Der Gap zwischen "abgehakt" und "vorführreif"

Inifee

Inifee

Dabei seit
11. Feb. 2023
Beiträge
17
Reaktionen
44
Liebe Cavionist*innen,
mich beschäftigt im Moment sehr der "Gap" zwischen dem, was meine KL aus "abgehakt" betrachtet und dem, was ich mal (z.B. vor Freund*innen) "vorspielen" könnte.
Am Woe hatte ich ein befreundetes Paar zu Besuch und habe 3 kleine Stückchen (Gurlitt, Franck, Bertini) vorgespielt, um auch das neue Klavier zu zeigen.
Den Gurlitt und den Bertini konnte ich ganz gut rüberbringen - aber das Klagelieder einer Puppe war eher "holperig". Obwohl ich das schon ganz gut konnte und auch meiner KL fehlerfrei vorspielen konnte.
Aber bis zu einer gelungenen Vorführung liegen noch Welten dazwischen.
Ich bin Anfang des 3. Klavierjahres (also noch Grundschule ;-)), berufstätige Späteinsteigerin und habe online Unterricht. Das heißt auch, dass die Möglichkeit für ein Schülervorspiel wegfällt. Ich habe mit der Flöte mal die Erfahrung gemacht, dass eine Vorspielsituation einen ganz wesentlichen Schub für die Weiterentwicklung geben kann.

Meine Frage ist nun: Wie kann ich so ein Stück (ich möchte gerne mal 5 Stücke vorführreif präsent haben - quasi als Repertoire, falls mal jemand fragt, ob ich was vorspielen kann) aufbereiten??- Man muss ja Ziele haben :-)
Wie gehe ich beim Üben weiter vor? Immer einfach wieder durchspielen scheint mir wenig effektiv.

Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen und Tipps,
LG Inifee
 
Ich hab keinen Tipp, aber ich sag auch immer, ich bin quasi Grundschüler 😃 ich kann quasi die Buchstaben alle erkennen und nach dem Üben was vorspielen, aber einfach vom Blatt vorlesen geht noch nicht gut. Und ich spiele noch aus der Fibel :D
 
... ich hab doch Tipps, fällt mir ein. Zum Einen das Stück mal riiiiichtiiiiig laaaaaangsam spielen, da sieht man oft, was man noch nicht so richtig memorisiert hat. Sollbruchstellen schaffen, an denen man immer wieder gut ins Stück kommt. Und das Stück auswendig können hilft mir auch sehr, kommt aber bei der ständigen Wiederholung beim Üben sowieso mit der Zeit.
Das Pferd von hinten aufzäumen und mal random bestimmte Takte im Stück auswählen und spielen.
(Falls ich mich irre, korrigiert mich gern)

Und dann ist man immer noch nicht davor sicher, sich beim Vorspielen zu verspielen. 🫠 Ich habe letztes Jahr bei der Zeugnisausgabe meiner Zehntklässler was vorspielen sollen, mich monatelang vorbereitet, das Stück konnte ich da schon lange auswendig, hab jede kleine Problemstelle so lange ausgearbeitet, bis da alles bombenfest lief. Und zum Vorspiel hatte ich dann nen memory slip an einer Stelle, die mir noch nie Probleme bereitet hatte 🤷‍♀️🥲 hab dann aber ne Sollbruchstelle gehabt, ab der ich weitergespielt habe und ärgere mich bis heute drüber😃
 
Zuletzt bearbeitet:
3x beim Klavierlehrer vorspielen
dann
3x Freunden vorspielen
dann
3x (musikschul)öffentlich vorspielen

Dann erst ist das Stück soweit reif, dass man es frohgemut immer verbessern kann und keine Scheu mehr hat, es wieder und wieder öffentlich zu spielen

Und im Abstand von Lichtjahren

Tonaufnahme, etwa für eine Musikschul-CD in kleiner Auflage
(da gibt es das Rotlicht-Syndrom: Nervosität, obwohl das Stück nun wirklich todsicher(?) sitzt)
 
Ich halte von dem Wort "vorführreif" wenig, weil das eigentlich nichts aussagt. Kommt immer auf den Rahmen an. Ich würde mal vorführreif als nahe an deinem Optimum erstmal definieren. Wenn du dafür fünf Stücke haben willst, würde ich folgende Methode anwenden:

1. Üben, bis man sie erstmal so gut hinbekommen hat, wie man es eben schafft
2. Ein paar Monate weglegen
3. Nochmal von Grund auf intensiv üben, wieder so gut, wie man eben kann - dabei Schludereien, die bei 1. entstanden sind, austreiben
4. Regelmäßig immer mal spielen.

So kannst du zumindest Sachen so reaktivieren, dass du sie in kurzer Zeit wieder bestmöglich hinbekommst. Wirklich immer sofort bestmöglich abrufbereit halten, ist mit sinnvollem Aufwand schwer möglich, vor allem wenn die Stücke für einen selbst verhältnismäßig schwer sind.
 
