Hallo
@Curby!
Nach längerer Suche habe ich einen Artikel wiedergefunden, der Dir helfen könnte.
Leider baut Vogel und Scheer seine Internet Seite um und so sind viele wertvolle Infos nicht mehr - oder nur mehr über den Umweg
www.archive.org verfügbar.
http://www.vogel-scheer.de/images/pdf/Infos/Saiten-Scholl-StringingTheHarpsichord-en.pdf
Hier gibt es auch Infos über die Eigenschaften der verschiedenen Saitenmaterialien.
https://web.archive.org/web/20151120034500/http://www.vogel-scheer.de/de/info/saiten-infos.html
Das Grundproblem bei der Berechnung von Cembalosaiten ist, dass sich zwar aufgrund der Saitenlänge und Tonhöhe das geeignete Saitenmaterial herausfinden lässt, aber die Saitenstärke sich nicht direkt ergibt.
Länge und Tonhöhe sind bei einem bestimmten Instrument vorgegeben, das Material ergibt sich, wenn man die Festigkeit der Materialien kennt und davon ausgeht, dass eine Saite auf etwa 80-90% der Bruchkraft ausgelegt werden muss, um zu klingen
Man muss zumindest eine gewünschte Spannung vorgeben, um den Durchmesser zu erhalten, da auch eine Saite mit höherem Durchmesser auf dieselbe Tonhöhe gestimmt werden kann ohne zu reissen, da sie entsprechend höhere Zugkräfte aushält (beides ist proportional dem Quadrat des Durchmessers)
Der gewünschte Durchmesser hängt also ab von
1) der Konstruktion des Instruments (kann problematisch werden, weil ein Cembalo sich dann auf Dauer verziehen kann, viele Cembali sind bei genauer Betrachtung nach einigen Jahren verzogen)
2) der gewünschten Klangfarbe also Geschmacksache
Was die Kiele betrifft war nicht die Rede von Plektren anfertigen lassen, sondern die Zungen (die Teile im Springer, in denen die Plektren stecken.
Die Frage ist, was Du bei deinem Cembalo willst. Wenn Du weiter mit Leder Plektren spielen willst dann gibt es hier ein Video, in dem der Ersatz von diesen gezeigt wird:
Vorteil : man muss nichts am Instrument ändern
Nachteil : Sehr leise, nicht sehr haltbar, schwierig geeignetes Leder aufzutreiben
Wenn man sich entschließt, die Plektren durch Deren oder Federkiele zu ersetzen, dann muss die Zunge im Springer entweder ersetzt oder umgebaut werden, da die Plektren viel dünner sind, als die Leder Plektren.
Drei Varianten habe ich zum Umbau bis jetzt gesehen:
1) Die Leder Plektren werden abgeschnitten, mit einer Stanze wird in das Leder eine Passende Öffnung für die Delrin Plektren gestanzt.
2) Die Leder Plektren werden abgeschnitten, vom verbleibenden Rest wird ein bisschen abgeschnitten und man erhält so einen Keil, der das Darin Plectrum festhält. Siehe folgendes Video:
Habe ich probiert, ist ungeheuer mühsam und jedesmal, wenn ein Kiel abbricht ein Problem.
3) Man kann auch die zweite Variante abwandeln, indem man einen passenden Holzkeil anfertigt. Wurde einmal von einem Forumsmitglied gemacht, habe den Faden gerade nicht gefunden.
Alle drei Varianten halte ich persönlich für eher umprofessionelle, nicht dauerhafte Lösungen. Und weil ich gerade kein lange abgelagertes Buchsbaumholz zur Verfügung hatte und nicht milimetergroße Teile in großer Zahl mit hoher Präzision herstellen wollte habe ich mich entschlossen, die Zungen anfertigen zu lassen. Ich würde auch nicht Teile einer Klaviermechanik selbst schnitzen - bei aller Liebe zum Basteln.
Der Einbau, das Bekielen und die Intonation ist immer noch genügend Arbeit, macht aber Spaß und loht sich, vor allem spricht für ein selber machen, dass bei einem Cembalo laufende Nacharbeiten notwendig sind, die man viel besser beherrscht, wenn man es einmal in größerem Umfang gemacht hat.
Auch die von mir verwendeten vorintonierten Kiele müssen noch nachbearbeitet werden, sparen aber Arbeit im Vergleich zu den anderen - sind aber eine Spur weniger lang haltbar.
Auf jeden Fall viel Freude bei der Renovierung