Die Methode Anna Hirzel-Langenhans

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Clara Clementi

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18. Juli 2009
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Ich möchte euch kurz die Methode von Anna Hirzel-Langenhan vorstellen. Ich selbst habe hauptsächlich damit gearbeitet und bin davon sehr überzeugt. Ich habe eine sehr kleine Hand und benötige darum auch viel mehr Training als jene mit größeren Hände, weil die Stücke physiognomisch mehr von mir abverlangen, als sie es Täten, wäre meine Hand noch etwas gewachsen.
Meine Hand wird auch bei kleineren Griffen enorm gedehnt, doch durch die Übungen kann ich Lockerheit in Arm und Hand trotz Spannungen beibehalten. Dies ist natürlich nur der Fall, wenn mir die Bewegung, also die Spannung an sich vertraut ist.
Ich denke aber, dass diese Übungen, so wie sie mir genutzt haben und es noch tun, anderen ebenso viel weiterhelfen werden.

Nun zu der Methode:

Anna Hirzel-Langenhaanzeigt zeigt am Anfang Ihr systhematisches Vorgehen und ich denke ich mache dies hier genauso.

Jeder Finger hat für sich ein einzelnes Kapitel mit Übungen, die verschiedenen Zwecken dienen (1 Kräftigung durch Widerstand/2 Stärkung durch Spielen/ 4 Beweglichkeit/5 Präzision)

Es ereignet sich als schwierig die Übemethode zu erläutern, doch ich wage mich einmal daran. Vielleicht kann mich hier auch jemand ergänzen.-)

Zu1- Ich Zitiere S. 11
Durch "Widerstehen" wird die bewusste Fingerkraft mehr gefördert als durch Bewegung.
Der Widerstand stärkt den widerstehenden Finger, indem dieser der Versuchung widersteht, durch den sich bewegenden Finger selbst Bewegt zu werden. Er Stärkt sogar den spielenden Finger, der nun ohne Beihilfe seines Nachbarn, des widerstehenden Fingers, die Taste niederzurücken hat und somit nur seine Muskeln hierfür anwenden kann"

Das Widerstehen kann durch niederdrücken einer Taste oder durch das liegen lassen jenen Finger auf der taste geschehen. Letzteres ist schwieriger als ersteres. Die Unabhängigkeit der einzelnen finger wird sehr gestärkt.

Anna Hirzel-Langenhan betont jedoch auch noch das die Übungen des Widerstehens Mittels einer Niedergedrückten taste nicht beim Spielen angewandt werden und nur Übungszwecken dienen. Allerdings ist die Übung des Ruhenden Fingers auf der Taste wesentlich bei jedwedem spiel.

Zu 2)
Stärkung durch spielen. Hier spielt der zu Stärkende Finger zwei Töne auf einmal und ist der Kraft von zwei tasten gleichzeitig ausgesetzt. dabei wird auch manches mal durch Widerstand anderer Finger die Unabhängigkeit jener zusätzlich gestärkt.

Zu 3)
Beweglichkeit. Hierbei jongliert der zu trainierende Finger zwischen zwei Tasten, also der vierte Finger spielt die Töne c und h oder c und d hintereinander. Es sei jedoch deutlich, das die Übungen selbst viel komplexer sind, als ich es imstande bin zu erklären. Dh. Die unabhängigkeit der Finger steht immer im Raum bei jedweder Übung.
Beispiel: Die linke Hand spielt mit dem 2 und 5 finger h und fis ( punktierte Viertelnote). Gleichzeitig spielt der 4. Finger e, dis, f hintereinander (Achtelnote). Darauffolgend spielt der 1 und 3 Finger a und cis (punktierte Viertelnote) ...auch hier spielt der vierte Finger wieder zeitgleich die Noten e, dis, f (Achtelnote).

Zu 4)
Präzision.
der vierte Finger spielt abwechselnd e, f (gleichzeitig) und fis. Auch hier finden Bewegungen der anderen Finger statt.



Außerhalb dieser Systematik finden wir im Anhang tägliche Übung zur Stärkung des Handrückens, für Geschmeidigkeit, Triller, Sexten und Oktavenübungen, Untersatzübungen, sowie Übungen für Tonleitern und Apeggien.


