Derzeit übliche Rabatte beim Neukauf

  • Ersteller des Themas warmerklang
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Ich glaube, genau in dieser Aussage liegt das grundsätzliche Mißverständnis, was in diesem Faden wie auch schon in ähnlichen zu der (unnötigen) Schärfe der Diskussion führt: Es geht eben gerade nicht darum, den tiefstmöglichen Preis zu zahlen (der wäre übrigens: 0€), oder jemanden zu übervorteilen etc. Es geht darum, auf einem reichlich intransparenten Markt zu einem fairen und für beiden Seiten tragbaren (Preis-) Kompromiss zu kommen. Das Mittel, was dafür in zivilisierten Gesellschaften benutzt wird, ist das offene Gespräch - eben über den Preis, und über die genaue Kaufabwicklung, Lieferung, Service etc.

und genau da liegt gelegentlich der Hase im Pfeffer: der Markt oder besser die zum Wert aufgebauschte Vokabel von der freien kapitalistischen Marktwirtschaft selber hat es geschafft, dass dieser teilweise mit Misstrauen begegnet wird (sogar von den politischen Befürwortern derselben) - hierbei schlägt sich dieses Misstrauen auch im kleinen und eher privaten Bereich des Auto- oder Klavierkaufens nieder.

die Offenheit scheint zu schwinden, der Kunde will genauestens über Margen etc. informiert sein - hierbei wird die Kaufentscheidung sicherlich ein wenig vom Ergebnis solcher Informationen beeinflußt (waaaas? sooo viel hat der Gewinnspanne, wenn ich den Flügel kaufe - nöööö!! mit mir nicht) ... ... und so kann es kommen, dass nicht mehr der Gegenstand (z.B. Flügel) und auch gar nicht sein Geldwert, sondern ganz andere Sachen in den Vordergrund rücken... als Indiz hierfür: Wertverlust (in Geld gemessen) und Wiederverkaufswert sind ja inzwischen geschätzte Kriterien.

aber weg von den verallgemeinernden Überlegungen, hin zum Farbe bekennen: ich habe vor drei Jahren einen neuen Spitzenflügel (Kammerkonzertgröße) bei einem großen Vertragshändler gekauft, und das zum ausgeschriebenen Listenpreis, genauer zu den Konditionen, die man erhält, wenn man keine Finanzierung vereinbart sondern den kompletten Kaufpreis überweist. Zum Service hierbei ist zu sagen, dass ohne Aufpreis die Mechanik nach meinen Wünschen aufwändig überarbeitet wurde, der Flügel auch nochmals intoniert wurde und dass ich für das einmal jährliche Stimmen (falls nötig) des Flügels künftig nichts bezahlen muss. Man wollte mir auch eine Klavierbank gratis mitgeben, aber die wollte ich nicht haben. Bei diesem Vertragshändler bin ich mit meinen Belangen bestens aufgehoben und sah für mich beim Kauf keinen Anlaß, irgendwelche misstrauischen Verhandlungen zu beginnen - freilich muss ich sagen, dass dieser Händler nebst seiner Instrumente (er wartet auch Instrumente in vielen Konzertsälen) mir seit langem bekannt war und ich auch abseits vom Kaufen mit ihm zu tun hatte. Ich bin mit besagtem Händler auch ohne Rabattverhandlungen vollauf zufrieden.
 
