Dämpfung bei neuen und alten Flügeln

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Guten Morgen,

ich war mal wieder Flügel anspielen. Diesmal ein 150er Blüthner aus der Vorkriegszeit (saniert) und einen fast neuen Yamaha A1. Leider in zwei unterschiedlichen Geschäften. Ziemliches Kontrastprogramm, ich weiß, aber ich suche ja erstens nach meinem Wunschklang und zweitens nach einer Entscheidung alt vs. neu. Und da beide gleich klein und etwa gleich teuer sind, hat der Vergleich seinen Sinn.

Ich hatte den Blüthner zuerst gespielt und fand ihn sehr schön. Der Yamaha klang im Vergleich dann total trocken, wie in einem schalltoten Raum. Taste loslassen, Ton ist sofort komplett weg, auch sonst eher trocken. Ist das eine Eigenschaft des A1, oder einfach der heutige Zeitgeschmack, oder könnte es sein, dass beim Blüthner die Dämpfung nicht optimal saniert/eingestellt war?

Schwer aus der Ferne zu beurteilen, ich weiß. Aber vielleicht weiß jemand was dazu.

Ciao
- Karsten
 
Könnte der Blüthner mit Aliquot ausgestattet gewesen sein? Das ist eine 4. Saite in der Diskantlage welche nicht angeschlagen wird aber mitklingt und dem Instrument dadurch einen sehr schönen Obertonreichtum beschert - man hat dann auch in kleineren Räumen etwas eine Konzertsaalakustik.
Den Yamaha A1 empfinde ich persönlich allerdings auch als klanglich sehr trocken und steril, was allerdings Vorteile bei Studioaufnahmen hat.

Viele Grüße

Styx
 
Ich finde schon, dass Klaviere und Flügel im Laufe der Zeit "trockener" geworden sind. Man sieht es teilweise schon an der Größe der Dämpfer. Bei alten Flügeln sind die Dämpfer in der Mittellage manchmal kaum größer als heutzutage im Diskant... die können gar nicht so abrupt dämpfen, wie es bei einem "modernen" Flügel der Fall ist.
Das soll jetzt nicht heißen, dass die älteren Flügel schlecht dämpfen... sie dämpfen halt nur minimal "langsamer". Wenn der Ton wirklich hörbar nachklingt ist etwas nicht in Ordnung (schlecht justiert, Filz hart, Dämpfer schwergängig etc...)
 
Ich finde schon, dass Klaviere und Flügel im Laufe der Zeit "trockener" geworden sind.

Das trifft sicherlich auf die meisten Instrumente zu, insbesondere auf jene aus dem asiatischem Raum. Ich habe aber auch schon andere Erfahrungen gemacht, so war ich vor einiger Zeit mal bei einer Förster Vertretung und spielte zwei baugleiche Försterflügel an - einen generalüberholten von 1935 und einen neuen: sie waren klanglich fast identisch, auch wenn der alte eine deutlichere Charakteristik aufwies (dies was einige Kollegen als Seele des Instrumentes bezeichnen).


Viele Grüße

Styx
 
Wenn der Ton wirklich hörbar nachklingt ist etwas nicht in Ordnung (schlecht justiert, Filz hart, Dämpfer schwergängig etc...)
Das war es nicht, das würde ich schon selber heraushören :)

Ich finde schon, dass Klaviere und Flügel im Laufe der Zeit "trockener" geworden sind. Man sieht es teilweise schon an der Größe der Dämpfer. Bei alten Flügeln sind die Dämpfer in der Mittellage manchmal kaum größer als heutzutage im Diskant... die können gar nicht so abrupt dämpfen, wie es bei einem "modernen" Flügel der Fall ist.
Ja, so was in der Art hatte ich vermutet.

Der Blüthner klang einfach voller; der Unterschied zwischen den Flügeln war etwa so als ob man an einem Instrument mal mit und mal ohne Pedal spielt (und ich meine nicht "Dauerpedal", sondern das normale "Klangpedal", wo man bei Harmoniewechseln auch das Pedal wechselt). Und der Unterschied zwischen diesen beiden Instrumenten war wirklich gravierend.

Ich vermute mal, der Unterschied kommt aus einer Kombination von obertonreicherem Klang und schwächerer Dämpfung.

Aliquot hatte der Blüthner übrigens nicht.

Danke und Ciao
- Karsten
 

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