Was ich abschließend aber noch sagen muss, ist, das diese Übungen für Anfänger erst einmal zu schwierig sind. Ich selbst habe mit 5 jahren das Klavierspiel angefangen, wurde an Hirzel- Langenhan aber erst mit 8 herangeführt. Wichtig ist jedoch, bei allen Übungen, dass man sie richtig macht. Dh. das man sich über jede Bewegung bewusst wir (darum geht es auch beim Widerstehen) und locker dabei bleibt. Sollte man bei dem ersten Versuch einer Übung angespannt sein, das könnte sein ( ungewohnte Bewegung) niemals zu lange diese Übung machen und notfalls Stimmen einzeln spielen. Am Ende der Übung auf jeden Fall lockern!

Ansonsten habe ich selbst noch mit Übungen von Cortot und Feuchtwanger gearbeitet, finde sie allerdings bei weitem nicht so gut wie die Von Hirzel- Langenhan.

Ich kann dies hier nur wärmstens empfehlen! Ich denke ich könnte heute manche Dinge nicht spielen, hätte ich hiermit nicht gearbeitet.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Welche Technik macht ihr?


lg Clara Clementi
 
Hi Clara Clementi,

sind die Beschreibungen und Übungen aus
  • Greifen + Begreifen von Anna Hirzel-Langenhan
?

...
Zu 3)
Beweglichkeit. Hierbei jongliert der zu trainierende Finger zwischen zwei Tasten, also der vierte Finger spielt die Töne c und h oder c und d hintereinander. Es sei jedoch deutlich, das die Übungen selbst viel komplexer sind, als ich es imstande bin zu erklären. Dh. Die unabhängigkeit der Finger steht immer im Raum bei jedweder Übung.
Beispiel: Die linke Hand spielt mit dem 2 und 5 finger h und fis ( punktierte Viertelnote). Gleichzeitig spielt der 4. Finger e, dis, f hintereinander (Achtelnote). Darauffolgend spielt der 1 und 3 Finger a und cis (punktierte Viertelnote) ...auch hier spielt der vierte Finger wieder zeitgleich die Noten e, dis, f (Achtelnote).

Die Übungen sind wirklich komplex. :D
Ich verstehe nichts. Wie kann ich gleichzeit mit dem 4. Finger e, dis, f spielen, während 5 und 2 fis und h greifen?


Danke und Gruß
 
Ja das ist richtig. Greifen und Begreifen.

Die Übung, die ich beschreibe, ist auf seite 33 die erste.

Der vierte spielt nicht gleichzeitig e, dis und f sondern hintereinander. Während du mit dem 2. und 5. Finger diesmal gleichzeitig h und fis spielst. Du hältst also den 2. und 5. Finger (punktierte Viertelnote) während du die drei achtel mit dem 4. Finger spielst.
Am Anfang mag diese Übung sehr schwer sein, wie bei allen Übungen, doch es gilt hier sehr langsam und locker zu spielen, wie schon gesagt.

Hast du mal mit Hirzel-langenhan gearbeitet, da du ja das Buch zu haben scheinst?

lg

Clara
 
Ich habe eine sehr kleine Hand und benötige darum auch viel mehr Training als jene mit größeren Hände, weil die Stücke physiognomisch mehr von mir abverlangen, als sie es Täten, wäre meine Hand noch etwas gewachsen.
Meine Hand wird auch bei kleineren Griffen enorm gedehnt, doch durch die Übungen kann ich Lockerheit in Arm und Hand trotz Spannungen beibehalten. Dies ist natürlich nur der Fall, wenn mir die Bewegung, also die Spannung an sich vertraut ist.
[...]
Wichtig ist jedoch, bei allen Übungen, dass man sie richtig macht. Dh. das man sich über jede Bewegung bewusst wir (darum geht es auch beim Widerstehen) und locker dabei bleibt.

hallo,

wenn Dir diese Übungen sehr geholfen haben (Du berichtst ja recht begeistert davon), dann werden sie zumindest für Dich genau richtig gewesen sein, und ich nehme mal stark an, dass Du in diesem Sinn kein Einzelfall bist!