Beim Preis nachfragen heißt nicht gleich Feilschen

Nachdem sich die Gemüter etwas beruhigt haben, möchte ich ein Erlebnis bei meinem eigenen Klavierkauf vor einem Jahr zum Besten geben: Ich entdeckte damals im Internet, dass ein norddeutscher Händler Klaviere eines namhaften ostdeutschen Traditionsunternehmens für fast die Hälfte des Listenpreises anbot. Die Instrumente sollten fabrikneu sein. Das machte mich stutzig und ich fragte beim Hersteller selbst nach, der mir nach einem Tag Bedenkzeit per Email ein Angebot unterbreitete, das um 35% unter dem Listenpreis lag. Fisherman hat - wie so oft - Recht; ich habe dann ein ganz anderes Klavier gekauft, ohne nur ein einziges Mal über den geforderten Preis zu sprechen. Es war ein gebrauchtes Klavier, das nochmals 2500.- € preiswerter war als das Sonderangebot des Herstellers für das neue Piano. Gleichzeitig schlug es dessen Instrumente vom Klang her um Längen.
Als ich das Angebot erhielt, war ich natürlich froh, ein Wunschinstrument zu einem so günstigen Preis bekommen zu können; ehrlich gesagt, hatte ich kein schlechtes Gewissen. Und: Es ging mir immer um die Klaviere als Instrumente und nicht um den Sport des Feilschens.

Gruß
Olaf
 
Es geht darum, auf einem reichlich intransparenten Markt zu einem fairen und für beiden Seiten tragbaren (Preis-) Kompromiss zu kommen.

Im Zeitalter des www gibt es Preisvergleichsplattformen, Blogs, Foren, Auktionshäuser, Internetseiten von Fachbetrieben, Herstellern, Nutzern, Testberichte, Fachmagazinen, etc. Es gibt eigenlich nichts was man nicht googlen könnte.
Es ist doch lächerlich zu behaupten, dass man als armer Konsument den Raffzähnen der Hersteller und Händler so ausgeliefert ist. Das komplette Gegenteil ist der Fall. Nur ist es natürlich wesentlich einfacher ständig zu jammern und buhuu, die bösen Banken, der blöde Staat, das böse Management, die gemeinen Konzerne...das gibt einem ethisch womöglich das Gefühl, dass es legitim ist, selbst machen zu dürfen, was man will, man selbst ist ja nicht Schuld...

Da lässt sich der ein oder andere stundenlang im Fachhandel beraten, stellt Fragen, lässt sich aufklären, möchte anfassen, testen, ausprobieren und dann...kriegt der Verkäufer vielleicht noch einen Händedruck, ab nach Haus und erstmal im Internet gucken, was denn da eigentlich preislich geht...

Aber daneben gibt es (viele) Produkte, wo i.d.R. gar nicht gehandelt wird - und dann gibts solche, wo sich ein Feilschen (oft und gerne auch im positiven Sinn) eingebürgert hat: Autos, Immobilien, und eben auch Klaviere.

Und das ist u.a. der Grund warum:

- Der deutsche Autohandel pleite ist (sehe ich beruflich jeden Tag)

- Die größte Finanz- und Wirtschaftkrise ausgebrochen ist, die die Welt je gesehen hat (ja, es waren nicht nur Banken, sondern Konsumenten die fette Renditen haben wollten...)

- und ich immer wieder in der Philharmonie in halbleeren Rängen sitze, weil eine Wertschätzung für Kunst und Kultur, trotz massiver staatlicher Subventionierung, gegen Null tendiert

Klar kann nicht jeder einen Steinway kaufen oder ein deutsches Markenklavier. Aber auch im Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten kann man leben und leben lassen, Moral und ökonomischer Verstand schließen sich nicht aus!
Die plakative Behauptung, dass die, welche es sich materiell ja leisten könnten, sich über solche Sachen keine Gedanken machen müssten kann ich genausowenig stehen lassen.
Man möge sich die Frage stellen, wie denn manche an das Geld gekommen sind (nein, nicht alle haben reich geerbt oder haben im Lotto gewonnen), schon in diesem Faden habe ich dazu wunderbare Beispiele lesen können, die vor allem auf einen hohes Maß an Menschlichkeit und Integrität schließen lassen.

In diesem Sinne

Es grüßt
Musicus
 
Danke Rubato, hätte es besser nicht formulieren können.

Und ad Musicus, auch wenn Du natürlich prinzipiell Recht hast mit der Menge der vorhandenen Information, so bin ich bisher in der allgemeinen Informationsflut zu den tatsächlichen Strassenpreisen von Klavieren und Flügeln wegen des recht kleinen Markts nicht wirklich fündig geworden. Vielleicht kannst Du ja Deine generelle Behauptung mit Fakten untermauern und mal aufzeigen, wo die Informationen zu finden sind, die der gefühlten Intransparenz entgegengehen.
 
