Chopin Walzer 34/2 a-moll Pedalgebrauch

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thomasz

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Hallo,
Ich übe diesen Walzer zur Zeit und mag ihn sehr - so eine schöne Mischung aus Melancholie und Schwung… Aber ich habe da ein Problem mit dem Pedaleinsatz.
Meine Frage an alle, die diesen Walzer kennen und können: Es kommen darin drei Passagen vor, an denen in meinen Noten ausdrücklich “senza ped.”, also ohne Pedal, vorgegeben ist: Erstens der Anfang, wo die Melodie in der linken Hand liegt; zweitens dann ungefähr in der Mitte, direkt nach dem A-Dur-Teil; und schließlich in der Coda. (Leider sind in meiner Ausgaben die Takte nicht durchnummeriert)
Meine Frage bezieht sich nur auf die zweite Passage, also die Takte direkt nach dem Dur-Teil (sie kommen später noch einmal). Wenn ich sie wirklich ohne Pedal spiele, klingt diese Passage für mich irgendwie dünn und dürftig - vor allem die Linke - und fällt gegenüber dem Vorhergehenden sehr ab.
Was meint ihr: “Darf” man sich hier über die Bezeichnungen hinwegsetzen und trotzdem mit Pedal spielen? Vielleicht klang das ja auf den Klavieren seiner Zeit anders. Oder ist dieser Effekt gerade beabsichtigt? Ich schaffe es aber nicht, das ohne Pedal irgendwie überzeugend zu gestalten…
Danke für Hinweise, Gruß,
Thomas
 
Hallo thomasz

Also erstmal vorneweg wir kennen den Grand Valse Brillante von Chopin Op. 34 Nr.2 gewidmet a' Madame la Baronne C. d.'Ivry

Fur einen guten Klavierspieler ist das Pedalspiel in Fleich und Blut übergegangen und er er denkt in keinster darüber nach.

Es ist wie beim Autofahren, denkst du auch jedesmal daran die Kupplung oder die Bremse zu treten?

Jetzt nochmal zurück zu deinem Walzer.
Leider sind deine Takte nicht durchnummeriert.
Chopin wird grundsätzlich mit Pedal gespielt und so ist eine Pedalangabe völlig überflüssig. (Meine Meinung)

Gruß Chief
 
Chief, nicht jeder kennt den genannten Walzer in der Weise, dass er weiß, wie eine bestimmte Passage zu spielen ist, und ich denke, in diesem Sinne hatte Thomasz seine Frage gestellt.

Wenn ausdrücklich "senza ped." angegeben ist, darf man darüber wohl nachdenken, ohne sich deshalb als schlechter Klavierspieler fühlen zu müssen. Ganz im Gegenteil - nur ein solcher würde wohl ohne sich Gedanken zu machen drüberholzen. Es wäre hier zu klären, ob diese Angabe vom Komponisten selbst stammt oder vom Verleger. Irgendetwas wird man sich ja dabei gedacht haben.

Tosca
 
Tosca, der Mensch ist doch kein Computer der diesen Walzer fehlerfrei spielt.
Der Mensch hat doch eine gewisse künstleriche Freiheit wie dieser Walzer aufzufassen ist. Was ich da so von mir gebe ist meine Auffassung von dem Stück und nur Chopin selbst könnte beurteilen ob er das so gemeint hat.

Ich habe die Urtext Ausgabe vom Henle Verlag.
Der Walzer Op.34. Nr.2 von Chopin enthält am Anfang überhaupt keinen Hinweis auf eine Pedalisierung.- Ich kümmere mich ja sowieso nicht darum -
Auch kein "senza ped"
Erst im Schlusstakt des A-Dur Teils ist nur für diesen Takt 65,66 ein Pedalnotation angeben. Das geht dann so weiter, mal Pedalnotation, mal keine.

Ich spiele diesen Walzer komplett von Anfang bis Ende mit dem rechten und die pp Passagen zusätlich mit dem linken Pedal.
 