Das Zauberwort ist sicherlich "locker bleiben", wobei ich das präzisieren möchte: immer wider, so rasch und so automatisch wie möglich, locker werden (denn man kann ja keinen forte Akkord ohne einen gewissen Fingerwiderstand (Stützreflex!) und ohne eine gewisse Muskeltätigkeit (kurze Muskelspannung) spielen).

was die Dehnfähigkeit (Elastizität) betrifft, so gibt es Akkordgriffe innerhalb der Oktavenspannweite, die auch für große Hände einige Zeit lang Mühe bereiten - z.B. as-c-g-as und b-d-a-b in Chopins op.10 Nr.6 - - - so gesehen haben alle Hände anfangs gewisse Nachteile :)

ich hatte gelernt, weite Griffe zunächst ganz weich und schlaff zu berühren - also auf keinen Fall die Hand über den Tasten "spreizen" und damit Spannung aufzubauen. An folgendem Beispiel wurde mir das klar gemacht:
a) die Hand über einer Tischplatte halten und so weit wie möglich spreizen
b) die Hand auf die Platte legen und vorwärts schieben, also sich passiv ausdehnen (anderswo hab ich das genannt "sich wie ein knochenloser Mollusk ausbreiten)
-- bei a) entsteht nutzlose Spannung, bei b) erfolgt möglichst spannungslose Dehnung (möglichst spannungslos in dem Sinn, dass keine Muskeln was für die Finger tun müssen)

ob man einzelne Finger "kräftigen" muss, kann ich nicht beurteilen - ich habe das bewusst nie gemacht (aber ich erninnere mich zu wenig an Details aus dem ersten Unterricht). die Übungen mit liegenden Fingern (in anderen Büchern/Methoden der Klavierdidaktik wird das "Stützfinger" genannt) kann ich problemlos ausführen, aber bestenfalls zu "Demo-Zwecken" - hierbei ist mir aber das anschlagen von zwei Tasten mit dem 4. Finger unangenehm, und das aus einem anderen Grund: ich wüsste kein Klavierstück, wo ich das tun müsste, also sehe ich keinen praktischen Sinn darin (aber wie gesagt: wenn es Dir geholfen hat, ist es ok - ganz egal, ob es real hilfreich ist oder eine Art Placebo-Wirkung (((als Selbstberuhigung a la "hurra, mein schwacher 4. Finger kann zwei Tasten zugleich schnell & stacc. spielen"))) hat)

Edith Picht-Axfeld (eine hervorragende Pianistin & Cembalistin) hat viel von dieser Methode gehalten - das spricht natürlich dafür. Vermutlich besteht die Quintessenz einer allgemein guten Technik darin, unnütze Spannungen zu vermeiden und jeweils den einfachsten Weg zu gehen - also ständig locker an den Tasten bleiben, die Hände dabei fast immer ganz weich (und das bedeutet, dass man sich als automatische Reaktion auf einen Anschlag sofortiges locker/weich sein angewöhnt hat, egal ob Tasten gehalten werden oder losgelassen) - - und vermutlich gibt es mehrere Wege dahin.

Gruß, Rolf
 
Wieso Placebo Wirkung? Wenn der 4. Finger schwach ist muss man daran arbeiten, dass er so unabhängig und stark wird wie es nur möglich ist. Auch wenn ich nie zwei Tasten gleichzeitig in einem Stück hinunterdrücken werde müssen ist es dennoch wichtig einen starken 4. Finger zu haben um schnelle Läufe problemlos spielen zu können. Wenn der 4. schwächer als die übrigen Finger ist, macht sich das im Spiel bemerkbar.

Aber natürlich hast du Recht, was die Lockerheit betrifft. Es gilt wie immer. das Maß aller Dinge beizubehalten. Locker heißt nicht schlaff, sondern gerade so viel zu tun wie eben nur nötig. Ich denke aber wenn man alles sofort auf die Lockerheit reduziert und nicht systematisch vorgeht wird der fortgeschritten lernende Schwierigkeiten haben. Es ist natürlich das A und O doch ich muss wirklich diese Systhematik von Hirzel-Langenhan begrüßen.

lg
 
Wieso Placebo Wirkung? Wenn der 4. Finger schwach ist muss man daran arbeiten, dass er so unabhängig und stark wird wie es nur möglich ist.

