Bruckner Symphonie 9 mit Te Deum

  • Ersteller des Themas Bernhard Hiller
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...da frage ich mich, was der 2. Satz in dieser "biografischen" Deutung sein mag? Ein Ausflug raus aus der fromm katholischen Orgelei und rein ins frivole Opernhaus zu Bayreuth? Sein kompositorischer Succubus? :-D
Daß der Pöhse Richard den Keuschen Toni vollends abgefüllt hat, ist aktenkundig. Was darüber hinaus noch an Schlimmen Dingen TM im protestantischen Sündenpfuhle Bayreuths ablief, ... Bruckner wird sie sicherlich seinem Pfarrer gebeichtet haben, der ihm versichern konnte, schon weit Schlimemres gehört zu haben. Et absolvo te ab peccatis tuis. Amen.
Im Laufe des Alterungsprozeßes könnte der Keusche Toni zur traditionell-katholischen Einsicht gekommen sein, daß das Fleisch halt schwach und sündig ist, dann beichtet man das halt, fertig. Und so durfte er altersweise diese Erlebnisse im zweiten Satze niederlegen.
Stimme dir zu. ;-)
 
Hallo! Es passt zwar nicht genau in das Thema, aber mich würde sehr interessieren was ihr von den "nachkomponierten" Finalen der 9. haltet. So wie ich @rolf zu verstehen glaube, weiss man ja doch recht viel, wie es in Arbeit war. Zu den 70% die man kennt noch 30% dazufügen von denen man auch weiss wie sie gedacht waren ... das ist sicher kein Klacks. Aber gibt es da eines das "am weitesten heran kommt" ?
Viele Grüsse

Meinen ganz grossen Bruckner-Fimmel hatte ich vor 15 Jahren und da gab es noch keine Finalsätze der 9. auf YouTube. Ich wurde durch den Thread wieder an die 9. erinnert, und neugierig geworden habe nicht gleich daran gedacht, dass es jetzt praktisch alles im Netz gibt, darum fragte ich. Nun habe mich selber informiert. Ich bin überrascht, wie viele “Nachkompositionen” es gibt. Ein paar habe ich mir angehört (oberflächlich) und könnte ich sie nicht weiter als nach meinem Höreindruck beurteilen.

Was ich aber ganz toll fand und meinem Anliegen am nächsten, war das “Gesprächskonzert” des Finalsatzes der 9. von Nikolaus Harnoncourt und den Wiener Phliharmonikern: “Wie ein Stein vom Mond”. Das YouTube Video ist auf Englisch, es gibt aber eine CD mit einer deutschen Fassung.




Es wird der Finalsatz der 9. auf mehreren Ebenen vorgestellt, biografische Situation, das erhaltene Material, zu Form und Inhalt und: Aufführung. Das empfand ich auch als einen sehr respektvollen Umgang mit Bruckners Hinterlassenschaft.

Danke dass ihr mich an Bruckners 9. wieder erinnert habt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ich aber ganz toll fand und meinem Anliegen am nächsten, war das “Gesprächskonzert” des Finalsatzes der 9. von Nikolaus Harnoncourt und den Wiener Phliharmonikern
Danke für diesen Link. Es ist erstaunlich, was man da zu hören bekommt - und meine Befürchtungen nach Rolfs Worten werden wahr: durchaus kräftige und laute Passagen, kein stilles Verklingen. Gewiss, das "letzte Ende" - ab der Coda bis zum Schlußakkord - ist nicht vollständig auskomponiert und wird von Harnoncourt nicht vorgestellt. Aber es ist doch recht viel.

Bruckner war halt zeitlebens recht nachgiebig, was auch Harnoncourt hervorhebt. Schon zu seinen Lebzeiten wurde das Te Deum als Ersatz für den 4. Satz vorgeschlagen, und offenbar glaubte man, daß Bruckner dem vollends zustimme - also bedarf es gar nicht der Mühe, seine weit fortgeschrittenen Skizzen zu analysieren.
Wie daneben.
 
es gibt in der Spätromantik allerdings tatsächlich eine Sinfonie, die langsam und leise endet und die quasi der Abschied des Komponisten von der Welt ist: op.74 von Tschaikowski
Wie bei Bruckner kann man das Verklingen auf das Ende des Komponisten beziehen. Aber die Tschaikowsky-Symphonie ist das bittere Ende. Die Vernichtung. Der Untergang. Der Warme Peter wird zerstört.
Während der Keusche Anton friedlich die irdische Welt verläßt.

Einen anderen Ausklang gibt es in der Alpensinfonie: dort ist es ein erlebnisreicher Tag, der zu Ende geht, nicht der Protagonist. Klettermaxe Richard sinniert bei Bier und Brotzeit über die Erlebnisse des Tages nach, und nach ein wenig Kräftesammeln wird's alsbald wieder hinaufgehen auf den nächsten Berg. Wiederholung garantiert.
 

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