Der Weg nach Nirgendwo

Was bringt dich dazu, das von dir behauptete, unten zitierte, anzunehmen?
Kein Weg nach Irgendwo

Es besteht kein Zweifel daran, daß Hillers Versuch einer Apologie der Simplizität abscheulich ist. Jene regressive Tendenz, die noch vor wenigen Jahrzehnten in braunen Horden sich offenbarte, verlegt sich heute, ohnmächtig geworden, auf das Lob von Heimat, Blut und Boden. Scheinbar pazifiziert, schimmert doch durch das Gewand der Bauerstochter im Heimatfilm noch jene Waffe, die einst der Regression an die Macht verhalf.

[...]
Beim Rest, der sich wie eine Aneinanderreihung mehrdeutig verwendbarer Fremdwörter liest, fehlen mir Beispiele, die den von dir angestrebten direkten Bezug zu den Ausführungen von @Gomez de Riquet herstellen. Dein Text klingt wie allgemein formulierte Behauptungen, die jedoch nur eine Ansammlung von Unterstellungen ist.
 
uff:dizzy:Weiter so @Gomez de Riquet ,@Bernhard Hiller @Charis macht Spaß Euch zu lesen.
 
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Das tut er in der Tat, wenn er nicht sogar schon im Flieger sitzt. :lol:
 
Danke. Ist aber auch gar nicht so leicht, sowas zu schreiben (zumindest für mich). Irgendwie will ich "Opposition" gegen deine Thesen vorspiegeln, um dann in einer Kehrtwende eine hinterhältige Spitze zu bieten und letztlich in dieselbse Kerbe zu hauen.
Da du das Nicht-Ankommen so gerne betonst, würde ich gerne darauf eingehen, finde aber keinen geeigneten Wendepunkt.
Idee: der Protagonist ist bereits körperlich in Amarillo, sogar im Hause seiner Geliebten. Aber eine seelische Trennung wiegt schwerer. Exkurs zu Bunuels Gespenst der Freiheit, wo ein Ehepaar seine Tochter vermisst meldet, die anwesend ist, als die Vermisstenanzeige aufgenommen wird.
Man könnte hier Surrealismus und dergleichen anführen.
Kann hier ein anderer Claviot was draus machen? Nur keine Scheu!
 

@mick Koffer aufklappen, drüber hocken und feste pressen :-D:-D:-D:-D:drink:

Danke für das Anschneiden des Themas welches mich an folgenden Witz aus meiner Jugend erinnert:

Der Arzt zum Patienten:
"Wir müssen eine Generaluntersuchung machen. Meine Praxisassistentin nimmt ihnen Blut ab und wir brauchen auch noch ihren Stuhl zur Untersuchung. Ich bin jetzt drei Wochen im Urlaub, danach sehen wir uns wieder und da bringen sie ihre Stuhlprobe mit."
Gesagt getan.
Drei Wochen später am Morgen des Arztbesuches. Ehefrau zu Ehemann:
"Schatz, wir müssen jetzt los. Um neun ist dein Termin. Nimm du die drei Koffer und ich die beiden Reisetaschen!"

:ballon::ballon::geschenk::geschenk::cake::cake:
 
Auch Männer können gebähren. Was raus kommt riecht nur nicht so gut wie ein Baby. :-D
 
Amarillo: ein Bitterling?

In der zu Eingangs stehenden Rezension eines Orchesterliedes glaubt der Rezensent, dem Ortsnamen "Amarillo" eine inhaltliche Bedeutung zubilligen zu wollen: "wobei man noch erwähnen sollte, daß sich im Ortsnamen eine hübsche Anspielung auf das Verb 'amare' verbirgt". Wie arg hat er sich dabei doch verstiegen!
Bereits Wikipedia lehrt uns, daß Sedaka viel banalere Gründe für die Auswahl des Ortsnamens hatte.

Ursprünglich sollte es "Pensacola" sein. "cola" ist das spanische Wort für "Schwanz", auch im Sinne von "männliches Glied". Da Forschungsarbeiten an Zuwandererkindern im Kindergarten zeigen, daß selbst Kinder zunächst die "Kraftausdrücke" einer neuen Sprache lernen, können wir es für möglich halten, daß Greenfield und Sedaka diese Bedeutung bekannt war. "pensar" bedeutet "denken", liegt aber wohl jenseits des Fremdwortschatzes eines typischen Amerikaners.
Letztlich schickte er also den Protagonisten des Liedes *schwanzgesteuert* zu seiner Geliebten, eine unterbewußte Freudsche Höchstleistung.

Daß er davon Abstand nahm, hat, wie angedeutet, banale Gründe.
Schauen wir uns den Text an:
Ev'ry night I've been huggin' my pillow
Dreamin' dreams of Pensacola
...
I've been weepin' like a willow
Cryin' over Pensacola
Das ist nicht nur holprig, es ist auch wenig einprägsam. "Nishni Nowgorod" oder "Petropawlowsk Kamtschatskij" übertreffen "Pensacola" noch an Uneignung, aber letzteres ist bereits schon unangemesssen schwer. Als Sedaka auf "Amarillo" stieß, sah er sich erstmals der Möglichkeit nahe, den Text auswendig lernen zu können. Er schuf ein einfach zu verstehendes Werk.

Die Wirkungsweise der Schlichtheit wurde an anderer Stelle bereits erläutert. Aber es wäre falsch, annehmen zu wollen, Sedaka habe diese Wirkungsweise verstanden. Das wäre so, als ob man von einem Schizophrenen behauptete, er verstehe, wie Schizophrenie auf neuronaler Ebene funktioniere. Sedaka hat einfach das gewählt, was ihn nicht so wahnsinnig überforderte.

Zurück zur Behauptung, "Amarillo" spiele auf "amare" an. Weitaus näher liegt "amaro" - "bitter", aber das ist italienisch. Welch eine Eigenart haben doch diese Spanier: "amarillo" heißt einfach "gelb" und hat nichts mit Liebe zu tun. Unser Rezensent hätte gut daran getan, Sedaka keinerlei Sprachkenntnisse zu zu gestehen, dann wäre ihm diese Erkenntnis, die bitter ist wie gelbe Galle, erspart geblieben.
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PS. So n Mist - "amaro" - "bitter" , "amarillo" - "kleiner Bitterling" wär' so schön gewesen, aber nein, ich mußte das Wörterbuch konsultieren. Argh!
 
Großartiger Faden, ein Genuss, das zu lesen!
Allerdings: ihr alle seid grandios auf dem Holzweg, und nicht auf dem Weg nach Nirgendwo.
Textdichter, Komponist und Interpret wenden nämlich einen Trick an: das tatsächliche Ziel wird nicht direkt angesprochen, sondern im Metaplasmus Amarillo versteckt. Gemeint ist natürlich das Psychiatrie- Hospital Camarillo, in dem sich schon Charlie Parker von einem Nervenzusammenbruch erholte und sich zu dem hübschen Stück Relaxin' at Camarillo inspirieren ließ. Die Selbsteinlieferung in die Klinik steht bevor, aber der innere Schweinehund sagt nein und will und will und will den Weg einfach nicht finden.




View: https://youtu.be/zRXxdjsGesw
 

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