Ist ja interessant, dass die Henle-Urtextausgabe dieses "senza ped." nicht enthält. Ich habe mir meine Noten aus dem Internet runtergeladen (weiß nicht mehr, von welcher Adresse), und da hat vielleicht ein späterer Bearbeiter (wie tosca vermutet) das hinzugefügt. Ich war der Meinung, das wäre so original von Chopin. Ich werde mal morgen in unsere Musikbibliothek gehen und mir die verfügbaren Ausgaben anschauen.
Im Übrigen, Chief: über den Pedalgebrauch nachzudenken halte ich schon für sinnvoll; es können einem auch Dinge in Fleisch und Blut übergehen, die falsch sind. Insofern hinkt auch die Analogie zum Autofahren: Wenn man falsch Gas gibt, dann kracht's. Wenn man falsch pedalisiert, dann kommen eben "bloß" verschmierte Klänge raus, an die sich das Ohr mit der Zeit gewöhnt...
so weit so gut erstmal,
Gruß, Thomas
 
In meiner Ausgabe, die ich von meinem Klavierlehrer, der viel Wert auf gutes Notenmaterial legt, bekommen habe, ist auch keine Anweisung, ohne Pedal zu spielen. In der Passage, die du ansprichst steht lediglich die Spielanweisung "cantabile", also soviel wie "gesanglich".
 
Zum Pedalgebrauch: Ich kenne die Stelle ohne Pedal und bin auch der Meinung, dass Pedal an dieser Stelle wirklich verfehlt ist. Zudem: Was verstehtst du unter Pedalgebrauch? Das ständige Benutzen, oder das (notwendige) kurzzeitige Gebrauchen, um große Sprünge legato spielen zu können?
Des Weiteren: Ist das Pedal in diesem Stück überhaupt notwendig?
Früher dachte ich immer: Chopin = Romantik. Da brauch ich unbedingt Pedal. Aber das stimmt nicht. Chopin wirkt viel klarer und "entschlackter", wenn er ohne Pedal gespielt wird. (Mittlerweile spiele ich sogar sein Fantaisie-Impromptu so gut wie ohne Pedal). Ich bin der Ansicht, dass Pedal erst bei den wirklichen Spätromantikern wie Brahms dringend benötigt wird...
Also: Manchmal ist weniger mehr...
 
Nach Einsicht in die Henle-Urtextausgabe spiele ich diese Passage jetzt auch mit Pedal und fühle mich dabei viel wohler...
@Dux: Gerade bei Walzern tut Pedal schon ganz gut, finde ich. Zumindest dort, wo in der linken Hand das typische Muster (tiefer Grundton auf die Eins und Akkorde auf die Zwei und Drei) zu spielen ist - und so ist es ja bei der von mir angesprochenen Passage. Mein Pedalgebrauch sieht dabei im Prinzip so aus, dass ich auf die "Eins" das Pedal ganz durchtrete und auf die "Zwei" und "Drei" jeweils halbes Pedal gebe, so dass der Grundton noch etwas durchklingt. Dort, wo Läufe in der rechten Hand harmonisch stark damit "kollidieren", versuche ich entsprechend weniger Pedal zu geben.
Gut verzichten kann ich auf das Pedal allerdings dort, wo die Melodie in der linken Hand liegt, also am Anfang und in der Schlusspassage von 34/2.
Dux: In einem anderen Thread hast du geschrieben, dass du Mozart ohne Pedal spielst. Das sehe ich auch so - bei ihm wirkt der Pedalklang wirklich zu "dick" (ich habe kürzlich ein dreiviertel Jahr an KV 332 F-Dur geübt).
Gruß, Thomas
 
Pedalspiel

Über die Jahre habe ich versucht, mir anzugewöhnen, das Pedal immer dann zu treten, wenn ich überbrücken möchte bei Legatospiel und wenn ich den Klang des Klavieres voller hören möchte bei bestimmten Passagen und Melodieteilen.
Was ich nicht gut finde, ist ein ständiges Pedaltreten, auch wenn es angezeigt würde im Notenbild, wenn dann ein starkes Verschmieren des Klanges mit den nachfolgenden Klanggebilden auftritt.
Man darf ja nicht übersehen, daß die Dämpfung bei Treten des rechten Pedals nicht mehr vorhanden ist, solange dieses rechte Pedal getreten ist. Und das kann zu mich störenden Klangüberschneidungen führen.

Gruß Hartwig
 

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