Meine KL übt Stücke mit mir fürs Schüler-Vorspiel mindestens ein halbes Jahr, gefühlt... (glücklicherweise noch andere Stücke parallel...).
Trotzdem kann ich beim Vorspiel nur einen Bruchteil von dem zeigen, was ich will und fühle mich unsicher oder baue Patzer ein. Bei mir liegt das (glaube ich) vor allem am ungewohnten Klavier und dem ungewohnten Raum.
Mein Gehirn wird da von den neuen Eindrücken geflutet und ich kann mich schlecht konzentrieren. Üben könnte ich das wohl nur, in dem ich diese Situation übe. Also viel vorspielen.
Ansonsten muss ich sagen, dass die Stücke, die meine KL so ewig mit mir "vorspielreif" gemacht hat, eigentlich schon recht gut sitzen, die kann ich auch nach Monaten noch. Vielleicht sollte ich mir vornehmen, die einfach bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf jedem sich bietenden Klavier zu spielen...
 
Schludereien explizit auszutreiben, ist ganz schwierig.

Versteife dich nicht darauf, Stücke, die du früher schlecht eingeübt und die deswegen nicht gelingen, überwinden zu wollen; es ist meist vergebliche Arbeit. Hast du aber deine Spielweise inzwischen ganz geändert, so beginne das Studium des alten Stückes von vorne, als ob du es nicht kenntest.
(aus den Überegeln von Ferruccio Busoni)

Bei mir ist es Frühlingsrauschen und das Prélude von Rachmaninoff, was ich mir mit 12 Jahren ruiniert habe. Ich kann diese zwei Stücke nach (bald) 43 Jahren immer noch nicht richtig. :cry2::angst::-D:lol:
 
Zuletzt bearbeitet:
Schludereien explizit auszutreiben, ist ganz schwierig.

Versteife dich nicht darauf, Stücke, die du früher schlecht eingeübt und die deswegen nicht gelingen, überwinden zu wollen; es ist meist vergebliche Arbeit. Hast du aber deine Spielweise inzwischen ganz geändert, so beginne das Studium des alten Stückes von vorne, als ob du es nicht kenntest.
(aus den Überegeln von Ferruccio Busoni)

Bei mir ist es Frühlingsrauschen und das Prélude von Rachmaninoff, was ich mir mit 12 Jahren ruiniert habe. Ich kann diese zwei Stücke nach (bald) 43 Jahren immer noch nicht richtig. :cry2::angst::-D:lol:
Darauf näher einzugehen, ist etwas off topic, aber immerhin interessant, was Busoni da zusammengeschrieben hat. Aber ...
"1. Übe die Passage mit dem schwierigsten Fingersatz; hast Du ihn beherrschen gelernt, dann spiele mit dem leichtesten." ... kann mir das jemand erklären? Der meint doch nicht, ich solle dieselbe Passage mit zwei verschiedenen Fingesätzen üben? Oder meint der einfach die Binsenweisheit, erst die schwierigen Passagen zu üben und danach die leichteren? Also ich kann der Ausdrucksweise schlecht folgen. :016:
 
Liebe Alle,
das klingt, als ob zwischen den beiden Zeitpunkten abgehakt und vorführreif noch sehr viel Arbeit liegt. Vielleicht bin ich zu ungeduldig. Was meint ihr, wie lange es realistisch dauert, bis man so eine Top-5-Liste erarbeitet hat?
Das ist ein echtes Problem von mir, das fällt mir sehr schwer. Da muss ich noch mal recherchieren, wie da die Tipps sind.
Genau das ist eben ein Teil des Problems. Da ich online Unterricht habe gibt es diese Möglichkeit nicht. Da muss ich mir solche Gelegenheiten suchen und mal meine FreundInnen quälen ;-)
Wo findet ihr solche Gelegenheiten?
beginne das Studium des alten Stückes von vorne, als ob du es nicht kenntest.
Das klappt aber so gesehen tatsächlich nur bei den Stücken, die lange gelegen haben und die man schon "vergessen" hat. (Was bei mir schnell geht ;-) - ich habe dann öfter das Gefühl von "habe ich noch nie gesehen" - auch im Unterricht.)

Habt ihr denn solche Top-5-Listen von Stücken, die ihr könnt?

Keep on playing, lg Inifee
 
C-Dur-Tonleiter. Schwierig z.B. 3(c)-4-5-3-4-5-4 dann wieder 3. Kurz: 3453454-3. Oder, was ich manchmal übe: 1234534-1. Auch mal mit as und b. Wenn all sowas geht, ist 1231234-1 ein leichtes Spiel. Gibt noch mehr solchen Fingerballett, hier im Forum werden immer mal welche genannt. Irgendwo auch interessante Befingerungen der berühmten ersten Hanon-Übung.

Busoni geht es wohl darum, engste Fühlung mit jeder Taste zu gewinnen.
 