...und wenn das nicht rundum so ist?

es gibt Angelegenheiten, in denen der 4. Finger nicht schächer als andere ist: z. B. eine Oktave mit 1-4 und eine mit 1-5 - da tun die Finger nichts, denn die kommt via Handgelenk aus dem Arm, die Finger stützen nur ab (da ist der 4. sogar etwas stärker als der 5.)

die Beweglichkeit des 4. ist eingeschränkt, was das hochziehen oder hochheben betrifft - na schön, aber wir spielen nicht durch hochziehen der Finger Klavier! legt man alle 5 Finger auf weisse Tasten, bleibt in beständigem Tastenkontakt, und spielt dann ein paar rhythmische Repetitionen (z.B. ein Achtel und zwei Sechzehntel) und macht das mit allen Fingern der Reihe nach, wird der 4. nicht ungeschickter sein - - es sei denn, man fixiert das Handgelenk und will partout nur den Finger allein bewegen, aber dann macht mans falsch.

der 4. ist nicht in allem schwächer, aber anfangs erlebt man es wohl so (greifen, halten, stützen tun die Finger alle gleich gut) - und anfangs wollen sich 4. und noch mehr 5. Finger nicht so gerne rund halten lassen und auch nicht so gerne bewegen. klar, ganz am Anfang müssen alle bzgl. Bewegungsfähigkeit und Haltung "trainiert" werden (z.B. neigen viele Anfänger dazu, die Hände nach außen abwärts kippen zu lassen und weniger mit der Fingerkuppe des 5., als mit seiner Seite zu spielen)

sowie man die Erfahrung gemacht hat, dass die Bewegungsimpulse für die Finger aus den Armen kommen (vgl. das Oktavenbeispiel) relativiert sich die Schwäche des 4. Fingers; um sich die Bewegungsfähigkeit der beiden Außenfinger bewußt zu machen (und sich das kippen abzu gewöhnen) empfiehlt Marek, 4. und 5. Finger anfangs etwas hoch zu ziehen, also über den Tasten zu halten)

sagen wir mal so: wenn man irgendwann mit 3 & 4 genauso mühelos trillern kann wie mit 2 & 3, dann ist das ok - und es spielt keine Rolle, ob man auf dem Weg dahin "Kräftigung der Finger" oder "sich bewußt werden der Beweglichkeitsmöglichkeiten" als Motto gewählt hat.

liebe Grüße, Rolf

(ich gönne mir noch einen kleinen Scherz: trotz allem Kräftigungstraining glaube ich, dass man im Fall von Handgreiflichkeiten immer mit dem 1. & 2. Finger kraftvoller wird zwicken können als mit dem 1. & 4.) :)
 
Oh mann- manche Witze sind so unlustig, dass sie wider lustig sind :-D

naja -

Ja das stimmt. Im Oktavgriff tue ich es mir sehr viel leichter, wenn ich den Vierten nahe den Fünften positioniere. dadurch stärke ich den fünften und kann die obere Stimme besser hervorheben. Allerdings; Ich über derzeit als Privatvergnügen la campanella (nur jetzt eben nicht wegen meiner Fingerverletzung) und dort sagte mir ein Forummitglied, dass es für Sie leichter wäre diese Oktavsprünge mit dem Vierten zu erledigen, also 1,4,1,4,1,4. Das habe ich ausprobiert, doch das ist für mich viel schwieriger...denn ich bin die Oktavspannung gewohnt. Wenn ich den Vierten nähme müsste ich meine Hand viel weiter spreizen oder aber einen größeren Sprung machen...nun denn in den Noten steht ohnehin 1,5.

Im Grunde finde ich für den vierten Finger die Beweglichkeitsübugen besser. Besonders gut sind die Geschmeidigkeitsübungen im Anhang. Das hat mir beim leisen schnellen spiel geholfen.

lg

clara
 
Hi Clara Clementi,

...
Hast du mal mit Hirzel-langenhan gearbeitet, da du ja das Buch zu haben scheinst?
...

nein, ich hab's nicht. Aber ich hab eine grosse Klavier Bibliothek und die wartet immer auf neue Mitglieder. ;-)

Das Buch hat übrigens sehr unterschiedliche Kritiken bekommen.

