebenfalls drei Jahre alt, aber noch unter dem Namen Wendl und Lung für einen deutlich günstigeren Preis in Mahagoni.
Die klangliche Beurteilung bei der Besichtigung war schwierig, weil das Instrument erstens nicht gut gestimmt war und der Raum in dem es stand akustisch sehr problematisch war. Außerdem war der Flügel nach Aussage des Verkaüfers noch nie intoniert worden. Eine Besichtigung der Mechanik zeigte eine schlampige Regulation, aber auch, dass der Flügel so gut wie ungespielt war. Dennoch habe ich den Flügel nach Überprüfung durch einen lokalen Klavierbauer mit etwas Bauchweh gekauft.
Hier angekommen und nachgestimmt übertrifft das gute Stück alle Erwartungen.
Ich habe die Aussagen in amerikanischen Foren, in denen dieser Flügel mit Steinway B verglichen wird immer für maßlos übertrieben gehalten, kann mir jetzt aber vorstellen, dass er sich tapfer schlagen würde.
Gespannt bin ich, was in ihm noch alles drinsteckt , wenn er erst einmal wirklich gut intoniert und reguliert ist.
Auf jeden Fall bin ich mit meinem Mahagonidrachen absolut glücklich.
P.S.: eines steht allerdings fest: ein FeuLich 218 Flügel ist keine Wertanlage:o
Ich wollte einmal erzählen, wie eine Flügelsuche auch ablaufen kann:
Die Ausgangslage war folgende: Ich hatte zwei Flügel zu Hause! einen Lyra 170 cm ( das ist eine nahezu 100%ige Kopie, des gleich großen Bösendorfer Flügels aus dem Jahr 1926 mit einem wunderbaren Klang, wenn auch leichten Schwächen im Diskant. Der andere ein kleiner Flügel 150cm Ferdinand Karl, den ich bereits früher beschrieben habe, der sich im Lauf der Zeit mit viel Arbeit und Bastelei zu einem ebenfalls sehr klangschönen Instrument mit schöner Spielart entwickelt hat. Aufgrund seiner halbenglischen Langer Mechanik sehr leicht und direkt zu spielen.
Der Klavierlehrer meiner Tochter - sie studiert am Konservatorium im Vorbereitungslehrgang - meinte, dass beide Instrumente zwar schön und für einen Amateur ideal wären, aber für eine professionelle Ausbildung ein neuer oder neuwertiger Flügel von großem Vorteil wäre.
Also machte ich mich auf die Suche. Erste Station Kawai:
GM 10 für Fingergymnastk geeignet klanglich zu vergessen
GE 20 etwas besser
GE 30 das Spielen beginnt ein bisschen Spaß zu machen
RX1 kaum ein Unterschied zu GE 30 feststellbar
GX2 ein Quantensprung, steckt den daneben stehenden RX 3 locker in die Tasche
Shigeru SK7 ein wirklich sehr schöner Flügel
Zurück zu Hause stelle ich fest alles unter GX2 von beiden vorhandenen Flügeln ziemlich locker geschlagen wird.
es kommen starke Frustgefühle auf. Die Flügel, die ich mir leisten kann will ich nicht, die die ich will kann ich mir nicht leisten.
Nächster Stop: Bösendorfer, Yamaha
Ich dachte mir, man muss sich auch das obere Ende ansehen, und siehe da, jeder einzelne Flügel zum Niederknien schön. Nicht alle sind 100%ig mein Geschmack, aber alle sind wirklich toll. Ein vollständig restaurierter, etwa 40 Jahre alter ist allerdings kaum besser, als das, was ich bereits habe, kostet aber über 40K.
Ein Yamaha C3X ist im Vergleich zu den mir bekannten C3 Flügeln ein Großer Fortschritt, aber nicht meins.
Fazit: Bösendorfer bleibt weiter ein Traum, Yamaha ist von der Liste ( allerdings eher mein persönlicher Geschmack)
Blüthner:
zunächst Irmler Europe 160 cm angespielt. Geht zur Not auch, aber Kawai würde mir besser gefallen.