Darauf näher einzugehen, ist etwas off topic, aber immerhin interessant, was Busoni da zusammengeschrieben hat. Aber ...
"1. Übe die Passage mit dem schwierigsten Fingersatz; hast Du ihn beherrschen gelernt, dann spiele mit dem leichtesten." ... kann mir das jemand erklären? Der meint doch nicht, ich solle dieselbe Passage mit zwei verschiedenen Fingesätzen üben? Oder meint der einfach die Binsenweisheit, erst die schwierigen Passagen zu üben und danach die leichteren? Also ich kann der Ausdrucksweise schlecht folgen. :016:
C-Dur-Tonleiter. Schwierig z.B. 3(c)-4-5-3-4-5-4 dann wieder 3. Kurz: 3453454-3. Oder: 1212123-1. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Fußballer spielen im Stand mit dem Ball herum ohne nen Plan zu haben, Hauptsache Ballgefühl. - Was ich manchmal übe: 1234534-1. Auch mal mit as und b. Wenn all sowas geht, ist 1231234-1 ein leichtes Spiel. Gibt noch mehr solchen Fingerballett, hier im Forum werden immer mal welche genannt. Irgendwo auch interessante Befingerungen der berühmten ersten Hanon-Übung.

Busoni geht es wohl darum, engste Fühlung mit jeder Taste zu gewinnen.
 

Und im Abstand von Lichtjahren

Tonaufnahme, etwa für eine Musikschul-CD in kleiner Auflage
(da gibt es das Rotlicht-Syndrom: Nervosität, obwohl das Stück nun wirklich todsicher(?) sitzt)
Warum Abstand von Lichtjahren?
Man kann sich doch schon frühzeitig selber aufnehmen.
So richtig mit Mikros aufbauen, Kamera und sich so Stress machen. So kann man das Rotlicht Syndrom provozieren und tut nur sich selber weh :005:.
Dann eine Aufnahme, gut verspielt, noch eine und noch eine bis man einsieht, heute wird das nix.
Also üben und nach 1 Woche wiederholen.

Okay, dann kommen die Lichtjahre und dann erst die Musikschul-CD.
 
Gibt es eigentlich aus dem Forum heraus lokale Netze in denen man sich von Zeit zu Zeit zum gegenseitigen Vorspiel trifft?
Das wäre doch in jeder Hinsicht zu begrüßen - und wenn es das nicht gibt, so möchte ich das mal anregen. Starte ein Admin (Mod) einen Faden in den sich Interessierte mit Regionsangabe melden können und dann hat man mindestens schon mal einen Überblick. Weiter geht das dann leicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es eigentlich aus dem Forum heraus lokale Netze in denen man sich von Zeit zu Zeit zum gegenseitigen Vorspiel trifft?
Das wäre doch in jeder Hinsicht zu begrüßen - und wenn es das nicht gibt, so möchte ich das mal anregen. Starte ein Admin (Mod) einen Faden in den sich Interessierte mit Regionsangabe melden können und dann hat man mindestens schon mal einen Überblick. Weiter geht das das leicht.
Es gab mal einen online-Versuch:

Und solche Fäden:

Ich denke, dass während Corona nicht viel lief…
 
Warum Abstand von Lichtjahren?
Man kann sich doch schon frühzeitig selber aufnehmen.
So richtig mit Mikros aufbauen, Kamera und sich so Stress machen. So kann man das Rotlicht Syndrom provozieren und tut nur sich selber weh :005:.
Aufnahmen nur für zuhause sind nahezu witzlos und letztlich eine Form von Prokrastination, um in der Zeit nicht üben zu müssen. Ein KL sagt nach dem Vorspielen hingegen sofort, was Sache ist und vor allem, woran als nächstes gearbeitet werden muss.

Rotlicht-Syndrom: Du hast nur heute die Aufnahme (vielleicht darfst Du dreimal spielen) & die Aufnahme wird veröffentlicht/an Unbefreundete weitergegeben - auf einmal läuft das Stück nicht.

Typische Situation für in einem Studio produzierte Demo-CDs, um etwa Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen.

Noch gar nicht davon gesprochen, dass im Studio plötzlich nochmals geprobt wird.:angst:
 
Zuletzt bearbeitet:
Aufnahmen nur für zuhause sind nahezu witzlos und letztlich eine Form von Prokrastination, um in der Zeit nicht üben zu müssen. Ein KL sagt nach dem Vorspielen hingegen sofort, was Sache ist und vor allem, woran als nächstes gearbeitet werden muss.
Das ist eine sehr subjektive Einschätzung. Ich erlebe das ganz anders.
Und Prokrastination - weißt Du, ob das Übepensum nicht schon längst erledigt war? Einen Klavierlehrer hat nicht jeder und nicht alle jener sind gleich gut. Da würde ichmich auch nicht so drauf verlassen.
Eigene Aufnahmen können in der Erstellung und Erhaltung durchaus ein Gewinn sein.
 

Zurück
Top Bottom