Die eigenen Aufnahmen schrecklich finden - wer noch?

  • Ersteller des Themas chopinfan
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Beim Spielen selber hast du eine Vorstellung, wie das Gespielte klingen soll. Diese Vorstellung überlagert teilweise den tatsächlichen Klang. Wenn du die Aufnahme anhörst, fällt diese Vorstellung weg und übrig bleibt nur der tatsächliche Klang.
 
... ich nehme alles zurück 😅 hab eben seit längerem mal wieder mein Spielen aufgenommen... OH GOTT 😆 ABER das ist auch, wovon ich in einem der früheren Beiträge sprach. In 2-3 Monaten werde ich mich damit nochmal aufnehmen und dann feststellen, dass sich da (hoffentlich) was getan hat im 1. Satz der Mondscheinsonate :D
Außerdem hab ich bei der Aufnahme erstmal gehört, WIE verstimmt mein Klavier ist. Ich hatte letzte Woche einen Termin zum Stimmen gemacht, der ist aber erst Ende des Monats. Aber wie schlimm verstimmt das Klavier schon ist hörte ich eben erst beim peinlich berührten Anhören meiner zauberhaften Aufnahme... haaach :D
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit Verstimmen hat man bei einem Digitalpiano glücklicherweise keine Probleme. Vielleicht höre ich mich deshalb auch so gern selbst an. ;-) Meine Aufnahme von heute hat mir jedenfalls ebenfalls gezeigt, was ich bei der Invention 1 alles noch NICHT kann. Allerdings auch, was ich schon kann und in den letzten ca. 10 Tagen, seit ich das übe, gelernt habe. Das ist dann wieder schön, so etwas zu hören. An dem, was ich noch nicht kann, arbeite ich weiter und freue mich darauf. :-)
 
Uuuh ja, mit Digitalpiano aufnehmen ist toll! Ich hatte vor meinem akustischen Klavier ein Kawai Nv5, so ein richtiges Hightech-Teil, das hat einen beim Spielen aufgenommen und das über seine echt guten Boxen dann abgespielt. Das klang immer richtig super!
 
Hallo ihr Lieben,

von Zeit zu Zeit nehme ich mit dem Handy Stücke auf, die ich gerade übe. Und fast egal, wie weit die Stücke sind, finde ich die eigenen Aufnahmen praktisch immer grässlich. Dabei geht es natürlich um die vielen Fehler, die ich mache, aber noch mehr stört mich die ganze Aufnahme insgesamt, also das Gesamtpaket. Wenn ich mir das anhöre, denke ich mir: "Welcher Vollpfosten hat denn das gespielt?" "Ist die Aufnahmeapp/das Mikrofon kaputt?" "Soll das Klavierspiel sein?" "Wie peinlich!"

Erst einige Tage später bin ich zu einer nüchterneren Analyse der Probleme, die man in der Aufnahme hört, fähig.

Kennt noch jemand dieses Phänomen?
Liebe chopinfan,

ich würde sagen, alle kennen dieses Phänomen! :D Irgendwann in seinem Leben ist es auch einem (angehenden) Profi mal so gegangen. Ich selber habe dieses Phänomen am Anfang meines Studiums bei einzelnen Stellen feststellen können. Ich hätte geschworen, dass ich den Schluss einer Phrase abphrasiert hätte, aber was war zu hören - leider war der letzte Ton lauter als der davor.

Das sollte sich natürlich ändern.. Je mehr wir wahrnehmen und hören, desto effektiver können wir an unserem Spiel arbeiten. Hören wir nichts, können wir auch nichts verbessern.

Woran liegt es überhaupt, wenn wir meinen, so oder so zu spielen und schließlich per Aufnahme entsetzt feststellen, dass es ganz anders klingt als wahrgenommen?

Einmal liegt es an der noch verbesserungsfähigen Schulung des Gehörs. Zum zweiten liegt es daran, dass wir zu sehr beschäftigt sind mit allen möglichen Aspekten unseres Spiels, so dass wir keine Kapazitäten haben, uns noch zuhören zu können. Daher heißt eine Regel des effektiven Übens: nur so viel vornehmen, dass wir noch freie Kapazitäten zum Hören und Fühlen (Körperwahrnehmung) haben.

In meinem Fall oben war ich nämlich schon in Gedanken bei der nächsten Phrase (an was muss ich dabei denken, auf was konzentriere ich mich), anstatt die letzte Phrase "zu Ende zu hören".