...und wenn das nicht rundum so ist?

es gibt Angelegenheiten, in denen der 4. Finger nicht schächer als andere ist: z. B. eine Oktave mit 1-4 und eine mit 1-5 - da tun die Finger nichts, denn die kommt via Handgelenk aus dem Arm, die Finger stützen nur ab (da ist der 4. sogar etwas stärker als der 5.)

die Beweglichkeit des 4. ist eingeschränkt, was das hochziehen oder hochheben betrifft - na schön, aber wir spielen nicht durch hochziehen der Finger Klavier! legt man alle 5 Finger auf weisse Tasten, bleibt in beständigem Tastenkontakt, und spielt dann ein paar rhythmische Repetitionen (z.B. ein Achtel und zwei Sechzehntel) und macht das mit allen Fingern der Reihe nach, wird der 4. nicht ungeschickter sein - - es sei denn, man fixiert das Handgelenk und will partout nur den Finger allein bewegen, aber dann macht mans falsch.
...

Das ist auch inzwischen meine Anschauung (ich hab' allerdings viel weniger Erfahrung ;-) ).
Das ist ein prinzipiell falscher Ansatz, den 4. genauso stark wie die anderen Finger machen zu wollen. Die Finger sind und bleiben unterschiedlich PUNKT. Man muss aber lernen, dass das was sie produzieren, nämlich Töne, gleiche Qualitäten haben.

Aber eins hab' ich auch noch gelernt. Beim (schnell) Spielen wird auch das schnelle Heben der Finger benötigt und dieser Hebe-Muskel ist beim 4. besonders schlecht entwickelt, Hier bringt es vielleicht wirklich etwas diesen Muskel in seiner Präzision und Schnellkraft zu stärken.

Gruß
 
Guten Morgen:-)

Wenn Anna Hirzel-Langenhan für jeden Finger ähnliche Kräftigungsübungen macht, bei denen wirklich nicht nur der Vierte zwei Töne gleichzeitig zu spielen hat, sondern auch der 1,2,3, und 5. (in jeweils dafür vorgesehene Übungen), dann kann man davon ausgehen, das alle Finger gleich gestärkt werden. Das kommt dann auf das Selbe heraus.
Wenn die Finger Kräftig und doch auf ihre Sensibilität geschult werden, sehe ich keinen Makel daran.
Umso kräftiger die Finger sind, umso entspannter können jene beim Spiel sein
und das ist, und da sind sich sicher alle einig, ja das oberste Gebot.

Ich denke das Wichtigste bei Hirzel.L. ist ohnehin die Unabhängigkeit der einzelnen Finger untereinander. Aber das bedeutet auch, das die Finger gestärkt werden müssen, um sich "wiedersetzen zu können".
Wenn der Vierte also 2 Töne stumm hält und der 3 . und 5. Finger spielt, dann ist der 4. gezwungen unbewegt zu sein. Das fördert doch gerade die Beweglichkeit jenes Fingers die nun aber wirklich ein Problem des Pianisten ist!

Ich zitiere, S.30 (Fett abgebildete ist von mir hervorgehoben)
" Der Vierte ist ein besonderes Problem für den Klavierspieler. Die gemeinsame Sehne des dritten und vierten Fingers behindert letzteren mehr, weil er zudem durch eine Quersehne an den fünften gebunden ist. Zur primären Hilfe jedoch dient ihm die Verbundenheit mit dem Daumen. Sobald man mit dem Daumen und Vierten einen Halbbogen spannt, wird man den Vierten bewusster empfinden. (...)"

lg
Clara
 
Ich denke das Wichtigste bei Hirzel.L. ist ohnehin die Unabhängigkeit der einzelnen Finger untereinander. Aber das bedeutet auch, das die Finger gestärkt werden müssen, um sich "wiedersetzen zu können"

hallo Clara,

wo die von Dir verwendeten und geschätzten Übungen helfen, da sind sie sicher sinnvoll, nützlich und richtig. Insofern sind sie völlig richtig!

ich bezweifele nur, dass sie der einzige Weg zu "trainierten Fingern" sind.

