"Graf Johann Josef Pachta war ein großer Musikliebhaber und Mäzen der Stadt. Er residierte in einem Palais am Annaplatz, das Schauplatz der wichtigsten Karnevalsbälle Prags war. Und er bat Mozart mehrere Male darum, für das nächste große Event einige Tänze zu komponieren. Aber wie es so mit ihm war, fand der Komponist nicht die Ruhe und Muße dafür – Selbstorganisation und Disziplin waren nun wahrlich nicht seine Stärken.
Graf Pachta sah sich mit fortschreitender Zeit gezwungen, wieder den Komponisten zu zwingen. Er lud ihn zu einem Abendessen ein, eine Stunde früher als sonst. Als Mozart eintraf, ließ er ihn zu einem Zimmer führen, in dem alles bereit lag: Notenpapier, Tinte, Feder. Ob die Tür hinter Mozart wirklich abgeschlossen wurde, überlassen wir vielleicht eher der Legendenbildung. Mozart jedenfalls komponierte eine halbe Stunde lang und konnte an diesem 6. Februar 1787 die sechs Deutschen Tänze in sein Werkverzeichnis eintragen.
Ganz bewusst legte er sie als Einheit an, die ohne Pause und mit vorkomponierter Überleitung gespielt wird. Jeder einzelne dieser Walzer im Dreivierteltakt steht in einer anderen Tonart und ist unterteilt in Hauptteil und Trio. Körperlich spürbar ist der Spannungsaufbau vom aufreizend wippenden Anfang bis zum orchestral aufbauschenden Schluss, ein humorvoller Ritt durch Melodien und Rhythmen, der unweigerlich in die Füße fährt."
None
www.konzerthaus.de
"Am 7.12.1788 war Wolfgang Amadé Mozart zum „k.k. Kammerkompositeur“ am Wiener Hof berufen worden, was ihm auch die Aufgabe zuteil werden ließ, für die Maskenbälle (oder auch Redoutenbälle) zur Faschingszeit Tänze zu komponieren."
"Mozarts Aufgabe als Kammerkompositeur war es also, Tänze für die reine Tanzpraxis zu komponieren, anders also, als in seiner Salzburger Zeit, in der er viele Menuette hauptsächlich als Übungsstücke für Tonsatz und Instrumentation komponierte. Seine Wiener Tänze sind im Gegensatz zu den Salnzburgern weniger experimentell, dafür aber geschickt und effektvoll instrumentiert: Sie zeugen von einem „Ideenreichtum, der sich innerhalb strenger Grenzen entfaltet“
5.
Noch bis Mitte des 18. Jahrhunderts war es üblich gewesen, bei solchen Bällen Konzertmusiker über bekannte Melodien improvisieren zu lassen. Mozarts Aufgabe war es nun, durch seine speziell für den Anlass komponierte Tänze jeden Redoutenball zu etwas besonderem zu machen, was ihm durch geschickte Instrumentation und dem Spiel mit Klangfarben auch gelang. So nutze er zum Beispiel verschiedene Instrumentationen, um stereotype Wiederholungen des Themas, die eigentlich grundlegendes Prinzip von Tanzformen sind, zu variieren. Nichtsdestotrotz sind seine orchestralen Tanzkompositionen nicht so aufwendig wie seine symphonische Orchestermusik. So berichtet sein Biograph Nissen in einer Anekdote, „daß Mozart in weniger als einer halben Stunde mit vier Contretänzen für das große Orchester fertig war“
6."