Daraus folgen zwei wesentliche Punkte neben der allgemeinen Schulung des Gehörs (Intervalle, Dreiklänge, Vierklänge, Kadenzen, transponieren, Melodien vom Blatt singen ....):

  • Im Hier und Jetzt hören
  • Nur soviel vornehmen beim Üben, dass Kapazität fürs Hören und Fühlen bleibt.

Wie erreicht man das? Welche Übeschritte sind hilfreich?

1. "Blind üben": ohne den dominanten Sehsinn hören wir besser
2. Das, was wir üben, sollte einfach sein, damit wir unserem Hören mehr Raum geben können. Das bedeutet:

a) nur mal die Melodie spielen, Augen zu, aufnehmen: klingt es so, wie wir es vorher gehört haben? Wie willst du sie gestalten/phrasieren?

b) Töne weglassen, stimmenweise üben, unser Ohr auf EINEN Aspekt des musikalischen Geschehens richten. Leider spielen viele gern alles, was da steht und ihnen fällt als einzige Möglichkeit des Vereinfachens nur kürzere Abschnitte und langsameres Tempo ein. Das ist natürlich wichtig, aber es gibt so viel mehr! Wir überfordern oft unser Ohr und wundern uns dann, das es nicht alles hören kann, weil gerade zu viel klingt und/oder wir mit spieltechnischen Schwierigkeiten beschäftigt sind. Mal nur die harmonische Basis hören, mal nur Bass und Innenstimmen, mal nur Melodie und Bass und dann auf die Phrasierung der Melodie hören. Immer nur auf einen, maximal zwei musikalische Aspekte konzentrieren.

Mal sehen, ob es dann nicht besser wird mit dem Unterschied Hören - Aufnahme.

c) Sehr effektiv ist es, mal ausschließlich vertikal zu hören. Also in unfassbar langsamem Zeitlupentempo hören, was gerade erklingt, welche Töne gerade in diesem Moment zusammenklingen. Den Rhythmus dabei weglassen, stattdessen jeden Klang, der in der Vertikalen erklingt, wahrnehmen. Ich habe das mal ein halbes Jahr exzessiv geübt.
3. Beim Spielen die Rolle des Beobachters einnehmen, sich also nicht emotional zu beteiligen, sondern kühl im Kopf ausschließlich zu hören, was da gerade erklingt. Quasi Schüler und Lehrer in einer Person sein, Konzentration nur aufs Hören.
4. Sich nicht ZU sehr danach richten, was der Lehrer sagt, sondern auf das, was gerade erklingt, was man selber IST und WILL: viel Konzentration auf Anweisungen anderer nimmt dem Hören Kapazitäten, vor allem bei weniger erfahrenen Pianisten.

Der wichtigste Tipp ist m.E. der, die Menge dessen, was gehört wird, zu begrenzen. Und das tut auch dem musikalischen Verständnis gut.

Dabei viel Freude wünscht

chiarina
 

Vielen Dank, liebe @chiarina. Du verstehst das Problem sehr gut :002: . Ich werde Deine Tipps mit ganz "einfachen" Stellen ausprobieren.
Mal sehen, wie weit ich komme.

Vor kurzem habe ich das 3. Scherzo von Chopin nach drei Wochen aufgenommen. Da waren natürlich noch ca. 20 Fehler drin (Verspieler), aber noch viel mehr haben mich der schlechte Klang bzw. die schlechte Tonerzeugung, die schlechte Phrasierung, mangelndes Legato, die grob wirkenden Tempowechsel (obwohl sie nicht stark waren, es geht um Nuancen) gestört. Das, was ich mit dem Stück gerne ausdrücken möchte (und was hoffentlich auch Chopin wollte), kommt dadurch nicht richtig rüber. Das ist es, was mich unglücklich macht, weniger das "Unperfekte" (das ist mir eigentlich egal).

Gerade an der Tonerzeugung möchte ich gerne arbeiten.

Ab dem nächsten Schuljahr werde ich Unterricht an der hiesigen Musikschule (quasi vor der Haustür) bei einer tollen und lieben Pianistin (auch Chopin- und Rachmaninoff-Fan) nehmen und freue mich schon sehr darauf. Da kann ich meine Probleme ansprechen und hoffe, dass es noch nicht zu spät ist, die betreffenden Punkte zu korrigieren. Das ist immer meine große Befürchtung, dass ich das alles schon viel früher hätte lernen müssen (normalerweise lernen das doch schon die Kinder, oder?) und dass ich es mir jetzt über die vielen Jahre hinweg (auch durch teilweise nicht ganz zielführenden Unterricht) falsch antrainiert habe und dass es für grundlegende Änderungen jetzt im höheren Alter zu spät ist.... ich werde sehen! Vielleicht nehme ich auch noch die eine odere andere Videoklavierstunde dazu, um noch mehr Anregungen zu bekommen, was genau bei mir schief läuft.