"die Unabhängigkeit der Finger", auch die "Unabhängigkeit der Hände/Arme" sind schöne Schlagwörter, griffige Überschriften - aber bestenfalls erwirbt man sich etwas, was dem nahe kommt (also fürs Klavierspielen ausreicht), allein am Klavier, und sonst nirgendwo! wer mit rechts schreibt, krakelt meist mit links - das wird auch so bleiben, ob man alle Chopinetüden gut kann oder gar nicht Klavier spielt, ist da egal - - also handelt es sich letzlich nur um spezielle motorische Fähigkeiten einzig fürs Klavier. Das relativiert die so genannte "Unabhängigkeit".

wenn ich ein Tremolo (z.B. c-e) mit 3-5 spiele, ist mir egal, ob der 4.Finger dazwischen nichts tut, eine Taste hält, oder ein paar mal auf seiner Taste anschlägt - - irgendwie gekräftigt hatte ich ihn, soweit ich mich erinnern kann, nie. da ich ohnehin die Finger kaum mehr bewege, als der Tastentiefgang ausmacht, spüre ich auch keinerlei Unterschiede (z.B. am Anfang von Ravels Ondine wird viel 4-5-4-4 benutzt, später kommt da aber auch 3-5-3-3 hinzu - macht keinen Unterschied) - - da könnte man jetzt einwenden, dass sich das leicht dahin sagt, wenn man das kann - mag sein, aber ich wurde nie nach irgendwelchen "Lehrplänen", "Theorien" oder "Methoden" dahin gebracht.

ich vermute, dass sich mehr im Kopf als in den Fingern abspielt (und dass daran keine Methode was ändern kann), als Beispiel: wenn man sich mal Fehler angewöhnt hat, wird man die nur sehr sehr schwer wieder los, auch wenn man einen trainierten Spielapparat hat... leider.

ob man durch Klavierspiel wirklich mehr Kraft in den Fingern (?) bzw. in den Armen bekommt? ich glaube das nicht einmal, eher wird man bewglicher, geschmeidiger, elastischer, weicher - in den Fingern, Händen & Armen.

liebe Grüße, Rolf

nochmals: wenn Dir die Methodik genützt hat und weiterhin nützt, ist das natürlich richtig - für Dich, sicher auch für viele andere.
 
Hi Clara S., äh Clementi, ;-)
...
Aber das bedeutet auch, das die Finger gestärkt werden müssen, um sich "wiedersetzen zu können".
...

das ist mir jetzt erst durch Rolfs Post aufgefallen. Also das "wiedersetzen" hört sich für mich nicht gut an.
Ich hab' ja wirklich viel didaktische Klavierliteratur gelesen und es gibt viele wiedersprüchliche Methoden, aber in einem sind sich die neueren Autoren absolut einig:
Gute Klaviertechnik setzt sich aus natürlichen schon vorhandenen Bewegungen bzw motorischen Bewegungsprogrammen zusammen. Da muss sich nichts wiedersetzen. Das war ja gerade der Fehler der alten Schulen, die verlangt hatten, dass man bestimmte erzwungene Haltungen entgegen der Flexibilität der natürlichen Motorik einnehmen musste (z. B. unbewegtes Handgelenk).

Ansonsten, Rolf hat wie immer alles gesagt. :D

Gruß
 

Ich kann selbst nicht sagen wie ich spielen würde, hätte ich meine Finger nicht gekräftigt, gedehnt und und und...

Ich merke nur, dass meine Finger nach den täglichen Einspielen mit Hirzel-
Langenhan wunderbar eingespielt kräftig und sensibel sind. Ich habe das Fingerspitzengefühl. Vielleicht brauche ich das einfach...auch allein, weil ich damit schon lange arbeite.
Ich selbst kann nur absolut nichts mit den Übungen anfangen, die mir mein ehemaliger Klavierprofessor vorgeschlagen hat. Ich sollte bloß eine viertel Stunde lang fünf Fingerübungen machen. Das Handgelenk dabei quasi nicht bewegen (doch locker) und nur mit den Fingern spielen und dabei so wenig wie möglich tun um einen Ton zu erzeugen. Das schien meinem Prof. wohl zu reichen.
Das reicht für mich nicht. Ich brauche Dehnübungen und Geschmeidigkeitsübungen und kann mir schwer vorstellen, dass sie für andere weniger von Nutzen sind als bei mir.