Nicht so bei den Blüthner Flügeln: alles wunderbare Instrumente mit Gänsehaut beim Anspielen. Leider nicht im Budgetrahmen. Vor allem ein kleiner 160er, extrem weich intoniert verursacht Glücksgefühle. Haessler Instrumente waren leider nicht ausgestellt.
Steinway:
Eine für mich nicht ganz verständliche, riesige Enttäuschung.
Essex war völlig zu vergessen.
Boston : ist es wirklich wahr, dass Kawai so schlechte Klaviere baut, oder kommen die jetzt woanders her?
Steinway: 15 Flügel in allen Größen ( außer C) angespielt. Kein einziger, der wirklich klingt, wo der Ton auch wirklich steht. Zwei waren akzeptabel, ein etwa vierzig Jahre alter A und ein - bereits ausgewählter B. Mechanisch waren sie aber alle toll.
Ich kenne wirklich tolle Steinway Flügel, aber die sind offensichtlich alle schon verkauft, oder irgendetwas anderes ist passiert.
Übrigens war das nicht nur mein Eindruck. Ein befreundeter Pianist war zum gleichen Zeitraum da und urteilte genauso.
Nach längerer Diskussion mit dem Klavierbauer meines Vertrauens und mit mehreren Pianisten entschloss ich mich schließlich, den besseren meiner beiden Flügel mechanisch überholen zu lassen, was derzeit auch passiert.
In einem Nebensatz erwähnte er allerdings auch, dass er die FeuLich 218 Flügel für anständige Instrumente halten würde. Normalerweise wäre das auch untergegangen, wenn der Lehrer meiner Tochter nicht am nächsten Tag erwähnt hätte! dass es einen drei Jahre alten Feurich 218 aus der Vermietung für 14,4K gäbe, den er angespielt und für außerordentlich gut befunden hätte.
Eigentlich war diese Variante nicht auf meinem Radar, da ich schon vor etwa einem Jähr zwei dieser Flügel angespielt hatte und nicht beeindruckt war. Es war aber ein Anlaß, das zu wiederholen.
Der Flügel war tatsächlich beeindruckend und auch, da viel im Konzertbetrieb eingesetzt im Gegensatz zu seinen Brüdern perfekt reguliert und intoniert. Extrem brillant - für meinen Geschmack etwas zu viel des guten, aber ein wirklich tolles Instrument. Nicht mein absoluter Traum, aber wirklich schön.
Der Verkäufer wollte mir keine Zeit zum Nachdenken geben und versuchte mich unter Druck zu setzen, also gab es einen Rückzug von mir.
Zunächst habe ich mich sehr geärgert, den Flügel nicht genommen zu haben, aber es gab eine überraschende Wendung. Am Abend desselben Tages entdecke ich in ein Inserat: das gleiche Instrument, ebenfalls drei Jahre alt, aber noch unter dem Namen Wendl und Lung für einen deutlich günstigeren Preis in Mahagoni.
Die klangliche Beurteilung bei der Besichtigung war schwierig, weil das Instrument erstens nicht gut gestimmt war und der Raum in dem es stand akustisch sehr problematisch war. Außerdem war der Flügel nach Aussage des Verkaüfers noch nie intoniert worden. Eine Besichtigung der Mechanik zeigte eine schlampige Regulation, aber auch, dass der Flügel so gut wie ungespielt war. Dennoch habe ich den Flügel nach Überprüfung durch einen lokalen Klavierbauer mit etwas Bauchweh gekauft.
Hier angekommen und nachgestimmt übertrifft das gute Stück alle Erwartungen.
Ich habe die Aussagen in amerikanischen Foren, in denen dieser Flügel mit Steinway B verglichen wird immer für maßlos übertrieben gehalten, kann mir jetzt aber vorstellen, dass er sich tapfer schlagen würde.
Gespannt bin ich, was in ihm noch alles drinsteckt , wenn er erst einmal wirklich gut intoniert und reguliert ist.
Auf jeden Fall bin ich mit meinem Mahagonidrachen absolut glücklich.
P.S.: eines steht allerdings fest: ein FeuLich 218 Flügel ist keine Wertanlage:o
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