@Carnina, Danke für die Videos, you made my day :-), genau so ist es!
 
Ach, ich finde es nicht so schlimm sich selbst anzuhören. Ganz im Gegensatz zu den Sängern/-innen... für die ist das wirklich grauselig! Pavarotti hat seine eigenen Aufnahmen nie angehört bis auf die Neapolitanischen Lieder, denn das habe so geklungen als habe jemand anders gesungen....
 
Caruso soll in Ohnmacht gefallen sein, als er sich von einer Walze gehört hat.
Wegen der Knochenleitung klingt ja die eigene Stimme für einen selber ja tatsächlich sehr anders.
 
Nur ein Narzist mag seine eigenen Aufnahmen ... :rauchen:
 
Ach, ich finde es nicht so schlimm sich selbst anzuhören.
Vielleicht hörst Du Dich realistisch, während Du spielst. Das strebe ich auch an, irgendwann ;-).

Wegen der Knochenleitung klingt ja die eigene Stimme für einen selber ja tatsächlich sehr anders.
Interessant!

Nur ein Narzist mag seine eigenen Aufnahmen ... :rauchen:
Meinst Du?
 

Was ich meine - seine Fehler und Verfehlungen zu ignorieren und dies als die schönste Musik seines Lebens zu "genießen".

Dabei ist es doch so, daß man seine Sachen auch irgendwie mal selbstkritisch betrachten sollte - niemand, aber auch niemand ist frei von Fehlern.

Wer seine Fehler nicht bemerken will, und sich in seinen eigenen Ergüssen sonnt, ist zweifellos ein Narzist.
 
Vielleicht hörst Du Dich realistisch, während Du spielst. Das strebe ich auch an, irgendwann ;-).
Davon hab ich grad zu viel. Und das im negativsten Sinne. Ich verzweifle an der 2. Variation von Beethoven Op.26. Sieht so harmlos aus, aber ist so ein „Gfrastsackl“. Konzentriert man sich auf Gleichmaß er gibt nix Sinn. Konzentriert man sich aufs Thema wird es schnell ungleich. Diese staccato Noten links die fast die selben Notenwerte wie Rechts ergeben aber doch anders klingen sollen, dazwischen die ganzen Noten ohne staccato, das Thema zu betonen ohne dazwischen lauter Schluckaufs zu produzieren und ohne dass es mechanisch klingt. Das bekomme ich fix nie niemals nie zusammen. Daher ist mir jetzt schon klar, dass ich auch wenn ich’s aufnehme, niemals gut finden werde.

Ich hör 100000 Aufnahmen und die Hälfte mag ich nicht. Entweder zu harsch, zu laut, zu gerupft oder das andere Extrem (Arrau).

Ich find das ist eine Variation die man nur „vergeigen kann“….. per Definition.

Daher—> kann man nie zufrieden sein. Klingt beim üben schon scheisse. Wird als Aufnahme noch beschissener klingen…… ich schlage da bald einen Sargnagel ein.
 
Davon hab ich grad zu viel. Und das im negativsten Sinne. Ich verzweifle an der 2. Variation von Beethoven Op.26. Sieht so harmlos aus, aber ist so ein „Gfrastsackl“. Konzentriert man sich auf Gleichmaß er gibt nix Sinn. Konzentriert man sich aufs Thema wird es schnell ungleich. Diese staccato Noten links die fast die selben Notenwerte wie Rechts ergeben aber doch anders klingen sollen, dazwischen die ganzen Noten ohne staccato, das Thema zu betonen ohne dazwischen lauter Schluckaufs zu produzieren und ohne dass es mechanisch klingt. Das bekomme ich fix nie niemals nie zusammen. Daher ist mir jetzt schon klar, dass ich auch wenn ich’s aufnehme, niemals gut finden werde.

Ich hör 100000 Aufnahmen und die Hälfte mag ich nicht. Entweder zu harsch, zu laut, zu gerupft oder das andere Extrem (Arrau).

Ich find das ist eine Variation die man nur „vergeigen kann“….. per Definition.

Daher—> kann man nie zufrieden sein. Klingt beim üben schon scheisse. Wird als Aufnahme noch beschissener klingen…… ich schlage da bald einen Sargnagel ein.

Aufgeben sollte man nie, sondern versuchen seine Fehler zu kompensieren ;-)
 

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