Vielleicht liegt das an meiner kleinen Hand? Jedenfalls kann ich sagen dass ich wesentlich weniger Probleme mit meiner Handgröße habe, als es andere haben, die vielleicht auch größere nicht ganz so kleine H. haben.

Müssen kleine Hände also zwangsläufig besser trainiert werden, da sie so großer Spannung ausgesetzt sind? Wenn die Hand stark gespreizt ist, ist sie doch weniger kräftig und fähig zur Differenzierung als es eine "normale gelassene Handstellung" zulässt.
Möglich das hierin der Unterschied liegt?

Doch ich stimme vollkommen zu: Man spielt mehr mit dem Kopf.
Ich sage ja der Pianist muss lernen ein Sänger zu werden, seine Klangvorstellung üben.
:-)

lg

Clara
 
Zu der Methode Hirzel-Langenhans kann ich nichts sagen, da ich sie nicht kenne.

Zu der Vorstellung, daß man zum Anschlagen eines Klaviertons Kraft brauche, kann ich aber was sagen:

Ja, man braucht Kraft dazu - allerdings sehr, sehr wenig.
Und meist ist das Problem nicht, daß die Klavierlerner zuwenig Kraft in den Fingern haben, sondern daß sie zu viel Kraft beim Spielen einsetzen. Und aus der übermäßigen Anwendung von Kraft resultiert die Verkrampfung.

Clara Clementi, deshalb gefällt mir die Übung deines ehemaligen Klavierprofessors sehr gut: sich immer wieder in der Praxis bewußtmachen, wie wenig Kraft man eigentlich zum Klavierspielen braucht. Und das gilt nicht nur für leises, sondern auch für lautes Spiel!

Intensität des Spiels kommt nicht durch Kraftaufwand, sondern durch intensives inneres Beteiligtsein.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
eine neue Klavier Diät

ich vermute, dass sich mehr im Kopf als in den Fingern abspielt (und dass daran keine Methode was ändern kann), als Beispiel: wenn man sich mal Fehler angewöhnt hat, wird man die nur sehr sehr schwer wieder los, auch wenn man einen trainierten Spielapparat hat... leider.

ob man durch Klavierspiel wirklich mehr Kraft in den Fingern (?) bzw. in den Armen bekommt? ich glaube das nicht einmal, eher wird man bewglicher, geschmeidiger, elastischer, weicher - in den Fingern, Händen & Armen.

liebe Grüße, Rolf.

endlich mal wieder die richtige Rangfolge:

Wir spielen Klavier mit dem Kopf bzw dem Herzen und die Finger machen eben, was diese Zentrale will.

Bei den ganzen Methoden muss ich immer mehr den Vergleich zu Diätplänen ziehen. Die Atkins, die Eier- die was weiss ich noch diät.. und was haben alle diese Methoden (Diäten) für einen Erfolg: richtig, keinen !

Halt, nicht ganz. Denn kurzfristig wird sich ein Erfolg einstellen, wenn man brav nach dem Plan vorgeht. Die Bikini Figur wird termingerecht zur Badesaison fertig sein und der Jojo effekt kommt spätestens nach dem Urlaub.

Und so haben alle diesen Methoden auch einen Effekt: die Hände fühlen sich kräftiger, biegsamer oder sonstwas an. Aber wozu? Um besser Musik machen zu können, besser Klavier zu spielen?

In der vielen Zeit, in der man sich mit diesen Methoden beschäftigt, hätte man wunderbare Musik studieren könnnen. Man hätte dann die Musik immer besser verstanden und unser Kopf hätte auf ganz subtilen Wegen unseren frechen ungehorsamen Fingerchen schon gezeigt, wie sie agieren sollen.
In wirklich guter Musik gleicht kein Takt einem anderen. Immer wieder sind die Gegebenheiten verschieden. Ein Lauf ist nicht gleich derselbe Lauf nur weil er auch zufällig von g1 bis dis3 geht, denn das ist eine andere Stelle mit anderem Gehalt, anderer Emotion, anderer Dynamik und anderem Umfeld. Also wie komm ich dahin und wie gehe ich da raus.