Im Zeitalter des www gibt es Preisvergleichsplattformen, Blogs, Foren, Auktionshäuser, Internetseiten von Fachbetrieben, Herstellern, Nutzern, Testberichte, Fachmagazinen, etc. Es gibt eigenlich nichts was man nicht googlen könnte.
Es ist doch lächerlich zu behaupten, dass man als armer Konsument den Raffzähnen der Hersteller und Händler so ausgeliefert ist.

Dies ist so tatsächlich für viele (austauschbare) Produkte richtig, ganz sicher gilt es nicht für den Klavierkauf. Denn: Wie schon oben mehrfach von verschiedenen Mit-Diskutanten gesagt, geht es hier erst einmal um das Instrument an sich. Das sucht man sich in einem längeren Prozeß aus, und in der Regel will man dann genau dieses. Was nutzt es dann, wenn man weiß, das gleiche Instrument steht in Berlin oder München und wird dort zum Preis xy angeboten ?

Ich glaube, daß es dann schon zulässig sein kann, den Händler zu fragen, ob er denn gewillt wäre, es auch zu einem anderen als dem Listenpreis abzugeben. Er kann nein sagen, er wird jedoch in der Regel ja sagen, und wird den Preis so gestalten, daß er noch gut damit leben kann. Wie auch Rolf oben schon schreibt: Der Listenpreis enthält z.B. bereits einen Aufschlag für die (oft gewünschte) Finanzierung etc., und das muß ja v o r der Nennung eines Preises geklärt sein - wie gesagt, das adäquate Mittel ist hierbei das offene Gespräch, aus dem beiden Seiten dann mit einem guten Gefühl hervorgehen. Was wäre daran falsch ?

Und wenn der Kunde dann "hart" verhandelt: "Und wenn ich es aber nicht nochmal 10% billiger bekomme, kaufe ich es nicht (das Instrument, das ich unbedingt will!)" ? Solche Verhandlungen wage ich mir gar nicht vorzustellen ...

Gruß
Rubato
 
Hallo

Auch ich halte Rubatos ersten Beitrag in diesem Thread für die bisher treffendste Analyse zum Thema Rabatte, insbesondere schliesse ich mich gerne diesem Zitat an:

Also bitte: Auf dem Teppich bleiben - nicht alles in der Welt ist gut, aber es gibt größere Dramen, als wenn jemand im Klaviergeschäft nach einem möglichen Rabatt fragt !

Konkret würde mich interessieren, wie ihr euch erklärt, dass ein bekannter Musikhändler im Netz ein schönes deutsches Markenklavier für fast 23% unter Listenpreis (inkl. der üblichen Dienstleistungen)( verkaufen kann, während ich für das selbe Instrument von der Konkurrenz im Prinzip (mehr oder weniger) den Listenpreis angegeben kriege.
Haben wir es hier mit einem geschäftsschädigenden Dumper zu tun oder ist einfach nur jener Kunde blöd, der dieses Klavier anderswo, sprich: zu teuer kauft?

Freue mich auf eure Reaktionen bzw. Klärungen zu diesem konkreten Beispiel...

Beste Grüsse
Patrick
 
Dieses Modell bekommst Du eigentlich bei jedem Händler um den selben Preis...
 
Bei Musicstore sogar nochmals günstiger.

Wie habe ich das nochmal herausgefunden...ach ja, gegoogelt...:rolleyes: So viel zum Thema Intrasparenz...

OK Musicus, das mag für Massenware ja stimmen, aber jetzt nimm mal bitte einen Yamaha C3/5/6/7-Flügel oder zB einen Wendl & Lung II oder vielleicht das Äquivalent von Kawai, und dann mach uns mal bitte vor, wie transparent der Markt in den Regionen ist...

Und ausserdem war die Frage nach effektiven Rabatten, also dem, was einzelne wirklich bezahlt haben, nicht irgendwelche pauschale Listenabschläge!
 
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