Und dann noch etwas, was Rolf bereits mehrfach auch geschrieben hat:

Während des Musizierens gibt es keinen einzigen Ton, der von einem Finger isoliert angeschlagen oder gespielt wird.
Immer ist der gesamte Körper beteiligt.

die Beschäftigung mit den Fingern ist von daher auch physiologisch kontraproduktiv, wenn man sie isoliert betrachtet.

die sogenannte Stärkung der Finger ist ein side-effect des Klavierspielens.

Und das ganze soll doch auch Freude machen. Also ich habe wesentlich mehr Freude, wenn ich ein Bach Präludium studiere, als wenn ich eine Methode einübe, wie ich meinen 4. Finger kräftigen kann.

In dem Bach Präludium hat der 4. finger eh so viel zu tun, dass er automatisch "kräftiger, beweglicher, entspannter" wird.
 
Nein deine Ansicht Teile ich durchaus nicht!

Übungen können zwar lästig sein, sind aber wichtig.

Letzten Endes zählt natürlich die Interpretation...da hast du recht.

Doch die Grundlage ist und bleibt eine gute Technik. Und mit Vorstellung allein kann man leider auch nicht immer bei technischen Schwierigkeiten das gewünschte erreichen. Mann sollte zweigleisig fahren...unbedingt!

Stellen wir uns einen Sänger vor. 20 Jährige Sopranistin hatte gerade mal 2 Jahr unterricht. Sie weiß von Natur aus wie sie was zu singen hat. Sie hat das nötige Feingefühl. Dann mit 53 kommt sie in die Wechseljahre ...vielleicht auch früher und siehe da...Sie weiß nicht mehr wies geht...die Hormone haben alles verändert...
Ein gutes beispiel ist die Callas. Von Technik hatte sie nie gehört. Sie hat intuitiv gesungen. Und nun haben wir ihre schrecklichen aufnahmen am Schluss...und ihr tollen...als sie noch jung war.

Ich halte es für einen schweren Fehler, wenn man alle Lehrbücher und Übungen zur Aneignung oder Vertiefung einer guten Technik über den Haufen schert!
Sicher Übungen, die man nicht auf die Stücke anzuwenden weiß sind für wirklich nichts gut. Doch wenn man die Übungen richtig macht und das Resultat jener auch in seinen Stücken anwenden kann und ähnliche Übungen für eine bestimmte stelle im Stück kreiert...
nein solche Methoden halte ich für wichtig und richtig.
Der eine mag sie vielleicht nicht unbedingt brauchen, die Physionomie der Hände ist schließlich deutlichst verschieden...


lg Clara
 
Eben.
Ich glaube aber auch es behauptet niemand, eine Technik-Methode könne grundsätzlich verwerflich sein - so wie Du ja auch nicht behauptest die Hirzel-Langehahn-Methode wäre das NON-Plus-Ultra.

Ich hatte damals in meiner Vorbereitungszeit vor dem Hochschulstudium einen Lehrer der hat mich damit intensiv konfrontiert. Damals war das sehr gut und richtig für mich um lockerer zu werden und für Bewußtheit der Finger, ihrer Abhängigkeit zueinander, ihre Stärken und Schwächen spüren zu lernen und ihrer Sensitivität zu steigern. Ich würde es als eine Art Finger-Yoga bezeichnen und wende ähnliche Übungen bei Schülern an wenn ich meine es passt und der jenige gibt sich ernshaft hin. Ich selber würde so heute nicht mehr üben da man der Hand im Grunde mit einer Bachfuge, wenn man einzeln und sehr detailliert studiert, die gleiche Übung gibt. Aber es ist und bleibt eine respektable Methode, sich mit der Funktion des Wunders der menschlichen Hand praktisch auseinander zu setzen.

Und wenn es einen spürbaren "fingerkräftigenden" oder "einspielenden" Effekt hat, sollte man es unbedingt praktizieren. Mein Favorit für den 4.Finger zu kräftigen oder unabhängiger zu machen, zumindest rechte Hand, ist die Cramer-Etude Nr.38 in A-dur - obendrein sehr schöne Musik, ohne das kann ich leider nicht lange üben;)

LG, S
 

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